Max Majer (Meir) Sprecher

Location 
Weinbergsweg 9
District
Mitte
Stone was laid
November 2009
Born
03 May 1909 in Warszawa (Russisches Reich) / dt. Warschau
Occupation
Hochschullehrer
Abgeschoben
October 1938 to Polen
Verhaftet
in Bentschen / Zbąszyń
Verhaftet
13 September 1939 in Berlin
Verhaftet
September 1939 to 1942 in Sachsenhausen
Deportation
1942 to Auschwitz
Later deported
in January 1945 to Dachau
Survived

Max Majer (Meir) Sprecher kam am 3. Mai 1909 in Warschau zur Welt. Von 1915 bis 1920 besuchte er die Grundschule in Włocławek und danach eine jüdische Oberschule in Warschau. Nach Abschluss seiner Schulausbildung zog er im März 1932 zum Studium nach Berlin. Dort wohnte er im Weinbergsweg Nr. 9 in Berlin-Mitte. Max Sprecher studierte an der Berliner Humboldt Universität zunächst Chemie und dann Medizin. Darüber hinaus besuchte er Lehrveranstaltungen bei dem Rabbiner Leo Baeck an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums.<br />
<br />
Infolge der Machtübertragung an die Nationalsozialisten konnte Max Sprecher sein Studium in Berlin nicht beenden, da er als polnischer Staatsbürger galt. Er wurde im Zuge der sogenannten Polenaktion im Oktober 1938 nach Bentschen/Zbąszyń an der deutsch-polnischen Grenze ausgewiesen. Dort wurde er, wie viele der übrigen Abgeschobenen, durch die polnische Polizei interniert und mehrere Monate lang festgehalten. Ende Juli 1939 durfte er vorübergehend nach Berlin zurückkehren. Er plante, von dort alle nötigen Vorkehrungen für eine Ausreise in die Schweiz zu treffen, wo er sein Studium an der Universität von Basel abschließen wollte. Es gelang ihm jedoch nicht rechtzeitig, das nötige Visum zu bekommen. In einem Interview aus dem Jahr 1946 schildert Max Sprecher, dass er sich nach dem deutschen Überfall auf Polen zwischen dem 5. und 10. September 1939 als „feindlicher Ausländer“ bei der Berliner Gestapo registrieren lassen musste. Kurz darauf, im Morgengrauen des 13. September 1939, verhaftete ihn die Gestapo. Er wurde zusammen mit etwa 750 polnischen Juden in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg eingewiesen. Nachdem die Gruppe im Lager registriert worden war, wurde sie getrennt von den übrigen Häftlingen untergebracht. Max Sprecher berichtet von drei Blöcken, in die je 250 der polnischen jüdischen Häftlinge eingewiesen wurden. Er selbst kam in den Block 37. Er schildert verschiedene Strafen und gezielte Misshandlungen durch die SS, denen ihre Gruppe im Lager ausgesetzt war. Eine davon bestand darin, dass die Häftlinge bei heißem Wetter auf dem Boden ihres Blocks auf dem Bauch liegen mussten. Sie mussten die Hände auf dem Rücken gekreuzt halten und ihre Kappe hochhalten. Über Stunden durften sie sich nicht bewegen. Wer es tat, wurde von den SS-Wachen mit Holz- und Eisenstangen verprügelt. Des Weiteren berichtet Max Sprecher von verschiedenen „Sportübungen“, mit denen die Häftlinge gequält wurden. Viele Häftlinge der Gruppe, insbesondere die Älteren, starben bereits in den ersten Tagen und Wochen an diesen Torturen.<br />
