Dr. Ernst Silten

Location 
Reinhardtstr. 5
Historical name
Karlstr. 21
District
Mitte
Stone was laid
September 2008
Born
22 April 1866 in Königsberg / Kaliningrad
Occupation
Apotheker
Escape into death
05 March 1943 in Berlin

Dr. Ernst Silten wurde am 22. April 1866 in Königsberg/Ostpreußen als Sohn der jüdischen Familie Silberstein geboren. Nach Schulausbildung und Studium übernahm er in Berlin 1899 die damalige „Kaiser–Friedrich-Apotheke“ in der Karlstraße 21 (heute Galenus-Apotheke, Reinhardtstraße 5). Ein Jahr später heiratete er Marta Friedberg, die der Familie eines Textilhändlers in der nahegelegenen Luisenstraße entstammte. <br />
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1918 änderte Ernst Silberstein den Namen der Familie in „Silten“. Das Ehepaar hatte zwei Söhne: Heinz und Fritz, denen es beiden gelang, dem Holocaust zu entkommen. Ernst Siltens vier Brüder starben noch vor Beginn des NS-Terrors. <br />
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Ernst Silten hatte nicht nur als Apotheker, sondern auch als pharmazeutischer Erfinder und Unternehmer Erfolg. Er entwickelte spezielle Inhalationsgeräte und ließ auch die dafür benötigten „chemisch-pharmazeutischen Präparate“ in einer eigenen Fabrik produzieren, die auch im Ausland Abnehmer fanden. Eine Firma in Süddeutschland stellt heute noch weiterentwickelte medizinische Produkte her, die auf die Geräte Ernst Siltens zurückgehen. <br />
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1929 übernahm sein Sohn Dr. Fritz Silten das Geschäft, das er jedoch nur wenige Jahre weiterführen konnte. Nach 1933 betrafen die zunehmenden Schikanen der neuen Machthaber auch die Familie Silten. Die Apotheke mußte 1936 – wie viele andere Geschäfte auch – zwangsweise weit unter Wert verkauft werden. <br />
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Ernst Siltens Ehefrau Marta und seine Söhne Heinz und Fritz mit ihren Familien entschlossen sich 1938 schließlich, in die vermeintlich rettenden Niederlande zu flüchten. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht und der Besetzung des Landes nahm sich Marta Silten im Lager Westerbork, unmittelbar vor der Deportation nach Auschwitz, am 7. Juli 1943 das Leben. <br />
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Fritz und Heinz Silten wurden später in das Ghetto Theresienstadt deportiert, überlebten dort jedoch den Krieg. <br />
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Der in Berlin zurückgebliebene über 70-jährige Ernst Silten lebte zunächst weiter in der Familienwohnung über seiner ehemaligen Apotheke. Die für den 5. März 1943 vorgesehene Deportation erlebte Ernst Silten nicht mehr. Auch er nahm sich – von seiner Haushälterin gewarnt – unmittelbar vor seiner Verschleppung das Leben. <br />
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Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee.

Dr. Ernst Silten wurde am 22. April 1866 in Königsberg/Ostpreußen als Sohn der jüdischen Familie Silberstein geboren. Nach Schulausbildung und Studium übernahm er in Berlin 1899 die damalige „Kaiser–Friedrich-Apotheke“ in der Karlstraße 21 (heute Galenus-Apotheke, Reinhardtstraße 5). Ein Jahr später heiratete er Marta Friedberg, die der Familie eines Textilhändlers in der nahegelegenen Luisenstraße entstammte.

1918 änderte Ernst Silberstein den Namen der Familie in „Silten“. Das Ehepaar hatte zwei Söhne: Heinz und Fritz, denen es beiden gelang, dem Holocaust zu entkommen. Ernst Siltens vier Brüder starben noch vor Beginn des NS-Terrors.

Ernst Silten hatte nicht nur als Apotheker, sondern auch als pharmazeutischer Erfinder und Unternehmer Erfolg. Er entwickelte spezielle Inhalationsgeräte und ließ auch die dafür benötigten „chemisch-pharmazeutischen Präparate“ in einer eigenen Fabrik produzieren, die auch im Ausland Abnehmer fanden. Eine Firma in Süddeutschland stellt heute noch weiterentwickelte medizinische Produkte her, die auf die Geräte Ernst Siltens zurückgehen.

1929 übernahm sein Sohn Dr. Fritz Silten das Geschäft, das er jedoch nur wenige Jahre weiterführen konnte. Nach 1933 betrafen die zunehmenden Schikanen der neuen Machthaber auch die Familie Silten. Die Apotheke mußte 1936 – wie viele andere Geschäfte auch – zwangsweise weit unter Wert verkauft werden.

Ernst Siltens Ehefrau Marta und seine Söhne Heinz und Fritz mit ihren Familien entschlossen sich 1938 schließlich, in die vermeintlich rettenden Niederlande zu flüchten. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht und der Besetzung des Landes nahm sich Marta Silten im Lager Westerbork, unmittelbar vor der Deportation nach Auschwitz, am 7. Juli 1943 das Leben.

Fritz und Heinz Silten wurden später in das Ghetto Theresienstadt deportiert, überlebten dort jedoch den Krieg.

Der in Berlin zurückgebliebene über 70-jährige Ernst Silten lebte zunächst weiter in der Familienwohnung über seiner ehemaligen Apotheke. Die für den 5. März 1943 vorgesehene Deportation erlebte Ernst Silten nicht mehr. Auch er nahm sich – von seiner Haushälterin gewarnt – unmittelbar vor seiner Verschleppung das Leben.

Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee.