Samuel Jacoby

Location 
Herderstr. 5
District
Charlottenburg
Stone was laid
24 July 2012
Born
18 February 1869 in Obornik (Posen) / Oborniki
Deportation
on 18 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Murdered
09 February 1942 in Łódź / Litzmannstadt

Samuel Jacoby wurde in Obornik (Oborniki, Provinz Posen/Poznan), am 18. Februar 1869 geboren. Unbekannt ist, wann er nach Berlin kam. 1939 wohnte er in der Herderstrasse 5 zur Untermiete bei dem Werkzeugmacher Adolf Schimpf. Seine letzte Adresse war die Barbarossastrasse 14 (nach einer anderen Quelle die 46). Er war Kaufmann, in welcher Sparte, ist nur vermuten. Vielleicht war er der Papier- und Pappenhändler, später Papiergroßhändler, der schon 1898 in der Kaiserstrasse 9 eingetragen war und zuletzt 1938 im Adressbuch auftauchte? Viele jüdische Händler sahen sich nach der Pogromnacht am 9. November 1938 veranlasst oder gezwungen, ihre Geschäfte aufzugeben. Dann hätte Samuel Jacoby mit 29 Jahren bereits sein eigenes Geschäft gegründet, das er 40 Jahre später aufgrund nationalsozialistischer Verfolgung verlor, zog möglicherweise erst dann in Untermiete in die Herderstrasse. Vielleicht hatte er aber auch keinen selbständigen Betrieb und wohnte schon immer zur Untermiete – dann wurde er auch nicht im Adressbuch geführt.<br />
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Von seiner letzten Berliner Wohnung in der Barbarossastrasse wurde Samuel Jacoby, der laut einer Gestapo-Liste ledig war, vermutlich Anfang Oktober 1941 in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstrasse 7-8 eingewiesen und am 18. Oktober 1941 nach Lodz in das dortige Ghetto verschleppt.<br />
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Das Ghetto Lodz wurde 1940 durch die deutschen Besatzer, die die Stadt in Litzmannstadt umbenannten, von der polnischen Industriestadt abgetrennt und mit Stacheldraht umzäunt. Etwa 160 000 Lodzer Juden wurden in die bereits heruntergekommenen und – vor allem im Sanitärbereich – äußerst ärmlich ausgestatteten Häuser gepfercht. Im Oktober 1941 deportierten die Nationalsozialisten dann weitere 20 000 Juden aus dem „Altreich“ in das völlig überfüllte Ghetto. Der erste „Transport“ aus Berlin ging am 18. Oktober von Gleis 17 im Grunewald ab, Samuel Jacoby war Nr. 273 auf der Deportationsliste.<br />
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Die Lebensbedingungen im Ghetto waren katastrophal. Keine Heizung, keine Toiletten, keine Betten, weitgehend mussten die Menschen auf Strohsäcken oder dem nackten Boden in Massenunterkünften schlafen, die Ernährung war völlig unzureichend. Hunger, Kälte, Erschöpfung und Krankheiten rafften viele Leute dahin. Für arbeitsfähig Gehaltene mussten Zwangsarbeit hauptsächlich in Munitionsfabriken und Uniformschneidereien leisten. Samuel Jacoby wurde mit seinen 72 Jahren als arbeitsfähig eingestuft, allerdings wurde sein Alter auf der Liste der Gestapo mit 52 angegeben, obwohl das Geburtsdatum korrekt eingetragen war. Eine gute Woche nach seiner Ankunft, am 28.10.41, kam Samuel Jacoby in das „Altersheim“ in der Kreuzstrasse 2a – vielleicht war inzwischen der Fehler erkannt worden. Ob die Lebensbedingungen in dem sogenannten Altersheim etwas besser waren, muss allerdings stark bezweifelt werden. Samuel Jacoby ertrug sie nur knapp 3 ½ Monate: er starb am 9. Februar 1942.<br />

Samuel Jacoby wurde in Obornik (Oborniki, Provinz Posen/Poznan), am 18. Februar 1869 geboren. Unbekannt ist, wann er nach Berlin kam. 1939 wohnte er in der Herderstrasse 5 zur Untermiete bei dem Werkzeugmacher Adolf Schimpf. Seine letzte Adresse war die Barbarossastrasse 14 (nach einer anderen Quelle die 46). Er war Kaufmann, in welcher Sparte, ist nur vermuten. Vielleicht war er der Papier- und Pappenhändler, später Papiergroßhändler, der schon 1898 in der Kaiserstrasse 9 eingetragen war und zuletzt 1938 im Adressbuch auftauchte? Viele jüdische Händler sahen sich nach der Pogromnacht am 9. November 1938 veranlasst oder gezwungen, ihre Geschäfte aufzugeben. Dann hätte Samuel Jacoby mit 29 Jahren bereits sein eigenes Geschäft gegründet, das er 40 Jahre später aufgrund nationalsozialistischer Verfolgung verlor, zog möglicherweise erst dann in Untermiete in die Herderstrasse. Vielleicht hatte er aber auch keinen selbständigen Betrieb und wohnte schon immer zur Untermiete – dann wurde er auch nicht im Adressbuch geführt.

Von seiner letzten Berliner Wohnung in der Barbarossastrasse wurde Samuel Jacoby, der laut einer Gestapo-Liste ledig war, vermutlich Anfang Oktober 1941 in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstrasse 7-8 eingewiesen und am 18. Oktober 1941 nach Lodz in das dortige Ghetto verschleppt.

Das Ghetto Lodz wurde 1940 durch die deutschen Besatzer, die die Stadt in Litzmannstadt umbenannten, von der polnischen Industriestadt abgetrennt und mit Stacheldraht umzäunt. Etwa 160 000 Lodzer Juden wurden in die bereits heruntergekommenen und – vor allem im Sanitärbereich – äußerst ärmlich ausgestatteten Häuser gepfercht. Im Oktober 1941 deportierten die Nationalsozialisten dann weitere 20 000 Juden aus dem „Altreich“ in das völlig überfüllte Ghetto. Der erste „Transport“ aus Berlin ging am 18. Oktober von Gleis 17 im Grunewald ab, Samuel Jacoby war Nr. 273 auf der Deportationsliste.

Die Lebensbedingungen im Ghetto waren katastrophal. Keine Heizung, keine Toiletten, keine Betten, weitgehend mussten die Menschen auf Strohsäcken oder dem nackten Boden in Massenunterkünften schlafen, die Ernährung war völlig unzureichend. Hunger, Kälte, Erschöpfung und Krankheiten rafften viele Leute dahin. Für arbeitsfähig Gehaltene mussten Zwangsarbeit hauptsächlich in Munitionsfabriken und Uniformschneidereien leisten. Samuel Jacoby wurde mit seinen 72 Jahren als arbeitsfähig eingestuft, allerdings wurde sein Alter auf der Liste der Gestapo mit 52 angegeben, obwohl das Geburtsdatum korrekt eingetragen war. Eine gute Woche nach seiner Ankunft, am 28.10.41, kam Samuel Jacoby in das „Altersheim“ in der Kreuzstrasse 2a – vielleicht war inzwischen der Fehler erkannt worden. Ob die Lebensbedingungen in dem sogenannten Altersheim etwas besser waren, muss allerdings stark bezweifelt werden. Samuel Jacoby ertrug sie nur knapp 3 ½ Monate: er starb am 9. Februar 1942.