Hans Ellstaetter

Location 
Schöppinger Straße 2
District
Lichterfelde
Stone was laid
15 August 2013
Born
06 December 1914 in Berlin
Dead
in Smolensk

Hans Ellstaetter wurde am 6. Dezember 1914 in Berlin geboren. Kurz nach der Geburt wurde er von dem jüdischen Ehepaar Toni und Dr. Karl Ellstaetter adoptiert und wuchs in Grunewald am Seebergsteig 13–17 (jetzt Toni-Lessler-Straße) auf. Nach Grundschule und Gymnasium ging er 1928 in das Internat „Le Rosey“ in der Schweiz. 1931 kehrte er nach Berlin zurück und begann eine kaufmännische Ausbildung bei Daimler-Benz. Um 1933 gelang es der Familie Ellstaetter, für Hans und die vier Jahre jüngere Adoptiv-Halbschwester Eva Ariernachweise zu erlangen.<br />
<br />
1935 trat Hans Ellstaetter seinen Dienst bei der Wehrmacht an. Zeitweilig war er bei der Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzt. Dort traf er Gleichgesinnte, die im anonymen Widerstand aktiv waren. Sie trafen sich in Berlin im Sportverein Sportkameraden (SK) und möglicherweise auch im Grunewald Tennisclub (GTC).<br />
<br />
Beim Sport lernte Hans Ellstaetter Susanne Kreis, geboren am 23. August 1918 in Kolmar als Tochter von Fritz und Antonie Kreis, kennen. Sie hatte eine Ausbildung an der Haushaltungsschule Wilmersdorf gemacht und war von 1936 bis 1939 beim Carl-Duncker-Verlag als Bürofachfrau angestellt. 1939 heirateten Hans und Susanne Ellstaetter.<br />
<br />
Mit anderen Sportvereinsmitgliedern versuchten sie untergetauchten und von der Deportation bedrohten Juden zu helfen. Auch Eva Ellstaetter gehörte zu diesem Widerstandskreis, ebenso der Sport- und Familienfreund Kurt Hansen, geboren am 4. November 1915 in Flensburg. Nachdem Hans Ellstaetter an verschiedenen Orten bei der Wehrmacht eingesetzt war, wurde er 1940 in Paris zu einer Flugzeugmotorenfabrik abgeordnet, die zu Daimler-Benz gehörte. In dieser Zeit pendelte er regelmäßig zwischen Paris und Berlin und nutzte diese Möglichkeit für Kurierdienste und um Wertgegenstände wie Schmuck, Geld und Dokumente verfolgter Juden außer Landes zu schmuggeln, oft eingenäht in Militärmäntel.<br />
<br />
Diese Widerstandsaktivitäten flogen auf, vermutlich ist Hans Ellstaetter denunziert worden. Er wurde am 1. Februar 1942 erneut einberufen und als Unteroffizier an die Ostfront strafversetzt. Dort ist er am 5. April 1942 bei Smolensk gefallen.<br />
<br />
Susanne Ellstaetter wirkte weiter im anonymen Widerstand. Die häufigen Eintragungen im Kalender 1942/43 „Sport, Sport, Sport“ deuten darauf hin, dass sie die Kontakte im Verein weiter für verbotene Aktivitäten nutzte. Ihre beiden Kinder Sybille und Jutta wurden von der Großmutter betreut.<br />
<br />
Kurt Hansen, der zu dieser Gruppe gehörte, war als Obergefreiter bei der 22. Motorisierten Kompanie im Luftnachrichten-Versorgungs-Regiment in Zehlendorf stationiert. In einem Brief an Susanne Ellstaetter vom 22. Juli 1943 schrieb er: „… Übrigens scheint da irgendwas gegen mich zusammengebraut zu sein, denn heute soll ich zu irgendwas vernommen werden, zu was, weiß ich noch nicht. Ich weiss nur, dass man eine dicke Sache daraus machen will …“ Der Brief endete: „Es könnte ja immerhin die Möglichkeit bestehen, dass ich dich noch ernstlich brauche.“<br />
<br />
Was danach geschah, ist nicht überliefert. Jedenfalls nahm offenbar der Druck zu und den Freunden wurde die Ausweglosigkeit ihrer Situation klar. Am 4. Oktober 1943 trafen sie sich ein letztes Mal in der Wohnung in der Schöppinger Straße 2 – wohl in der Absicht, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. Kurt Hansen erschoss zunächst Susanne Ellstaetter und dann sich selbst. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) versiegelte unmittelbar nach dem gemeinsamen Tod die Wohnung, die Gefahr war also akut gewesen. Die von einem Pfarrer informierte Eva Poch, geb. Ellstaetter, war dabei, als die Leiche Susanne Ellstaetters an einer Friedhofsmauer in Gesundbrunnen verscharrt wurde; eine Grabstelle war kurz danach nicht mehr auffindbar.<br />
<br />
Weitere Belege für die lebensgefährlichen Widerstandsaktivitäten von Hans und Susanne Ellstaetter gibt es nicht, da es sich um einen geheimen und namenlosen Widerstandskreis handelte, der mit Decknamen und Tarnadressen operierte und dessen Handeln nur aus wenigen Quellen rekonstruierbar ist. „Gefragt hat nie jemand was. Es lag ein Mantel des Schweigens über der Organisation“, erinnerte sich Eva Ellstaetter.

