Alfred Simon

Location 
Schlüterstr. 45
District
Charlottenburg
Stone was laid
29 November 2005
Born
16 February 1889 in Berlin
Occupation
Kaufmann
Deportation
on 13 June 1942 to Sobibór
Murdered
in Sobibór

Alfred Simon teilt das Schicksal vieler Ehemänner prominenter Frauen: Sie stehen im Schatten ihrer populären Gattinnen. Bei Alfred Hermann Simon ist es die Berliner Mode- und Werbefotografin Else Neuländer – Künstlername „Yva“ – , die ihn 1934 heiratete und ihn über den frühen Tod bekannt hält.<br />
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Alfred Simon wurde am 16. Februar 1889 in Berlin geboren. Bis zu seiner Hochzeit mit Yva wissen wir wenig über ihn. Nur, dass er ein erfolgreicher jüdischer Kaufmann war. Yva heiratete den 11 Jahre Älteren wohl nicht nur aus Liebe. Angesichts der Schwierigkeiten, die die Nazis ihr als aufstrebenden Star der Modefotografie machten, brauchte sie einen fähigen kaufmännischen Leiter ihres Fotoateliers. Sie selbst wollte sich ganz auf die Fotografie konzentrieren.<br />
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Mit der hatte sie bereits große Erfolge erzielt. Schon mit 25 Jahren publizierte sie in den renommiertesten Zeitungen und Illustrierten in Berlin. Anfang der 1930er Jahre beteiligte sie sich an internationalen Foto-Ausstellungen in Rom, London und Paris. Später arbeitete der weltberühmte Fotograf Helmut Newton bei ihr, zunächst als Lehrling, dann als ihr Assistent.<br />
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Im Jahr ihrer Hochzeit zogen Yva und ihr Mann aus dem Atelier in der Bleibtreustraße 17 aus und mieteten ein äußerst großzügiges Atelier in der Schlüterstraße 45. Hier, auf der Treppe zwischen den Etagen und auf dem Dachgarten, entstanden viele der berühmten Modefotos von Yva. Zeitweise beschäftigte das Ehepaar im Studio bis zu zehn Angestellte.<br />
<br />
Doch der Druck und die Pressionen durch die Nazis hielten an, verstärkten sich sogar weiter. Um weiteren Schikanen zu entgehen, übertrug Else Simon 1936 ihrer „arischen“ Freundin, der Kunsthistorikerin Charlotte Weidler, den Betrieb.<br />
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Mit dem Berufsverbot von 1938 sah sich das Ehepaar Simon gezwungen, die gemeinsame Wohnung in der Schlüterstraße 45 aufzugeben. Man zog zunächst in eine kleinere Wohnung in der Düsseldorfer Straße, später in die Bamberger Straße 49, wo die Simons als Untermieter ein möbliertes Zimmer bewohnten. Yva fand als Röntgenassistentin im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße Arbeit; ihr Mann musste als Zwangsarbeiter in Berlin- Zehlendorf Straßen fegen. In das repräsentative und enteignete Gebäude in der Schlüterstraße zog die Reichskulturkammer der Nazis.<br />
<br />
Am 1. Juni 1942 wurde das Ehepaar Else und Alfred Simon von der Gestapo verhaftet. Knapp 14 Tage später, am 13. Juni 1942, verschleppten die Nazis die beiden in den Deportationszug, der unter der Bezeichnung „15. Osttransport“ das Vernichtungslager Sobibor zum Ziel hatte. Auf einem Nebengleis in Lublin wurden die insgesamt 1030 Insassen einer „Selektion“ unterworfen. Eine unbekannte Anzahl von Männern und Frauen wurde in das nahe Lager Majdanek eingewiesen, für alle anderen endete der Transport in Sobibor.<br />
<br />
Wohin Else und Alfred Simon kamen, ist nicht bekannt; es gab für diesen Deportationszug keine Transportlisten. Deshalb sind sowohl der Todesort wie das genaue Todesdatum des Ehepaares nicht nachgewiesen. Das Bundesarchiv nennt für beide als Deportationsziel Sobibor; im jüdischen Zentralregister Yadvashem ist für Alfred Simon Majdanek als Ort der Ermordung verzeichnet. Es ist davon auszugehen, dass sowohl Else wie auch Alfred Simon zeitnah zu ihrer Deportation ermordet wurden. Offiziell wurden sie am 31. Dezember 1944 für tot erklärt.<br />
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Offenbar hatte das Ehepaar noch kurz vor seiner Deportation versucht, Deutschland zu verlassen. So waren 34 Kisten „größtenteils mit photographischen Atelier-Einrichtungsgegenständen der Firma Yva-Fotografie“, wie es in einem Vermerk der Oberfinanzdirektion Berlin-Brandenburg heißt, im Hamburger Freihafen zur Auswanderung eingelagert. 21 dieser Kisten wurden bei einem Bombenangriff zerstört, die restlichen 13 versteigert. Später stritten sich die Oberfinanzdirektion und die „Transoceanic-Speditions-Gesellschaft“, wer die Kosten für die Lagerung in Höhe von 2000 RM zu tragen habe.<br />
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Else „Yva“ Simon fand viele Jahre nach ihrem Tod späte Anerkennung in ihrer Heimatstadt Berlin: Ihr zu Ehren trägt seit 2011 der Verbindungsweg von der Hardenberg- zur Kantstraße unmittelbar am Bahnhof Zoo den Namen „Yva-Bogen“. An Alfred Simon erinnert ein Stolperstein vor der Schlüterstraße 45. Dort, wo beide ihre größten Erfolge feierten.

