Kurt Rosenow

Location 
Knaackstraße 34
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
30 March 2013
Born
01 March 1911 in Berlin
Deportation
on 03 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Kurt Rosenow wurde am 1. März 1911 in Berlin geboren. Er war der Sohn der Berlinerin Gertrud Rosenow, geborene Michaelis, und des aus Stolp (dem heutigen Słupsk) stammenden Buchbinders James Rosenow. Die Geschwister seiner Eltern, Willy Rosenow und Betty Michaelis, hatten sich vermählt – vermutlich lernten sich so seine Eltern kennen. Sie heirateten am 16. Februar 1910. <br />
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Seine Eltern hatten zunächst bei seinen Großeltern mütterlicherseits, dem Schneidermeister Gustav Michaelis und dessen Frau Klara, geborene Willendorf, in der Tresckowstraße 38 (der heutigen Knaackstraße 34), nahe dem Wörther Platz (dem heutigen Kollwitzplatz), im Prenzlauer Berg gelebt. 1913 waren sie in die Rykestraße gezogen – zunächst in eine Wohnung in der Rykestraße 50, dann in die zweite Etage der Rykestraße 51. 1916 ging die jetzt vierköpfige Familie – 1915 war Kurts Schwester zur Welt gekommen –, wieder in die Tresckowstraße 38 zurück, diesmal aber in eine eigene Wohnung in dem Haus, in dem nach wie vor auch die Großeltern von Kurt lebten. Eine Nachbarwohnung bewohnten Kurts Onkel Willy und seine Tante Betty Rosenow. Das Leben in der Tresckowstraße 38 war in den letzten Kriegsjahren und der Zeit der Weimarer Republik sicher von den engen familiären Bindungen der hier lebenden Familienmitglieder geprägt und diese waren sicher ein bestimmendes Element der frühen Kindheitsjahre von Kurt und seiner Schwester Ilse. Sie hatten noch weitere Verwandte in Berlin. Ein Onkel väterlicherseits, der Kaufmann Georg Rosenow, der mit seiner Frau Auguste, geborene Lachmann, genauso im Prenzlauer Berg lebten wie auch ein zweiter Onkel, der Textilstepper Louis Rosenow mit seiner Frau Emma Frieda Elsa, geborene Dumke. Vermutlich wurde Kurts Vater während der Zeit des Ersten Weltkriegs als Soldat rekrutiert. Allerdings gibt es hierfür, wie bei seinem Onkel Willy, keine eindeutigen Zeugnisse. Nur für seinen Onkel Georg Rosenow ist ein Fronteinsatz zweifelsfrei belegt, durch die Meldung seiner Kriegsgefangenschaft im Jahr 1915.<br />
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Leider haben sich so gut wie keine Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben von Kurt Rosenow im Berlin der Weimarer Republik und den späteren Jahren vermitteln könnten. Es ist anzunehmen, dass er in den Jahren 1917/1918 in eine der Schulen im Prenzlauer Berg eingeschult wurde und in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre seinen Abschluss gemacht hat. Es ist nicht bekannt, welchen Beruf er und seine Schwester ergriffen haben. Auch liefern die Berliner Adressbücher keinen Hinweis darauf, in welchem Jahr er die Tresckowstraße verlassen haben könnte. Er wird in den 1930er-Jahren nicht als Haushaltsvorstand in Berlin geführt, möglicherweise lebte er aber zur Untermiete oder in anderen Mietverhältnissen in der Hauptstadt oder hatte Berlin zeitweise verlassen. 1939 wohnte Kurt Rosenow jedenfalls, soweit geben die damals erhobenen Volkszählungsdaten Aufschluss, genauso wie seine Schwester Ilse wieder in der elterlichen Wohnung in der Tresckowstraße 38.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – hatten auch Zwangsmaßnahmen geben Kurt Rosenow und seine Verwandten begonnen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 1934 oder 1935 hatte Kurts Vater James seine Anstellung als Buchbinder verloren. In der den nächsten Jahren hatte er wie Willy Rosenow, der in zweiter Ehe mit Gertrud Rosenow, geborene Israel, in Berlin lebte, versucht, als Schneider unter immer schwierigeren Bedingungen ein Auskommen zu finden. Nach den Pogromen im November 1938 musste Kurt, genauso wie seine Schwester und seine Eltern, Zwangsarbeit leisten. Ob er und seine Familie in diesen Jahren konkrete Schritte unternommen hatten, das Land zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten sie Pläne verfolgt haben, so scheiterten diese. Im Jahr 1939 bekam seine Schwester ein Kind: Judis Rosenow wurde am 27. April in Berlin geboren. Der Vater des Kindes ist nicht bekannt. Das Leben in der Hauptstadt nahm für alle Familienmitglieder zunehmend den Charakter eines Überlebenskampfes an. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sich Kurt und seine Verwandten mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.<br />
