Fritz Moses

Location 
Landhausstr. 37
District
Wilmersdorf
Stone was laid
21 May 2008
Born
11 July 1903 in Kolberg (Pommern) / Kołobrzeg
Deportation
on 01 November 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Murdered
in Łódź / Litzmannstadt

Am 11. Juli 1903 wurde Fritz Heinz Moses in der elterlichen Wohnung in dem Ostseebad Kolberg in der Sattlerstraße 10 geboren. Sein Vater Hermann Moses war Kaufmann, die Mutter hieß Toni Moses geborene Fränkel.<br />
<br />
Hermann und Toni Moses hatten 1902 - ein Jahr vor Fritz‘ Geburt - geheiratet. <br />
Nach dem Tod seines Vaters heiratete seine Mutter wieder, und zwar einen Bekannten aus Kolberg, den ebenfalls verwitweten Leo Klein, der auch einen Sohn hatte, den nur ein Jahr jüngeren Bruno.<br />
Nach dem Tod des Stiefvaters, der wahrscheinlich ebenso wie Hermann Moses in Kolberg verstarb, zogen Fritz, seine Mutter und der Stiefbruder nach Berlin.<br />
<br />
Sie wohnten zusammen in der Gasteiner Straße 14. Unter dieser Adresse ist Toni Klein erstmals 1934 als Witwe verzeichnet. 1936 zog die Familie in die Landhausstraße 37 um.<br />
<br />
In Berlin lernte Fritz die am 6. September 1910 geborene Laborantin Elsbeth Metzenberg kennen. Sie war die Tochter von Charlotte Metzenberg. Ihr Vater Adolf Walter Metzenberg, ein bekannter Buchhändler und Inhaber der Druckerei Labisch & Co war 1931 während eines Aufenthaltes in Leipzig  gestorben. Nach seinem Tod zogen Charlotte und die Töchter aus der großen Wohnung in der Lietzenburger Straße 28 um in eine kleinere in der Mommsensstr. 67. Leonie heiratete einen italienischen Staatsbürger und lebte mit ihm in Mailand. <br />
<br />
Am 19. September 1940, dem Tag seiner Hochzeit, zog Fritz Moses zu seiner Frau und Schwiegermutter in die Mommsenstraße 67, zur Zeit der Volkszählung im April 1939, in der Juden in einer gesonderten Kartei erfasst wurden, war Fritz noch in der mütterlichen Wohnung in der Landhausstraße 37 gemeldet. Deshalb wurde der Stolperstein für Fritz Moses vor diesem Haus verlegt.<br />
<br />
Fritz und Elsbeth waren Mitglieder der Jüdischen Gemeinde. Ein Gratulationsschreiben der Gemeindevorsitzenden zur Hochzeit drückt in beklemmender Weise die dramatische Situation für Juden 1940 aus.<br />
<br />
Sehr geehrter Herr Moses,
sehr geehrte gnädige Frau,
in unserer ernsten Gegenwart fühlt sich die Jüdische Gemeinde zu Berlin e.V. mit dem Geschick aller ihrer Freunde eng verbunden und nimmt besonderen Anteil am Ergehen derer, die unsere Hoffnung und Zukunft bedeuten.
wir erlauben uns daher, zu Ihrer heutigen Vermählung Ihnen und Ihren werten Angehörigen innige Glückwünsche auszusprechen. Möge eine gnädige Vorsehung Ihren Bund behüten und Ihrem Hause Glück und Segen erblühen!
Mit aufrichtiger Dankbarkeit werden wir es begrüssen, wenn Sie anlässlich Ihrer Vermählung der Bedrückten unserer Gemeinschaft gedenken und nach bester jüdischer Tradition in Ihrer Freude uns bereitwillig helfen und das Aufbringungswerk der Gemeinde bei der Erfüllung seiner grossen sozialen Verpflichtungen stützen werden.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Jüdische Gemeinde zu Berlin e.V.
Aufbringungswerk
Dr. M. Israel Salomonski<br />
<br />
Ein Jahr später – wenige Tage vor ihrer Deportation - füllten Elsbeth und Fritz Moses und Charlotte Metzenberg ihre „Vermögenserklärungen“ gegenüber der Oberfinanzbehörde aus. Hierin gab Fritz an, als Transportarbeiter bei der Spedition Hertling in Charlottenburg tätig gewesen zu sein. Diese Spedition stellte die Gruppenfahrbereitschaft für den Oberbürgermeister der „Reichshauptstadt“. Offensichtlich war Fritz Moses dort als Zwangsarbeiter für einen mageren Wochenlohn von 45 RM beschäftigt Seine Frau hingegen war noch bei dem jüdischen Arzt Dr. med. Gustav Emanuel als Laborantin tätig. Dessen Praxis befand sich in der Neuen Ansbacher Straße 7a.
<br />
Über Fritz’ beruflichen Werdegang finden sich in den überlieferten Dokumenten keinerlei Hinweise. In der „Vermögenserklärung“ gab er neben Schreibtisch und Bücherschrank den Besitz von 100 Büchern, diverses Werkzeug und Sportbekleidung und -ausrüstung an. Waren es seine eigenen Bücher oder stammten sie aus dem Nachlass seines verstorbenen Schwiegervaters Walter Metzenberg?<br />
<br />
In der langen gemeinsamen Liste der beschlagnahmten Gegenstände und Kleidungsstücke befanden sich auch ein Posten Babywäsche, kleine Kinderbetten und ein Kinderservice. War Elsbeth zu diesem Zeitpunkt schwanger oder stammten die Sachen noch aus der Kindheit von Leonie und Elsbeth und waren als Erinnerungstücke aufbewahrt worden? Wir wissen es nicht.<br />
<br />
Am 1. November 1941 wurde Fritz Moses gemeinsam mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter in das Ghetto Łódź deportiert. Sie hatten sich zuvor in der Levetzowstraße 7-8 einzufinden, einer als Sammelstelle für Juden missbrauchten Synagoge. Dort war ihnen am 30. Oktober 1941 der Deportationsbescheid der Gestapo zugestellt worden. Insgesamt 1079 Menschen aus Berlin wurden an diesem 1. November 1941 nach Łódź deportiert. Von der Staatspolizeileitstelle wurde dieser Transport als „Welle IV“ bezeichnet.<br />
<br />

