Laura Lewysohn née Diamant

Location 
Prinz-Handjery-Straße 76
District
Zehlendorf
Stone was laid
27 March 2015
Born
01 July 1863 in Posen / Poznań
Deportation
on 03 October 1942 to Theresienstadt
Murdered
09 February 1943 in Theresienstadt

Laura Diamant kam am 1. Juli 1863 in Posen als Tochter des Salomon Diamant und seiner Frau Maria geborene Hase zur Welt. Sie hatte zwei ältere Schwestern: Fanny (1851) und Jenny (1853). Die Familie war zur evangelischen Religion konvertiert. <br />
Laura heiratete 1883 den Rechtsanwalt und Notar Eugen Lewysohn, geboren am 24. Oktober 1859. Das Ehepaar lebte in Lissa. Am 27. Oktober 1889 wurde der Sohn Rudolf Samuel geboren, es folgte die Tochter Charlotte am 16. Dezember 1892. Ihr Mann Eugen starb mit 45 Jahren am 24. Februar 1905 in Berlin. Die Familie konnte im Berliner Adressbuch nicht gefunden werden.<br />
Die Kinder von Laura Lewysohn nannten sich nach dem Tod des Vaters ab 1907 mit behördlicher Genehmigung „Leonhard“. Laura Lewysohn lebte nach dem Tod Ihres Mannes in Bad Pyrmont. <br />
<br />
Bei der Volkszählung 1939 war Laura Lewysohn jedoch wieder in Berlin erfasst; sie wohnte als Untermieterin bei Dr. med. Adolf Ziegelroth in der Prinz-Handjery-Straße 76 in Zehlendorf. Dr. Ziegelroth war ein jüdischer Arzt, der in seinem Haus nur noch als Krankenbehandler tätig sein durfte. <br />
Auch Laura Lewysohns Tochter Charlotte Leonhard war 1939 in der Prinz-Handjery-Str. 76 gemeldet. <br />
Am 3. Oktober 1942 wurde Laura Lewysohn nach Theresienstadt deportiert und am 9. Februar 1943 ermordet. Auf der Todesfallanzeige wurde als Ursache „Altersschwäche“ vermerkt.<br />
<br />
Laura Lewysohns Tochter Charlotte emigrierte im Herbst 1939 nach England, sie war am 29. Sept. 1939 mit Wohnsitz in Rooting Street, West Ashford, Kent, England gemeldet.<br />
In den 1950ger Jahren lebte sie in London und stellte mehrere Wiedergutmachungsanträge gegen die Bundesrepublik Deutschland. <br />
Charlotte Leonhard kehrte in die Bundesrepublik Deutschland zurück und starb in Lübeck. <br />
<br />
Laura Lewysohns Sohn Rudolf Leonhard studierte wie sein Vater selbst Rechtswissenschaften und Philologie in Berlin und Göttingen. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und nahm am Ersten Weltkrieg teil. Er wandelte sich im Kriegsverlauf von einem Befürworter zu einem entschiedenen Gegner des Krieges. 1918 trat Rudolf Leonhard in die USPD ein und beteiligte sich als Anhänger von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg aktiv an den revolutionären Kämpfen. 1918 heiratete er die Publizistin Susanne Köhler, die ebenfalls den Kommunisten nahestand. Die Ehe wurde allerdings bereits 1919 wieder geschieden. 1920 ging sie – inzwischen Mitglied der KPD – als Leiterin der Presseabteilung der sowjetischen Botschaft nach Wien, wo sie 1921 den damaligen Sowjetbotschafter Mieczysław Broński (1882–1938) heiratete. Am 16. April 1921 wurde der Sohn Wladimir - später: Wolfgang - in Wien geboren; der geschiedene Rudolf Leonhard anerkannte dennoch die Vaterschaft. <br />
Seit 1919 freischaffender Autor und Dramatiker, schrieb Rudolf Leonhard für die "Weltbühne" und arbeitete für den Verlag "Die Schmiede" als Lektor und Herausgeber u. a. der bedeutenden Reportagereihe „Außenseiter der Gesellschaft“. Ende November 1925 initiierte er die "Gruppe 1925", ein loser Zusammenschluss von 39 vorwiegend linken deutschen Schriftstellern und Künstlern (darunter Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Walter Hasenclever, Kurt Tucholsky u.a.)<br />
Im März 1928 zog er auf Einladung seines Freundes Walter Hasenclever nach Paris und lebte dort bis 1934 in dessen Wohnung. Am 29. März 1934 wurde er nach der Veröffentlichung der zweiten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs staatenlos.<br />
Rudolf Leonhard wurde 1939 bis 1944 im Lager Le Vernet interniert, konnte fliehen und lebte in Marseille im Untergrund. 1950 siedelte er - schwerkrank - in die DDR über, wo er in Ost-Berlin am 19. Dezember 1953 starb.<br />
<br />
Susanne Leonhard und ihr Sohn Wolfgang zogen 1930 von Wien nach Berlin, zunächst nach Reinickendorf, ab 1931 lebten sie in der "Künstlerkolonie" am Breitenbachplatz. Nach der NS-Machtübernahme 1933 wurde Wolfgang nach Viggbyholm bei Stockholm in ein Internat in Sicherheit gebracht. Seine Mutter blieb bis Frühsommer 1935 in Deutschland. Im Juni 1935 emigrierten Mutter und Sohn von Schweden aus nach Moskau. <br />
1936 wurde Susanne Leonhard anlässlich einer stalinistischen Säuberungsaktion verhaftet und für zwölf Jahre in das Arbeitslager Workuta deportiert.1948 kehrte Susanne Leonhard nach Deutschland zurück und lebte zunächst in Ost-Berlin. 1949 ging sie in die Bundesrepublik Deutschland und lebte ab 1950 in Stuttgart, wo sie am 3. April 1984 starb.<br />
Wolfgang Leonhard verbrachte diese Zeit während der Inhaftierung seiner Mutter im „Kinderheim Nr. 6“ in Moskau, das für die Kinder deutscher und österreichischer Kommunisten eingerichtet worden war. 1940 nahm er ein Lehrerstudium auf, ab 1942 wurde er zum "Politkommissar" ausgebildet. Nach 1945 ging Wolfgang in die damalige DDR, siedelte jedoch bereits 1950 in die Bundesrepublik über und verfasste das regimekritische Buch "Die Revolution entlässt ihre Kinder." Er starb am 17. August 2014 in Daun.