Im Januar 1940 endete die Isolation und Max Sprecher wurde zusammen mit einer Gruppe von etwa 300 jüdischen Häftlingen zur Arbeit im Klinkerwerk bestimmt. „Das war eine Ziegelei, die zu einer der größten in Deutschland werden sollte. Die Juden bildeten in dieser Fabrik das Kommando für die härteste Arbeit. Die härtesten Arbeiten, die in dieser Ziegelei zu leisten waren, wurden von den Juden durchgeführt. Es ging mit einer Geschwindigkeit vor sich, die um ein Vielfaches über der normalen Arbeitsgeschwindigkeit eines Mannes in Freiheit liegt.“<br />
<br />
Im Oktober 1942 wurde Max Sprecher zusammen mit etwa 450 weiteren jüdischen Häftlingen des KZ Sachsenhausen nach Auschwitz deportiert. Er kam dort zunächst zur Zwangsarbeit in das Nebenlager Buna-Monowitz. Da er keine handwerkliche Ausbildung hatte, wurde er in einem Kommando eingesetzt, das für den Transport von Holz, Beton und Eisen zuständig war. Geschwächt von der harten Arbeit und der unzureichenden Ernährung wurde er in den Krankenblock eingewiesen. Von dort gelang es ihm mithilfe anderer Häftlinge, einem Wäscherei-Kommando zugeteilt zu werden. Im Dezember 1943 ging er mit einem Baukommando nach Auschwitz-Birkenau. Wegen seiner polnischen, deutschen und russischen Sprachkenntnisse wurde er im Büro eingesetzt.<br />
<br />
Max Sprecher blieb bis Januar 1945 in Auschwitz inhaftiert. Am 8. Januar 1945 wurde er mit einem Transport in das Konzentrationslager Dachau geschickt. Die Häftlinge mussten einen Teil des Weges zu Fuß zurücklegen, dann wurden sie in Güterwaggons verladen. Von Dachau aus wurde Max Sprecher noch zu einem Arbeitskommando nahe Mühldorf eingeteilt. Als die amerikanischen Truppen näher rückten, wurde das Kommando von der SS aufgelöst; die Häftlinge sollten mit einem Zug nach Tirol gebracht werden. Der Zug blieb jedoch auf der Strecke liegen und Max Sprecher wurde durch die Amerikaner befreit.<br />
<br />
Er kam in ein Lager für Displaced Persons bei Feldafing in der Nähe von München. Dort blieb er bis zum September 1945. Von dort zog Max Sprecher nach Heidelberg, wo er sein Medizinstudium fortsetzen konnte. Später wechselte er zur Theologischen und Philosophischen Fakultät als Lehrbeauftragter für die Fächer Judaistik, Hebräisch und Jiddisch. Mehrere Jahre war er Vorsitzender der kleinen jüdischen Gemeinde Heidelbergs. Max Sprecher starb am 30. Juli 1980 in Wilhelmsfeld bei Heidelberg.<br />

