Else Neuländer-Simon

Location 
Schlüterstr. 45
District
Charlottenburg
Stone was laid
29 November 2005
Born
26 January 1900 in Berlin
Occupation
Fotografin
Deportation
on 13 June 1942 to Sobibór
Murdered
in Sobibór

Ihr wäre eine glanzvolle internationale Karriere als Mode- und Werbefotografin gewiss gewesen. Schon mit 25 Jahren galt Else Simon – Künstlername Yva – in Berlin als aufstrebender Star der Modefotografie. Sie publizierte in den renommiertesten Zeitungen und Illustrierten. Anfang der 1930er Jahre beteiligte sie sich an internationalen Foto-Ausstellungen in Rom, London und Paris. Doch dann kamen die Nationalsozialisten an die Macht. Für jüdische Bürger bedeutete dies: Unentwegte Schikane, Berufsverbote, später Deportation und Tod. Auch Else Simon blieb nicht verschont. Am 13. Juni 1942 wurde sie zusammen mit ihrem Mann Alfred nach Sobibór deportiert und ermordet. Ihr genaues Todesdatum ist nicht bekannt.<br />
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Yva wurde als Else Ernestine Neuländer am 26. Januar 1900 in Berlin geboren. Die Tochter eines Kaufmanns und einer Modistin war das jüngste von neun Geschwistern. Nach einer Fotolehre gründete sie schon mit 25 Jahren ihr erstes Fotoatelier in der Berliner Friedrich-Wilhelm-Straße 17 (heute Klingelhöferstraße). Unter dem Künstlernamen Yva wurde sie schnell bekannt. Bald veröffentlichte sie in bedeutenden Printmedien wie der Berliner Illustrierten, großen Verlagen wie dem Ullstein-Verlag und Renommiermagazinen wie Die Dame, Elegante Welt, Querschnitt und UHU. Später gehörten auch Werbefotos für Kleidung und Bademoden und für Gebrauchsgrafik zu ihrem Werk. Außerdem porträtierte sie wichtige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Es folgten Teilnahmen an internationalen Ausstellungen wie The modern Spirit in Photography in London oder La beauté de la femme in Paris.<br />
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1930 zog Yva in ein größeres Atelier in der Bleibtreustraße 17, wo sie vier Jahre arbeitete und lebte. Der Höhepunkt ihrer Karriere begann mit dem Umzug in die Schlüterstraße 45, wo sie in der großzügigen vierten und fünften Etage Wohnung und Atelier nahm. Auf der Treppe zwischen den Etagen und auf dem Dachgarten entstanden viele ihrer berühmten Modefotos. Zeitweise beschäftigte Yva in ihrem Studio bis zu zehn Angestellte. Ab 1936 arbeitete der später weltberühmte Fotograf Helmut Newton bei ihr, zuerst als Lehrling, dann als ihr Assistent. In einem Interview mit dem Zeit-Magazin bezeichnete er später die zwei Jahre bei Yva als „die glücklichste Zeit meines Lebens“. Heute befindet sich in der Schlüterstraße 45 das Hotel Bogota. In der vierten Etage erinnert eine kleine Foto-Ausstellung an Yva.<br />
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Als der Machtantritt der Nazis erste Schatten auf ihr Wirken warf, heiratete Else Neuländer 1934 den elf Jahre älteren Kaufmann Alfred Hermann Simon. Er übernahm die kaufmännische Leitung des Ateliers. Doch der Druck hielt an, verstärkte sich sogar weiter. Um weiteren Schikanen zu entgehen, übertrug Else Simon 1936 ihrer „arischen“ Freundin, der Kunsthistorikerin Charlotte Weidler, den Betrieb. Sie selbst konzentrierte sich ganz auf die Fotografie.<br />
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Mit dem Berufsverbot von 1938 sah sich das Ehepaar Simon gezwungen, die gemeinsame Wohnung in der Schlüterstraße 45 aufzugeben. Man zog zunächst in eine kleinere Wohnung in der Düsseldorfer Straße, später in die Bamberger Straße 49, wo die Simons als Untermieter ein möbliertes Zimmer bewohnten. Yva fand als Röntgenassistentin im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße Arbeit; ihr Mann musste als Zwangsarbeiter in Berlin- Zehlendorf Straßen fegen. In das repräsentative und enteignete Gebäude in der Schlüterstraße zog die Reichskulturkammer der Nazis.<br />
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Am 1. Juni 1942 wurde das Ehepaar Else und Alfred Simon von der Gestapo verhaftet. Knapp 14 Tage später, am 13. Juni 1942, verschleppten die Nazis die beiden in den Deportationszug, der unter der Bezeichnung „15. Osttransport“ das Vernichtungslager Sobibór zum Ziel hatte. Auf einem Nebengleis in Lublin wurden die insgesamt 1030 Insassen einer „Selektion“ unterworfen. Eine unbekannte Anzahl von Männern und Frauen wurde in das nahe Lager Majdanek eingewiesen, für alle anderen endete der Transport in Sobibór.<br />
<br />
Wohin Else und Alfred Simon kamen, ist nicht bekannt; es gab für diesen Deportationszug keine Transportlisten. Deshalb sind sowohl der Todesort wie das genaue Todesdatum des Ehepaares nicht nachgewiesen. Das Bundesarchiv nennt für beide als Deportationsziel Sobibór; im jüdischen Zentralregister Yad Vashem ist für Alfred Simon Majdanek als Ort der Ermordung verzeichnet. Es ist davon auszugehen, dass sowohl Else wie auch Alfred Simon zeitnah zu ihrer Deportation ermordet wurden. Offiziell wurden sie am 31. Dezember 1944 für tot erklärt.<br />
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Offenbar hatte das Ehepaar noch kurz vor seiner Deportation versucht, Deutschland zu verlassen. So waren 34 Kisten „größtenteils mit photographischen Atelier-Einrichtungsgegenständen der Firma Yva-Fotografie“, wie es in einem Vermerk der Oberfinanzdirektion Berlin-Brandenburg heißt, im Hamburger Freihafen zur Auswanderung eingelagert. 21 dieser Kisten wurden bei einem Bombenangriff zerstört, die restlichen 13 versteigert. Später stritten sich die Oberfinanzdirektion und die „Transoceanic-Speditions-Gesellschaft“, wer die Kosten für die Lagerung in Höhe von 2000 Reichsmark zu tragen habe.<br />
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Else „Yva“ Simon fand viele Jahre nach ihrem Tod späte Anerkennung in ihrer Heimatstadt Berlin: Ihr zu Ehren trägt seit 2011 der Verbindungsweg von der Hardenberg- zur Kantstraße unmittelbar am Bahnhof Zoo den Namen „Yva-Bogen“.

