Elisabeth Perls

Location 
Prinzregentenstr. 77
District
Wilmersdorf
Stone was laid
21 May 2008
Born
20 January 1891 in Berlin
Occupation
Sekretärin
Deportation
on 07 September 1942 to Theresienstadt
Later deported
on 16 October 1944 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Elisabeth Perls, die „Else“ genannt wurde, kam am 20. Januar 1891 in Berlin als das älteste von drei Kindern des 1857 in Kattowitz/Oberschlesien (Katowice/Polen) geborenen Kaufmanns Nathan Perls und seiner 1858 in Laurahütte/Oberschlesien (heute Teil von Siemianowice Śląskie/Polen) geborenen Ehefrau Amalie Perls, geb. Rund, auf die Welt. <br />
Ihre Eltern waren einige Jahre zuvor aus dem oberschlesischen Industrierevier nach Berlin gekommen. Bis dahin hatten sie in einer Gegend gelebt, die dem Ruhrgebiet im Westen Deutschlands ähnelte: Rund um die nicht weit voneinander entfernten Gruben und Eisenhütten lagen die Siedlungen für die Bergleute, Dörfer und kleine Orte, manche später zu Städten geworden wie Kattowitz, Beuthen (Bytom/Polen) und Gleiwitz (Gliwice/Polen). Die meisten zugewanderten Juden waren Kaufleute, wohlhabend geworden oder durch ein Studium gehörten sie zum bürgerlichen Mittelstand des Industriereviers. Die Familien waren groß.<br />
Die Großeltern Perls lebten und starben in Oberschlesien: die ungefähr 1842 geborene Großmutter Julie Perls bereits vor der Geburt der Enkelkinder 1885 in Beuthen, der Großvater Wilhelm Perls, Lehrer an der „Jüdischen Elementarschule“ in Beuthen, ungefähr 1904 in Kattowitz – ihn kann Elisabeth noch gekannt haben. <br />
Großvater Bernhard Rund (1832–1911) war ein Schneidermeister aus Laurahütte, einer Siedlung nahe der 1836 von Hugo Henckel von Donnersmarck (1811–1890) mitgegründeten Eisenhütte gleichen Namens in der Nähe von Kattowitz. Großmutter Emilie Minna Rund, geb. Preuss (1834–1905) stammte aus Gleiwitz. Seit ungefähr 1885 lebten die Großeltern Rund im damals noch selbstständigen Charlottenburg, der Großvater besaß eine Schneiderei, einen Tuchladen und ein Geschäft für Herrenmoden. Elisabeths 1871 in Beuthen geborener Onkel Dr. Eugen Rund lebte bei den Eltern und führte dort auch seine Arztpraxis.<br />
In welchem Jahr die Eltern von Elisabeth Perls nach Berlin gekommen sind, bleibt unklar, 1885 findet sich ihr Vater Nathan Perls das erste Mal im Berliner Adressbuch. 1891, zum Zeitpunkt ihrer Geburt, wohnten die Eltern in der Sebastianstraße 86. Nathan Perls war Besitzer eine Geschäfts für Herren und Knabengarderobe im Parterre der Oranienstraße 157, zwischen Moritz- und Oranienplatz. Wohnung und Geschäft lagen nah beieinander in der damaligen Luisenstadt, heute im nördlichen Teil Kreuzbergs. Die beiden Geschwister von Elisabeth wurden in den darauf folgenden Jahren geboren: die Schwester Margarethe 1892 ebenfalls in der Sebastianstraße, der Bruder Friedrich (Fritz) Salomon 1893 in der Neuen Jakobstraße. (Er sollte Mitbegründer der Gestalttherapie werden. Elisabeth Perls findet sich allein als Schwester von Fritz Perls in den Veröffentlichungen über ihren berühmten Bruder.)<br />
Elisabeths Vater Nathan Perls war später Weinhändler, aber er hatte vorher bereits andere Firmen besessen. Art und Anschriften der Geschäfte und auch der Wohnungen der Familie erzählen eine Erfolgsgeschichte – wie diese für die Kinder ausgesehen hat, wissen wir nur aus dem sehr kritischen Blick des Sohnes auf den Vater: Aus der Luisenstadt und aus Mitte zog die Familie für kurze Zeit in das sogenannte Scheunenviertel, dem Viertel der meist armen und traditionell lebenden Juden aus dem „Osten“. In dem armen Viertel verbrachten Elisabeth Perls und ihre Geschwister die ersten Jahre ihrer Kindheit. Ihr Vater war Inhaber einer „Stiefel-Besohl-Anstalt“ mit mehreren Filialen. <br />
Danach ging es nach „Westen“, für zwei Jahre in die Lutherstraße 14 (heute nicht mehr existent) und dann von 1899 bis in den Ersten Weltkrieg in die Ansbacher Straße 53 (heute Nr.13). Beide Häuser lagen in einer bürgerlichen Wohngegend nicht weit entfernt vom Wittenbergplatz. Der Vater hatte die Vertretungen der Rothschildschen Weine übernommen, verdiente gut und war Freimaurer geworden. Die Mutter hielt die jüdischen Festtage ein und ernährte sich im Gegensatz zu ihrem Ehemann koscher. In der Ansbacher Straße wohnte die Familie zuerst in einer 4-Zimmer-Wohnung im Hinterhaus und zog dann in eine größere Wohnung im Vorderhaus. Die Mutter beschäftigte nun ein Dienstmädchen. Sie wird als „kunstliebend“ geschildert, und sie sparte, um mit ihrem Sohn (und den Töchtern?) Theater und Museen besuchen zu können.<br />
