Carl Scherek

Location 
Peter-Vischer-Str. 14
District
Friedenau
Stone was laid
25 June 2015
Born
07 September 1872 in Schrimm (Posen) / Śrem
Deportation
on 14 September 1942 to Theresienstadt
Murdered
16 January 1943 in Theresienstadt

Carl Scherek wurde am 7. September 1872 in der Stadt Schrimm (poln. Screm), in der damaligen preußischen Provinz Posen geboren.<br />
<br />
Einen ersten Hinweis auf seinen Berliner Aufenthalt gibt es im Adressbuch der Stadt Berlin für das Jahr 1921. Dort ist zu lesen: „Scherek, Carl, Kaufm., Schöneberg Thorwaldsenstr. 5, Erdg. (Post Friedenau)“. Seine Berufsbezeichnung „Kaufmann“ taucht durchgängig in allen vorliegenden Quellen auf, jedoch ohne näheren Hinweis auf die Sparte seiner kaufmännischen Tätigkeit. Bekannt ist lediglich, dass er seit den späteren zwanziger Jahren eine Rente von der Rentenversicherung für Angestellte bezog, ein Hinweis darauf, dass er zeitweise oder sogar überwiegend in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet hat.<br />
<br />
Er war verheiratet mit Johanna, geb. Abraham. Die Ehe scheint kinderlos geblieben zu sein. 1942 gab er an, dass er verheiratet, aber getrennt von seiner Ehefrau lebte, die nach Brasilien emigriert sei.<br />
<br />
In der Thorwaldsenstraße lebte er bis 1927, danach zog er in die Peter-Vischer-Straße 17/18 (ab 1940 neu nummeriert als Haus Nr. 14) in Schöneberg, in räumlicher Nähe zu dem bisherigen Wohnort in der Thorwaldsenstraße.<br />
<br />
Bemerkenswert ist, dass es keine einheitliche Schreibweise seines Vornamens gibt, der mal als Carl ein anderes mal als Karl erscheint. Scherek selber benutze beide Schreibvarianten. Wenn in den Adressbüchern unter seiner Anschrift Peter-Vischer-Straße allerdings Schereks Nachname mal als „Scherch“ oder als „Schereck“ gedruckt erscheint, dürfte diese Art der Namensänderung unfreiwillig gewesen sein. Korrekt wird der Name Carl Scherek und seine damalige Adresse, Peter-Vischer-Straße 17, im Jüdischen Adressbuch für Berlin 1931 wiedergegeben. Diese Wohnanschrift Karl Schereks lässt sich bis 1936 belegen. Danach lebte er möglicherweise in einem Untermietverhältnis und blieb deshalb im Adressbuch ungenannt. <br />
<br />
Den nächsten Hinweis auf seinen Verbleib gibt es für das Jahr 1939, im Zusammenhang mit der am 17. Mai 1939 im Deutschen Reich durchgeführten Volks- Berufs- und Betriebszählung. Von der jüdischen Bevölkerung wurden dabei zusätzliche Daten erhoben. Durch die „Ergänzungskarten für Angaben über Abstammung und Vorbildung“ sind wir über seinen Wohnort, wie er im Mai 1939 bestand, informiert. Scherek lebte zum damaligen Zeitpunkt als Untermieter bei Albert Töröki in dem Eckhaus Poschingerstraße 4/ Ecke Thorwaldsenstraße (bis 1928 als Poschingerstraße 1 nummeriert) in Steglitz, nahe seines bisherigen Wohnortes. Töröki (geb.16.12.1863 in Rumänien) war Großhändler für Strumpfwaren, Trikotagen, Handschuhe. Seine geschäftliche Niederlassung befand sich bis 1925 in der Gertraudtenstraße in Berlin-Mitte. Er verstarb am 16.2.1940 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee wurde er beigesetzt.<br />
<br />
Carl Scherek wechselte nochmals die Unterkunft, von der Poschingerstraße zur Begasstraße 7 (vor 1940 als Haus Nr. 2 nummeriert) in Friedenau. Möglicherweise stand diese Veränderung zeitlich in Zusammenhang mit dem Tod des bisherigen Hauptmieters Albert Töröki. Dieser und eine antijüdische Mietgesetzgebung schlossen auf längere Zeit einen weiteren Verbleib Schereks als Untermieter in der Poschingerstraße aus. Ende April 1939 wurde das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ erlassen, das 1940 durch eine Verordnung geändert und ergänzt wurde. Die Mietgesetzgebung sah u.a. eine Aufhebung des Mieterschutzes von Juden und die Möglichkeit ihrer Einquartierung bei anderen jüdischen Mietern vor. Wohnungs- bzw. Zimmerzuweisungen wurden, wie die Festlegung des Mietzinses, behördlich geregelt und überwacht. Im Kontext dieser antijüdischen Mietgesetzgebung lebte Carl Scherek als Untermieter bei Dr. Julius Schneider in der Begasstraße 7, in der es noch weitere Untermieter gab. Scherek bewohnte bis vor seiner Deportation bei Julius Schneider ein möbliertes Zimmer, für das er den Mietzins bis Ende September 1942 entrichtete.<br />
<br />
Am 14. September 1942 wurde er mit dem II. großen Alterstransport in das Ghetto Theresienstadt gebracht. Er lebte dort nur einige Monate. Am 16.1.1943 setze er seinem Leben ein Ende.<br />
<br />
Dr. Julius Schneider (geb. am 14.02.1861 in Liegnitz/ Schlesien), seit 1926 Studienrat i.R. lebte schon seit 1915 in der Wohnung im II. Stock des Vorderhauses in der Begasstraße 7, nahe dem Bahnhof Friedenau.<br />
<br />
Julius Schneider wurde im Laufe des Oktober 1942 zunächst in die Sammelstelle in die Artilleriestraße 31, in Berlin-Mitte gebracht. Hier war ursprünglich das Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde Adoss Jisroel, das nun, wie auch andere jüdische Einrichtungen seiner ursprünglichen Funktion beraubt, als Durchgangslager auf dem Weg in die Ghettos und Vernichtungslager diente. Mit dem Transport am 6. November 1942 wurde Julius Schneider ebenfalls in das Ghetto nach Theresienstadt deportiert, wo er kurze Zeit später, am 26.<br />
November starb. <br />
<br />
Über die anderen, ebenfalls in der Mietwohnung Dr. Schneiders lebenden jüdischen Bewohner sind wir nur sehr lückenhaft informiert. Zu ihnen gehörten Martin Lewinsohn (Geburts- und Todesdatum unbekannt), der ein möbliertes Zimmer bewohnte, sowie Paul Ernst Helft (21.10.1891 in Hamburg) mit seiner Ehefrau Helene (8.2.1897 in Wielichowo/Posen). Beide hatten ein möbliertes Zimmer und eine Kammer in der Wohnung Dr. Schneiders. Der Verwalter des Hauses Begasstraße 7, Rechtsanwalt Frhr. v. Nordenflycht, stellte am 20. November 1942 bei der Vermögensverwertungsstelle den Antrag auf Begleichung der Miete von Julius Schneider für den Monat November (!) abzüglich der Miete von Paul Ernst und Helene Helft, die noch bis zum 10. November in der Wohnung gelebt hatten. Dann verliert sich ihre Spur.