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Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 24. Oktober 1941 wurde Kurts Onkel Willy mit seiner Ehefrau Gertrude aus Berlin in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Gut ein Jahr später, am 6. November 1942, wurden Georg Rosenow und seine Ehefrau Auguste in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Kurt Rosenow wurde zusammen mit seinen Eltern, seiner Schwester, deren dreijähriger Tochter und seiner Tante Betty im Zuge der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, Ende Februar in Berlin verhaftet und in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort wurden sie alle am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Kurt Rosenow war zum Zeitpunkt der Deportation gerade 32 Jahre alt geworden.<br />
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Sein Onkel Louis Rosenow, dessen nichtjüdische Ehefrau sowie deren sechs Kinder (Irma *1912, Werner *1914, Herbert *1916, Gerda *1917, Kurt *1921 und Günther *1926) überlebten die NS-Verfolgung. Louis’ Sohn Herbert Rosenow war als Widerstandskämpfer zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden, konnte sich aber 1944 nach einem Luftangriff aus dem Gefängnis Plötzensee befreien und überlebte bis zum Mai 1945 versteckt. Kurt Rosenow wurde als politischer Häftling im Mai 1945 von der sowjetischen Armee in Auschwitz-Birkenau befreit. Kurts Onkel Willy wurde im Mai 1942 mit seiner zweiten Frau aus Litzmannstadt in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort ermordet. Kurts Onkel Georg wurde mit seiner Frau Auguste am 6. Oktober 1944 aus Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Kurt Rosenow wurde am 1. März 1911 in Berlin geboren. Er war der Sohn der Berlinerin Gertrud Rosenow, geborene Michaelis, und des aus Stolp (dem heutigen Słupsk) stammenden Buchbinders James Rosenow. Die Geschwister seiner Eltern, Willy Rosenow und Betty Michaelis, hatten sich vermählt – vermutlich lernten sich so seine Eltern kennen. Sie heirateten am 16. Februar 1910.

Seine Eltern hatten zunächst bei seinen Großeltern mütterlicherseits, dem Schneidermeister Gustav Michaelis und dessen Frau Klara, geborene Willendorf, in der Tresckowstraße 38 (der heutigen Knaackstraße 34), nahe dem Wörther Platz (dem heutigen Kollwitzplatz), im Prenzlauer Berg gelebt. 1913 waren sie in die Rykestraße gezogen – zunächst in eine Wohnung in der Rykestraße 50, dann in die zweite Etage der Rykestraße 51. 1916 ging die jetzt vierköpfige Familie – 1915 war Kurts Schwester zur Welt gekommen –, wieder in die Tresckowstraße 38 zurück, diesmal aber in eine eigene Wohnung in dem Haus, in dem nach wie vor auch die Großeltern von Kurt lebten. Eine Nachbarwohnung bewohnten Kurts Onkel Willy und seine Tante Betty Rosenow. Das Leben in der Tresckowstraße 38 war in den letzten Kriegsjahren und der Zeit der Weimarer Republik sicher von den engen familiären Bindungen der hier lebenden Familienmitglieder geprägt und diese waren sicher ein bestimmendes Element der frühen Kindheitsjahre von Kurt und seiner Schwester Ilse. Sie hatten noch weitere Verwandte in Berlin. Ein Onkel väterlicherseits, der Kaufmann Georg Rosenow, der mit seiner Frau Auguste, geborene Lachmann, genauso im Prenzlauer Berg lebten wie auch ein zweiter Onkel, der Textilstepper Louis Rosenow mit seiner Frau Emma Frieda Elsa, geborene Dumke. Vermutlich wurde Kurts Vater während der Zeit des Ersten Weltkriegs als Soldat rekrutiert. Allerdings gibt es hierfür, wie bei seinem Onkel Willy, keine eindeutigen Zeugnisse. Nur für seinen Onkel Georg Rosenow ist ein Fronteinsatz zweifelsfrei belegt, durch die Meldung seiner Kriegsgefangenschaft im Jahr 1915.

