Dr. Kurt Sternberg

Location 
Uhlandstr. 175
District
Charlottenburg
Stone was laid
30 July 2005
Born
19 June 1885 in Berlin
Escape
Flucht nach Holland am 21.3.1939
Deportation
1942 to Auschwitz
Murdered
21 September 1942 in Auschwitz

Der prächtige Stuckaltbau an der Uhlandstraße 175 ist heute ein Büro- und Geschäftshaus. Aus der von hohen Säulen eingerahmten Tür dieses 1898/99 erbauten prächtigen Berliner Bürgerhauses holte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) am 10. November 1938, dem Tag nach der von den Nazis so genannten „Reichskristallnacht“, Dr. Kurt Sternberg aus seiner Wohnung und transportierte ihn in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Damit begann die letzte Phase seiner Verfolgung, die im September 1942 mit der Vergasung im Vernichtungslager Auschwitz endete.<br />
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Kurt Sternberg stammte aus einer jüdischen Familie, sein Vater war der Handelsgerichtsrat Emil Sternberg, der schon etliche Jahre im Erdgeschoss der Uhlandstraße 175 wohnte, wo sich heute eine Trattoria befindet. Am 19. Juni 1885 wurde Kurt Sternberg in Berlin geboren. Nach dem Studium der Philosophie war er im Ersten Weltkrieg Soldat und überzeugt, für sein deutsches Vaterland eine Pflicht zu erfüllen. Nach seiner Hochzeit kam am 8. Oktober 1920 in Berlin der Sohn Klaus zur Welt.<br />
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Seine philosophischen Studien füllten Kurt Sternberg vollkommen aus, aber die Einkünfte aus Veröffentlichungen und Vorträgen reichten, obwohl auch seine Frau Rosemarie arbeiten ging, für den Lebensunterhalt der Familie nicht aus. Deshalb schlug er sich als Verkäufer für eine Wäschefirma – als „Wäschevertreter“, wie sein Sohn Klaus später sagte – durch, der in ganz Deutschland herumreiste. Wenn er nach Hause kam, so erinnerte sich der Sohn, „begann die philosophische Schicht am Schreibtisch“. Hauptsächlich beschäftigte er sich mit Immanuel Kant. 1931 veröffentlichte er das Buch Neukantische Aufgaben, 1933 dann Die Geburt des Etwas aus dem Nichts, beide erschienen in der Pan-Verlagsgesellschaft, Berlin. 1938 vollendete er sein Werk Philosophische Probleme im biblischen und apokryphen Schrifttum der Juden, das im Goldstein Verlag, Berlin, herauskam. Daneben war er an Kunst und Architektur interessiert und hatte offenbar Kontakt zu dem Architekten Mies van der Rohe.<br />
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Nachdem er nach sechs Wochen langer Haft als gebrochener Mann aus Sachsenhausen zurückgekehrt war, floh er 1939 vor den Nationalsozialisten in die Niederlande. 1940 wurden die Niederlande von der deutschen Wehrmacht besetzt. In Groningen wurde er von der Gestapo, die ganz Holland nach deutschen Juden durchkämmte, jedoch entdeckt und erneut verhaftet, in das Durchgangslager Westerbork gebracht und von dort in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo er im September 1942 ums Leben gebracht wurde.<br />
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Dr. Klaus Sternberg flüchtete etwa um die Zeit, als sein Vater Berlin verließ, mit seiner Mutter nach England. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Deutschland zurück. Seine Mission sah er viele Jahre lang darin, Schülerinnen und Schülern die Lehren der Geschichte zu vermitteln. Für den Verein Bund der Antifaschisten Treptow e.V., dem er angehörte, hielt er Vorträge zur Geschichte des Judentums und der Juden in Deutschland und zur Geschichte Israels. Er trat auch als Zeitzeuge über die NS-Zeit auf und referierte über den Antisemitismus. 2009 wurde er mit der Bürgermedaille des Berliner Bezirks Treptow-Köpenick geehrt. 2011 ist er in Berlin gestorben.

Der prächtige Stuckaltbau an der Uhlandstraße 175 ist heute ein Büro- und Geschäftshaus. Aus der von hohen Säulen eingerahmten Tür dieses 1898/99 erbauten prächtigen Berliner Bürgerhauses holte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) am 10. November 1938, dem Tag nach der von den Nazis so genannten „Reichskristallnacht“, Dr. Kurt Sternberg aus seiner Wohnung und transportierte ihn in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Damit begann die letzte Phase seiner Verfolgung, die im September 1942 mit der Vergasung im Vernichtungslager Auschwitz endete.

Kurt Sternberg stammte aus einer jüdischen Familie, sein Vater war der Handelsgerichtsrat Emil Sternberg, der schon etliche Jahre im Erdgeschoss der Uhlandstraße 175 wohnte, wo sich heute eine Trattoria befindet. Am 19. Juni 1885 wurde Kurt Sternberg in Berlin geboren. Nach dem Studium der Philosophie war er im Ersten Weltkrieg Soldat und überzeugt, für sein deutsches Vaterland eine Pflicht zu erfüllen. Nach seiner Hochzeit kam am 8. Oktober 1920 in Berlin der Sohn Klaus zur Welt.

Seine philosophischen Studien füllten Kurt Sternberg vollkommen aus, aber die Einkünfte aus Veröffentlichungen und Vorträgen reichten, obwohl auch seine Frau Rosemarie arbeiten ging, für den Lebensunterhalt der Familie nicht aus. Deshalb schlug er sich als Verkäufer für eine Wäschefirma – als „Wäschevertreter“, wie sein Sohn Klaus später sagte – durch, der in ganz Deutschland herumreiste. Wenn er nach Hause kam, so erinnerte sich der Sohn, „begann die philosophische Schicht am Schreibtisch“. Hauptsächlich beschäftigte er sich mit Immanuel Kant. 1931 veröffentlichte er das Buch Neukantische Aufgaben, 1933 dann Die Geburt des Etwas aus dem Nichts, beide erschienen in der Pan-Verlagsgesellschaft, Berlin. 1938 vollendete er sein Werk Philosophische Probleme im biblischen und apokryphen Schrifttum der Juden, das im Goldstein Verlag, Berlin, herauskam. Daneben war er an Kunst und Architektur interessiert und hatte offenbar Kontakt zu dem Architekten Mies van der Rohe.

Nachdem er nach sechs Wochen langer Haft als gebrochener Mann aus Sachsenhausen zurückgekehrt war, floh er 1939 vor den Nationalsozialisten in die Niederlande. 1940 wurden die Niederlande von der deutschen Wehrmacht besetzt. In Groningen wurde er von der Gestapo, die ganz Holland nach deutschen Juden durchkämmte, jedoch entdeckt und erneut verhaftet, in das Durchgangslager Westerbork gebracht und von dort in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo er im September 1942 ums Leben gebracht wurde.

Dr. Klaus Sternberg flüchtete etwa um die Zeit, als sein Vater Berlin verließ, mit seiner Mutter nach England. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Deutschland zurück. Seine Mission sah er viele Jahre lang darin, Schülerinnen und Schülern die Lehren der Geschichte zu vermitteln. Für den Verein Bund der Antifaschisten Treptow e.V., dem er angehörte, hielt er Vorträge zur Geschichte des Judentums und der Juden in Deutschland und zur Geschichte Israels. Er trat auch als Zeitzeuge über die NS-Zeit auf und referierte über den Antisemitismus. 2009 wurde er mit der Bürgermedaille des Berliner Bezirks Treptow-Köpenick geehrt. 2011 ist er in Berlin gestorben.