Rosa Phiebig née Grunwald

Location 
Schlüterstr. 54
District
Charlottenburg
Stone was laid
23 September 2010
Born
12 December 1881 in Stolzenhagen
Deportation
on 29 January 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Rosa Phiebig wurde als Rosa Grunwald am 12. Dezember 1881 in Stolzenhagen bei Stettin geboren. Dort, in Stettin, heiratete sie mit 20 Jahren am 19. Januar 1902 den Kaufmann Carl Phiebig. Im November des gleichen Jahres wurde ihr Sohn Fritz, ein knappes Jahr später die Tochter Susanne geboren.<br />
<br />
1910 zog die Familie nach Berlin, Carl Phiebig meldete 1916 ein Gewerbe an als „Stadtagent“ für Tuche, Vertreter der Firma Gebr. Franken, Aachen. Die Agentur war in der Dorotheenstraße, der Wohnsitz in der Charlottenburger Witzlebenstraße 12a. 1921 musste er die Agentur aufgeben, ließ sich aber weiter als Vertreter eintragen und war aus seiner Wohnung tätig. 1934 stellte er dann die Arbeit ganz ein, zwei Jahre später war die Firma erloschen.<br />
<br />
Sohn Fritz war inzwischen Innenarchitekt geworden und hatte einen eigenen Hausstand gegründet, 1932 ist er nach Paris umgezogen. Tochter Susanne war Buchhalterin, arbeitete bei der Firma Sally Guggenheim und lebte noch bei ihren Eltern.<br />
<br />
Die Familie wohnte mittlerweile in der Wielandstrasse 14 und hatte dank Rosa eine neue Einkommensquelle gefunden: Rosa Phiebig betrieb ab 1934 eine Familienpension in ihrer 8-Zimmerwohnung: zwei Zimmer bewohnten Phiebigs selbst, 6 vermieteten sie als Leerzimmer mit Verpflegung.<br />
<br />
Sei es weil sie Schwierigkeiten mit dem Vermieter bekam, sei es weil sie sich vergrößern wollte – „es herrschte eine starke Nachfrage für jüdische Pensionen im Westen Berlins“ wird ihre Tochter später zu Protokoll geben – , Pension Phiebig zog 1936 in die nahe Schlüterstraße 54. Hier wurden nun 15 Zimmer vermietet, auch möbliert, im 1. und im 4. Stock. Rosa Phiebig hatte jetzt eine Partnerin, Gertrud Abramczyk, die die Wohnung im 4. Stock gemietet hatte und dort nur ein Zimmer mit ihrem Mann, Justizrat a.D. Abraham Abramczyk, selbst bewohnte. Die Pensionäre zahlten im Durchschnitt 150.- RM monatlich für das Zimmer mit Verpflegung, es handelte sich in der Regel um wohlhabende alleinstehende oder verwitwete ältere Damen oder Herren. Einige Ehepaare waren auch darunter.<br />
<br />
Am 13. Februar 1938 starb Carl Phiebig. Seine Witwe führte die Pension mit Frau Abramczyk weiter, obwohl für ihre Pensionäre und auch für sie selbst unter der systematischen Judenverfolgung der Nationalsozialisten die Diskriminierungen und Einschränkungen zunehmend zunahmen. Im April 1939 wanderte Tochter Susanne nach England aus, nannte sich später dort in Susan Phillips um.<br />
<br />
Der Pensionsbetrieb lief zwar weiter, aber bald sah man sich mit Zwangseinweisungen konfrontiert. Die Nationalsozialisten strebten an, Juden zwangsweise in „Judenwohnungen“ und „Judenhäusern“ zusammenzupferchen, um Wohnraum für „deutschblütige“ Mieter zu schaffen. Hierzu war bereits 1939 das Mietrecht für Juden gelockert worden. In Berlin wurde das besonders ab Anfang 1941 betrieben, da Ersatzwohnraum nicht nur infolge von Fliegerangriffen benötigt wurde, sondern auch aufgrund der Baupläne von Generalbauinspektor Albert Speer für die Vision „Welthauptstadt Germania“, im Zuge derer ganze Straßenzüge abgerissen wurden. Eine der Bewohnerinnen der Pension Phiebig, Gertrud Friedländer, schrieb im November 1941 „...Andererseits wurden unsere Zimmer wieder besichtigt und diesmal werden wir wohl Mitbewohner bekommen; das nimmt man ja heute nicht mehr so ungern in Kauf, wenn wir nur nicht fortmüssen.“<br />
<br />
Eine Hoffnung, die auf grausame Weise unerfüllt blieb: nach und nach wurden alle jüdischen Bewohner der Schlüterstraße 54 und eben auch der Pension Phiebig deportiert, Gertrud Friedländer als eine der ersten. Einige wurden vor der Deportation noch mal gezwungen, in eine andere Wohnstatt umzuziehen.<br />
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Rosa Phiebig selbst wurde am 29. Januar 1943 mit weiteren 1003 Berliner Juden vom Bahnhof Putlitzstraße aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Rosa Phiebig wurde als Rosa Grunwald am 12. Dezember 1881 in Stolzenhagen bei Stettin geboren. Dort, in Stettin, heiratete sie mit 20 Jahren am 19. Januar 1902 den Kaufmann Carl Phiebig. Im November des gleichen Jahres wurde ihr Sohn Fritz, ein knappes Jahr später die Tochter Susanne geboren.

