Gertrud Seele

Location 
Parchimer Allee 75
District
Britz
Stone was laid
29 November 2012
Born
22 September 1917 in Berlin
Occupation
Krankenschwester
Excecuted
12 January 1945 in Berlin-Plötzensee

Die Arbeitergroßfamilie Seele zieht 1932 aus der Neuköllner Flughafenstraße in die Parchimer Allee. Gertrud ist eines von zwölf Kindern der Sozialdemokraten Ferdinand und seiner Frau Luise. Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kommt Gertrud, die zunächst die Rütli-, dann die Elbe-Aufbauschule in Neukölln besucht, in Konflikt mit den neuen politischen Verhältnissen. Die mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn ausgestattete selbstbewusste junge Frau wird der Elbe-Schule verwiesen, da sie sich spöttisch gegenüber ihrem vormals sozialdemokratischen, nun nationalsozialistisch eingestellten Rektor äußert.<br />
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Gertrud wird in den kommenden Jahren zur Krankenschwester ausgebildet, legt später auch ein Fürsorgeexamen ab und unterstützt ihren Bruder Paul bei der Hilfe verfolgter jüdischer Menschen, die in ihrer unmittelbaren Nähe leben.<br />
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Im Jahr 1941 kommt Gertruds Tochter Michaela zur Welt. Nach den wochenlangen schweren Luftangriffen auf Berlin wird Gertrud Seele auf einen Landwirtschaftsbetrieb in der Lausitz evakuiert. Sie bringt ihre Tochter dort zunächst in Sicherheit, hilft auf dem Feld und kommt in Kontakt mit Nachbarn und weiteren Landarbeitern. Gegenüber ihrer Umgebung macht Gertrud Seele in den nächsten Wochen keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen den Krieg und die nationalsozialistische Regierung. Als sie im Januar 1944 erneut in den Ort reist und in drastischen Worten schildert, wie es der Bevölkerung in der Stadt ergeht, entzündet sich ein Streit mit der Landwirtin. Gertrud Seele wird verhaftet und kommt für viele Monate ins Gefängnis. Im Oktober 1944 erhebt der Oberreichsanwalt Anklage wegen „gehässiger und kriegshetzerischer Äußerungen, Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung“. Am 6. Dezember 1944 verhängt der Volksgerichtshof in Potsdam, gestützt auf eindeutige Zeugenaussagen, das Todesurteil über Gertrud Seele. Ein Gnadengesuch wird abgelehnt. Das Urteil wird am 12. Januar 1945 in Plötzensee vollstreckt.

Die Arbeitergroßfamilie Seele zieht 1932 aus der Neuköllner Flughafenstraße in die Parchimer Allee. Gertrud ist eines von zwölf Kindern der Sozialdemokraten Ferdinand und seiner Frau Luise. Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kommt Gertrud, die zunächst die Rütli-, dann die Elbe-Aufbauschule in Neukölln besucht, in Konflikt mit den neuen politischen Verhältnissen. Die mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn ausgestattete selbstbewusste junge Frau wird der Elbe-Schule verwiesen, da sie sich spöttisch gegenüber ihrem vormals sozialdemokratischen, nun nationalsozialistisch eingestellten Rektor äußert.

Gertrud wird in den kommenden Jahren zur Krankenschwester ausgebildet, legt später auch ein Fürsorgeexamen ab und unterstützt ihren Bruder Paul bei der Hilfe verfolgter jüdischer Menschen, die in ihrer unmittelbaren Nähe leben.

Im Jahr 1941 kommt Gertruds Tochter Michaela zur Welt. Nach den wochenlangen schweren Luftangriffen auf Berlin wird Gertrud Seele auf einen Landwirtschaftsbetrieb in der Lausitz evakuiert. Sie bringt ihre Tochter dort zunächst in Sicherheit, hilft auf dem Feld und kommt in Kontakt mit Nachbarn und weiteren Landarbeitern. Gegenüber ihrer Umgebung macht Gertrud Seele in den nächsten Wochen keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen den Krieg und die nationalsozialistische Regierung. Als sie im Januar 1944 erneut in den Ort reist und in drastischen Worten schildert, wie es der Bevölkerung in der Stadt ergeht, entzündet sich ein Streit mit der Landwirtin. Gertrud Seele wird verhaftet und kommt für viele Monate ins Gefängnis. Im Oktober 1944 erhebt der Oberreichsanwalt Anklage wegen „gehässiger und kriegshetzerischer Äußerungen, Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung“. Am 6. Dezember 1944 verhängt der Volksgerichtshof in Potsdam, gestützt auf eindeutige Zeugenaussagen, das Todesurteil über Gertrud Seele. Ein Gnadengesuch wird abgelehnt. Das Urteil wird am 12. Januar 1945 in Plötzensee vollstreckt.