Alice Braun née Joelsohn

Location 
Else-Lasker-Schüler-Str. 11
Historical name
Motzstr. 88 bzw. Mackensenstr. 11
District
Schöneberg
Stone was laid
14 August 2013
Born
29 September 1873 in Berlin
Deportation
on 15 August 1942 to Riga
Murdered
18 August 1942 in Riga

Alice Joelsohn wurde am 29. September 1873 als Tochter des kaufmanns Julius Joelsohn (ca. 1936-1904) und seiner Ehefrau Betty geb. Seligsohn (ca. 1851-1910) in Berlin geboren. Julius Joelsohn stammte aus der Tuchmacherstadt Schönlanke (heute: Trcianka in Polen), seine Ehefrau aus der Weberstadt Samotschin (heute Szamocin in Polen), beides Orte in der damaligen Provinz Posen. Sie hatte zwei Brpder, den als Kind gestorbenen Paul und den 1888 geborenen Fritz, der als Erwachsenen auch in der Motzstraße leben sollte.<br />
Der Vater Julius Joelsohn findet sich das erste Mal im Berliner Adressbuch von 1867: Mit einem Partner besaß er einen Großhandel für "baumwoll- und halbwoll. Waaren" in der Spandauer Straße 17 im alten Berlin. Bis 1875 wohnte die Familie Joelsohn in dieser Straße, bis Mitte der 1890er Jahre war hier auch der Stoffhandel. Allerdings wechselten die Häuser, und Julius Joelsohn hatte einen neuen Geschäftspartner. Zum Zeitpunkt der Geburt von Alice Joelsohn wohnten die Eltern in der Spandauer Straße 8. Danach zogen sie für kurze Zeit in die Alexanderstraße 42 und Ende der 1870er Jahre in die Kochstraße 53. Dort verbrachte Alice Joelsohn ihre Kindheit. Anfang der 1890er Jahre verließ die wohlhabend gewordene Familie Altberlin und zog nach Westen. <br />
Alice Joessohn war inzwischen in einem Alter, indem die Schulbildung für eine "höhere Tochter" abgeschlossen war. Für kurze Zeit lebte sie noch bei den Eltern in der Bellevuestraße 7 im vornehmenTiergarten. Hausbesitzer war Ferdinand Manheimer aus dem berühmten Konfektionshaus Manheimer. Dann kaufte der Vater eine Villa in der Rauchstraße 4, die bis in den Zweiten Weltkrieg (nach dem Berliner Adressbuch) im Besitz der Familie bleiben sollte. In der Nachbarschaft lebten Politiker, Unternehmer, hohe Beamte, Künstler und Wissenschaftler. Die Firma des Vaters Julius Joelsohn residierte um die Jahrhundertwende am Hausvogteilplatz 12, dem Zentrum der Berliner Konfektion. Das Haus steht noch.<br />
Mit etwa 23 Jahren heiratete Alice Joelsohn den Kaufmann Benno Braun, den 1856 (1866?) in Posen geborenen Sohn des "Tuchagenten" Tobias Braun (1833-1909) und seiner Ehefrau Henriette Türk (1841-1902). 1898 wurden der Sohn Paul, 1903 die Tochter Henriette geboren.<br />
Zum Zeitpunkt von Pauls Geburt wohnten Alice Braun und ihr Ehemann in der Kochstraße 59, nicht weit vom Haus ihrer Kindheit. Danach lebten sie in der Magdeburger Straße 31 (heute: Kluckstraße) im Tiergarten, um dann in die Motzstraße 88 zu ziehen.<br />
Benno Braun war Teilhaber im Unternehmen seines Schwiegervaters geworden und im Vorstand der jüdischen Gemeinde. Sohn Paul studierte nach dem Abitur Jura und Nationalökonomie. Er heiratete 1926 die Juristin Emilie Melchior (1897-1991). Tochter Henriette wurde Pianistin und heiratete den nichtjüdischen Schauspieler Wolfgang Kühne (1905-1969). Am 27.Juni 1927 wurde der Enkel Otto Melchior Benno, genannt Peter, geboren. Am 2. Februar 1929 starb nach schwerer Krankheit der Ehemann von Alice Braun und Enkel Peter erkrankte an Tbc. Er wurde in die Schweiz gebracht und Schwiegertochter Emilie reiste in den folgenden Jahren immer wieder zu ihrem Sohn. Paul Braun zog zu seiner Mutter in die Motzstraße 88. Dort hatte auch etliche Jahre der Bruder Fritz von Alice Braun gewohnt, der Arzt geworden war und später in der Motzstraße 86 wohnte. <br />
Sohn Paul und seine Ehefrau emigrierten bereits am 28. März 1933 mit ihrem Kind nach Frankreich. Sie lebten zuletzt als Kleinbauern und Landarbeiter in Südfrankreich. Am 17.8.1942 geriet Alice Sohn Paul in Lyon in eine Razzia und wurde über das Sammellager Drancy bei Paris am 2. September 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. <br />
Zu diesem Zeitpunkt war Alice Braun bereits tot. Sie hatte zuletzt die Wohnung in der Motzstraße verlassen müssen und zur Untermiete gewohnt. Am 15.August 1942 wurde sie vom Güterbahnhof Moabit aus dem ungefähr 1000 Schicksalgenossen nach Riga transportiert. Nach drei Tagen Fahrt wurden die Insassen des Zuges bis auf wenige Ausnahmen in den Wäldern von rumbula und Bukernicki bei Riga erschossen.<br />
Bruder Fritz Joelsohn wurde am 19.4.1943 nach Auschwitz deportiert und dort am 31.7.1943 ermordet. Tochter Henriette und Schwiegertochter Emilie mit Enkelsohn Peter (Pierre) überlebten Diktatur und Krieg.

