Sylvia Mottek née Meyer

Location 
Martin-Luther-Str. 113
Historical name
Martin-Luther-Str. 57
District
Schöneberg
Stone was laid
27 August 2014
Born
03 September 1882 in Berlin
Deportation
on 29 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Later deported
on 04 May 1942 to Chełmno / Kulmhof
Murdered
04 May 1942 in Chełmno / Kulmhof
Sylvia Meyer kam am 3. September 1882 in Berlin als Tochter von Isidor und Henriette Meyer, geborene Sandberger, zur Welt. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts Näheres bekannt. Sylvia Meyer heiratete am 16. Oktober 1904 den Schneider, Stoffhändler und Handelsvertreter Salomon Mottek in Berlin. Das Ehepaar wurde Eltern von drei Kindern: der Sohn Walter kam am 13. November 1905 in Berlin zur Welt, die Tochter Ilse wurde am 20. August 1908 in Berlin geboren und der jüngere Sohn Fritz erblickte am 14. Juli 1914 das Licht der Welt. Ihr Mann nahm am Ersten Weltkrieg als Frontsoldat teil. Er kam unverletzt aus dem Krieg zurück und erhielt für seinen Einsatz das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Die Familie lebte bis 1931 in Charlottenburg in der Kantstraße 44-45 im dritten Stock und ab 1932 in der Martin-Luther-Straße 57 (heute: 113). Salomon Mottek war vor 1933 als Stoffvertreter der Firma Adolf Rosenthal in Magdeburg tätig. Nach 1933 trat er als selbstständiger Handelsvertreter in die Firma seines ältesten Sohnes Walter ein, der ein Futterstoffgeschäft für Herrenschneider betrieb. Salomon Mottek arbeitete nun von seiner Privatwohnung in der Martin-Luther-Straße 57 aus. Vater und Sohn verkauften ihre Waren sowohl in Berlin als auch außerhalb der Stadt. Walter Mottek zog sich nach einigen Jahren der Zusammenarbeit im Jahre 1936 aus dem Geschäft zurück und verkaufte auf eigene Rechnung Knöpfe an Schneider in Hamburg, Bremen, Köln und Brüssel. Er wanderte 1937 über Belgien nach Frankreich aus und erreichte Buenos Aires mit einem Schiff ab Marseille. Am 10. März 1938 kam er dort an, 10 Tage vor der Geburt seiner Tochter Vera, die unehelich in Köln geboren wurde, weil Walter Mottek ihre Mutter Erika Neubrand vor seiner Flucht nicht mehr zu heiraten imstande war und auch nicht mit auf die Flucht nehmen konnte. Der jüngere Sohn Fritz war schon vorher nach Buenos Aires emigriert. Ilse Mottek, verheiratete Presch, gelang es noch 1940, mit ihrem Mann auszuwandern. Das Ehepaar hatte bis 1938 in Wilmersdorf in der Wittelsbacherstraße 12 ein Textilgeschäft betrieben. Die Kinder versuchten vergebens, die Eltern nach Hongkong oder Südamerika zu holen. Ilse Presch schrieb im Jahre 1940 an ihre Brüder und teilte ihnen mit, dass sie über Panama nach Bolivien gelangen wollte. Außerdem forderte sie für die Emigration der Eltern eine finanzielle Beteiligung der Brüder an den Kosten. Am 5. April 1940 schrieben Walter und Fritz Mottek an ihre Eltern und machten in ihrem Schreiben deutlich, dass es gänzlich unmöglich sei, sie noch aus Deutschland herauszuholen. Nicht nur, dass das Geld für die Emigration nicht vorhanden war, hatten ihre Eltern auch versäumt, die Papiere zur Auswanderung vom Hamburger Konsulat beglaubigen zu lassen. Im Januar 1941 schließlich war der Kontakt der Kinder zu Sylvia und Salomon Mottek gänzlich abgebrochen. Sie erreichten sie vermutlich auch deshalb nicht mehr, weil das Ehepaar gar nicht mehr in der Martin-Luther-Straße 57 lebte, sondern in eine Wohnung in der Marburger Straße 5 zwangseingewiesen worden war.
