Tylla Warneck née Goldstein

Location 
Heinrich-Mann-Str. 9
Historical name
Seckendorffstraße 9
District
Niederschönhausen
Stone was laid
24 October 2012
Born
05 December 1880 in Krakau / Kraków
Deportation
on 28 March 1942 to Trawniki
Murdered
in Trawniki

Frau Tylla Warneck, geb. Goldstein wurde am 5. Dezember 1880 in Krakau geboren. Sie lebte – durch das Adressbuch nachweisbar – von 1917 bis 1940 hier in diesem Haus: ursprünglich Podbielskistraße 38, seit 1937 Seckendorffstraße 9, heute Heinich-Mann-Straße 9.<br />
<br />
Ihr Mann war Walter Warneck, Oberingenieur, später Direktor; er starb am 5. März 1924 im Alter von 50 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls und wurde auf dem Gemeindefriedhof III von Superintendent Beier beerdigt.<br />
<br />
Nach den Angaben im Kirchenbuch hatte das Ehepaar keine Kinder.<br />
<br />
Von 1925 bis 1940 ist Frau Tylla Warneck als Direktorin und Witwe unter dieser Adresse im Adressbuch verzeichnet.<br />
<br />
Danach musste sie offensichtlich ihre Wohnung verlassen und nach Wilmersdorf umziehen zur Untermiete in die Duisburgerstraße 16 (Vorderhaus II. Stock) bei Frau Pauline Sara Oppenheimer, die – wie sie – ihrer Deportation entgegensah.<br />
<br />
„Mir ist eröffnet worden, daß mein gesamtes Vermögen und das meiner Familienangehörigen als beschlagnahmt gilt. Ich habe mich jeder Verfügung über das Vermögen zu enthalten. Zuwiderhandlungen werden mit schärfsten staatspolizei-lichen Maßnahmen geahndet.<br />
<br />
Die mir und meinen Familienangehörigen übergebene Vermögenserklärung habe ich genauestens auszufüllen. Es ist mir bekannt, daß die Nachprüfung der Vermögens-erklärung noch vor dem Abtransport vorgenommen wird, und daß ich bei einem Verstoß gegen diese Anordnung auf keine Nachsicht zu rechnen habe.“<br />
<br />
Diese Erklärung hat Frau Warneck am 13. März 1942 unterschrieben.<br />
<br />
Aus der Vermögenserklärung vom 17. März 1942 (in der die Religionszugehörigkeit „evangelisch“ durchgestrichen wurde) geht hervor, wie wenig der ehemals wohlhabenden Frau noch zur Verfügung stand: 1 Zimmer, Wertpapiere für 2 900 RM und ein laufendes Konto mit 532 RM, wenige kleine Möbel, etwas Geschirr, Kleidung und Wäsche – der Gesamtwert wird mit 5 932 RM angegeben.<br />
<br />
Am 28. März 1942 wurde Tylla Warneck von Berlin aus zusammen mit 984 Leidensgefährt(inn)en mit dem „XI. Transport“ über Trawniki nach Piaski verschleppt.<br />
<br />
Und die Geier waren schon auf der Lauer:<br />
<br />
Am 28. Mai 1942 übernahm die Firma Butkereit aus Schöneberg für 506,10 RM Möbel und Hausrat, die Firma Schienemann aus Tegel für 38,50 RM Textilien.<br />
<br />
Der Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg ließ im Juli 1944 das Wertpapierkonto auflösen; die Dresdener Bank überwies 870 RM.<br />
<br />
Das Finanzamt Wilmersdorf unterrichtete am 28. August 1944 die Vermögens-verwertungsstelle: „Die Pflichtige (Tylla Sara Warneck, Duisburger Straße 16) wird unter der angegebenen Adresse nicht geführt. Sicherheiten sind nicht vorhanden.“<br />
<br />
Im Nachbarhaus (Seckendorfstraße 13) wohnte damals (seit 1936) Flora Struck, geb. Selbiger, die nach Nazikriterien ebenfalls „jüdisch“ war. Während ihre beiden Schwestern deportiert und umgebracht wurden, hat sie in Berlin überlebt – vor allem wohl deshalb, weil sich ihr „arischer“ Ehemann, der Postbeamte Bruno Struck, nicht von ihr scheiden ließ und deshalb 1939 „außer Dienst“ gesetzt wurde.<br />
<br />
Wäre Walter Warneck, der „arische“ Ehemann von Tylla, nicht schon mit 50 Jahren verstorben – vielleicht hätte dann dieser Stolperstein nicht verlegt werden müssen.