Carl Scherek wurde am 7. September 1872 in der Stadt Schrimm (poln. Screm), in der damaligen preußischen Provinz Posen geboren.

Einen ersten Hinweis auf seinen Berliner Aufenthalt gibt es im Adressbuch der Stadt Berlin für das Jahr 1921. Dort ist zu lesen: „Scherek, Carl, Kaufm., Schöneberg Thorwaldsenstr. 5, Erdg. (Post Friedenau)“. Seine Berufsbezeichnung „Kaufmann“ taucht durchgängig in allen vorliegenden Quellen auf, jedoch ohne näheren Hinweis auf die Sparte seiner kaufmännischen Tätigkeit. Bekannt ist lediglich, dass er seit den späteren zwanziger Jahren eine Rente von der Rentenversicherung für Angestellte bezog, ein Hinweis darauf, dass er zeitweise oder sogar überwiegend in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet hat.

Er war verheiratet mit Johanna, geb. Abraham. Die Ehe scheint kinderlos geblieben zu sein. 1942 gab er an, dass er verheiratet, aber getrennt von seiner Ehefrau lebte, die nach Brasilien emigriert sei.

In der Thorwaldsenstraße lebte er bis 1927, danach zog er in die Peter-Vischer-Straße 17/18 (ab 1940 neu nummeriert als Haus Nr. 14) in Schöneberg, in räumlicher Nähe zu dem bisherigen Wohnort in der Thorwaldsenstraße.

Bemerkenswert ist, dass es keine einheitliche Schreibweise seines Vornamens gibt, der mal als Carl ein anderes mal als Karl erscheint. Scherek selber benutze beide Schreibvarianten. Wenn in den Adressbüchern unter seiner Anschrift Peter-Vischer-Straße allerdings Schereks Nachname mal als „Scherch“ oder als „Schereck“ gedruckt erscheint, dürfte diese Art der Namensänderung unfreiwillig gewesen sein. Korrekt wird der Name Carl Scherek und seine damalige Adresse, Peter-Vischer-Straße 17, im Jüdischen Adressbuch für Berlin 1931 wiedergegeben. Diese Wohnanschrift Karl Schereks lässt sich bis 1936 belegen. Danach lebte er möglicherweise in einem Untermietverhältnis und blieb deshalb im Adressbuch ungenannt.

