Dr. Moritz Steiner

Location 
Hektorstr. 2
District
Wilmersdorf
Stone was laid
29 March 2008
Born
29 August 1857 in Sohrau (Schlesien) / Zory
Deportation
on 03 October 1942 to Theresienstadt
Murdered
31 October 1942 im Ghetto Theresienstadt

Moritz Steiner wurde am 29. August 1857 in Sohrau (dem heutigen Zory) in Oberschlesien, etwa 30 Kilometer südwestlich von Kattowitz (Katowice), geboren. Er war der Sohn des Kaufmanns Bernhard Steiner und dessen Frau Dorothea, geborene Löbinger. Moritz hatte sieben jüngere Geschwister: Seine Brüder Joseph, Handel, Adolph und Max wurden 1859, 1862, 1864 und 1867 geboren, seine Schwestern Bertha und Lina Steiner kamen 1861 und 1865 zur Welt. Eine weitere Schwester namens Rosalie verstarb kurz nach der Geburt 1860. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Moritz Steiner und seiner Geschwister haben sich nur wenige Informationen erhalten. Als Moritz fünf Jahre alt war, verließ die Familie seinen Geburtsort und siedelte sich in der Kleinstadt Orzesche (heute Orzesze) an. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehörten seine Eltern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur kleinen jüdischen Gemeinde der Ortschaft.

Nach seinem Schulabschluss studierte Moritz Steiner Medizin, promovierte 1881 in Erlangen mit einer Forschungsarbeit zur Geburtsmedizin mit dem Titel „Gibt es habituelles Absterben der Frucht ohne Syphillis“ und erhielt im selben Jahr seine Approbation. Seit 1884 bekleidete er eine Physicatsstelle in Rosenberg O.S. (heute Olesno). Anfang des 20. Jahrhunderts war er in der Stadt als königlicher Kreisarzt ansässig und lebte mit seiner ersten Ehefrau Anna Steiner, geborene Kuznitzky, und seiner 1885 geborenen Tochter Margarethe in der Stadt. Ein zweites Kind war wenige Tage nach der Geburt 1891 gestorben. Nach dem Tod seiner Ehefrau Anna 1905 verließ Moritz Steiner Rosenberg O.S., er heiratete 1907 in zweiter Ehe die aus Oels (Oleśnica) stammende, elf Jahre jüngere Elfriede Friederike Bergmann. Sie war die Tochter des zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits verstorbenen Kaufmanns Leopold Bergmann und seiner Frau Klara, geborene Kirschbaum. Ab 1912 wurde Moritz Steiner in den Berliner Adressbüchern als praktischer Arzt, Medizinalrat und Kreisarzt a. D. in der Karlsruher Straße 15 I. in Wilmersdorf geführt, wo das Ehepaar knapp 20 Jahre bis Anfang der 1930er-Jahre lang leben sollte. Im Nachbargebäude in der Karlsruher Straße 16 hatte sich der Arzt eine Praxis eingerichtet. Leider haben sich keine weiteren Informationen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Steiners im Berlin der Kaiserzeit und der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Moritz Steiner und seine Ehefrau. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 1934/1935 musste der verrentete Mediziner mit seiner Ehefrau seine langjährige Wohnung verlassen. Die Eheleute zogen in die Hektorstraße 2 in Halensee. Spätestens nach den Pogromen im Mai und November 1938 wurde das Leben in Berlin für sie zum Existenzkampf. In der Position von Rechtlosen wurden sie fast täglich durch neue Erlasse und Sondergesetze drangsaliert. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich nach der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Demütigung und Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlin mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Moritz Steiner und seine Ehefrau erhielten den Deportationsbescheid knapp ein Jahr später. Am 3. Oktober 1942 wurden sie mit dem „3. großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der 85-jährige Moritz Steiner überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto kaum einen Monat. Der in Theresienstadt ausgefüllte Totenschein gibt den 31. Oktober 1942 als Todestag an. Kaum verlässlich ist die notierte Todesursache „Lungenentzündung“, da die NS-Ärzte die tatsächlichen Todesursachen direkter und indirekter Gewalteinwirkung mit kaschierenden Sammelbegriffen verschleierten. Moritz Ehefrau Elfriede überlebte ihren Mann nur um zwei Monate. Sie starb am 27. Dezember 1942 in Theresienstadt. Die Tochter von Moritz Steiner, Margarethe, überlebte die NS-Verfolgung.