Laura Diamant kam am 1. Juli 1863 in Posen als Tochter des Salomon Diamant und seiner Frau Maria geborene Hase zur Welt. Sie hatte zwei ältere Schwestern: Fanny (1851) und Jenny (1853). Die Familie war zur evangelischen Religion konvertiert.
Laura heiratete 1883 den Rechtsanwalt und Notar Eugen Lewysohn, geboren am 24. Oktober 1859. Das Ehepaar lebte in Lissa. Am 27. Oktober 1889 wurde der Sohn Rudolf Samuel geboren, es folgte die Tochter Charlotte am 16. Dezember 1892. Ihr Mann Eugen starb mit 45 Jahren am 24. Februar 1905 in Berlin. Die Familie konnte im Berliner Adressbuch nicht gefunden werden.
Die Kinder von Laura Lewysohn nannten sich nach dem Tod des Vaters ab 1907 mit behördlicher Genehmigung „Leonhard“. Laura Lewysohn lebte nach dem Tod Ihres Mannes in Bad Pyrmont.

Bei der Volkszählung 1939 war Laura Lewysohn jedoch wieder in Berlin erfasst; sie wohnte als Untermieterin bei Dr. med. Adolf Ziegelroth in der Prinz-Handjery-Straße 76 in Zehlendorf. Dr. Ziegelroth war ein jüdischer Arzt, der in seinem Haus nur noch als Krankenbehandler tätig sein durfte.
Auch Laura Lewysohns Tochter Charlotte Leonhard war 1939 in der Prinz-Handjery-Str. 76 gemeldet.
Am 3. Oktober 1942 wurde Laura Lewysohn nach Theresienstadt deportiert und am 9. Februar 1943 ermordet. Auf der Todesfallanzeige wurde als Ursache „Altersschwäche“ vermerkt.

