Ella Döppner née Fraustädter

Location 
Droysenstr. 14
District
Charlottenburg
Stone was laid
01 April 2014
Born
04 August 1889 in
Deportation
on 10 January 1944 to Theresienstadt
Murdered
in Theresienstadt

Ella Döppner, geb. Fraustädter ist am 4. August 1889 in Ottensen geboren, sie war das zweite von vier Kindern von Carl Fraustädter und Sara Fraustädter, geb. Hirsch. Von 1910 bis 1911 bis 1918 war sie Lehrerin an verschiedenen Mädchenschulen. Am 5. Oktober 1917 heiratete sie August Döppner, geboren am 8. März 1890. Sie gingen nach Berlin und bekamen zwei Kinder: Esther Brigitte, geboren am 6. September 1918, und Walter Thomas, geboren am 22. Mai 1920, beide in Berlin. <br />
In den folgenden Jahren übernahm Ella Döppner, während sie ihre Kinder großzog, verschiedene Stellen als Vertretungslehrerin an privaten und öffentlichen Schulen. Sie gab auch Nachhilfestunden und war als Privatlehrerin tätig. <br />
Um 1927 ließen sich die Eheleute Döppner scheiden. 1933 nahm sie wieder eine Lehrerinstelle an und unterrichtete von 1937 an einer Jüdischen Schule an der Marburger Straße. August Döppner wurde Geschäftsführer der Nachrichtenagentur UPI in Holland und Belgien. Beiden Kindern gelang es Ende der 1930er Jahre, Deutschland zu verlassen – die Tochter nach Frankreich und der Sohn zunächst 1938 nach Holland, dann 1939 in die USA, beide studierten.<br />
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Im Jüdischen Adressbuch 1931 war Ella Döppner in der Nürnberger Straße 29/30 eingetragen, ebenso im Berliner Adressbuch des gleichen Jahres mit dem Zusatz „Lehrerin“. 1933 und 1934 wohnte sie am Kurfürstendamm 145. Seit 1935 war ihre Adresse Droysenstraße 14. Wie sich Menschen, die sie gekannt haben, erinnern, war sie eine „warmherzige und liebevolle“ Frau. <br />
Am 10. Januar 1944 wurde Ella Döppner vom Bahnhof Grunewald mit 352 Menschen nach Theresienstadt deportiert. Auch in dem qualvoll überfüllten Ghetto verstand sie durchzuhalten. „Bitte, bitte, schreibt mir doch!“, bat sie flehend die in Berlin lebende Verlobte ihres jüngsten Bruders Kurt, damals Charlotte Goltz (später Fraustädter). „So hat meine Mutter Freunde und Bekannte dazu gebracht, im erlaubten Umfang Postkarten an Ella zu schreiben, sodass die Nazis sahen, dass sie viele deutsche Freunde hatte und nicht in ein Vernichtungslager weitertransportiert wurde“, weiß Renate Fraustädter. „Und zum Geburtstag sandte meine Mutter ihr ein Päckchen, das aus Zeitungspapier gedrehte Tütchen mit etwas Malzkaffee und Zucker, eine ausgewaschene Nivea-Dose mit Margarine, einen Gugelhupf-Kuchen und eine Kerze enthielt. Der für die Postverteilung zuständige SS-Mann wollte es zunächst einbehalten. Ein Häftling, der ihm als Helfer zugeteilt war, hat es aber mit den Worten ‚es ist doch für unsere Lehrerin‘ ausliefern dürfen. Offenbar war Ella auch bei der Wachmannschaft bekannt und gut gelitten.“ Tante Ella schrieb später, sie habe mit ihren Mitbewohnern in ihrer Baracke Geburtstag gefeiert – auch wenn der Kaffee völlig zerhackt und der „Blümchenkaffe“ mehr aus Wasser als aus Kaffee bestand, habe es herrlich geschmeckt und es sei ein schöner Geburtstag gewesen. <br />
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Als das Ghetto am 9. Mai 1945 befreit wurde, war sie noch am Leben und wurde in ein Lager für „displaced persons“ (Heimatlose) nach Deggendorf (Bayern) eingewiesen. Am 22. Februar 1946 holte sie ihr Sohn Tom, der als US-Soldat in Mulhouse (Mülhausen/Frankreich) stationiert war, aus diesem Lager heraus und brachte sie zur Tochter Brigitte nach Embrun (Frankreich). Aus Thomas Doeppners Tagebuch: „Es war Januar, mit Schnee und klirrender Kälte. Schließlich kam ich, mit einem offenen, aber heizbaren Jeep, in Deggendorf an. Es war ein bewegendes Erlebnis, als wir uns trafen. Als ich ihr sagte, wir würden morgen abfahren, antwortete sie ‘Nein‘, sie müsse noch einigen jungen Frauen Englisch-Unterricht geben. Doch es wurde Ersatz gefunden. Am nächsten Morgen verließen wir Deggendorf. Als wir an die französische Grenze kamen, hatte sie weder Pass noch Visum. Ich hatte für solche Fälle eine Stange amerikanischer Zigaretten bei mir, steckte sie dem französischen Soldaten zu und sagte: „Here are her papers.“ Er öffnete die Schranke und sagte: „Allez, Monsieur.“ Acht oder zehn Stunden später kamen wir über vereiste Straßen bei meiner Schwester in Lyon an, es war ein glückliches Wiedersehen.“<br />
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Doch ihr angeschlagener Zustand verschlechterte sich rasch, sie starb am 5. November 1947 in Embrun und ist dort begraben – obwohl sie sich gewünscht hatte, auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beerdigt zu werden.<br />
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Ella Döppner, geb. Fraustädter ist am 4. August 1889 in Ottensen geboren, sie war das zweite von vier Kindern von Carl Fraustädter und Sara Fraustädter, geb. Hirsch. Von 1910 bis 1911 bis 1918 war sie Lehrerin an verschiedenen Mädchenschulen. Am 5. Oktober 1917 heiratete sie August Döppner, geboren am 8. März 1890. Sie gingen nach Berlin und bekamen zwei Kinder: Esther Brigitte, geboren am 6. September 1918, und Walter Thomas, geboren am 22. Mai 1920, beide in Berlin.
In den folgenden Jahren übernahm Ella Döppner, während sie ihre Kinder großzog, verschiedene Stellen als Vertretungslehrerin an privaten und öffentlichen Schulen. Sie gab auch Nachhilfestunden und war als Privatlehrerin tätig.
Um 1927 ließen sich die Eheleute Döppner scheiden. 1933 nahm sie wieder eine Lehrerinstelle an und unterrichtete von 1937 an einer Jüdischen Schule an der Marburger Straße. August Döppner wurde Geschäftsführer der Nachrichtenagentur UPI in Holland und Belgien. Beiden Kindern gelang es Ende der 1930er Jahre, Deutschland zu verlassen – die Tochter nach Frankreich und der Sohn zunächst 1938 nach Holland, dann 1939 in die USA, beide studierten.

