Henriette Lucie Mendelsohn née Strauss

Location 
Fregestr. 59
District
Schöneberg
Stone was laid
05 September 2012
Born
02 May 1870 in Halle (Westfalen)
Deportation
on 03 October 1942 to Theresienstadt
Dead
09 May 1944 in Theresienstadt

Henriette Lucie Strauss, in der Familie Harry genannt, kam am 2. Mai 1870 im westfälischen Halle als Tochter des Kreisarztes und späteren Geheimen Medizinalrates Dr. Arnold Strauss und seiner Frau Rose, geb. Schüler, zur Welt. Die Dichterin Else Lasker-Schüler war eine Kusine von ihr. 1896 heiratete Henriette Strauss den Berliner HNO-Arzt Dr. Max Mendelsohn. Die Familie gehörte ausdrücklich keiner Religionsgemeinschaft an. Sie hatte zwei Töchter, die 1896 geborene Elisabeth und die 1902 geborene Susanne. In den 1920er Jahren lebte die Familie in einer Seitenstraße des Kurfürstendamms, wo Max Mendelsohn seine Praxis betrieb. Es kann davon ausgegangen werden, dass Mendelsohn seine Praxis Mitte der 1930er Jahre aus Altersgründen aufgab und das Ehepaar in eine Vier-Zimmerwohnung in der Paderborner Straße 1 verzog. Die Tochter Elisabeth hatte zu Beginn des Ersten Weltkrieges ihren Vetter, den Rechtsanwalt Ernst Salomon, geheiratet und zwischen 1915 und 1920 drei Söhne geboren. Nach der Scheidung heiratete sie den Richter Dr. Heinz Leo Golzen. Sie bekamen 1930 den Sohn Gottfried und 1937 die Tochter Renate. Als der Schwiegersohn Heinz Golzen 1936 Berufsverbot erhielt, zog die Familie zunächst nach Lörrach, von wo aus der Familienvater in Basel Theologie studierte und für das Schweizerische Evangelische Hilfswerk in der Flüchtlingshilfe arbeitete. 1939 gelang der Familie die Emigration nach Edinburgh.<br />
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Nach dem Tod ihres Mannes am 27. Mai 1938 gab Henriette Lucie Mendelsohn die Wohnung in der Paderborner Straße 1 auf und zog – wahrscheinlich zusammen mit ihrer von dem Architekten Hans Hesse geschiedenen Tochter Susanne – zu Bekannten, Dr. Bruno und Helene Marwitz, in die Schöneberger Fregestraße 59. Im Frühjahr 1942 wurden Mutter und Tochter gezwungen, in die Vorbergstraße 15 bei Erich Graetzer zu ziehen. Am 30. September 1942 musste Henriette Mendelsohn eine Vermögensaufstellung ausfüllen und wurde am nächsten Tag aus dem Bett heraus von der Gestapo abgeholt. Susanne Hesse versuchte daraufhin – allerdings vergeblich – zu intervenieren. Henriette Mendelsohn wurde am 3. Oktober 1942 mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. 946 Menschen aus Berlin und Brandenburg mit diesem Transport wurden verschleppt. Sie starb an den Folgen von mangelnder Hygiene und Ernährung am 9. Mai 1944.<br />
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Susanne Hesse versteckte sich nach der Deportation der Mutter und überlebte. Ihre Schwester Elisabeth kehrte 1949 zusammen mit dem Ehemann und der Tochter Renate nach Deutschland zurück und lebte in Karlsruhe. Am 5. September 2012 wurden vor der Fregestraße 59 von einer Anwohnerin drei Stolpersteine für das Ehepaar Marwitz und Henriette Mendelsohn verlegt.

Henriette Lucie Strauss, in der Familie Harry genannt, kam am 2. Mai 1870 im westfälischen Halle als Tochter des Kreisarztes und späteren Geheimen Medizinalrates Dr. Arnold Strauss und seiner Frau Rose, geb. Schüler, zur Welt. Die Dichterin Else Lasker-Schüler war eine Kusine von ihr. 1896 heiratete Henriette Strauss den Berliner HNO-Arzt Dr. Max Mendelsohn. Die Familie gehörte ausdrücklich keiner Religionsgemeinschaft an. Sie hatte zwei Töchter, die 1896 geborene Elisabeth und die 1902 geborene Susanne. In den 1920er Jahren lebte die Familie in einer Seitenstraße des Kurfürstendamms, wo Max Mendelsohn seine Praxis betrieb. Es kann davon ausgegangen werden, dass Mendelsohn seine Praxis Mitte der 1930er Jahre aus Altersgründen aufgab und das Ehepaar in eine Vier-Zimmerwohnung in der Paderborner Straße 1 verzog. Die Tochter Elisabeth hatte zu Beginn des Ersten Weltkrieges ihren Vetter, den Rechtsanwalt Ernst Salomon, geheiratet und zwischen 1915 und 1920 drei Söhne geboren. Nach der Scheidung heiratete sie den Richter Dr. Heinz Leo Golzen. Sie bekamen 1930 den Sohn Gottfried und 1937 die Tochter Renate. Als der Schwiegersohn Heinz Golzen 1936 Berufsverbot erhielt, zog die Familie zunächst nach Lörrach, von wo aus der Familienvater in Basel Theologie studierte und für das Schweizerische Evangelische Hilfswerk in der Flüchtlingshilfe arbeitete. 1939 gelang der Familie die Emigration nach Edinburgh.

Nach dem Tod ihres Mannes am 27. Mai 1938 gab Henriette Lucie Mendelsohn die Wohnung in der Paderborner Straße 1 auf und zog – wahrscheinlich zusammen mit ihrer von dem Architekten Hans Hesse geschiedenen Tochter Susanne – zu Bekannten, Dr. Bruno und Helene Marwitz, in die Schöneberger Fregestraße 59. Im Frühjahr 1942 wurden Mutter und Tochter gezwungen, in die Vorbergstraße 15 bei Erich Graetzer zu ziehen. Am 30. September 1942 musste Henriette Mendelsohn eine Vermögensaufstellung ausfüllen und wurde am nächsten Tag aus dem Bett heraus von der Gestapo abgeholt. Susanne Hesse versuchte daraufhin – allerdings vergeblich – zu intervenieren. Henriette Mendelsohn wurde am 3. Oktober 1942 mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. 946 Menschen aus Berlin und Brandenburg mit diesem Transport wurden verschleppt. Sie starb an den Folgen von mangelnder Hygiene und Ernährung am 9. Mai 1944.

Susanne Hesse versteckte sich nach der Deportation der Mutter und überlebte. Ihre Schwester Elisabeth kehrte 1949 zusammen mit dem Ehemann und der Tochter Renate nach Deutschland zurück und lebte in Karlsruhe. Am 5. September 2012 wurden vor der Fregestraße 59 von einer Anwohnerin drei Stolpersteine für das Ehepaar Marwitz und Henriette Mendelsohn verlegt.