Malwine Saloschin née Wolffenstein

Location 
Sponholzstr. 44
District
Friedenau
Stone was laid
16 October 2014
Born
29 November 1878 in Droskau (Hammermühle) bei Sorau
Deportation
on 01 November 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Murdered
21 June 1942 in Łódź / Litzmannstadt

Malwine Eleonore Wolffenstein kam am 29. November 1878 als Tochter des Weberei- und Färbereibesitzers Edmund und seiner Frau Elise Wolffenstein, geborene Fürstenheim, in Droskau (Hammermühle) bei Sorau zur Welt. Von ihrer Familie wurde sie "Malwa" genannt. Malwine hatte noch einen älteren Bruder, der am 15. August 1873 geboren wurde und Bernhard hieß. Malwine Wolffenstein war christlich getauft und wuchs im evangelischen Glauben auf. Sie kannte ihren späteren Mann Paul Saloschin, der ebenfalls evangelisch getauft worden war, bereits seit ihren gemeinsamen Kindertagen. Paul Saloschins Vater Emil war Chemiker, kam ursprünglich aus Bromberg und war als Angestellter der Weberei, Webschule und Wollgarnspinnerei Wolffenstein, die Bernhard Wolffenstein, der Großvater von Malwine Wolffenstein geleitet hatte, nach Hammermühle gekommen. Neben einer Färberei, in der Emil Saloschin arbeitete, besaß Bernhard Wolffenstein noch eine weitere Wäscherei und eine Färberei in Berlin. Bernhard Wolffenstein beteiligte sich an der Revolution von 1848, zog sich während des Kampfes auf den Barrikaden eine Lungenentzündung zu und starb an deren Folgen. Danach leitete Emil Saloschin die Färberei in Hammermühle, bis Edmund Wolffenstein, der noch minderjährige Sohn von Bernhard und spätere Vater von Malwine, alt genug war, um die Leitung des Betriebes zu übernehmen. Emil Saloschin und er schrieben gemeinsam einen 1868 in einer Fachzeitschrift erschienenen Artikel zum Thema "Glaubersalz in der Färberei" und einen weiteren im Jahre 1872 über die "Ventilation in der Färberei". Nachdem Emils Sohn Paul 1892 sein Abitur abgelegt und anschließend Elektrotechnik studiert hatte, heiratete er seine Jugendfreundin Malwine Wolffenstein, die Tochter des Chefs seines Vaters. Das Ehepaar zog nach Berlin. Hier machte Paul Saloschin als Ingenieur rasch Karriere bei der Siemens & Schuckertwerke A.G. 1909 war er bereits Oberingenieur. Ab 1911 wohnten die Saloschins in der Elsastraße 5 in Friedenau und 1920 bis 1933 in einer sehr guten Wohnlage am Lietzenseeufer 1. Die Ehe blieb allerdings kinderlos. Im Jahre 1934 zogen sie in eine Vierzimmer-Wohnung in der Sponholzstraße 43-44. Dass die Saloschins wohlhabend waren, lässt sich anhand der kurz vor ihrer Deportation ausgefüllten Vermögenserklärung rekonstruieren. Die Wohnung war üppig ausgestattet, alle Gläser, Essservices etc. waren in hoher Stückzahl vorhanden, es gab 11 Bilder, einen Lautsprecher, ca. 200 Bücher und 20 Kochtöpfe (!). Als Untermieterin lebte die nichtjüdische Elise Apelt mit in der Wohnung. 1936 ging Paul Saloschin mit 62 in den Ruhestand. Ob dies freiwillig geschah oder er dazu gezwungen wurde, wissen wir nicht. Er bezog eine monatliche Rente in Höhe von 406,75 RM und eine Vela-Rente in Höhe von 65,25 RM. Am 27. Oktober 1941 füllte Malwine Saloschin ihre Vermögenserklärung aus. Unter der Rubrik "Versicherung" gibt sie an, dass sie bei der Hamburg-Mannheimer VersicherungsAG eine evangelische Sterbegeldversicherung abgeschlossen hatte. Anschließend holte man sie und ihren Mann ab und brachte sie in die Sammelstelle Levetzowstraße 7. Dort stellte man ihnen am 30. Oktober 1941 die am 3. Oktober 1941 bereits ausgestellte Verfügung über die Einziehung ihres gesamten Besitzes zu. Am 1. November 1941 wurden sie in einen Deportationszug getrieben und mit dem 4. Transport nach Litzmannstadt überführt. Dort wohnten sie in der Forststraße 7. Nur drei Wochen später war ihr Mann tot. Er starb am 20. November 1941 mit 67 Jahren. Am 3. Juni 1942 bat sein Bruder Adolf Saloschin die Vermögensverwertungsstelle, der Dresdner Bank die Genehmigung zu erteilen, Malwine 100,-- RM aus dem Konto der Saloschins nach Litzmannstadt überweisen zu dürfen. Dieses Geld dürfte ihr nichts mehr genutzt haben. Sie starb am 21. Juni 1942 im Alter von 64 Jahren. <br />
Ihr Bruder Bernhard Wolffenstein, der die Firma seines Vaters Edmund in Hammermühle übernommen hatte und nicht verheiratet war, wurde ebenfalls deportiert. Er wurde am 17. Dezember 1942 von Berlin aus nach Theresienstadt überführt und starb dort am 2. März 1943. <br />