Hans Ellstaetter wurde am 6. Dezember 1914 in Berlin geboren. Kurz nach der Geburt wurde er von dem jüdischen Ehepaar Toni und Dr. Karl Ellstaetter adoptiert und wuchs in Grunewald am Seebergsteig 13–17 (jetzt Toni-Lessler-Straße) auf. Nach Grundschule und Gymnasium ging er 1928 in das Internat „Le Rosey“ in der Schweiz. 1931 kehrte er nach Berlin zurück und begann eine kaufmännische Ausbildung bei Daimler-Benz. Um 1933 gelang es der Familie Ellstaetter, für Hans und die vier Jahre jüngere Adoptiv-Halbschwester Eva Ariernachweise zu erlangen.

1935 trat Hans Ellstaetter seinen Dienst bei der Wehrmacht an. Zeitweilig war er bei der Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzt. Dort traf er Gleichgesinnte, die im anonymen Widerstand aktiv waren. Sie trafen sich in Berlin im Sportverein Sportkameraden (SK) und möglicherweise auch im Grunewald Tennisclub (GTC).

Beim Sport lernte Hans Ellstaetter Susanne Kreis, geboren am 23. August 1918 in Kolmar als Tochter von Fritz und Antonie Kreis, kennen. Sie hatte eine Ausbildung an der Haushaltungsschule Wilmersdorf gemacht und war von 1936 bis 1939 beim Carl-Duncker-Verlag als Bürofachfrau angestellt. 1939 heirateten Hans und Susanne Ellstaetter.

Mit anderen Sportvereinsmitgliedern versuchten sie untergetauchten und von der Deportation bedrohten Juden zu helfen. Auch Eva Ellstaetter gehörte zu diesem Widerstandskreis, ebenso der Sport- und Familienfreund Kurt Hansen, geboren am 4. November 1915 in Flensburg. Nachdem Hans Ellstaetter an verschiedenen Orten bei der Wehrmacht eingesetzt war, wurde er 1940 in Paris zu einer Flugzeugmotorenfabrik abgeordnet, die zu Daimler-Benz gehörte. In dieser Zeit pendelte er regelmäßig zwischen Paris und Berlin und nutzte diese Möglichkeit für Kurierdienste und um Wertgegenstände wie Schmuck, Geld und Dokumente verfolgter Juden außer Landes zu schmuggeln, oft eingenäht in Militärmäntel.

Diese Widerstandsaktivitäten flogen auf, vermutlich ist Hans Ellstaetter denunziert worden. Er wurde am 1. Februar 1942 erneut einberufen und als Unteroffizier an die Ostfront strafversetzt. Dort ist er am 5. April 1942 bei Smolensk gefallen.

Susanne Ellstaetter wirkte weiter im anonymen Widerstand. Die häufigen Eintragungen im Kalender 1942/43 „Sport, Sport, Sport“ deuten darauf hin, dass sie die Kontakte im Verein weiter für verbotene Aktivitäten nutzte. Ihre beiden Kinder Sybille und Jutta wurden von der Großmutter betreut.

Kurt Hansen, der zu dieser Gruppe gehörte, war als Obergefreiter bei der 22. Motorisierten Kompanie im Luftnachrichten-Versorgungs-Regiment in Zehlendorf stationiert. In einem Brief an Susanne Ellstaetter vom 22. Juli 1943 schrieb er: „… Übrigens scheint da irgendwas gegen mich zusammengebraut zu sein, denn heute soll ich zu irgendwas vernommen werden, zu was, weiß ich noch nicht. Ich weiss nur, dass man eine dicke Sache daraus machen will …“ Der Brief endete: „Es könnte ja immerhin die Möglichkeit bestehen, dass ich dich noch ernstlich brauche.“

Was danach geschah, ist nicht überliefert. Jedenfalls nahm offenbar der Druck zu und den Freunden wurde die Ausweglosigkeit ihrer Situation klar. Am 4. Oktober 1943 trafen sie sich ein letztes Mal in der Wohnung in der Schöppinger Straße 2 – wohl in der Absicht, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. Kurt Hansen erschoss zunächst Susanne Ellstaetter und dann sich selbst. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) versiegelte unmittelbar nach dem gemeinsamen Tod die Wohnung, die Gefahr war also akut gewesen. Die von einem Pfarrer informierte Eva Poch, geb. Ellstaetter, war dabei, als die Leiche Susanne Ellstaetters an einer Friedhofsmauer in Gesundbrunnen verscharrt wurde; eine Grabstelle war kurz danach nicht mehr auffindbar.

Weitere Belege für die lebensgefährlichen Widerstandsaktivitäten von Hans und Susanne Ellstaetter gibt es nicht, da es sich um einen geheimen und namenlosen Widerstandskreis handelte, der mit Decknamen und Tarnadressen operierte und dessen Handeln nur aus wenigen Quellen rekonstruierbar ist. „Gefragt hat nie jemand was. Es lag ein Mantel des Schweigens über der Organisation“, erinnerte sich Eva Ellstaetter.