Clara Wohl née Jacobi

Location 
Jenaer Str. 5
District
Wilmersdorf
Stone was laid
21 March 2014
Born
01 May 1894 in Naugard / Nowogard
Deportation
on 19 February 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Clara Wohl geb. Jacobi wurde am 1. März 1894 in Naugard geboren und war die zweite Ehefrau von Leonhard Wohl, geb. am 2. Mai 1886 in Bublitz. Beide waren Kleinstädte in Pommern. Leonhard Wohl war zuvor verheiratet gewesen mit Erna Margoniner, aus dieser Ehe stammte eine Tochter Ilse, geboren 1911. <br />
<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem Leonhard mit dem damals im deutschen Kaiserreich verbreiteten Patriotismus teilgenommen hatte, bekamen sie 1919 eine zweite Tochter, Käte. 1920 starb Erna an Komplikationen einer weiteren Schwangerschaft. 1921 oder 1922 heiratete Leonhard Wohl dann Clara Jacobi. Mit ihr hatte er zwei weitere Töchter, Eva, geboren 1922, und Ursula, geboren 1925, die Ulli genannt wurde. Während Clara auch Eva aufzog, wuchs Ursula bei den Großeltern in Kolberg auf.<br />
<br />
Leonhard war das siebente von zehn Kindern. Er und sein älterer Bruder Alex übernahmen vom Vater Gustav Wohl ein Geschäft, das mit Korn und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen handelte. Nach 1933 zogen sie in ein Haus in der Nähe und führten ein gutes Leben, hatten Hausangestellte und einen Chauffeur des Opels und machten Urlaub auf Bornholm und Marienbad. Leonhard war ein frommer, aber auch ein humorvoller Mensch, der gerne Karten spielte, besonders Skat. Seinen Kindern erzählt er gerne komische Geschichten. Clara Wohl war ernster, praktischer und genauer. Vor ihrer Hochzeit war sie Lehrerin gewesen. Sie verstand es, den Haushalt zu führen und interessierte sich für Frauenpolitik. <br />
<br />
Mit der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler endete das komfortable Leben, auch die glückliche Kindheit der Töchter. Sie wurden in der Schule und in der Nachbarschaft isoliert. Die Handelsfirma wurde boykottiert. Clara Wohl erinnerte sich: „Wir befanden uns in einem Zustand der Angst.“ <br />
<br />
Im April 1937 verließ Eva Wohl Bublitz und ging nach Berlin. Ilse emigrierte mit ihrem Mann und ihrem sieben Jahre alten Sohn Walter nach Uruguay, später nach Argentinien. Leonhard, Clara, Ulli und Käte folgten der Mutter 1938, nachdem das Handelsgeschäft verkauft worden war, nach Berlin. Sie waren fast die letzten Juden, die Bublitz verließen. Die Familie zog nach Grunewald an den Hohenzollerndamm 55.<br />
<br />
Nach der Pogromnacht am 9./10. November 1938 sicherten Wohls zwei Plätze für Eva und Ulli in einem Kindertransport, der am 14. Dezember 1938 nach England ging. Käte, die für den Kindertransport zu alt war, folgte im Februar 1939 mit einem Visum nach England.<br />
<br />
Leonhard and Clara Wohl mussten am 1. Apri1 1939 in die Jenaer Straße 5 umziehen, als Untermieter von Klara und Wilhelm Heilbrun, die am 15. August 1942 nach Riga deportiert worden sind. Mehrmals hatten Wohls versucht, nach Chile oder in ein anderes südamerikanisches Land auszureisen und lernten sogar Spanisch, aber alle ihre Versuche misslangen. Clara wurde fatalistisch: „Geld futsch und Hoffnung begraben und wir wissen nicht was werden soll.”<br />
<br />
Das letzte Gedicht, das Leonhard Wohl für seine Tochter Ilse geschrieben hat, endete mit den Zeilen:<br />
<br />
„Ihr wisst, liebe Leser, und koennt es verstehen:<br />
<br />
Den Sof, den Sof, den Sof moechte ich seh'n.“<br />
<br />
Sof ist ein jiddisches Wort für „Ende“.<br />
<br />
Am 19. Februar 1943 wurden Leonhard und Clara Wohl nach Auschwitz deportiert. Ihr Sof, also das Ende, muss bald danach gekommen sein. <br />
<br />
Fünf der neun Geschwister Leonhards sind im Holocaust ermordet worden. Claras einziger Bruder konnte nach Ecuador flüchten.

