Gertrud Hamburger née Frost

Location 
Witzlebenstr. 20
District
Charlottenburg
Stone was laid
15 October 2013
Born
01 April 1883 in Rawitsch / Rawicz
Deportation
on 27 November 1941 to Riga
Murdered
30 November 1941 in Riga

Über Gertrud Hamburger existiert im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam nur eine dünne Akte. Sie wurde als Gertrud Frost am 1. April 1883 in Rawitsch (heute: Rawicz / Polen) geboren. Ihr jüngerer Bruder war Georg Frost, geboren am 27. Dezember 1888, ebenfalls in Rawitsch.<br />
<br />
Zunächst lebte sie, die in erster Ehe Gertrud Ehrlich hieß, in Eberswalde. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete sie wieder und hieß Gertrud Hamburger. Auch ihr zweiter Ehemann starb bald. Von beiden ist nichts bekannt. Aus der ersten Ehe hatte sie eine Tochter, die als Ilse Erdberg, geb. Ehrlich, in Breslau lebte. Nachdem sie zweimal verwitwet war, zog sie in zu ihrem Bruder in die Witzlebenstraße 20, der hier mit seiner Familie wohnte und in der Nähe ein Zigaretten- und Zigarrenengeschäft hatte.<br />
<br />
In einer schnörkelreichen Handschrift füllte Gertrud Hamburger am 16. November 1941 wie alle zur Deportation vorgesehenen Juden zwangsweise ihre Vermögenserklärung aus. Zehn Tage später wurde ihr im Sammellager in der Synagoge Levetzowstraße 7-8 der unterschriebene und gestempelte Bescheid zugestellt, dass ihr gesamtes „Vermögen dem Deutschen Reich verfallen“ sei.<br />
<br />
Bei ihr war allerdings nicht viel zu holen. Seit dem 1. Januar 1940 bewohnte sie einen kleinen Raum in der 5½-Zimmer-Wohnung von Baruch Marx in der Solinger Straße 11, für den sie als Hausangestellte tätig war. Wohnen und Verpflegung waren umsonst, von der Reichsversicherung der Juden in Deutschland bekam sie monatlich 35 Reichsmark.<br />
<br />
Eigene Möbel hatte sie nicht, die hätten wohl auch keinen Platz in ihrer bescheidenen Unterkunft gehabt. Als ihr Eigentum gab sie nur an: 1 Bügeleisen, 1 Nähmaschine, 1 Reisekoffer, 1 Reisekorb und einige Bekleidungsstücke sowie 6 Schürzen und 3 Topflappen. Diese Kleinigkeiten waren immerhin 52 RM wert, wie drei Schätzer namens Steinmetz, Otto und Jurisch „gewissenhaft aufgenommen und bewertet“ haben. Außerdem hatte sie 110 RM bar „im Hause“, die vom Staat eingezogen wurden.<br />
<br />
Gertrud Hamburger wurde am 30. November 1941 nach Riga deportiert und dort erschossen. Ihre Verwandten – Georg Frost, seine Frau Erna, geb. Blum, und ihr gemeinsamer Sohn Hans sowie deren Bruder James Blum – waren bereits am 17. November 1941 nach Kowno (Litauen) deportiert worden.

Über Gertrud Hamburger existiert im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam nur eine dünne Akte. Sie wurde als Gertrud Frost am 1. April 1883 in Rawitsch (heute: Rawicz / Polen) geboren. Ihr jüngerer Bruder war Georg Frost, geboren am 27. Dezember 1888, ebenfalls in Rawitsch.

Zunächst lebte sie, die in erster Ehe Gertrud Ehrlich hieß, in Eberswalde. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete sie wieder und hieß Gertrud Hamburger. Auch ihr zweiter Ehemann starb bald. Von beiden ist nichts bekannt. Aus der ersten Ehe hatte sie eine Tochter, die als Ilse Erdberg, geb. Ehrlich, in Breslau lebte. Nachdem sie zweimal verwitwet war, zog sie in zu ihrem Bruder in die Witzlebenstraße 20, der hier mit seiner Familie wohnte und in der Nähe ein Zigaretten- und Zigarrenengeschäft hatte.

In einer schnörkelreichen Handschrift füllte Gertrud Hamburger am 16. November 1941 wie alle zur Deportation vorgesehenen Juden zwangsweise ihre Vermögenserklärung aus. Zehn Tage später wurde ihr im Sammellager in der Synagoge Levetzowstraße 7-8 der unterschriebene und gestempelte Bescheid zugestellt, dass ihr gesamtes „Vermögen dem Deutschen Reich verfallen“ sei.

Bei ihr war allerdings nicht viel zu holen. Seit dem 1. Januar 1940 bewohnte sie einen kleinen Raum in der 5½-Zimmer-Wohnung von Baruch Marx in der Solinger Straße 11, für den sie als Hausangestellte tätig war. Wohnen und Verpflegung waren umsonst, von der Reichsversicherung der Juden in Deutschland bekam sie monatlich 35 Reichsmark.

Eigene Möbel hatte sie nicht, die hätten wohl auch keinen Platz in ihrer bescheidenen Unterkunft gehabt. Als ihr Eigentum gab sie nur an: 1 Bügeleisen, 1 Nähmaschine, 1 Reisekoffer, 1 Reisekorb und einige Bekleidungsstücke sowie 6 Schürzen und 3 Topflappen. Diese Kleinigkeiten waren immerhin 52 RM wert, wie drei Schätzer namens Steinmetz, Otto und Jurisch „gewissenhaft aufgenommen und bewertet“ haben. Außerdem hatte sie 110 RM bar „im Hause“, die vom Staat eingezogen wurden.

Gertrud Hamburger wurde am 30. November 1941 nach Riga deportiert und dort erschossen. Ihre Verwandten – Georg Frost, seine Frau Erna, geb. Blum, und ihr gemeinsamer Sohn Hans sowie deren Bruder James Blum – waren bereits am 17. November 1941 nach Kowno (Litauen) deportiert worden.