Frau Tylla Warneck, geb. Goldstein wurde am 5. Dezember 1880 in Krakau geboren. Sie lebte – durch das Adressbuch nachweisbar – von 1917 bis 1940 hier in diesem Haus: ursprünglich Podbielskistraße 38, seit 1937 Seckendorffstraße 9, heute Heinich-Mann-Straße 9.

Ihr Mann war Walter Warneck, Oberingenieur, später Direktor; er starb am 5. März 1924 im Alter von 50 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls und wurde auf dem Gemeindefriedhof III von Superintendent Beier beerdigt.

Nach den Angaben im Kirchenbuch hatte das Ehepaar keine Kinder.

Von 1925 bis 1940 ist Frau Tylla Warneck als Direktorin und Witwe unter dieser Adresse im Adressbuch verzeichnet.

Danach musste sie offensichtlich ihre Wohnung verlassen und nach Wilmersdorf umziehen zur Untermiete in die Duisburgerstraße 16 (Vorderhaus II. Stock) bei Frau Pauline Sara Oppenheimer, die – wie sie – ihrer Deportation entgegensah.

„Mir ist eröffnet worden, daß mein gesamtes Vermögen und das meiner Familienangehörigen als beschlagnahmt gilt. Ich habe mich jeder Verfügung über das Vermögen zu enthalten. Zuwiderhandlungen werden mit schärfsten staatspolizei-lichen Maßnahmen geahndet.

Die mir und meinen Familienangehörigen übergebene Vermögenserklärung habe ich genauestens auszufüllen. Es ist mir bekannt, daß die Nachprüfung der Vermögens-erklärung noch vor dem Abtransport vorgenommen wird, und daß ich bei einem Verstoß gegen diese Anordnung auf keine Nachsicht zu rechnen habe.“

Diese Erklärung hat Frau Warneck am 13. März 1942 unterschrieben.

Aus der Vermögenserklärung vom 17. März 1942 (in der die Religionszugehörigkeit „evangelisch“ durchgestrichen wurde) geht hervor, wie wenig der ehemals wohlhabenden Frau noch zur Verfügung stand: 1 Zimmer, Wertpapiere für 2 900 RM und ein laufendes Konto mit 532 RM, wenige kleine Möbel, etwas Geschirr, Kleidung und Wäsche – der Gesamtwert wird mit 5 932 RM angegeben.

Am 28. März 1942 wurde Tylla Warneck von Berlin aus zusammen mit 984 Leidensgefährt(inn)en mit dem „XI. Transport“ über Trawniki nach Piaski verschleppt.

Und die Geier waren schon auf der Lauer:

Am 28. Mai 1942 übernahm die Firma Butkereit aus Schöneberg für 506,10 RM Möbel und Hausrat, die Firma Schienemann aus Tegel für 38,50 RM Textilien.

Der Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg ließ im Juli 1944 das Wertpapierkonto auflösen; die Dresdener Bank überwies 870 RM.

Das Finanzamt Wilmersdorf unterrichtete am 28. August 1944 die Vermögens-verwertungsstelle: „Die Pflichtige (Tylla Sara Warneck, Duisburger Straße 16) wird unter der angegebenen Adresse nicht geführt. Sicherheiten sind nicht vorhanden.“

Im Nachbarhaus (Seckendorfstraße 13) wohnte damals (seit 1936) Flora Struck, geb. Selbiger, die nach Nazikriterien ebenfalls „jüdisch“ war. Während ihre beiden Schwestern deportiert und umgebracht wurden, hat sie in Berlin überlebt – vor allem wohl deshalb, weil sich ihr „arischer“ Ehemann, der Postbeamte Bruno Struck, nicht von ihr scheiden ließ und deshalb 1939 „außer Dienst“ gesetzt wurde.

Wäre Walter Warneck, der „arische“ Ehemann von Tylla, nicht schon mit 50 Jahren verstorben – vielleicht hätte dann dieser Stolperstein nicht verlegt werden müssen.