Alfred Simon teilt das Schicksal vieler Ehemänner prominenter Frauen: Sie stehen im Schatten ihrer populären Gattinnen. Bei Alfred Hermann Simon ist es die Berliner Mode- und Werbefotografin Else Neuländer – Künstlername „Yva“ – , die ihn 1934 heiratete und ihn über den frühen Tod bekannt hält.

Alfred Simon wurde am 16. Februar 1889 in Berlin geboren. Bis zu seiner Hochzeit mit Yva wissen wir wenig über ihn. Nur, dass er ein erfolgreicher jüdischer Kaufmann war. Yva heiratete den 11 Jahre Älteren wohl nicht nur aus Liebe. Angesichts der Schwierigkeiten, die die Nazis ihr als aufstrebenden Star der Modefotografie machten, brauchte sie einen fähigen kaufmännischen Leiter ihres Fotoateliers. Sie selbst wollte sich ganz auf die Fotografie konzentrieren.

Mit der hatte sie bereits große Erfolge erzielt. Schon mit 25 Jahren publizierte sie in den renommiertesten Zeitungen und Illustrierten in Berlin. Anfang der 1930er Jahre beteiligte sie sich an internationalen Foto-Ausstellungen in Rom, London und Paris. Später arbeitete der weltberühmte Fotograf Helmut Newton bei ihr, zunächst als Lehrling, dann als ihr Assistent.

Im Jahr ihrer Hochzeit zogen Yva und ihr Mann aus dem Atelier in der Bleibtreustraße 17 aus und mieteten ein äußerst großzügiges Atelier in der Schlüterstraße 45. Hier, auf der Treppe zwischen den Etagen und auf dem Dachgarten, entstanden viele der berühmten Modefotos von Yva. Zeitweise beschäftigte das Ehepaar im Studio bis zu zehn Angestellte.

Doch der Druck und die Pressionen durch die Nazis hielten an, verstärkten sich sogar weiter. Um weiteren Schikanen zu entgehen, übertrug Else Simon 1936 ihrer „arischen“ Freundin, der Kunsthistorikerin Charlotte Weidler, den Betrieb.

Mit dem Berufsverbot von 1938 sah sich das Ehepaar Simon gezwungen, die gemeinsame Wohnung in der Schlüterstraße 45 aufzugeben. Man zog zunächst in eine kleinere Wohnung in der Düsseldorfer Straße, später in die Bamberger Straße 49, wo die Simons als Untermieter ein möbliertes Zimmer bewohnten. Yva fand als Röntgenassistentin im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße Arbeit; ihr Mann musste als Zwangsarbeiter in Berlin- Zehlendorf Straßen fegen. In das repräsentative und enteignete Gebäude in der Schlüterstraße zog die Reichskulturkammer der Nazis.

Am 1. Juni 1942 wurde das Ehepaar Else und Alfred Simon von der Gestapo verhaftet. Knapp 14 Tage später, am 13. Juni 1942, verschleppten die Nazis die beiden in den Deportationszug, der unter der Bezeichnung „15. Osttransport“ das Vernichtungslager Sobibor zum Ziel hatte. Auf einem Nebengleis in Lublin wurden die insgesamt 1030 Insassen einer „Selektion“ unterworfen. Eine unbekannte Anzahl von Männern und Frauen wurde in das nahe Lager Majdanek eingewiesen, für alle anderen endete der Transport in Sobibor.

Wohin Else und Alfred Simon kamen, ist nicht bekannt; es gab für diesen Deportationszug keine Transportlisten. Deshalb sind sowohl der Todesort wie das genaue Todesdatum des Ehepaares nicht nachgewiesen. Das Bundesarchiv nennt für beide als Deportationsziel Sobibor; im jüdischen Zentralregister Yadvashem ist für Alfred Simon Majdanek als Ort der Ermordung verzeichnet. Es ist davon auszugehen, dass sowohl Else wie auch Alfred Simon zeitnah zu ihrer Deportation ermordet wurden. Offiziell wurden sie am 31. Dezember 1944 für tot erklärt.

Offenbar hatte das Ehepaar noch kurz vor seiner Deportation versucht, Deutschland zu verlassen. So waren 34 Kisten „größtenteils mit photographischen Atelier-Einrichtungsgegenständen der Firma Yva-Fotografie“, wie es in einem Vermerk der Oberfinanzdirektion Berlin-Brandenburg heißt, im Hamburger Freihafen zur Auswanderung eingelagert. 21 dieser Kisten wurden bei einem Bombenangriff zerstört, die restlichen 13 versteigert. Später stritten sich die Oberfinanzdirektion und die „Transoceanic-Speditions-Gesellschaft“, wer die Kosten für die Lagerung in Höhe von 2000 RM zu tragen habe.

Else „Yva“ Simon fand viele Jahre nach ihrem Tod späte Anerkennung in ihrer Heimatstadt Berlin: Ihr zu Ehren trägt seit 2011 der Verbindungsweg von der Hardenberg- zur Kantstraße unmittelbar am Bahnhof Zoo den Namen „Yva-Bogen“. An Alfred Simon erinnert ein Stolperstein vor der Schlüterstraße 45. Dort, wo beide ihre größten Erfolge feierten.