Im Jüdischen Adressbuch 1931 war Ella Döppner in der Nürnberger Straße 29/30 eingetragen, ebenso im Berliner Adressbuch des gleichen Jahres mit dem Zusatz „Lehrerin“. 1933 und 1934 wohnte sie am Kurfürstendamm 145. Seit 1935 war ihre Adresse Droysenstraße 14. Wie sich Menschen, die sie gekannt haben, erinnern, war sie eine „warmherzige und liebevolle“ Frau.
Am 10. Januar 1944 wurde Ella Döppner vom Bahnhof Grunewald mit 352 Menschen nach Theresienstadt deportiert. Auch in dem qualvoll überfüllten Ghetto verstand sie durchzuhalten. „Bitte, bitte, schreibt mir doch!“, bat sie flehend die in Berlin lebende Verlobte ihres jüngsten Bruders Kurt, damals Charlotte Goltz (später Fraustädter). „So hat meine Mutter Freunde und Bekannte dazu gebracht, im erlaubten Umfang Postkarten an Ella zu schreiben, sodass die Nazis sahen, dass sie viele deutsche Freunde hatte und nicht in ein Vernichtungslager weitertransportiert wurde“, weiß Renate Fraustädter. „Und zum Geburtstag sandte meine Mutter ihr ein Päckchen, das aus Zeitungspapier gedrehte Tütchen mit etwas Malzkaffee und Zucker, eine ausgewaschene Nivea-Dose mit Margarine, einen Gugelhupf-Kuchen und eine Kerze enthielt. Der für die Postverteilung zuständige SS-Mann wollte es zunächst einbehalten. Ein Häftling, der ihm als Helfer zugeteilt war, hat es aber mit den Worten ‚es ist doch für unsere Lehrerin‘ ausliefern dürfen. Offenbar war Ella auch bei der Wachmannschaft bekannt und gut gelitten.“ Tante Ella schrieb später, sie habe mit ihren Mitbewohnern in ihrer Baracke Geburtstag gefeiert – auch wenn der Kaffee völlig zerhackt und der „Blümchenkaffe“ mehr aus Wasser als aus Kaffee bestand, habe es herrlich geschmeckt und es sei ein schöner Geburtstag gewesen.


Als das Ghetto am 9. Mai 1945 befreit wurde, war sie noch am Leben und wurde in ein Lager für „displaced persons“ (Heimatlose) nach Deggendorf (Bayern) eingewiesen. Am 22. Februar 1946 holte sie ihr Sohn Tom, der als US-Soldat in Mulhouse (Mülhausen/Frankreich) stationiert war, aus diesem Lager heraus und brachte sie zur Tochter Brigitte nach Embrun (Frankreich). Aus Thomas Doeppners Tagebuch: „Es war Januar, mit Schnee und klirrender Kälte. Schließlich kam ich, mit einem offenen, aber heizbaren Jeep, in Deggendorf an. Es war ein bewegendes Erlebnis, als wir uns trafen. Als ich ihr sagte, wir würden morgen abfahren, antwortete sie ‘Nein‘, sie müsse noch einigen jungen Frauen Englisch-Unterricht geben. Doch es wurde Ersatz gefunden. Am nächsten Morgen verließen wir Deggendorf. Als wir an die französische Grenze kamen, hatte sie weder Pass noch Visum. Ich hatte für solche Fälle eine Stange amerikanischer Zigaretten bei mir, steckte sie dem französischen Soldaten zu und sagte: „Here are her papers.“ Er öffnete die Schranke und sagte: „Allez, Monsieur.“ Acht oder zehn Stunden später kamen wir über vereiste Straßen bei meiner Schwester in Lyon an, es war ein glückliches Wiedersehen.“

Doch ihr angeschlagener Zustand verschlechterte sich rasch, sie starb am 5. November 1947 in Embrun und ist dort begraben – obwohl sie sich gewünscht hatte, auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beerdigt zu werden.