Ihr wäre eine glanzvolle internationale Karriere als Mode- und Werbefotografin gewiss gewesen. Schon mit 25 Jahren galt Else Simon – Künstlername Yva – in Berlin als aufstrebender Star der Modefotografie. Sie publizierte in den renommiertesten Zeitungen und Illustrierten. Anfang der 1930er Jahre beteiligte sie sich an internationalen Foto-Ausstellungen in Rom, London und Paris. Doch dann kamen die Nationalsozialisten an die Macht. Für jüdische Bürger bedeutete dies: Unentwegte Schikane, Berufsverbote, später Deportation und Tod. Auch Else Simon blieb nicht verschont. Am 13. Juni 1942 wurde sie zusammen mit ihrem Mann Alfred nach Sobibór deportiert und ermordet. Ihr genaues Todesdatum ist nicht bekannt.

Yva wurde als Else Ernestine Neuländer am 26. Januar 1900 in Berlin geboren. Die Tochter eines Kaufmanns und einer Modistin war das jüngste von neun Geschwistern. Nach einer Fotolehre gründete sie schon mit 25 Jahren ihr erstes Fotoatelier in der Berliner Friedrich-Wilhelm-Straße 17 (heute Klingelhöferstraße). Unter dem Künstlernamen Yva wurde sie schnell bekannt. Bald veröffentlichte sie in bedeutenden Printmedien wie der Berliner Illustrierten, großen Verlagen wie dem Ullstein-Verlag und Renommiermagazinen wie Die Dame, Elegante Welt, Querschnitt und UHU. Später gehörten auch Werbefotos für Kleidung und Bademoden und für Gebrauchsgrafik zu ihrem Werk. Außerdem porträtierte sie wichtige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Es folgten Teilnahmen an internationalen Ausstellungen wie The modern Spirit in Photography in London oder La beauté de la femme in Paris.