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Malwine Eleonore Wolffenstein kam am 29. November 1878 als Tochter des Weberei- und Färbereibesitzers Edmund und seiner Frau Elise Wolffenstein, geborene Fürstenheim, in Droskau (Hammermühle) bei Sorau zur Welt. Von ihrer Familie wurde sie "Malwa" genannt. Malwine hatte noch einen älteren Bruder, der am 15. August 1873 geboren wurde und Bernhard hieß. Malwine Wolffenstein war christlich getauft und wuchs im evangelischen Glauben auf. Sie kannte ihren späteren Mann Paul Saloschin, der ebenfalls evangelisch getauft worden war, bereits seit ihren gemeinsamen Kindertagen. Paul Saloschins Vater Emil war Chemiker, kam ursprünglich aus Bromberg und war als Angestellter der Weberei, Webschule und Wollgarnspinnerei Wolffenstein, die Bernhard Wolffenstein, der Großvater von Malwine Wolffenstein geleitet hatte, nach Hammermühle gekommen. Neben einer Färberei, in der Emil Saloschin arbeitete, besaß Bernhard Wolffenstein noch eine weitere Wäscherei und eine Färberei in Berlin. Bernhard Wolffenstein beteiligte sich an der Revolution von 1848, zog sich während des Kampfes auf den Barrikaden eine Lungenentzündung zu und starb an deren Folgen. Danach leitete Emil Saloschin die Färberei in Hammermühle, bis Edmund Wolffenstein, der noch minderjährige Sohn von Bernhard und spätere Vater von Malwine, alt genug war, um die Leitung des Betriebes zu übernehmen. Emil Saloschin und er schrieben gemeinsam einen 1868 in einer Fachzeitschrift erschienenen Artikel zum Thema "Glaubersalz in der Färberei" und einen weiteren im Jahre 1872 über die "Ventilation in der Färberei". Nachdem Emils Sohn Paul 1892 sein Abitur abgelegt und anschließend Elektrotechnik studiert hatte, heiratete er seine Jugendfreundin Malwine Wolffenstein, die Tochter des Chefs seines Vaters. Das Ehepaar zog nach Berlin. Hier machte Paul Saloschin als Ingenieur rasch Karriere bei der Siemens & Schuckertwerke A.G. 1909 war er bereits Oberingenieur. Ab 1911 wohnten die Saloschins in der Elsastraße 5 in Friedenau und 1920 bis 1933 in einer sehr guten Wohnlage am Lietzenseeufer 1. Die Ehe blieb allerdings kinderlos. Im Jahre 1934 zogen sie in eine Vierzimmer-Wohnung in der Sponholzstraße 43-44. Dass die Saloschins wohlhabend waren, lässt sich anhand der kurz vor ihrer Deportation ausgefüllten Vermögenserklärung rekonstruieren. Die Wohnung war üppig ausgestattet, alle Gläser, Essservices etc. waren in hoher Stückzahl vorhanden, es gab 11 Bilder, einen Lautsprecher, ca. 200 Bücher und 20 Kochtöpfe (!). Als Untermieterin lebte die nichtjüdische Elise Apelt mit in der Wohnung. 1936 ging Paul Saloschin mit 62 in den Ruhestand. Ob dies freiwillig geschah oder er dazu gezwungen wurde, wissen wir nicht. Er bezog eine monatliche Rente in Höhe von 406,75 RM und eine Vela-Rente in Höhe von 65,25 RM. Am 27. Oktober 1941 füllte Malwine Saloschin ihre Vermögenserklärung aus. Unter der Rubrik "Versicherung" gibt sie an, dass sie bei der Hamburg-Mannheimer VersicherungsAG eine evangelische Sterbegeldversicherung abgeschlossen hatte. Anschließend holte man sie und ihren Mann ab und brachte sie in die Sammelstelle Levetzowstraße 7. Dort stellte man ihnen am 30. Oktober 1941 die am 3. Oktober 1941 bereits ausgestellte Verfügung über die Einziehung ihres gesamten Besitzes zu. Am 1. November 1941 wurden sie in einen Deportationszug getrieben und mit dem 4. Transport nach Litzmannstadt überführt. Dort wohnten sie in der Forststraße 7. Nur drei Wochen später war ihr Mann tot. Er starb am 20. November 1941 mit 67 Jahren. Am 3. Juni 1942 bat sein Bruder Adolf Saloschin die Vermögensverwertungsstelle, der Dresdner Bank die Genehmigung zu erteilen, Malwine 100,-- RM aus dem Konto der Saloschins nach Litzmannstadt überweisen zu dürfen. Dieses Geld dürfte ihr nichts mehr genutzt haben. Sie starb am 21. Juni 1942 im Alter von 64 Jahren.
Ihr Bruder Bernhard Wolffenstein, der die Firma seines Vaters Edmund in Hammermühle übernommen hatte und nicht verheiratet war, wurde ebenfalls deportiert. Er wurde am 17. Dezember 1942 von Berlin aus nach Theresienstadt überführt und starb dort am 2. März 1943.