Eva Cäcilie Kallmann

Location 
Geisbergstr. 41
District
Schöneberg
Stone was laid
25 May 2011
Born
20 March 1921 in Berlin
Occupation
Erzieherin
Deportation
on 26 October 1942 to Riga
Murdered
29 October 1942 in Riga

Eva Cäcilie Kallmann kam am 20. März 1921 als erstes Kind von Dr. Arthur Kallmann und seiner Frau Fanny, geb. Paradies, in Berlin zur Welt. Eva wurde in eine akkulturierte jüdische Familie hineingeboren, ihre Mutter war belesen und gehörte zu den ersten bürgerlichen Frauen mit qualifizierter Berufsausbildung. Evas Vater, Dr. Arthur Kallmann, war bei der Geburt seiner Tochter bereits Ende Vierzig und verkörperte den Typus eines etwas weltfremden Gelehrten. Zusammen mit ihrem ein Jahr später geborenen Bruder Helmut wuchs Eva zunächst in der Bamberger Straße 6 heran. Von dort aus besuchte sie die 13. Gemeindeschule für Mädchen in der Hohenstaufenstraße und anschließend das Chamisso-Lyzeum am Barbarossaplatz. <br />
<br />
Im Dezember 1932 zog die Familie in die Geisbergstraße 41 um. Evas Schulweg änderte sich nicht allzu sehr, doch die Lebensbedingungen ihrer Familie erfuhren bald danach durch die nationalsozialistische Machtübernahme einschneidende Veränderungen. Zunächst wurde ihrem Vater, der Anwalt und Notar war, Berufsverbot erteilt. Als Rechtsanwalt durfte er bald wieder tätig werden, doch das Notariat wurde Dr. Kallmann entzogen, über Nacht schraubten Unbekannte das Notariatsschild vom Vorgartengitter ab. Wie mag das auf die zwölfjährige Eva gewirkt haben, was sagten die Klassenkameradinnen, sprachen noch alle mit ihr? Wir wissen es nicht, 1938 musste Eva das Lyzeum verlassen, weil sie jüdisch war.<br />
<br />
Eva begann nun eine Ausbildung am Kindergärtnerinnenseminar der Jüdischen Gemeinde zur Erzieherin. Sie scheint einige Wesenszüge ihrer Mutter geerbt zu haben, ihr Bruder Helmut charakterisierte sie rückblickend so: „Eva war gesellschaftlich reifer, sportlich-mutig, bündisch-jüdisch … Sie las viel mehr Romane als ich, kam beim Klavier spielen dagegen nicht über die einfachsten Lieder hinaus … Sie war gut gewachsen, ausgeglichen und bescheiden.“<br />
<br />
Helmut Kallmann konnte Berlin im Juni 1939 mit einem Permit nach England verlassen, für Eva kam die Erlaubnis nicht mehr rechtzeitig vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Die Eltern versuchten, den Alltag mit ihrer Tochter so normal wie möglich zu gestalten, indem sie Spaziergänge organisierten, musizierten oder lasen. In einem sogenannten Kindertagebuch, das die Eltern führten, steht folgender Eintrag: „27. Juli 1941: Ausflüge werden politisch bedenklich. Die Anordnung des Davidsterntragens wird von Eva mit Ruhe entgegengenommen … Ende März 1942: Alle gegen uns fortgesetzt verübten Schändlichkeiten nimmt Eva mit fast heiterer Gelassenheit hin.“ <br />
<br />
Eva Kallmann musste ertragen, dass ihre Eltern am 3. Oktober 1942 „zur Evakuierung“ abgeholt wurden. Sie selbst blieb noch ein paar Wochen allein mit einer jüdischen Untermieterin, Frau Sturmfels, in der Geisbergstraße 41 zurück. Den Erinnerungen von Frau Sturmfels, die das Ghetto Theresienstadt überlebte, verdanken wir diese Schilderung: „Evchen ging noch täglich in den jüdischen Kindergarten helfen, bis auch sie, zum Glück mit all den jungen Mädchen vom Kindergarten, in einen Polentransport kam. Soweit ich konnte, half ich ihr beim Gepäck und half ihr über die schwere halbe Stunde, als sie Abschied nahm von ihrem leeren Elternhaus. Doch Evchen war ein tapferes Menschenkind, sie ging mit der Hoffnung im Herzen auf ein Wiedersehen mit all ihren Lieben.“ <br />
<br />
Dies war Eva Kallmann nicht vergönnt. Am 26. Oktober 1942 wurde die erst 21-Jährige mit dem „22. Osttransport“ nach Riga verschleppt und nach ihrer Ankunft dort am 29. Oktober 1942 ermordet.<br />
<br />
Bei der Verlegung der Stolpersteine für Eva Kallmann und ihre Eltern war zufällig Alice Fink aus den USA zu Besuch in Berlin und nahm an der Feier teil. In bewegenden Worten ließ die alte Dame ihre Erinnerung an ihre beste Freundin Eva Kallmann, an die gemeinsame Schulzeit, an ihre Familie und gemeinsame Stunden im alten Haus Geisbergstraße 41 lebendig werden. Ganz besonders dankte sie der Initiatorin der Stolpersteine dafür, dass es damit nun einen Ort des Gedenkens für Eva und ihre Eltern gebe.

