Margarete Trapowski née Israelis

Location 
Giesebrechtstr. 10
District
Charlottenburg
Stone was laid
08 May 2011
Born
04 January 1863 in Weener
Escape into death
22 June 1941

Margarete Trapowskis Vorname war eigentlich Mary, lediglich in einer Karteikarte der Reichsvereinigung der Juden wird sie Margarete genannt, möglicherweise eine Namensverwechslung. Ihr Mädchenname war Israels. Sie wurde am 4. Januar 1863 in Weener (Rheiderland)/Ostfriesland geboren als Tochter des Viehhändlers Isaak Viktor Israels und seiner Frau Helene geborene Weinberg. Weener hatte eine bedeutende jüdische Gemeinde und die Familie Israels zählte zu den wohlhabenden und angesehenen. Ihre sephardischen Vorfahren waren aus den Niederlanden eingewandert. Isaak Israels war ein verdienstvolles Gemeindemitglied, 1850 schenkten er und sein Bruder Joseph der Gemeinde ein Grundstück für einen Friedhof. Ein Bruder Marys, Louis Israels, wurde ein bekannter plattdeutscher Dichter und hatte nicht nur, wie sein Vater, Ämter in der jüdischen Gemeinde, sondern wurde auch außerhalb dieser wiederholt zum Bürgervorsteher gewählt.<br />
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Isaak Israels hatte Bertha Weinberg geheiratet, und mit ihr vier Kinder gezeugt. Nachdem Bertha 1849 im Kindbett starb, heiratete Isaak deren Schwester Helene, das Paar bekam neun weitere Kinder, von denen Mary das drittjüngste war. Über Marys Kindheit und Jugend in Weener wissen wir nichts. Auch nicht, wann und wo sie den 7 Jahre älteren Kaufmann Alexander Trapowski aus Czerwinsk in Polen kennenlernte und heiratete. Alexander Trapowski war Inhaber einer Schuhwarenfabrik zusammen mit Julius Weinberg aus Krefeld – vielleicht ein Verwandter von Marys Mutter. Im Berliner Adressbuch finden wir ihn erstmals 1894 in der Markgrafenstraße 89/90, die Schuhwarenfabrik war am Werdeschen Markt 10. Es scheint ziemlich sicher, dass er zu diesem Zeitpunkt schon mit Mary verheiratet war, denn es war Alexander Trapowski, der im Februar dieses Jahres den Tod von Marys Schwager Salomon Cahn aus Eschwege anzeigte, der Mann ihrer schon vorher verstorbenen Schwester Minna. Vermutlich war Salomon Cahn in Berlin zu Besuch. <br />
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Trapowskis zogen wiederholt in Berlin um, 1911 wohnten sie in der Jenaer Straße 8. In diesem Jahr, am 15. Juli, starb Alexander Trapowski in einer Privatklinik in der Augsburger Straße 66. Mary blieb zunächst in der Jenaer Straße wohnen, zog aber später in die Niebuhrstraße 77 um. Ob Mary Kinder hatte ist nicht nachweisbar. Das Adressbuch nennt ab 1915 einen Julius Trapowski „genannt Trapow“, Obsthändler, aber es lässt sich keinen Bezug zu Mary feststellen. Ab 1927 ist auch eine Margarete Trapowski im Adressbuch vertreten. Sie ist ebenfalls Obsthändlerin und hat zeitweise die gleiche Adresse wie Julius, könnte seine Frau oder seine Schwester sein. Mit Mary Trapowski geb. Israels ist sie nicht identisch, beide Frauen sind mit völlig unterschiedlichen Wohnsitzen in den Adressbüchern von 1927-33 aufgeführt. Hier könnte die Ursache für die Namensverwechslung liegen. <br />
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Nach 1933 ist Mary Trapowski aus den Adressbüchern verschwunden. Möglich, dass die wachsende Judendiskriminierung durch das NS-Regime sie dazu brachte ihre Wohnung aufzugeben. Wir finden ihre Spur wieder in der „Ergänzungskartei“ zur Volkszählung vom 17. Mai 1939, in der Juden separat erfasst wurden. Sie wohnte zu dem Zeitpunkt in der Giesebrechtstraße 10, offenbar zur Untermiete. Auch aus dieser Wohnung musste sie wieder ausziehen, da Juden vielfach genötigt wurden, Wohnraum für Nichtjuden frei zu machen. 1941 wohnte sie in der Droysenstraße 18, ebenfalls zur Untermiete. <br />
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Mary Trapowski hatte die ganze Bandbreite der antisemitischen Maßnahmen unter Hitler erleben müssen, die darauf abzielten, Juden zu isolieren und schließlich wirtschaftlich und sozial völlig aus dem öffentlichen Leben auszuschließen. Nach dem Novemberpogrom am 9./10. November 1938 häuften sich noch mal die Verordnungen gegen Juden. Der Besuch von Theatern, Konzerten, Kinos usw. wurde ihnen verboten, zu bestimmten Zeiten durften sie gar nicht mehr auf die Straße, durften nur von 4 bis 5 Uhr nachmittags einkaufen. Alle Wertgegenstände mussten sie abliefern, Rundfunkgeräte wurden beschlagnahmt, Telefonanschlüsse gekündigt, ihre Konten wurde zu „Sicherheitskonten“ erklärt, von denen sie nur durch „Sicherungsanordnung“ festgelegte Beträge für ein Existenzminimum abheben durften. Das Alltagsleben wurde für Juden unerträglich und Anfang 1941 zog Mary Trapowski daraus ihre Konsequenz: Am 22. Januar nahm sie sich das Leben. Sie ist auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee bestattet.

