Martin Zöllner

Location 
Schröderstr. 12
District
Mitte
Stone was laid
April 2012
Born
18 March 1899 in Samter (Posen) / Szamotuły
Deportation
on 27 May 1942 to Sachsenhausen
Dead
28 May 1942 in Sachsenhausen

Martin Zöllner wurde am 18. März 1899 in Samter/Posen (heute Szamotuły) geboren. Er lebte in Berlin in der Schröderstr. 12. Im Zuge der „Sonderaktion gegen Juden“ vom 27./28. Mai 1942 wurde Martin Zöllner verhaftet. Der jüdische Widerstandskämpfer Herbert Baum hatte am 18. Mai einen Brandanschlag auf die antisowjetische Ausstellung „Das Sowjetparadies“ organisiert. Die Nationalsozialisten übten willkürlich Vergeltung. Unter den dabei inhaftierten 500 Berliner jüdischen Männern befand sich Martin Zöllner, der noch am 28. Mai 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen erschossen wurde.

Martin Zöllner wurde am 18. März 1899 in Samter in der preußischen Provinz Posen, heute die polnische Stadt Szamotuły in der Woiwodschaft Großpolen, geboren. Über seine Herkunft ist nur bekannt, was Martin Zöllner selbst bei der Volkszählung 1939 so formulierte:

„Ich bin unehelich geboren. Lt. Schreiben des Amtsgerichts Berlin C 2 vom 16. II. 1939 konnte mein Erzeuger nicht festgestellt werden, da die Mutter es abgelehnt hat, ihn zu nennen. Mutter ist nichtarisch. Sie starb, als ich 12 Jahre alt war. Die Rassenzugehörigkeit der Großeltern mütterlicherseits ist mir unbekannt.“[i]

Zu dieser Zeit (1939) wohnte er in der Schröderstraße 12 in Berlin-Mitte (N 4). Wie lange er dort bereits wohnte und wann er überhaupt nach Berlin gekommen ist, ist nicht bekannt. Es wurde seine letzte Anschrift in Berlin. Am Abend des 27. Mai 1942 verhaftete die Gestapo ohne jeglichen erkennbaren Anlass in ganz Berlin zunächst 154 jüdische Männer, darunter auch Martin Zöllner. Sie mussten eine 12-seitige Vermögenserklärung ausfüllen und wurden dann in das KZ Sachsenhausen transportiert. Am 28./29. Mai wurden diese 154 Männer, gemeinsam mit 96 bereits im Lager inhaftierten jüdischen Männern, von der Lager-SS in der Station Z erschossen. Hintergrund für diesen Massenmord war ein von der jüdisch-kommunistischen Widerstandsgruppe um Herbert und Marianne Baum am 18. Mai 1942 verübter Brandanschlag auf die Ausstellung „Das Sowjet-Paradies“. Diese Ausstellung wurde von der Reichspropagandaleitung der NSDAP zwischen Anfang Mai und Ende Juni 1942 im Berliner Lustgarten gezeigt. Den als ‚Vergeltungsaktion‘ bezeichneten Massenmord hatte der Reichspropagandaminister und Gauleiter der NSDAP Berlin, Josef Goebbels, geplant und mit Hitler und dem SS- und Polizeichef Heinrich Himmler abgestimmt. Weitere 250 jüdische Männer wurden in diesen Tagen in Berlin festgenommen und in das KZ Sachsenhausen eingeliefert, um sie als ‚Geisel‘ für eventuelle weitere Anschläge vorzuhalten.[ii]

 

Nach seiner Ermordung wurde Martin Zöllners Vermögenserklärung planmäßig durch die Vermögensverwertungsstelle bei der Oberfinanzdirektion Berlin-Brandenburg ausgewertet, sein Vermögen realisiert, anfallende Kosten hierfür erstattet. Am 13. Januar 1945, kurz vor Kriegsende, wurde die Akte geschlossen, das Ergebnis der Vermögensübertragung an das Reich auf einer Karteikarte zur dauernden Aufbewahrung übertragen und die Akte anschließend vernichtet. Im Ergebnis betrug der Erlös aus dem Nachlass von Martin Zöllner 65,10 RM, davon mussten 7,20 RM an Gebühren abgezogen werden. Somit flossen 57,90 RM an das Deutsche Reich.[iii]

 

Im April 2012 wurde an seiner letzten Wohnanschrift in der Schröderstraße 12 ein sog. Stolperstein zur Erinnerung an ihn verlegt zusammen mit anderen Stolpersteinen. Darunter befindet sich auch ein Stein für Max Redlich, der ebenfalls in der beschriebenen Mordaktion im Mai 1942 ermordet wurde.[iv]

 

[i] Zitat von der Ergänzungskarte zur Volkszählung 1939, in: Bundesarchiv Berlin Datenbank

[ii] Weitere Informationen zu den Hintergründen und Folgen des Brandanschlags liefert: Wolfgang Scheffler, Der Brandanschlag im Berliner Lustgarten im Mai 1942 und seine Folgen. In: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin, 1984, S. 91–118 .

[iii] Vgl. hierzu die Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben bei der Übernahme des Vermögens der deportierten Menschen, in: LHA Brandenburg Rep. 36 A OFD Berlin-Brandenburg (II) Vermögensübersicht.  Weitere Details lassen sich wegen der Vernichtung der Vermögensverwertungsakte nicht mehr nachvollziehen.

[iv] Siehe hierzu: Max Redlich | Stolpersteine in Berlin (stolpersteine-berlin.de) Zugriff am 30. 5. 2023