Sylvia Mottek wurde am 29. Oktober 1941 zusammen mit ihrem Mann mit dem 3. Osttransport nach Litzmannstadt deportiert. Dort starb Salomon Mottek am 16. April 1942. Sie selbst musste am 4. Mai 1942 noch den Weitertransport nach Kulmhof erdulden. Entweder starb sie auf dem Transport dorthin oder aber sie wurde noch am gleichen Tag ihrer Ankunft in Kulmhof ermordet.
Am 22. Februar 1957 stellten die Kinder von Sylvia Mottek, Ilse Presch sowie Walter und Fritz Mottek, einen Entschädigungsantrag. Sie lebten nun in Montevideo/Uruguay bzw. La Paz/Bolivien. Am 27. April 1962 wurde den Erben insgesamt 13.126,40 DM zugestanden. Ihrem Antrag auf Entschädigung des Schadens an Freiheit vom 22. Februar 1957 wurde am 22. Juli 1960 mit 6.450,-- DM entsprochen.
Erika Neubrand, die Halbjüdin war, wurde zusammen mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihrer Tochter Vera im Januar 1943 abgeholt. Sie blieben mehrere Wochen lang im Sammellager in der Großen Hamburger Straße. Über die Sammelstelle in der Auguststraße kamen sie im Sommer 1943 in das Jüdische Krankenhaus in der Iranischen Straße. Am 27. Oktober 1944 deportierte man Erika Neubrand, ihre Mutter und ihre Tochter Vera nach Theresienstadt. Am 29. Juli 1945, nur wenige Tage nach der Befreiung Theresienstadts, starb Erika Neubrand im Alter von nur 33 Jahren. Ihre Mutter und ihre Tochter überlebten. Walter Mottek hatte in Montevideo wieder geheiratet und bekam noch zwei Söhne. Die Tochter Vera hat ihren Vater erst 1985 in Montevideo kennengelernt. Die Schwester Ilse Presch kehrte bereits in den 1960er Jahren aus Lima nach Berlin zurück. Sie lebte als kinderlose Witwe in der Meraner Straße.


Sylvia Meyer kam am 3. September 1882 in Berlin als Tochter von Isidor und Henriette Meyer, geborene Sandberger, zur Welt. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts Näheres bekannt. Sylvia Meyer heiratete am 16. Oktober 1904 den Schneider, Stoffhändler und Handelsvertreter Salomon Mottek in Berlin. Das Ehepaar wurde Eltern von drei Kindern: der Sohn Walter kam am 13. November 1905 in Berlin zur Welt, die Tochter Ilse wurde am 20. August 1908 in Berlin geboren und der jüngere Sohn Fritz erblickte am 14. Juli 1914 das Licht der Welt. Ihr Mann nahm am Ersten Weltkrieg als Frontsoldat teil. Er kam unverletzt aus dem Krieg zurück und erhielt für seinen Einsatz das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Die Familie lebte bis 1931 in Charlottenburg in der Kantstraße 44-45 im dritten Stock und ab 1932 in der Martin-Luther-Straße 57 (heute: 113). Salomon Mottek war vor 1933 als Stoffvertreter der Firma Adolf Rosenthal in Magdeburg tätig. Nach 1933 trat er als selbstständiger Handelsvertreter in die Firma seines ältesten Sohnes Walter ein, der ein Futterstoffgeschäft für Herrenschneider betrieb. Salomon Mottek arbeitete nun von seiner Privatwohnung in der Martin-Luther-Straße 57 aus. Vater und Sohn verkauften ihre Waren sowohl in Berlin als auch außerhalb der Stadt. Walter Mottek zog sich nach einigen Jahren der Zusammenarbeit im Jahre 1936 aus dem Geschäft zurück und verkaufte auf eigene Rechnung Knöpfe an Schneider in Hamburg, Bremen, Köln und Brüssel. Er wanderte 1937 über Belgien nach Frankreich aus und