Im Ghetto Łódź wurden alle drei in der Hausierergasse 2/32 untergebracht. Sie fanden elende Verhältnisse vor. In den überfüllten Behausungen schliefen die Menschen auf dem nackten Fußboden. Es herrschte Kälte und Hunger und auf Grund der mangelnden Hygiene verbreiteten sich rasch Tod bringende Krankheiten. 
Fritz und Elsbeth Moses wurden als arbeitsfähig eingestuft, Fritz musste im Ghetto in der chemischen Wäscherei Zwangsarbeit leisten und Elsbeth war in der Lagerliste mit ihrem erlernten Beruf Laborantin eingetragen.<br />
<br />
Am 8. Mai 1942 wurde Charlotte Metzenberg aus dem Ghetto in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) deportiert und sofort nach Ankunft ermordet.
Fritz und Elsbeth Moses hatten noch zwei weitere Jahre die grauenvollen Bedingungen des Ghettos zu ertragen. Sie wurden am 10. Juli 1944 nach Chelmno transportiert. <br />
<br />
Nach Ankunft in dem „Schloss Kulmhof“ mussten sich die Menschen entkleiden, sie wurden zu einer Rampe getrieben, an deren Ende einer der drei vorhandenen Gaswagen stand. Nachdem man die Opfer unter Peitschenschlägen dort hineingetrieben hatte, verschloss man die Türen. Der Fahrer kroch unter das Fahrzeug, schloss den Verbindungsschlauch vom Auspuff ins Wageninnere an und startete den Benzinmotor. Durch die eindringenden Abgase erstickten die Menschen innerhalb von zehn Minuten. Anschließend fuhr der Fahrer die Leichen in ein Lager im Wald, wo sie in Massengräbern vergraben wurden.<br />
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Am 11. Juli 1903 wurde Fritz Heinz Moses in der elterlichen Wohnung in dem Ostseebad Kolberg in der Sattlerstraße 10 geboren. Sein Vater Hermann Moses war Kaufmann, die Mutter hieß Toni Moses geborene Fränkel.