Später wird berichtet, dass Elisabeth Perls ein „schweres Augenleiden“ hatte und eine Brille trug. (Auf der Transportliste nach Theresienstadt wird sie als „blind“ bezeichnet.) Auf einem Kinderbild der drei Geschwister ist davon nichts zu sehen. Aber Elisabeth Perls scheint zurückgezogen gelebt zu haben, blieb unverheiratet bei der Familie, den Eltern, der Mutter. Es wird auch berichtet, dass Elisabeth Perls berufstätig war und als Sekretärin bei der Jüdischen Gemeinde in Berlin arbeitete. – Ob dies ein „eingeschränktes Leben“ war?<br />
1914/1915 zog die ganze Familie Perls in die Tharandter Straße 5 im Bayerischen Viertel. 1922 heiratete Elisabeths Schwester Margarethe, 1930 ihr Bruder Friedrich Perls. Vater Nathan Perls starb am 17. November 1933 im Jüdischen Krankenhaus. <br />
Die Mutter und Elisabeth blieben noch einige Jahre in der Wohnung Tharandter Straße 5. Ende der 1930er-Jahre lebten sie in der Prinzregentenstraße 77, nicht weit entfernt von der Tharandter Straße. Ihre letzte, nicht mehr selbst gewählte Anschrift war die Klopstockstraße 30 im Bezirk Tiergarten. Hier wohnten sie zur Untermiete bei Arthur Kosterlitz (1867–1942), der ebenfalls aus Oberschlesien stammte. <br />
Am 7. September 1942 wurden Elisabeth und Amalie Perls (wie auch ihr Vermieter) mit dem „58. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Von den 100 Verschleppten waren nur vier Personen unter 60 Jahren. Amalie Perls starb bereits nach einem Monat an den elenden Haftbedingungen in Theresienstadt. Vermieter Arthur Kosterlitz wurde weiterdeportiert und am 29. September 1942 in Treblinka ermordet. <br />
Elisabeth Perls lebte noch bis zum Oktober 1944 in Theresienstadt. Dann wurde sie mit einem der „Herbsttransporte“ am 16. Oktober 1944 nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.<br />
<br />
Retten konnten sich bereits 1933 ihr Bruder Friedrich (Fritz) Perls und 1939 ihre Schwester Margarethe mit ihren Familien. <br />

Elisabeth Perls, die „Else“ genannt wurde, kam am 20. Januar 1891 in Berlin als das älteste von drei Kindern des 1857 in Kattowitz/Oberschlesien (Katowice/Polen) geborenen Kaufmanns Nathan Perls und seiner 1858 in Laurahütte/Oberschlesien (heute Teil von Siemianowice Śląskie/Polen) geborenen Ehefrau Amalie Perls, geb. Rund, auf die Welt.
Ihre Eltern waren einige Jahre zuvor aus dem oberschlesischen Industrierevier nach Berlin gekommen. Bis dahin hatten sie in einer Gegend gelebt, die dem Ruhrgebiet im Westen Deutschlands ähnelte: Rund um die nicht weit voneinander entfernten Gruben und Eisenhütten lagen die Siedlungen für die Bergleute, Dörfer und kleine Orte, manche später zu Städten geworden wie Kattowitz, Beuthen (Bytom/Polen) und Gleiwitz (Gliwice/Polen). Die meisten zugewanderten Juden waren Kaufleute, wohlhabend geworden oder durch ein Studium gehörten sie zum bürgerlichen Mittelstand des Industriereviers. Die Familien waren groß.
Die Großeltern Perls lebten und starben in Oberschlesien: die ungefähr 1842 geborene Großmutter Julie Perls bereits vor der Geburt der Enkelkinder 1885 in Beuthen, der Großvater Wilhelm Perls, Lehrer an der „Jüdischen Elementarschule“ in Beuthen, ungefähr 1904 in Kattowitz – ihn kann Elisabeth noch gekannt haben.
Großvater Bernhard Rund (1832–1911) war ein Schneidermeister aus Laurahütte, einer Siedlung nahe der 1836 von Hugo Henckel von Donnersmarck (1811–1890) mitgegründeten Eisenhütte gleichen Namens in der Nähe von Kattowitz. Großmutter Emilie Minna Rund, geb. Preuss (1834–1905) stammte aus Gleiwitz. Seit ungefähr 1885 lebten die Großeltern Rund im damals noch selbstständigen Charlottenburg, der Großvater besaß eine Schneiderei, einen Tuchladen und ein Geschäft für Herrenmoden. Elisabeths 1871 in Beuthen geborener Onkel Dr. Eugen Rund lebte bei den Eltern und führte dort auch seine Arztpraxis.