erreichte Buenos Aires mit einem Schiff ab Marseille. Am 10. März 1938 kam er dort an, 10 Tage vor der Geburt seiner Tochter Vera, die unehelich in Köln geboren wurde, weil Walter Mottek ihre Mutter Erika Neubrand vor seiner Flucht nicht mehr zu heiraten imstande war und auch nicht mit auf die Flucht nehmen konnte. Der jüngere Sohn Fritz war schon vorher nach Buenos Aires emigriert. Ilse Mottek, verheiratete Presch, gelang es noch 1940, mit ihrem Mann auszuwandern. Das Ehepaar hatte bis 1938 in Wilmersdorf in der Wittelsbacherstraße 12 ein Textilgeschäft betrieben. Die Kinder versuchten vergebens, die Eltern nach Hongkong oder Südamerika zu holen. Ilse Presch schrieb im Jahre 1940 an ihre Brüder und teilte ihnen mit, dass sie über Panama nach Bolivien gelangen wollte. Außerdem forderte sie für die Emigration der Eltern eine finanzielle Beteiligung der Brüder an den Kosten. Am 5. April 1940 schrieben Walter und Fritz Mottek an ihre Eltern und machten in ihrem Schreiben deutlich, dass es gänzlich unmöglich sei, sie noch aus Deutschland herauszuholen. Nicht nur, dass das Geld für die Emigration nicht vorhanden war, hatten ihre Eltern auch versäumt, die Papiere zur Auswanderung vom Hamburger Konsulat beglaubigen zu lassen. Im Januar 1941 schließlich war der Kontakt der Kinder zu Sylvia und Salomon Mottek gänzlich abgebrochen. Sie erreichten sie vermutlich auch deshalb nicht mehr, weil das Ehepaar gar nicht mehr in der Martin-Luther-Straße 57 lebte, sondern in eine Wohnung in der Marburger Straße 5 zwangseingewiesen worden war.
Sylvia Mottek wurde am 29. Oktober 1941 zusammen mit ihrem Mann mit dem 3. Osttransport nach Litzmannstadt deportiert. Dort starb Salomon Mottek am 16. April 1942. Sie selbst musste am 4. Mai 1942 noch den Weitertransport nach Kulmhof erdulden. Entweder starb sie auf dem Transport dorthin oder aber sie wurde noch am gleichen Tag ihrer Ankunft in Kulmhof ermordet.
Am 22. Februar 1957 stellten die Kinder von Sylvia Mottek, Ilse Presch sowie Walter und Fritz Mottek, einen Entschädigungsantrag. Sie lebten nun in Montevideo/Uruguay bzw. La Paz/Bolivien. Am 27. April 1962 wurde den Erben insgesamt 13.126,40 DM zugestanden. Ihrem Antrag auf Entschädigung des Schadens an Freiheit vom 22. Februar 1957 wurde am 22. Juli 1960 mit 6.450,-- DM entsprochen.
Erika Neubrand, die Halbjüdin war, wurde zusammen mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihrer Tochter Vera im Januar 1943 abgeholt. Sie blieben mehrere Wochen lang im Sammellager in der Großen Hamburger Straße. Über die Sammelstelle in der Auguststraße kamen sie im Sommer 1943 in das Jüdische Krankenhaus in der Iranischen Straße. Am 27. Oktober 1944 deportierte man Erika Neubrand, ihre Mutter und ihre Tochter Vera nach Theresienstadt. Am 29. Juli 1945, nur wenige Tage nach der Befreiung Theresienstadts, starb Erika Neubrand im Alter von nur 33 Jahren. Ihre Mutter und ihre Tochter überlebten. Walter Mottek hatte in Montevideo wieder geheiratet und bekam noch zwei Söhne. Die Tochter Vera hat ihren Vater erst 1985 in Montevideo kennengelernt. Die Schwester Ilse Presch kehrte bereits in den 1960er Jahren aus Lima nach Berlin zurück. Sie lebte als kinderlose Witwe in der Meraner Straße.