Alice Joelsohn wurde am 29. September 1873 als Tochter des kaufmanns Julius Joelsohn (ca. 1936-1904) und seiner Ehefrau Betty geb. Seligsohn (ca. 1851-1910) in Berlin geboren. Julius Joelsohn stammte aus der Tuchmacherstadt Schönlanke (heute: Trcianka in Polen), seine Ehefrau aus der Weberstadt Samotschin (heute Szamocin in Polen), beides Orte in der damaligen Provinz Posen. Sie hatte zwei Brpder, den als Kind gestorbenen Paul und den 1888 geborenen Fritz, der als Erwachsenen auch in der Motzstraße leben sollte.
Der Vater Julius Joelsohn findet sich das erste Mal im Berliner Adressbuch von 1867: Mit einem Partner besaß er einen Großhandel für "baumwoll- und halbwoll. Waaren" in der Spandauer Straße 17 im alten Berlin. Bis 1875 wohnte die Familie Joelsohn in dieser Straße, bis Mitte der 1890er Jahre war hier auch der Stoffhandel. Allerdings wechselten die Häuser, und Julius Joelsohn hatte einen neuen Geschäftspartner. Zum Zeitpunkt der Geburt von Alice Joelsohn wohnten die Eltern in der Spandauer Straße 8. Danach zogen sie für kurze Zeit in die Alexanderstraße 42 und Ende der 1870er Jahre in die Kochstraße 53. Dort verbrachte Alice Joelsohn ihre Kindheit. Anfang der 1890er Jahre verließ die wohlhabend gewordene Familie Altberlin und zog nach Westen.
Alice Joessohn war inzwischen in einem Alter, indem die Schulbildung für eine "höhere Tochter" abgeschlossen war. Für kurze Zeit lebte sie noch bei den Eltern in der Bellevuestraße 7 im vornehmenTiergarten. Hausbesitzer war Ferdinand Manheimer aus dem berühmten Konfektionshaus Manheimer. Dann kaufte der Vater eine Villa in der Rauchstraße 4, die bis in den Zweiten Weltkrieg (nach dem Berliner Adressbuch) im Besitz der Familie bleiben sollte. In der Nachbarschaft lebten Politiker, Unternehmer, hohe Beamte, Künstler und Wissenschaftler. Die Firma des Vaters Julius Joelsohn residierte um die Jahrhundertwende am Hausvogteilplatz 12, dem Zentrum der Berliner Konfektion. Das Haus steht noch.
Mit etwa 23 Jahren heiratete Alice Joelsohn den Kaufmann Benno Braun, den 1856 (1866?) in Posen geborenen Sohn des "Tuchagenten" Tobias Braun (1833-1909) und seiner Ehefrau Henriette Türk (1841-1902). 1898 wurden der Sohn Paul, 1903 die Tochter Henriette geboren.
Zum Zeitpunkt von Pauls Geburt wohnten Alice Braun und ihr Ehemann in der Kochstraße 59, nicht weit vom Haus ihrer Kindheit. Danach lebten sie in der Magdeburger Straße 31 (heute: Kluckstraße) im Tiergarten, um dann in die Motzstraße 88 zu ziehen.
Benno Braun war Teilhaber im Unternehmen seines Schwiegervaters geworden und im Vorstand der jüdischen Gemeinde. Sohn Paul studierte nach dem Abitur Jura und Nationalökonomie. Er heiratete 1926 die Juristin Emilie Melchior (1897-1991). Tochter Henriette wurde Pianistin und heiratete den nichtjüdischen Schauspieler Wolfgang Kühne (1905-1969). Am 27.Juni 1927 wurde der Enkel Otto Melchior Benno, genannt Peter, geboren. Am 2. Februar 1929 starb nach schwerer Krankheit der Ehemann von Alice Braun und Enkel Peter erkrankte an Tbc. Er wurde in die Schweiz gebracht und Schwiegertochter Emilie reiste in den folgenden Jahren immer wieder zu ihrem Sohn. Paul Braun zog zu seiner Mutter in die Motzstraße 88. Dort hatte auch etliche Jahre der Bruder Fritz von Alice Braun gewohnt, der Arzt geworden war und später in der Motzstraße 86 wohnte.
Sohn Paul und seine Ehefrau emigrierten bereits am 28. März 1933 mit ihrem Kind nach Frankreich. Sie lebten zuletzt als Kleinbauern und Landarbeiter in Südfrankreich. Am 17.8.1942 geriet Alice Sohn Paul in Lyon in eine Razzia und wurde über das Sammellager Drancy bei Paris am 2. September 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Zu diesem Zeitpunkt war Alice Braun bereits tot. Sie hatte zuletzt die Wohnung in der Motzstraße verlassen müssen und zur Untermiete gewohnt. Am 15.August 1942 wurde sie vom Güterbahnhof Moabit aus dem ungefähr 1000 Schicksalgenossen nach Riga transportiert. Nach drei Tagen Fahrt wurden die Insassen des Zuges bis auf wenige Ausnahmen in den Wäldern von rumbula und Bukernicki bei Riga erschossen.
Bruder Fritz Joelsohn wurde am 19.4.1943 nach Auschwitz deportiert und dort am 31.7.1943 ermordet. Tochter Henriette und Schwiegertochter Emilie mit Enkelsohn Peter (Pierre) überlebten Diktatur und Krieg.