Hermann und Toni Moses hatten 1902 - ein Jahr vor Fritz‘ Geburt - geheiratet.
Nach dem Tod seines Vaters heiratete seine Mutter wieder, und zwar einen Bekannten aus Kolberg, den ebenfalls verwitweten Leo Klein, der auch einen Sohn hatte, den nur ein Jahr jüngeren Bruno.
Nach dem Tod des Stiefvaters, der wahrscheinlich ebenso wie Hermann Moses in Kolberg verstarb, zogen Fritz, seine Mutter und der Stiefbruder nach Berlin.

Sie wohnten zusammen in der Gasteiner Straße 14. Unter dieser Adresse ist Toni Klein erstmals 1934 als Witwe verzeichnet. 1936 zog die Familie in die Landhausstraße 37 um.

In Berlin lernte Fritz die am 6. September 1910 geborene Laborantin Elsbeth Metzenberg kennen. Sie war die Tochter von Charlotte Metzenberg. Ihr Vater Adolf Walter Metzenberg, ein bekannter Buchhändler und Inhaber der Druckerei Labisch & Co war 1931 während eines Aufenthaltes in Leipzig  gestorben. Nach seinem Tod zogen Charlotte und die Töchter aus der großen Wohnung in der Lietzenburger Straße 28 um in eine kleinere in der Mommsensstr. 67. Leonie heiratete einen italienischen Staatsbürger und lebte mit ihm in Mailand.

Am 19. September 1940, dem Tag seiner Hochzeit, zog Fritz Moses zu seiner Frau und Schwiegermutter in die Mommsenstraße 67, zur Zeit der Volkszählung im April 1939, in der Juden in einer gesonderten Kartei erfasst wurden, war Fritz noch in der mütterlichen Wohnung in der Landhausstraße 37 gemeldet. Deshalb wurde der Stolperstein für Fritz Moses vor diesem Haus verlegt.

Fritz und Elsbeth waren Mitglieder der Jüdischen Gemeinde. Ein Gratulationsschreiben der Gemeindevorsitzenden zur Hochzeit drückt in beklemmender Weise die dramatische Situation für Juden 1940 aus.

Sehr geehrter Herr Moses,
sehr geehrte gnädige Frau,
in unserer ernsten Gegenwart fühlt sich die Jüdische Gemeinde zu Berlin e.V. mit dem Geschick aller ihrer Freunde eng verbunden und nimmt besonderen Anteil am Ergehen derer, die unsere Hoffnung und Zukunft bedeuten.
wir erlauben uns daher, zu Ihrer heutigen Vermählung Ihnen und Ihren werten Angehörigen innige Glückwünsche auszusprechen. Möge eine gnädige Vorsehung Ihren Bund behüten und Ihrem Hause Glück und Segen erblühen!
Mit aufrichtiger Dankbarkeit werden wir es begrüssen, wenn Sie anlässlich Ihrer Vermählung der Bedrückten unserer Gemeinschaft gedenken und nach bester jüdischer Tradition in Ihrer Freude uns bereitwillig helfen und das Aufbringungswerk der Gemeinde bei der Erfüllung seiner grossen sozialen Verpflichtungen stützen werden.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Jüdische Gemeinde zu Berlin e.V.
Aufbringungswerk
Dr. M. Israel Salomonski