Moritz Steiner wurde am 29. August 1857 in Sohrau (dem heutigen Zory) in Oberschlesien, etwa 30 Kilometer südwestlich von Kattowitz (Katowice), geboren. Er war der Sohn des Kaufmanns Bernhard Steiner und dessen Frau Dorothea, geborene Löbinger. Moritz hatte sieben jüngere Geschwister: Seine Brüder Joseph, Adolph und Max wurden 1859, 1864 und 1867 geboren, seine Schwestern Bertha, Handel und Lina Steiner kamen 1861, 1862 und 1865 zur Welt. Eine weitere Schwester namens Rosalie verstarb kurz nach der Geburt 1860. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Moritz Steiner und seiner Geschwister haben sich nur wenige Informationen erhalten. Als Moritz fünf Jahre alt war, verließ die Familie seinen Geburtsort und siedelte sich in der Kleinstadt Orzesche (heute Orzesze) an. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehörten seine Eltern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur kleinen jüdischen Gemeinde der Ortschaft.

Nach seinem Schulabschluss studierte Moritz Steiner Medizin, promovierte 1881 in Erlangen mit einer Forschungsarbeit zur Geburtsmedizin mit dem Titel „Gibt es habituelles Absterben der Frucht ohne Syphillis“ und erhielt im selben Jahr seine Approbation. Seit 1884 bekleidete er eine Physicatsstelle in Rosenberg O.S. (heute Olesno). Anfang des 20. Jahrhunderts war er in der Stadt als königlicher Kreisarzt ansässig und lebte mit seiner ersten Ehefrau Anna Steiner, geborene Kuznitzky, und seiner 1885 geborenen Tochter Margarethe in der Stadt. Ein zweites Kind war wenige Tage nach der Geburt 1891 gestorben. Nach dem Tod seiner Ehefrau Anna 1905 verließ Moritz Steiner Rosenberg O.S., er heiratete 1907 in zweiter Ehe die aus Oels (Oleśnica) stammende, elf Jahre jüngere Elfriede Friederike Bergmann. Sie war die Tochter des zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits verstorbenen Kaufmanns Leopold Bergmann und seiner Frau Klara, geborene Kirschbaum. Ab 1912 wurde Moritz Steiner in den Berliner Adressbüchern als praktischer Arzt, Medizinalrat und Kreisarzt a. D. in der Karlsruher Straße 15 I. in Wilmersdorf geführt, wo das Ehepaar knapp 20 Jahre bis Anfang der 1930er-Jahre lang leben sollte. Im Nachbargebäude in der Karlsruher Straße 16 hatte sich der Arzt eine Praxis eingerichtet. Leider haben sich keine weiteren Informationen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Steiners im Berlin der Kaiserzeit und der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Moritz Steiner und seine Ehefrau. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 1934/1935 musste der verrentete Mediziner mit seiner Ehefrau seine langjährige Wohnung verlassen. Die Eheleute zogen in die Hektorstraße 2 in Halensee. Spätestens nach den Pogromen im Juni und November 1938 wurde das Leben in Berlin für sie zum Existenzkampf. In der Position von Rechtlosen wurden sie fast täglich durch neue Erlasse und Sondergesetze drangsaliert. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich nach der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Demütigung und Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlin mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Moritz Steiner und seine Ehefrau erhielten den Deportationsbescheid knapp ein Jahr später. Am 3. Oktober 1942 wurden sie mit dem „3. großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der 85-jährige Moritz Steiner überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto kaum einen Monat. Der in Theresienstadt ausgefüllte Totenschein gibt den 31. Oktober 1942 als Todestag an. Kaum verlässlich ist die notierte Todesursache „Lungenentzündung“, da die NS-Ärzte die tatsächlichen Todesursachen direkter und indirekter Gewalteinwirkung mit kaschierenden Sammelbegriffen verschleierten. Moritz Ehefrau Elfriede überlebte ihren Mann nur um zwei Monate. Sie starb am 27. Dezember 1942 in Theresienstadt. Die Tochter von Moritz Steiner, Margarethe, überlebte die NS-Verfolgung.