In welchem Jahr die Eltern von Elisabeth Perls nach Berlin gekommen sind, bleibt unklar, 1885 findet sich ihr Vater Nathan Perls das erste Mal im Berliner Adressbuch. 1891, zum Zeitpunkt ihrer Geburt, wohnten die Eltern in der Sebastianstraße 86. Nathan Perls war Besitzer eine Geschäfts für Herren und Knabengarderobe im Parterre der Oranienstraße 157, zwischen Moritz- und Oranienplatz. Wohnung und Geschäft lagen nah beieinander in der damaligen Luisenstadt, heute im nördlichen Teil Kreuzbergs. Die beiden Geschwister von Elisabeth wurden in den darauf folgenden Jahren geboren: die Schwester Margarethe 1892 ebenfalls in der Sebastianstraße, der Bruder Friedrich (Fritz) Salomon 1893 in der Neuen Jakobstraße. (Er sollte Mitbegründer der Gestalttherapie werden. Elisabeth Perls findet sich allein als Schwester von Fritz Perls in den Veröffentlichungen über ihren berühmten Bruder.)
Elisabeths Vater Nathan Perls war später Weinhändler, aber er hatte vorher bereits andere Firmen besessen. Art und Anschriften der Geschäfte und auch der Wohnungen der Familie erzählen eine Erfolgsgeschichte – wie diese für die Kinder ausgesehen hat, wissen wir nur aus dem sehr kritischen Blick des Sohnes auf den Vater: Aus der Luisenstadt und aus Mitte zog die Familie für kurze Zeit in das sogenannte Scheunenviertel, dem Viertel der meist armen und traditionell lebenden Juden aus dem „Osten“. In dem armen Viertel verbrachten Elisabeth Perls und ihre Geschwister die ersten Jahre ihrer Kindheit. Ihr Vater war Inhaber einer „Stiefel-Besohl-Anstalt“ mit mehreren Filialen.
Danach ging es nach „Westen“, für zwei Jahre in die Lutherstraße 14 (heute nicht mehr existent) und dann von 1899 bis in den Ersten Weltkrieg in die Ansbacher Straße 53 (heute Nr.13). Beide Häuser lagen in einer bürgerlichen Wohngegend nicht weit entfernt vom Wittenbergplatz. Der Vater hatte die Vertretungen der Rothschildschen Weine übernommen, verdiente gut und war Freimaurer geworden. Die Mutter hielt die jüdischen Festtage ein und ernährte sich im Gegensatz zu ihrem Ehemann koscher. In der Ansbacher Straße wohnte die Familie zuerst in einer 4-Zimmer-Wohnung im Hinterhaus und zog dann in eine größere Wohnung im Vorderhaus. Die Mutter beschäftigte nun ein Dienstmädchen. Sie wird als „kunstliebend“ geschildert, und sie sparte, um mit ihrem Sohn (und den Töchtern?) Theater und Museen besuchen zu können.
Später wird berichtet, dass Elisabeth Perls ein „schweres Augenleiden“ hatte und eine Brille trug. (Auf der Transportliste nach Theresienstadt wird sie als „blind“ bezeichnet.) Auf einem Kinderbild der drei Geschwister ist davon nichts zu sehen. Aber Elisabeth Perls scheint zurückgezogen gelebt zu haben, blieb unverheiratet bei der Familie, den Eltern, der Mutter. Es wird auch berichtet, dass Elisabeth Perls berufstätig war und als Sekretärin bei der Jüdischen Gemeinde in Berlin arbeitete. – Ob dies ein „eingeschränktes Leben“ war?
1914/1915 zog die ganze Familie Perls in die Tharandter Straße 5 im Bayerischen Viertel. 1922 heiratete Elisabeths Schwester Margarethe, 1930 ihr Bruder Friedrich Perls. Vater Nathan Perls starb am 17. November 1933 im Jüdischen Krankenhaus.
Die Mutter und Elisabeth blieben noch einige Jahre in der Wohnung Tharandter Straße 5. Ende der 1930er-Jahre lebten sie in der Prinzregentenstraße 77, nicht weit entfernt von der Tharandter Straße. Ihre letzte, nicht mehr selbst gewählte Anschrift war die Klopstockstraße 30 im Bezirk Tiergarten. Hier wohnten sie zur Untermiete bei Arthur Kosterlitz (1867–1942), der ebenfalls aus Oberschlesien stammte.
Am 7. September 1942 wurden Elisabeth und Amalie Perls (wie auch ihr Vermieter) mit dem „58. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Von den 100 Verschleppten waren nur vier Personen unter 60 Jahren. Amalie Perls starb bereits nach einem Monat an den elenden Haftbedingungen in Theresienstadt. Vermieter Arthur Kosterlitz wurde weiterdeportiert und am 29. September 1942 in Treblinka ermordet.
Elisabeth Perls lebte noch bis zum Oktober 1944 in Theresienstadt. Dann wurde sie mit einem der „Herbsttransporte“ am 16. Oktober 1944 nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.

Retten konnten sich bereits 1933 ihr Bruder Friedrich (Fritz) Perls und 1939 ihre Schwester Margarethe mit ihren Familien.