Den nächsten Hinweis auf seinen Verbleib gibt es für das Jahr 1939, im Zusammenhang mit der am 17. Mai 1939 im Deutschen Reich durchgeführten Volks- Berufs- und Betriebszählung. Von der jüdischen Bevölkerung wurden dabei zusätzliche Daten erhoben. Durch die „Ergänzungskarten für Angaben über Abstammung und Vorbildung“ sind wir über seinen Wohnort, wie er im Mai 1939 bestand, informiert. Scherek lebte zum damaligen Zeitpunkt als Untermieter bei Albert Töröki in dem Eckhaus Poschingerstraße 4/ Ecke Thorwaldsenstraße (bis 1928 als Poschingerstraße 1 nummeriert) in Steglitz, nahe seines bisherigen Wohnortes. Töröki (geb.16.12.1863 in Rumänien) war Großhändler für Strumpfwaren, Trikotagen, Handschuhe. Seine geschäftliche Niederlassung befand sich bis 1925 in der Gertraudtenstraße in Berlin-Mitte. Er verstarb am 16.2.1940 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee wurde er beigesetzt.

Carl Scherek wechselte nochmals die Unterkunft, von der Poschingerstraße zur Begasstraße 7 (vor 1940 als Haus Nr. 2 nummeriert) in Friedenau. Möglicherweise stand diese Veränderung zeitlich in Zusammenhang mit dem Tod des bisherigen Hauptmieters Albert Töröki. Dieser und eine antijüdische Mietgesetzgebung schlossen auf längere Zeit einen weiteren Verbleib Schereks als Untermieter in der Poschingerstraße aus. Ende April 1939 wurde das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ erlassen, das 1940 durch eine Verordnung geändert und ergänzt wurde. Die Mietgesetzgebung sah u.a. eine Aufhebung des Mieterschutzes von Juden und die Möglichkeit ihrer Einquartierung bei anderen jüdischen Mietern vor. Wohnungs- bzw. Zimmerzuweisungen wurden, wie die Festlegung des Mietzinses, behördlich geregelt und überwacht. Im Kontext dieser antijüdischen Mietgesetzgebung lebte Carl Scherek als Untermieter bei Dr. Julius Schneider in der Begasstraße 7, in der es noch weitere Untermieter gab. Scherek bewohnte bis vor seiner Deportation bei Julius Schneider ein möbliertes Zimmer, für das er den Mietzins bis Ende September 1942 entrichtete.

Am 14. September 1942 wurde er mit dem II. großen Alterstransport in das Ghetto Theresienstadt gebracht. Er lebte dort nur einige Monate. Am 16.1.1943 setze er seinem Leben ein Ende.

Dr. Julius Schneider (geb. am 14.02.1861 in Liegnitz/ Schlesien), seit 1926 Studienrat i.R. lebte schon seit 1915 in der Wohnung im II. Stock des Vorderhauses in der Begasstraße 7, nahe dem Bahnhof Friedenau.

Julius Schneider wurde im Laufe des Oktober 1942 zunächst in die Sammelstelle in die Artilleriestraße 31, in Berlin-Mitte gebracht. Hier war ursprünglich das Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde Adoss Jisroel, das nun, wie auch andere jüdische Einrichtungen seiner ursprünglichen Funktion beraubt, als Durchgangslager auf dem Weg in die Ghettos und Vernichtungslager diente. Mit dem Transport am 6. November 1942 wurde Julius Schneider ebenfalls in das Ghetto nach Theresienstadt deportiert, wo er kurze Zeit später, am 26.
November starb.

Über die anderen, ebenfalls in der Mietwohnung Dr. Schneiders lebenden jüdischen Bewohner sind wir nur sehr lückenhaft informiert. Zu ihnen gehörten Martin Lewinsohn (Geburts- und Todesdatum unbekannt), der ein möbliertes Zimmer bewohnte, sowie Paul Ernst Helft (21.10.1891 in Hamburg) mit seiner Ehefrau Helene (8.2.1897 in Wielichowo/Posen). Beide hatten ein möbliertes Zimmer und eine Kammer in der Wohnung Dr. Schneiders. Der Verwalter des Hauses Begasstraße 7, Rechtsanwalt Frhr. v. Nordenflycht, stellte am 20. November 1942 bei der Vermögensverwertungsstelle den Antrag auf Begleichung der Miete von Julius Schneider für den Monat November (!) abzüglich der Miete von Paul Ernst und Helene Helft, die noch bis zum 10. November in der Wohnung gelebt hatten. Dann verliert sich ihre Spur.