Max Majer (Meir) Sprecher kam am 3. Mai 1909 in Warschau zur Welt. Von 1915 bis 1920 besuchte er die Grundschule in Włocławek und danach eine jüdische Oberschule in Warschau. Nach Abschluss seiner Schulausbildung zog er im März 1932 zum Studium nach Berlin. Dort wohnte er im Weinbergsweg Nr. 9 in Berlin-Mitte. Max Sprecher studierte an der Berliner Humboldt Universität zunächst Chemie und dann Medizin. Darüber hinaus besuchte er Lehrveranstaltungen bei dem Rabbiner Leo Baeck an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums.

Infolge der Machtübertragung an die Nationalsozialisten konnte Max Sprecher sein Studium in Berlin nicht beenden, da er als polnischer Staatsbürger galt. Er wurde im Zuge der sogenannten Polenaktion im Oktober 1938 nach Bentschen/Zbąszyń an der deutsch-polnischen Grenze ausgewiesen. Dort wurde er, wie viele der übrigen Abgeschobenen, durch die polnische Polizei interniert und mehrere Monate lang festgehalten. Ende Juli 1939 durfte er vorübergehend nach Berlin zurückkehren. Er plante, von dort alle nötigen Vorkehrungen für eine Ausreise in die Schweiz zu treffen, wo er sein Studium an der Universität von Basel abschließen wollte. Es gelang ihm jedoch nicht rechtzeitig, das nötige Visum zu bekommen. In einem Interview aus dem Jahr 1946 schildert Max Sprecher, dass er sich nach dem deutschen Überfall auf Polen zwischen dem 5. und 10. September 1939 als „feindlicher Ausländer“ bei der Berliner Gestapo registrieren lassen musste. Kurz darauf, im Morgengrauen des 13. September 1939, verhaftete ihn die Gestapo. Er wurde zusammen mit etwa 750 polnischen Juden in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg eingewiesen. Nachdem die Gruppe im Lager registriert worden war, wurde sie getrennt von den übrigen Häftlingen untergebracht. Max Sprecher berichtet von drei Blöcken, in die je 250 der polnischen jüdischen Häftlinge eingewiesen wurden. Er selbst kam in den Block 37. Er schildert verschiedene Strafen und gezielte Misshandlungen durch die SS, denen ihre Gruppe im Lager ausgesetzt war. Eine davon bestand darin, dass die Häftlinge bei heißem Wetter auf dem Boden ihres Blocks auf dem Bauch liegen mussten. Sie mussten die Hände auf dem Rücken gekreuzt halten und ihre Kappe hochhalten. Über Stunden durften sie sich nicht bewegen. Wer es tat, wurde von den SS-Wachen mit Holz- und Eisenstangen verprügelt. Des Weiteren berichtet Max Sprecher von verschiedenen „Sportübungen“, mit denen die Häftlinge gequält wurden. Viele Häftlinge der Gruppe, insbesondere die Älteren, starben bereits in den ersten Tagen und Wochen an diesen Torturen.
Im Januar 1940 endete die Isolation und Max Sprecher wurde zusammen mit einer Gruppe von etwa 300 jüdischen Häftlingen zur Arbeit im Klinkerwerk bestimmt. „Das war eine Ziegelei, die zu einer der größten in Deutschland werden sollte. Die Juden bildeten in dieser Fabrik das Kommando für die härteste Arbeit. Die härtesten Arbeiten, die in dieser Ziegelei zu leisten waren, wurden von den Juden durchgeführt. Es ging mit einer Geschwindigkeit vor sich, die um ein Vielfaches über der normalen Arbeitsgeschwindigkeit eines Mannes in Freiheit liegt.“

Im Oktober 1942 wurde Max Sprecher zusammen mit etwa 450 weiteren jüdischen Häftlingen des KZ Sachsenhausen nach Auschwitz deportiert. Er kam dort zunächst zur Zwangsarbeit in das Nebenlager Buna-Monowitz. Da er keine handwerkliche Ausbildung hatte, wurde er in einem Kommando eingesetzt, das für den Transport von Holz, Beton und Eisen zuständig war. Geschwächt von der harten Arbeit und der unzureichenden Ernährung wurde er in den Krankenblock eingewiesen. Von dort gelang es ihm mithilfe anderer Häftlinge, einem Wäscherei-Kommando zugeteilt zu werden. Im Dezember 1943 ging er mit einem Baukommando nach Auschwitz-Birkenau. Wegen seiner polnischen, deutschen und russischen Sprachkenntnisse wurde er im Büro eingesetzt.

Max Sprecher blieb bis Januar 1945 in Auschwitz inhaftiert. Am 8. Januar 1945 wurde er mit einem Transport in das Konzentrationslager Dachau geschickt. Die Häftlinge mussten einen Teil des Weges zu Fuß zurücklegen, dann wurden sie in Güterwaggons verladen. Von Dachau aus wurde Max Sprecher noch zu einem Arbeitskommando nahe Mühldorf eingeteilt. Als die amerikanischen Truppen näher rückten, wurde das Kommando von der SS aufgelöst; die Häftlinge sollten mit einem Zug nach Tirol gebracht werden. Der Zug blieb jedoch auf der Strecke liegen und Max Sprecher wurde durch die Amerikaner befreit.

Er kam in ein Lager für Displaced Persons bei Feldafing in der Nähe von München. Dort blieb er bis zum September 1945. Von dort zog Max Sprecher nach Heidelberg, wo er sein Medizinstudium fortsetzen konnte. Später wechselte er zur Theologischen und Philosophischen Fakultät als Lehrbeauftragter für die Fächer Judaistik, Hebräisch und Jiddisch. Mehrere Jahre war er Vorsitzender der kleinen jüdischen Gemeinde Heidelbergs. Max Sprecher starb am 30. Juli 1980 in Wilhelmsfeld bei Heidelberg.