Salo Siegfried Drucker

Location 
Fasanenstr. 59
District
Wilmersdorf
Stone was laid
22 June 2014
Born
17 September 1885 in Lissa / Leszno
Verhaftet
11 June 1940 to 14 July 1940 in Gestapogefängnis
Verhaftet
14 July 1940 to 19 August 1940 in Sachsenhausen
Murdered
19 July 1940 in Sachsenhausen

Dr. Salomon (Salo) Drucker wurde am 17.September 1885 in Lissa (Leszno) bei Posen (Poznan) geboren. Er arbeitete in Berlin als Kinderarzt, Sozialmediziner und Stadtarzt in Wedding und Frohnau. Seine Frau war Liesbeth Drucker, geb. Sachs, geboren am 6. April 1884 in Strasburg (Brodnica) in Westpreußen. Sie hatte keine Kinder, war selbst berufstätig und unterstützte die gesundheitspolitische Arbeit ihres Mannes.<br />
<br />
Von 1922 bis 1933 war Salo Drucker als erster Stadtarzt des Bezirks Wedding tätig. Als Leiter des Gesundheitsamtes Wedding war er maßgeblich am Ausbau des Gesundheitssystem beteiligt. Unter seiner Leitung wurden das Schulgesundheitswesen, die Tuberkulosefürsorge und die Kleinkinderfürsorge ausgebaut. <br />
<br />
Als Sozialdemokrat trat er als „gesundheitspolitischer Wanderredner“ auf. Seine umfangreichen Vorträge und Publikationen beinhalteten die Themen Krankheiten und soziale Lage sowie alle Gebiete der hygienischen Volksaufklärung. Ein besonderes Thema war der Alkoholismus in der Arbeiterschaft. In zahlreichen Publikationen behandelte Drucker den Zusammenhang zwischen sozialer Lage und nicht nur Krankheiten wie „Schwindsucht“, sondern vor allem auch dem Alkoholismus. Dazu schrieb er 1928: „Jede Maßnahme zur Einschränkung des Alkoholkonsums stößt nicht nur auf erbittertsten Widerstand des materiell interessierten Alkoholkapitals, sondern auch aller bürgerlicher Parteien, die in der alkoholischen Durchfeuchtung des Proletariats eines ihrer Herrschaftsmittel erblicken.“ Seine Arbeit umfasste nicht nur die Aufklärung, sondern auch die Schaffung von alkoholfreien Jugendheimen und Volkshäusern.<br />
<br />
Am 15. April 1933 wurde Dr. Drucker aus dem Dienst entlassen. Er versuchte in der Schweiz seiner Arbeit fortzusetzen, erhielt aber keine Genehmigung als Arzt zu arbeiten.<br />
<br />
Da von Deutschland mit der Einstellung der Pensionszahlungen gedroht wurde, kehrte er mit seiner Ehefrau Liesbeth nach Berlin zurück. Alle Bemühungen, nach England oder in die USA auszuwandern, scheiterten.<br />
<br />
Da er sich in seinem Haus in Frohnau nicht mehr sicher fühlte, zog er in die Wohnung Fasanenstraße 59, in der er von 1935 bis 1938 eine Kinderarztpraxis für jüdische Kinder als „Krankenbehandler“ betrieb.<br />
<br />
Laut der „Sistiertenkladde“ der Gestapo wurde Dr. Salo Drucker im Juni 1940 in seiner Wohnung verhaftet. Als Grund für seine Verhaftung wurde Verbreitung von Gräuelpropaganda angegeben. Dabei spielte sicher auch die Tatsache, dass Salo Drucker nicht nur Jude, sondern auch aktives Mitglied der SPD war, eine Rolle. Er wurde in das Gestapogefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße gebracht und nach mehreren Verhören im Polizeipräsidium am Alexanderplatz zurück in das Gestapogefängnis. Von dort wurde er ins Lager Sachsenhausen überführt. Eine Zugangsmeldung der Kommandantur des KZ Sachsenhausens ist nicht vorhanden, da fast alle Akten einschließlich der Häftlingskarteien von der SS noch vor der Befreiung des KZ vernichtet wurden. Der Häftling Emil Büge, der als Schreiber der Politischen Abteilung tätig war, notierte den 19. Juli 1940 als Zugangsdatum.<br />
<br />
Dr. Salo Drucker starb am 19. August 1940 im KZ Sachsenhausen, wahrscheinlich an einer Lungenentzündung. Seine Ehefrau konnte gegen ein Entgelt seine Asche auslösen. Auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee wurde er beigesetzt.<br />
<br />
Zum Gedenken an Dr. Salo Drucker wurde vom Bezirksamt Wedding zu seinem 50. Todestag 1990 eine Gedenktafel am Haus der Gesundheit in der Reinickendorfer Straße 60 b angebracht. Siehe <a href=http://www.gedenktafeln-in-berlin…;