Laura Lewysohns Tochter Charlotte emigrierte im Herbst 1939 nach England, sie war am 29. Sept. 1939 mit Wohnsitz in Rooting Street, West Ashford, Kent, England gemeldet.
In den 1950ger Jahren lebte sie in London und stellte mehrere Wiedergutmachungsanträge gegen die Bundesrepublik Deutschland.
Charlotte Leonhard kehrte in die Bundesrepublik Deutschland zurück und starb in Lübeck.

Laura Lewysohns Sohn Rudolf Leonhard studierte wie sein Vater selbst Rechtswissenschaften und Philologie in Berlin und Göttingen. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und nahm am Ersten Weltkrieg teil. Er wandelte sich im Kriegsverlauf von einem Befürworter zu einem entschiedenen Gegner des Krieges. 1918 trat Rudolf Leonhard in die USPD ein und beteiligte sich als Anhänger von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg aktiv an den revolutionären Kämpfen. 1918 heiratete er die Publizistin Susanne Köhler, die ebenfalls den Kommunisten nahestand. Die Ehe wurde allerdings bereits 1919 wieder geschieden. 1920 ging sie – inzwischen Mitglied der KPD – als Leiterin der Presseabteilung der sowjetischen Botschaft nach Wien, wo sie 1921 den damaligen Sowjetbotschafter Mieczysław Broński (1882–1938) heiratete. Am 16. April 1921 wurde der Sohn Wladimir - später: Wolfgang - in Wien geboren; der geschiedene Rudolf Leonhard anerkannte dennoch die Vaterschaft.
Seit 1919 freischaffender Autor und Dramatiker, schrieb Rudolf Leonhard für die "Weltbühne" und arbeitete für den Verlag "Die Schmiede" als Lektor und Herausgeber u. a. der bedeutenden Reportagereihe „Außenseiter der Gesellschaft“. Ende November 1925 initiierte er die "Gruppe 1925", ein loser Zusammenschluss von 39 vorwiegend linken deutschen Schriftstellern und Künstlern (darunter Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Walter Hasenclever, Kurt Tucholsky u.a.)
Im März 1928 zog er auf Einladung seines Freundes Walter Hasenclever nach Paris und lebte dort bis 1934 in dessen Wohnung. Am 29. März 1934 wurde er nach der Veröffentlichung der zweiten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs staatenlos.
Rudolf Leonhard wurde 1939 bis 1944 im Lager Le Vernet interniert, konnte fliehen und lebte in Marseille im Untergrund. 1950 siedelte er - schwerkrank - in die DDR über, wo er in Ost-Berlin am 19. Dezember 1953 starb.

Susanne Leonhard und ihr Sohn Wolfgang zogen 1930 von Wien nach Berlin, zunächst nach Reinickendorf, ab 1931 lebten sie in der "Künstlerkolonie" am Breitenbachplatz. Nach der NS-Machtübernahme 1933 wurde Wolfgang nach Viggbyholm bei Stockholm in ein Internat in Sicherheit gebracht. Seine Mutter blieb bis Frühsommer 1935 in Deutschland. Im Juni 1935 emigrierten Mutter und Sohn von Schweden aus nach Moskau.
1936 wurde Susanne Leonhard anlässlich einer stalinistischen Säuberungsaktion verhaftet und für zwölf Jahre in das Arbeitslager Workuta deportiert.1948 kehrte Susanne Leonhard nach Deutschland zurück und lebte zunächst in Ost-Berlin. 1949 ging sie in die Bundesrepublik Deutschland und lebte ab 1950 in Stuttgart, wo sie am 3. April 1984 starb.
Wolfgang Leonhard verbrachte diese Zeit während der Inhaftierung seiner Mutter im „Kinderheim Nr. 6“ in Moskau, das für die Kinder deutscher und österreichischer Kommunisten eingerichtet worden war. 1940 nahm er ein Lehrerstudium auf, ab 1942 wurde er zum "Politkommissar" ausgebildet. Nach 1945 ging Wolfgang in die damalige DDR, siedelte jedoch bereits 1950 in die Bundesrepublik über und verfasste das regimekritische Buch "Die Revolution entlässt ihre Kinder." Er starb am 17. August 2014 in Daun.