Johanna Steilberg née König

Location 
Helmstedter Str. 27
District
Wilmersdorf
Stone was laid
24 October 2012
Born
16 February 1898 in Hohenstadt (Zábřeh)
Deportation
on 01 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Johanna Steilberg kam am 16. Februar 1898 als Johanna König im damaligen Hohenstadt in  Böhmen, einem kleinen Ort mit überwiegend deutscher Bevölkerung, zur Welt. Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 wurde der Ort in Zábřeh umbenannt, was nach der Annektion des Sudentenlandes durch die Nationalsozialisten nach dem „Münchner Abkommen" 1938  wieder rückgängig gemacht wurde. Nach der Wiederherstellung der Tschechoslowakei 1945 wurde der Ort erneut zu Zábřeh und liegt im heutigen Tschechien.

Über Johanna Steilbergs Eltern und ihren späteren Ehemann war nichts Gesichertes herauszufinden. Ihre Mutter war vermutlich die 1873 in derselben Region geborene

Dr. Julie König, geb. Kulka, die seit mindestens 1935 in der Helmstedter Straße 27 wohnte.  Gesichert ist, dass Johanna Steilberg zur Zeit der Volkszählung im Mai 1939 ebenfalls dort lebte und geschieden war. Es ist anzunehmen, dass die Nationalsozialisten dieses Haus zu einem sog. „Judenhaus" machten, denn schon 1939 waren dort 15 jüdische Menschen in etlichen Untermietverhältnissen verzeichnet. Sie alle wurden deportiert und ermordet. Johanna Steilberg hatte in der Helmstedter Straße 27 aber ihren letzten freiwilligen Wohnsitz.

Vor ihrer Deportation wurde Johanna Steilberg  - wie auch ihre vermutliche Mutter Dr. Julie König - von den Nazis aus ihrer Wohnung in der Helmstedter Straße 27 vertrieben und zwangsweise in das Haus Stübbenstraße 3 in Schöneberg eingewiesen. Von dort wurde Julie König am  22. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, weiter in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort im Dezember 1943 ermordet.

Johanna Steilberg wurde am 1.März 1943 mit dem sog. "31. Osttransport" zusammen mit weiteren 1736 jüdischen Menschen vom Güterbahnhof Moabit in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. In diesem Transport befanden sich vor allem Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, die wegen ihres Einsatzes in der kriegswichtigen Rüstungsindustrie bis dahin von der Deportation ausgenommenen waren. Sie wurden bei der sog. "Fabrikaktion" vom 27.Februar 1943 an ihren Zwangsarbeitsplätzen verhaftet, registriert und dann deportiert. Sehr wahrscheinlich war auch die 44jährige Johanna Steilberg zur Zwangsarbeit verpflichtet. Sie musste nicht die „Vermögenserklärung" abgeben, die grundsätzlich alle jüdischen Menschen kurz vor der Deportation zu erstellen hatten; in der Deportationsliste war handschriftlich in Abkürzungen hinzugefügt: „von Vermögenserklärung ausgenommen. Zettel geschrieben". Da allein in Berlin auf einen Schlag etwa 3000 Menschen festgenommen und z. T. in improvisierte Sammellager gebracht wurden, konnte wohl die übliche NS-Bürokratie nicht überall eingehalten werden. In welchem Betrieb Johanna eingesetzt war, konnte nicht herausgefunden werden.

In den Totenbüchern und Häftlingskarteien des Vernichtngslagers Auschwitz - des Stammlagers und der verschiedenen Neben- und Arbeitslager - war Johanna Steilberg nicht zu finden. Sie wurde vermutlich unmittelbar nach Ankunft in Auschwitz am 2. März 1943 umgebracht.