1910 zog die Familie nach Berlin, Carl Phiebig meldete 1916 ein Gewerbe an als „Stadtagent“ für Tuche, Vertreter der Firma Gebr. Franken, Aachen. Die Agentur war in der Dorotheenstraße, der Wohnsitz in der Charlottenburger Witzlebenstraße 12a. 1921 musste er die Agentur aufgeben, ließ sich aber weiter als Vertreter eintragen und war aus seiner Wohnung tätig. 1934 stellte er dann die Arbeit ganz ein, zwei Jahre später war die Firma erloschen.

Sohn Fritz war inzwischen Innenarchitekt geworden und hatte einen eigenen Hausstand gegründet, 1932 ist er nach Paris umgezogen. Tochter Susanne war Buchhalterin, arbeitete bei der Firma Sally Guggenheim und lebte noch bei ihren Eltern.

Die Familie wohnte mittlerweile in der Wielandstrasse 14 und hatte dank Rosa eine neue Einkommensquelle gefunden: Rosa Phiebig betrieb ab 1934 eine Familienpension in ihrer 8-Zimmerwohnung: zwei Zimmer bewohnten Phiebigs selbst, 6 vermieteten sie als Leerzimmer mit Verpflegung.

Sei es weil sie Schwierigkeiten mit dem Vermieter bekam, sei es weil sie sich vergrößern wollte – „es herrschte eine starke Nachfrage für jüdische Pensionen im Westen Berlins“ wird ihre Tochter später zu Protokoll geben – , Pension Phiebig zog 1936 in die nahe Schlüterstraße 54. Hier wurden nun 15 Zimmer vermietet, auch möbliert, im 1. und im 4. Stock. Rosa Phiebig hatte jetzt eine Partnerin, Gertrud Abramczyk, die die Wohnung im 4. Stock gemietet hatte und dort nur ein Zimmer mit ihrem Mann, Justizrat a.D. Abraham Abramczyk, selbst bewohnte. Die Pensionäre zahlten im Durchschnitt 150.- RM monatlich für das Zimmer mit Verpflegung, es handelte sich in der Regel um wohlhabende alleinstehende oder verwitwete ältere Damen oder Herren. Einige Ehepaare waren auch darunter.

Am 13. Februar 1938 starb Carl Phiebig. Seine Witwe führte die Pension mit Frau Abramczyk weiter, obwohl für ihre Pensionäre und auch für sie selbst unter der systematischen Judenverfolgung der Nationalsozialisten die Diskriminierungen und Einschränkungen zunehmend zunahmen. Im April 1939 wanderte Tochter Susanne nach England aus, nannte sich später dort in Susan Phillips um.

Der Pensionsbetrieb lief zwar weiter, aber bald sah man sich mit Zwangseinweisungen konfrontiert. Die Nationalsozialisten strebten an, Juden zwangsweise in „Judenwohnungen“ und „Judenhäusern“ zusammenzupferchen, um Wohnraum für „deutschblütige“ Mieter zu schaffen. Hierzu war bereits 1939 das Mietrecht für Juden gelockert worden. In Berlin wurde das besonders ab Anfang 1941 betrieben, da Ersatzwohnraum nicht nur infolge von Fliegerangriffen benötigt wurde, sondern auch aufgrund der Baupläne von Generalbauinspektor Albert Speer für die Vision „Welthauptstadt Germania“, im Zuge derer ganze Straßenzüge abgerissen wurden. Eine der Bewohnerinnen der Pension Phiebig, Gertrud Friedländer, schrieb im November 1941 „...Andererseits wurden unsere Zimmer wieder besichtigt und diesmal werden wir wohl Mitbewohner bekommen; das nimmt man ja heute nicht mehr so ungern in Kauf, wenn wir nur nicht fortmüssen.“

Eine Hoffnung, die auf grausame Weise unerfüllt blieb: nach und nach wurden alle jüdischen Bewohner der Schlüterstraße 54 und eben auch der Pension Phiebig deportiert, Gertrud Friedländer als eine der ersten. Einige wurden vor der Deportation noch mal gezwungen, in eine andere Wohnstatt umzuziehen.

Rosa Phiebig selbst wurde am 29. Januar 1943 mit weiteren 1003 Berliner Juden vom Bahnhof Putlitzstraße aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.