Leider haben sich so gut wie keine Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben von Kurt Rosenow im Berlin der Weimarer Republik und den späteren Jahren vermitteln könnten. Es ist anzunehmen, dass er in den Jahren 1917/1918 in eine der Schulen im Prenzlauer Berg eingeschult wurde und in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre seinen Abschluss gemacht hat. Es ist nicht bekannt, welchen Beruf er und seine Schwester ergriffen haben. Auch liefern die Berliner Adressbücher keinen Hinweis darauf, in welchem Jahr er die Tresckowstraße verlassen haben könnte. Er wird in den 1930er-Jahren nicht als Haushaltsvorstand in Berlin geführt, möglicherweise lebte er aber zur Untermiete oder in anderen Mietverhältnissen in der Hauptstadt oder hatte Berlin zeitweise verlassen. 1939 wohnte Kurt Rosenow jedenfalls, soweit geben die damals erhobenen Volkszählungsdaten Aufschluss, genauso wie seine Schwester Ilse wieder in der elterlichen Wohnung in der Tresckowstraße 38.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – hatten auch Zwangsmaßnahmen geben Kurt Rosenow und seine Verwandten begonnen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 1934 oder 1935 hatte Kurts Vater James seine Anstellung als Buchbinder verloren. In der den nächsten Jahren hatte er wie Willy Rosenow, der in zweiter Ehe mit Gertrud Rosenow, geborene Israel, in Berlin lebte, versucht, als Schneider unter immer schwierigeren Bedingungen ein Auskommen zu finden. Nach den Pogromen im November 1938 musste Kurt, genauso wie seine Schwester und seine Eltern, Zwangsarbeit leisten. Ob er und seine Familie in diesen Jahren konkrete Schritte unternommen hatten, das Land zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten sie Pläne verfolgt haben, so scheiterten diese. Im Jahr 1939 bekam seine Schwester ein Kind: Judis Rosenow wurde am 27. April in Berlin geboren. Der Vater des Kindes ist nicht bekannt. Das Leben in der Hauptstadt nahm für alle Familienmitglieder zunehmend den Charakter eines Überlebenskampfes an. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sich Kurt und seine Verwandten mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 24. Oktober 1941 wurde Kurts Onkel Willy mit seiner Ehefrau Gertrude aus Berlin in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Gut ein Jahr später, am 6. November 1942, wurden Georg Rosenow und seine Ehefrau Auguste in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Kurt Rosenow wurde zusammen mit seinen Eltern, seiner Schwester, deren dreijähriger Tochter und seiner Tante Betty im Zuge der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, Ende Februar in Berlin verhaftet und in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort wurden sie alle am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Kurt Rosenow war zum Zeitpunkt der Deportation gerade 32 Jahre alt geworden.

Sein Onkel Louis Rosenow, dessen nichtjüdische Ehefrau sowie deren sechs Kinder (Irma *1912, Werner *1914, Herbert *1916, Gerda *1917, Kurt *1921 und Günther *1926) überlebten die NS-Verfolgung. Louis’ Sohn Herbert Rosenow war als Widerstandskämpfer zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden, konnte sich aber 1944 nach einem Luftangriff aus dem Gefängnis Plötzensee befreien und überlebte bis zum Mai 1945 versteckt. Kurt Rosenow wurde als politischer Häftling im Mai 1945 von der sowjetischen Armee in Auschwitz-Birkenau befreit. Kurts Onkel Willy wurde im Mai 1942 mit seiner zweiten Frau aus Litzmannstadt in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort ermordet. Kurts Onkel Georg wurde mit seiner Frau Auguste am 6. Oktober 1944 aus Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.