Dr. Salomon (Salo) Drucker wurde am 17.September 1885 in Lissa (Leszno) bei Posen (Poznan) geboren. Er arbeitete in Berlin als Kinderarzt, Sozialmediziner und Stadtarzt in Wedding und Frohnau. Seine Frau war Liesbeth Drucker, geb. Sachs, geboren am 6. April 1884 in Strasburg (Brodnica) in Westpreußen. Sie hatte keine Kinder, war selbst berufstätig und unterstützte die gesundheitspolitische Arbeit ihres Mannes.

Von 1922 bis 1933 war Salo Drucker als erster Stadtarzt des Bezirks Wedding tätig. Als Leiter des Gesundheitsamtes Wedding war er maßgeblich am Ausbau des Gesundheitssystem beteiligt. Unter seiner Leitung wurden das Schulgesundheitswesen, die Tuberkulosefürsorge und die Kleinkinderfürsorge ausgebaut.

Als Sozialdemokrat trat er als „gesundheitspolitischer Wanderredner“ auf. Seine umfangreichen Vorträge und Publikationen beinhalteten die Themen Krankheiten und soziale Lage sowie alle Gebiete der hygienischen Volksaufklärung. Ein besonderes Thema war der Alkoholismus in der Arbeiterschaft. In zahlreichen Publikationen behandelte Drucker den Zusammenhang zwischen sozialer Lage und nicht nur Krankheiten wie „Schwindsucht“, sondern vor allem auch dem Alkoholismus. Dazu schrieb er 1928: „Jede Maßnahme zur Einschränkung des Alkoholkonsums stößt nicht nur auf erbittertsten Widerstand des materiell interessierten Alkoholkapitals, sondern auch aller bürgerlicher Parteien, die in der alkoholischen Durchfeuchtung des Proletariats eines ihrer Herrschaftsmittel erblicken.“ Seine Arbeit umfasste nicht nur die Aufklärung, sondern auch die Schaffung von alkoholfreien Jugendheimen und Volkshäusern.

Am 15. April 1933 wurde Dr. Drucker aus dem Dienst entlassen. Er versuchte in der Schweiz seiner Arbeit fortzusetzen, erhielt aber keine Genehmigung als Arzt zu arbeiten.

Da von Deutschland mit der Einstellung der Pensionszahlungen gedroht wurde, kehrte er mit seiner Ehefrau Liesbeth nach Berlin zurück. Alle Bemühungen, nach England oder in die USA auszuwandern, scheiterten.

Da er sich in seinem Haus in Frohnau nicht mehr sicher fühlte, zog er in die Wohnung Fasanenstraße 59, in der er von 1935 bis 1938 eine Kinderarztpraxis für jüdische Kinder als „Krankenbehandler“ betrieb.

Laut der „Sistiertenkladde“ der Gestapo wurde Dr. Salo Drucker im Juni 1940 in seiner Wohnung verhaftet. Als Grund für seine Verhaftung wurde Verbreitung von Gräuelpropaganda angegeben. Dabei spielte sicher auch die Tatsache, dass Salo Drucker nicht nur Jude, sondern auch aktives Mitglied der SPD war, eine Rolle. Er wurde in das Gestapogefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße gebracht und nach mehreren Verhören im Polizeipräsidium am Alexanderplatz zurück in das Gestapogefängnis. Von dort wurde er ins Lager Sachsenhausen überführt. Eine Zugangsmeldung der Kommandantur des KZ Sachsenhausens ist nicht vorhanden, da fast alle Akten einschließlich der Häftlingskarteien von der SS noch vor der Befreiung des KZ vernichtet wurden. Der Häftling Emil Büge, der als Schreiber der Politischen Abteilung tätig war, notierte den 19. Juli 1940 als Zugangsdatum.

Dr. Salo Drucker starb am 19. August 1940 im KZ Sachsenhausen, wahrscheinlich an einer Lungenentzündung. Seine Ehefrau konnte gegen ein Entgelt seine Asche auslösen. Auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee wurde er beigesetzt.

Zum Gedenken an Dr. Salo Drucker wurde vom Bezirksamt Wedding zu seinem 50. Todestag 1990 eine Gedenktafel am Haus der Gesundheit in der Reinickendorfer Straße 60 b angebracht. Siehe http://www.gedenktafeln-in-berlin.d...