Eva Cäcilie Kallmann kam am 20. März 1921 als erstes Kind von Dr. Arthur Kallmann und seiner Frau Fanny, geb. Paradies, in Berlin zur Welt. Eva wurde in eine akkulturierte jüdische Familie hineingeboren, ihre Mutter war belesen und gehörte zu den ersten bürgerlichen Frauen mit qualifizierter Berufsausbildung. Evas Vater, Dr. Arthur Kallmann, war bei der Geburt seiner Tochter bereits Ende Vierzig und verkörperte den Typus eines etwas weltfremden Gelehrten. Zusammen mit ihrem ein Jahr später geborenen Bruder Helmut wuchs Eva zunächst in der Bamberger Straße 6 heran. Von dort aus besuchte sie die 13. Gemeindeschule für Mädchen in der Hohenstaufenstraße und anschließend das Chamisso-Lyzeum am Barbarossaplatz.

Im Dezember 1932 zog die Familie in die Geisbergstraße 41 um. Evas Schulweg änderte sich nicht allzu sehr, doch die Lebensbedingungen ihrer Familie erfuhren bald danach durch die nationalsozialistische Machtübernahme einschneidende Veränderungen. Zunächst wurde ihrem Vater, der Anwalt und Notar war, Berufsverbot erteilt. Als Rechtsanwalt durfte er bald wieder tätig werden, doch das Notariat wurde Dr. Kallmann entzogen, über Nacht schraubten Unbekannte das Notariatsschild vom Vorgartengitter ab. Wie mag das auf die zwölfjährige Eva gewirkt haben, was sagten die Klassenkameradinnen, sprachen noch alle mit ihr? Wir wissen es nicht, 1938 musste Eva das Lyzeum verlassen, weil sie jüdisch war.

Eva begann nun eine Ausbildung am Kindergärtnerinnenseminar der Jüdischen Gemeinde zur Erzieherin. Sie scheint einige Wesenszüge ihrer Mutter geerbt zu haben, ihr Bruder Helmut charakterisierte sie rückblickend so: „Eva war gesellschaftlich reifer, sportlich-mutig, bündisch-jüdisch … Sie las viel mehr Romane als ich, kam beim Klavier spielen dagegen nicht über die einfachsten Lieder hinaus … Sie war gut gewachsen, ausgeglichen und bescheiden.“

Helmut Kallmann konnte Berlin im Juni 1939 mit einem Permit nach England verlassen, für Eva kam die Erlaubnis nicht mehr rechtzeitig vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Die Eltern versuchten, den Alltag mit ihrer Tochter so normal wie möglich zu gestalten, indem sie Spaziergänge organisierten, musizierten oder lasen. In einem sogenannten Kindertagebuch, das die Eltern führten, steht folgender Eintrag: „27. Juli 1941: Ausflüge werden politisch bedenklich. Die Anordnung des Davidsterntragens wird von Eva mit Ruhe entgegengenommen … Ende März 1942: Alle gegen uns fortgesetzt verübten Schändlichkeiten nimmt Eva mit fast heiterer Gelassenheit hin.“

Eva Kallmann musste ertragen, dass ihre Eltern am 3. Oktober 1942 „zur Evakuierung“ abgeholt wurden. Sie selbst blieb noch ein paar Wochen allein mit einer jüdischen Untermieterin, Frau Sturmfels, in der Geisbergstraße 41 zurück. Den Erinnerungen von Frau Sturmfels, die das Ghetto Theresienstadt überlebte, verdanken wir diese Schilderung: „Evchen ging noch täglich in den jüdischen Kindergarten helfen, bis auch sie, zum Glück mit all den jungen Mädchen vom Kindergarten, in einen Polentransport kam. Soweit ich konnte, half ich ihr beim Gepäck und half ihr über die schwere halbe Stunde, als sie Abschied nahm von ihrem leeren Elternhaus. Doch Evchen war ein tapferes Menschenkind, sie ging mit der Hoffnung im Herzen auf ein Wiedersehen mit all ihren Lieben.“

Dies war Eva Kallmann nicht vergönnt. Am 26. Oktober 1942 wurde die erst 21-Jährige mit dem „22. Osttransport“ nach Riga verschleppt und nach ihrer Ankunft dort am 29. Oktober 1942 ermordet.

Bei der Verlegung der Stolpersteine für Eva Kallmann und ihre Eltern war zufällig Alice Fink aus den USA zu Besuch in Berlin und nahm an der Feier teil. In bewegenden Worten ließ die alte Dame ihre Erinnerung an ihre beste Freundin Eva Kallmann, an die gemeinsame Schulzeit, an ihre Familie und gemeinsame Stunden im alten Haus Geisbergstraße 41 lebendig werden. Ganz besonders dankte sie der Initiatorin der Stolpersteine dafür, dass es damit nun einen Ort des Gedenkens für Eva und ihre Eltern gebe.