1930 zog Yva in ein größeres Atelier in der Bleibtreustraße 17, wo sie vier Jahre arbeitete und lebte. Der Höhepunkt ihrer Karriere begann mit dem Umzug in die Schlüterstraße 45, wo sie in der großzügigen vierten und fünften Etage Wohnung und Atelier nahm. Auf der Treppe zwischen den Etagen und auf dem Dachgarten entstanden viele ihrer berühmten Modefotos. Zeitweise beschäftigte Yva in ihrem Studio bis zu zehn Angestellte. Ab 1936 arbeitete der später weltberühmte Fotograf Helmut Newton bei ihr, zuerst als Lehrling, dann als ihr Assistent. In einem Interview mit dem Zeit-Magazin bezeichnete er später die zwei Jahre bei Yva als „die glücklichste Zeit meines Lebens“. Heute befindet sich in der Schlüterstraße 45 das Hotel Bogota. In der vierten Etage erinnert eine kleine Foto-Ausstellung an Yva.

Als der Machtantritt der Nazis erste Schatten auf ihr Wirken warf, heiratete Else Neuländer 1934 den elf Jahre älteren Kaufmann Alfred Hermann Simon. Er übernahm die kaufmännische Leitung des Ateliers. Doch der Druck hielt an, verstärkte sich sogar weiter. Um weiteren Schikanen zu entgehen, übertrug Else Simon 1936 ihrer „arischen“ Freundin, der Kunsthistorikerin Charlotte Weidler, den Betrieb. Sie selbst konzentrierte sich ganz auf die Fotografie.

Mit dem Berufsverbot von 1938 sah sich das Ehepaar Simon gezwungen, die gemeinsame Wohnung in der Schlüterstraße 45 aufzugeben. Man zog zunächst in eine kleinere Wohnung in der Düsseldorfer Straße, später in die Bamberger Straße 49, wo die Simons als Untermieter ein möbliertes Zimmer bewohnten. Yva fand als Röntgenassistentin im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße Arbeit; ihr Mann musste als Zwangsarbeiter in Berlin- Zehlendorf Straßen fegen. In das repräsentative und enteignete Gebäude in der Schlüterstraße zog die Reichskulturkammer der Nazis.

Am 1. Juni 1942 wurde das Ehepaar Else und Alfred Simon von der Gestapo verhaftet. Knapp 14 Tage später, am 13. Juni 1942, verschleppten die Nazis die beiden in den Deportationszug, der unter der Bezeichnung „15. Osttransport“ das Vernichtungslager Sobibór zum Ziel hatte. Auf einem Nebengleis in Lublin wurden die insgesamt 1030 Insassen einer „Selektion“ unterworfen. Eine unbekannte Anzahl von Männern und Frauen wurde in das nahe Lager Majdanek eingewiesen, für alle anderen endete der Transport in Sobibór.

Wohin Else und Alfred Simon kamen, ist nicht bekannt; es gab für diesen Deportationszug keine Transportlisten. Deshalb sind sowohl der Todesort wie das genaue Todesdatum des Ehepaares nicht nachgewiesen. Das Bundesarchiv nennt für beide als Deportationsziel Sobibór; im jüdischen Zentralregister Yad Vashem ist für Alfred Simon Majdanek als Ort der Ermordung verzeichnet. Es ist davon auszugehen, dass sowohl Else wie auch Alfred Simon zeitnah zu ihrer Deportation ermordet wurden. Offiziell wurden sie am 31. Dezember 1944 für tot erklärt.

Offenbar hatte das Ehepaar noch kurz vor seiner Deportation versucht, Deutschland zu verlassen. So waren 34 Kisten „größtenteils mit photographischen Atelier-Einrichtungsgegenständen der Firma Yva-Fotografie“, wie es in einem Vermerk der Oberfinanzdirektion Berlin-Brandenburg heißt, im Hamburger Freihafen zur Auswanderung eingelagert. 21 dieser Kisten wurden bei einem Bombenangriff zerstört, die restlichen 13 versteigert. Später stritten sich die Oberfinanzdirektion und die „Transoceanic-Speditions-Gesellschaft“, wer die Kosten für die Lagerung in Höhe von 2000 Reichsmark zu tragen habe.

Else „Yva“ Simon fand viele Jahre nach ihrem Tod späte Anerkennung in ihrer Heimatstadt Berlin: Ihr zu Ehren trägt seit 2011 der Verbindungsweg von der Hardenberg- zur Kantstraße unmittelbar am Bahnhof Zoo den Namen „Yva-Bogen“.