Margarete Trapowskis Vorname war eigentlich Mary, lediglich in einer Karteikarte der Reichsvereinigung der Juden wird sie Margarete genannt, möglicherweise eine Namensverwechslung. Ihr Mädchenname war Israels. Sie wurde am 4. Januar 1863 in Weener (Rheiderland)/Ostfriesland geboren als Tochter des Viehhändlers Isaak Viktor Israels und seiner Frau Helene geborene Weinberg. Weener hatte eine bedeutende jüdische Gemeinde und die Familie Israels zählte zu den wohlhabenden und angesehenen. Ihre sephardischen Vorfahren waren aus den Niederlanden eingewandert. Isaak Israels war ein verdienstvolles Gemeindemitglied, 1850 schenkten er und sein Bruder Joseph der Gemeinde ein Grundstück für einen Friedhof. Ein Bruder Marys, Louis Israels, wurde ein bekannter plattdeutscher Dichter und hatte nicht nur, wie sein Vater, Ämter in der jüdischen Gemeinde, sondern wurde auch außerhalb dieser wiederholt zum Bürgervorsteher gewählt.

Isaak Israels hatte Bertha Weinberg geheiratet, und mit ihr vier Kinder gezeugt. Nachdem Bertha 1849 im Kindbett starb, heiratete Isaak deren Schwester Helene, das Paar bekam neun weitere Kinder, von denen Mary das drittjüngste war. Über Marys Kindheit und Jugend in Weener wissen wir nichts. Auch nicht, wann und wo sie den 7 Jahre älteren Kaufmann Alexander Trapowski aus Czerwinsk in Polen kennenlernte und heiratete. Alexander Trapowski war Inhaber einer Schuhwarenfabrik zusammen mit Julius Weinberg aus Krefeld – vielleicht ein Verwandter von Marys Mutter. Im Berliner Adressbuch finden wir ihn erstmals 1894 in der Markgrafenstraße 89/90, die Schuhwarenfabrik war am Werdeschen Markt 10. Es scheint ziemlich sicher, dass er zu diesem Zeitpunkt schon mit Mary verheiratet war, denn es war Alexander Trapowski, der im Februar dieses Jahres den Tod von Marys Schwager Salomon Cahn aus Eschwege anzeigte, der Mann ihrer schon vorher verstorbenen Schwester Minna. Vermutlich war Salomon Cahn in Berlin zu Besuch.

Trapowskis zogen wiederholt in Berlin um, 1911 wohnten sie in der Jenaer Straße 8. In diesem Jahr, am 15. Juli, starb Alexander Trapowski in einer Privatklinik in der Augsburger Straße 66. Mary blieb zunächst in der Jenaer Straße wohnen, zog aber später in die Niebuhrstraße 77 um. Ob Mary Kinder hatte ist nicht nachweisbar. Das Adressbuch nennt ab 1915 einen Julius Trapowski „genannt Trapow“, Obsthändler, aber es lässt sich keinen Bezug zu Mary feststellen. Ab 1927 ist auch eine Margarete Trapowski im Adressbuch vertreten. Sie ist ebenfalls Obsthändlerin und hat zeitweise die gleiche Adresse wie Julius, könnte seine Frau oder seine Schwester sein. Mit Mary Trapowski geb. Israels ist sie nicht identisch, beide Frauen sind mit völlig unterschiedlichen Wohnsitzen in den Adressbüchern von 1927-33 aufgeführt. Hier könnte die Ursache für die Namensverwechslung liegen.

Nach 1933 ist Mary Trapowski aus den Adressbüchern verschwunden. Möglich, dass die wachsende Judendiskriminierung durch das NS-Regime sie dazu brachte ihre Wohnung aufzugeben. Wir finden ihre Spur wieder in der „Ergänzungskartei“ zur Volkszählung vom 17. Mai 1939, in der Juden separat erfasst wurden. Sie wohnte zu dem Zeitpunkt in der Giesebrechtstraße 10, offenbar zur Untermiete. Auch aus dieser Wohnung musste sie wieder ausziehen, da Juden vielfach genötigt wurden, Wohnraum für Nichtjuden frei zu machen. 1941 wohnte sie in der Droysenstraße 18, ebenfalls zur Untermiete.

Mary Trapowski hatte die ganze Bandbreite der antisemitischen Maßnahmen unter Hitler erleben müssen, die darauf abzielten, Juden zu isolieren und schließlich wirtschaftlich und sozial völlig aus dem öffentlichen Leben auszuschließen. Nach dem Novemberpogrom am 9./10. November 1938 häuften sich noch mal die Verordnungen gegen Juden. Der Besuch von Theatern, Konzerten, Kinos usw. wurde ihnen verboten, zu bestimmten Zeiten durften sie gar nicht mehr auf die Straße, durften nur von 4 bis 5 Uhr nachmittags einkaufen. Alle Wertgegenstände mussten sie abliefern, Rundfunkgeräte wurden beschlagnahmt, Telefonanschlüsse gekündigt, ihre Konten wurde zu „Sicherheitskonten“ erklärt, von denen sie nur durch „Sicherungsanordnung“ festgelegte Beträge für ein Existenzminimum abheben durften. Das Alltagsleben wurde für Juden unerträglich und Anfang 1941 zog Mary Trapowski daraus ihre Konsequenz: Am 22. Januar nahm sie sich das Leben. Sie ist auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee bestattet.