Ein Jahr später – wenige Tage vor ihrer Deportation - füllten Elsbeth und Fritz Moses und Charlotte Metzenberg ihre „Vermögenserklärungen“ gegenüber der Oberfinanzbehörde aus. Hierin gab Fritz an, als Transportarbeiter bei der Spedition Hertling in Charlottenburg tätig gewesen zu sein. Diese Spedition stellte die Gruppenfahrbereitschaft für den Oberbürgermeister der „Reichshauptstadt“. Offensichtlich war Fritz Moses dort als Zwangsarbeiter für einen mageren Wochenlohn von 45 RM beschäftigt Seine Frau hingegen war noch bei dem jüdischen Arzt Dr. med. Gustav Emanuel als Laborantin tätig. Dessen Praxis befand sich in der Neuen Ansbacher Straße 7a.

Über Fritz’ beruflichen Werdegang finden sich in den überlieferten Dokumenten keinerlei Hinweise. In der „Vermögenserklärung“ gab er neben Schreibtisch und Bücherschrank den Besitz von 100 Büchern, diverses Werkzeug und Sportbekleidung und -ausrüstung an. Waren es seine eigenen Bücher oder stammten sie aus dem Nachlass seines verstorbenen Schwiegervaters Walter Metzenberg?

In der langen gemeinsamen Liste der beschlagnahmten Gegenstände und Kleidungsstücke befanden sich auch ein Posten Babywäsche, kleine Kinderbetten und ein Kinderservice. War Elsbeth zu diesem Zeitpunkt schwanger oder stammten die Sachen noch aus der Kindheit von Leonie und Elsbeth und waren als Erinnerungstücke aufbewahrt worden? Wir wissen es nicht.

Am 1. November 1941 wurde Fritz Moses gemeinsam mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter in das Ghetto Łódź deportiert. Sie hatten sich zuvor in der Levetzowstraße 7-8 einzufinden, einer als Sammelstelle für Juden missbrauchten Synagoge. Dort war ihnen am 30. Oktober 1941 der Deportationsbescheid der Gestapo zugestellt worden. Insgesamt 1079 Menschen aus Berlin wurden an diesem 1. November 1941 nach Łódź deportiert. Von der Staatspolizeileitstelle wurde dieser Transport als „Welle IV“ bezeichnet.


Im Ghetto Łódź wurden alle drei in der Hausierergasse 2/32 untergebracht. Sie fanden elende Verhältnisse vor. In den überfüllten Behausungen schliefen die Menschen auf dem nackten Fußboden. Es herrschte Kälte und Hunger und auf Grund der mangelnden Hygiene verbreiteten sich rasch Tod bringende Krankheiten. 
Fritz und Elsbeth Moses wurden als arbeitsfähig eingestuft, Fritz musste im Ghetto in der chemischen Wäscherei Zwangsarbeit leisten und Elsbeth war in der Lagerliste mit ihrem erlernten Beruf Laborantin eingetragen.

Am 8. Mai 1942 wurde Charlotte Metzenberg aus dem Ghetto in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) deportiert und sofort nach Ankunft ermordet.
Fritz und Elsbeth Moses hatten noch zwei weitere Jahre die grauenvollen Bedingungen des Ghettos zu ertragen. Sie wurden am 10. Juli 1944 nach Chelmno transportiert.

Nach Ankunft in dem „Schloss Kulmhof“ mussten sich die Menschen entkleiden, sie wurden zu einer Rampe getrieben, an deren Ende einer der drei vorhandenen Gaswagen stand. Nachdem man die Opfer unter Peitschenschlägen dort hineingetrieben hatte, verschloss man die Türen. Der Fahrer kroch unter das Fahrzeug, schloss den Verbindungsschlauch vom Auspuff ins Wageninnere an und startete den Benzinmotor. Durch die eindringenden Abgase erstickten die Menschen innerhalb von zehn Minuten. Anschließend fuhr der Fahrer die Leichen in ein Lager im Wald, wo sie in Massengräbern vergraben wurden.