Clara Wohl geb. Jacobi wurde am 1. März 1894 in Naugard geboren und war die zweite Ehefrau von Leonhard Wohl, geb. am 2. Mai 1886 in Bublitz. Beide waren Kleinstädte in Pommern. Leonhard Wohl war zuvor verheiratet gewesen mit Erna Margoniner, aus dieser Ehe stammte eine Tochter Ilse, geboren 1911.

Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem Leonhard mit dem damals im deutschen Kaiserreich verbreiteten Patriotismus teilgenommen hatte, bekamen sie 1919 eine zweite Tochter, Käte. 1920 starb Erna an Komplikationen einer weiteren Schwangerschaft. 1921 oder 1922 heiratete Leonhard Wohl dann Clara Jacobi. Mit ihr hatte er zwei weitere Töchter, Eva, geboren 1922, und Ursula, geboren 1925, die Ulli genannt wurde. Während Clara auch Eva aufzog, wuchs Ursula bei den Großeltern in Kolberg auf.

Leonhard war das siebente von zehn Kindern. Er und sein älterer Bruder Alex übernahmen vom Vater Gustav Wohl ein Geschäft, das mit Korn und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen handelte. Nach 1933 zogen sie in ein Haus in der Nähe und führten ein gutes Leben, hatten Hausangestellte und einen Chauffeur des Opels und machten Urlaub auf Bornholm und Marienbad. Leonhard war ein frommer, aber auch ein humorvoller Mensch, der gerne Karten spielte, besonders Skat. Seinen Kindern erzählt er gerne komische Geschichten. Clara Wohl war ernster, praktischer und genauer. Vor ihrer Hochzeit war sie Lehrerin gewesen. Sie verstand es, den Haushalt zu führen und interessierte sich für Frauenpolitik.

Mit der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler endete das komfortable Leben, auch die glückliche Kindheit der Töchter. Sie wurden in der Schule und in der Nachbarschaft isoliert. Die Handelsfirma wurde boykottiert. Clara Wohl erinnerte sich: „Wir befanden uns in einem Zustand der Angst.“

Im April 1937 verließ Eva Wohl Bublitz und ging nach Berlin. Ilse emigrierte mit ihrem Mann und ihrem sieben Jahre alten Sohn Walter nach Uruguay, später nach Argentinien. Leonhard, Clara, Ulli und Käte folgten der Mutter 1938, nachdem das Handelsgeschäft verkauft worden war, nach Berlin. Sie waren fast die letzten Juden, die Bublitz verließen. Die Familie zog nach Grunewald an den Hohenzollerndamm 55.

Nach der Pogromnacht am 9./10. November 1938 sicherten Wohls zwei Plätze für Eva und Ulli in einem Kindertransport, der am 14. Dezember 1938 nach England ging. Käte, die für den Kindertransport zu alt war, folgte im Februar 1939 mit einem Visum nach England.

Leonhard and Clara Wohl mussten am 1. Apri1 1939 in die Jenaer Straße 5 umziehen, als Untermieter von Klara und Wilhelm Heilbrun, die am 15. August 1942 nach Riga deportiert worden sind. Mehrmals hatten Wohls versucht, nach Chile oder in ein anderes südamerikanisches Land auszureisen und lernten sogar Spanisch, aber alle ihre Versuche misslangen. Clara wurde fatalistisch: „Geld futsch und Hoffnung begraben und wir wissen nicht was werden soll.”

Das letzte Gedicht, das Leonhard Wohl für seine Tochter Ilse geschrieben hat, endete mit den Zeilen:

„Ihr wisst, liebe Leser, und koennt es verstehen:

Den Sof, den Sof, den Sof moechte ich seh'n.“

Sof ist ein jiddisches Wort für „Ende“.

Am 19. Februar 1943 wurden Leonhard und Clara Wohl nach Auschwitz deportiert. Ihr Sof, also das Ende, muss bald danach gekommen sein.

Fünf der neun Geschwister Leonhards sind im Holocaust ermordet worden. Claras einziger Bruder konnte nach Ecuador flüchten.