Dr. Benno Walter

Location 
Levetzowstraße 11 a
District
Moabit
Born
25 November 1878 in Czarnikau (Posen) / Czarnków
Occupation
Rechtsanwalt
Deportation
on 29 November 1942 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Dr. Benno Walter wurde am 25. November 1878 in Posen in der Kreisstadt Czarnikau (heute: Czarnków/Polen) geboren. Seine Eltern hießen Louis und Fanny Walter. Er war seit 1907 in Berlin als Anwalt, später auch als Notar, tätig. Praxis und Wohnung befanden sich in zuerst in der Kommandantenstr. 49, ab 1913 in der Zimmerstr. 92–93. Seit 1921 war Dr. Benno Walter an allen drei Landgerichten Berlins als Anwalt zugelassen. Im Jahr 1933 wurde ihm das Notariat entzogen, als Rechtsanwalt konnte er bis zum allgemeinen Berufsverbot 1938 noch weiter praktizieren, ab 1936 in der Roscherstr. 15, wo er noch 1941 mit einem Adressbucheintrag verzeichnet ist.<br />
<br />
Im Rahmen einer „Aktion“ gegen die jüdischen B’nai-B’rith-Logen in Deutschland wurde Dr. Benno Walter, der Vizepräsident des Ordens war, im März 1934 verhaftet und in das berüchtigte Gestapo -Gefängnis Columbiahaus gebracht. Dort wurde er unter strenger Isolation gefangen gehalten, vermutlich auch misshandelt, bis er nach über einer Woche wieder entlassen wurde.<br />
<br />
Spätestens nach dem Berufsverbot für Anwälte engagierte sich Benno Walter in der Jüdischen Gemeinde. Er war Vorstandsmitglied und in der Abteilung Fürsorge eingesetzt.<br />
<br />
Als im Oktober 1942 die Deportationen einsetzten, waren auch Freunde von Benno Walter unmittelbar bedroht: Gertrud Ehrlich, die Frau des 1940 verstorbenen Rechtsanwalts Dr. Ehrlich, und ihre beiden Kinder Gerd (geb. 1922) und Marion (geb. 1928) standen auf einer der ersten Transportlisten. Es gelang, die Deportation zu verhindern. Benno Walter und Gertrud Ehrlich gingen bald darauf eine Ehe ein. Da Mitarbeiter der Jüdischen Gemeinde und ihre Familien von der Deportation zunächst ausgenommen waren, war die Gefahr für Gertrud und ihre Kinder damit vorerst gebannt.<br />
<br />
Die Familie Walter zog in die Levetzowstr. 11a, wann genau ist nicht zu klären, vermutlich im Laufe des Jahres 1942. Doch in dieser Wohnung lebten sie nur wenige Monate. <br />
<br />
Benno Walters Stiefsohn Gerd, der bis zum Ausbruch des Krieges die Jüdische Privatschule Dr. Leonore Goldschmidt besucht hatte, musste nun täglich zwölf Stunden Zwangsarbeit leisten. Als im Juni 1942 die letzten verbliebenen jüdischen Schulen geschlossen wurden, traf auch seine Schwester Marion dieses Los. Sie wurde ebenfalls zwangsverpflichtet und musste auf dem Jüdischen Friedhof im Weißensee arbeiten.<br />
<br />
Im November 1942 ging dann alles, wie Gerd Ehrlich berichtete, sehr schnell: Auf einer Sitzung der Jüdischen Gemeinde am 19. November weigerte sich Benno Walter, ebenso wie andere Vorstandsmitglieder, an der Organisation der Deportationen mitzuwirken. Noch am selben Tag wurde er verhaftet und für den nächsten Transport nach Osten eingeteilt. Im Sammellager Große Hamburger Straße traf er seine Frau Gertrud und die Stieftochter Marion, denen man sofort den Deportationsbeschluss zugestellt hatte. Gerd Ehrlich blieb ein paar Tage in der elterlichen Wohnung, verkaufte die verbliebenen Wertsachen und bereitete so sein Leben als „U-Boot“, wie die untergetauchten Juden sich nannten, vor. (Aimée und Jaguar, S. 27–28)<br />
<br />
Nach zehn Tagen im Sammellager wurden die Eheleute Walter zusammen mit der 14-jährigen Marion mit dem „23. Osttransport“ vom 29. November 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet.<br />
<br />
Gerd Ehrlich lebte knapp ein Jahr lang als „U-Boot“ in Berlin. Erst als er auf seine ehemalige Mitschülerin Stella stieß, die für die Gestapo als „Greiferin“ arbeitete, und der Verhaftung knapp entging, entschloss er sich zur Flucht ins Ausland. Im Oktober 1943 passierte er in Singen die grüne Grenze zur Schweiz. Er wanderte 1946 in die USA aus, wo er 18 Jahre lang an der Towson State University in Maryland unterrichtete. Er starb 1998.

Dr. Benno Walter wurde am 25. November 1878 in Posen in der Kreisstadt Czarnikau (heute: Czarnków/Polen) geboren. Seine Eltern hießen Louis und Fanny Walter. Er war seit 1907 in Berlin als Anwalt, später auch als Notar, tätig. Praxis und Wohnung befanden sich in zuerst in der Kommandantenstr. 49, ab 1913 in der Zimmerstr. 92–93. Seit 1921 war Dr. Benno Walter an allen drei Landgerichten Berlins als Anwalt zugelassen. Im Jahr 1933 wurde ihm das Notariat entzogen, als Rechtsanwalt konnte er bis zum allgemeinen Berufsverbot 1938 noch weiter praktizieren, ab 1936 in der Roscherstr. 15, wo er noch 1941 mit einem Adressbucheintrag verzeichnet ist.

Im Rahmen einer „Aktion“ gegen die jüdischen B’nai-B’rith-Logen in Deutschland wurde Dr. Benno Walter, der Vizepräsident des Ordens war, im März 1934 verhaftet und in das berüchtigte Gestapo -Gefängnis Columbiahaus gebracht. Dort wurde er unter strenger Isolation gefangen gehalten, vermutlich auch misshandelt, bis er nach über einer Woche wieder entlassen wurde.

Spätestens nach dem Berufsverbot für Anwälte engagierte sich Benno Walter in der Jüdischen Gemeinde. Er war Vorstandsmitglied und in der Abteilung Fürsorge eingesetzt.

Als im Oktober 1942 die Deportationen einsetzten, waren auch Freunde von Benno Walter unmittelbar bedroht: Gertrud Ehrlich, die Frau des 1940 verstorbenen Rechtsanwalts Dr. Ehrlich, und ihre beiden Kinder Gerd (geb. 1922) und Marion (geb. 1928) standen auf einer der ersten Transportlisten. Es gelang, die Deportation zu verhindern. Benno Walter und Gertrud Ehrlich gingen bald darauf eine Ehe ein. Da Mitarbeiter der Jüdischen Gemeinde und ihre Familien von der Deportation zunächst ausgenommen waren, war die Gefahr für Gertrud und ihre Kinder damit vorerst gebannt.

Die Familie Walter zog in die Levetzowstr. 11a, wann genau ist nicht zu klären, vermutlich im Laufe des Jahres 1942. Doch in dieser Wohnung lebten sie nur wenige Monate.

Benno Walters Stiefsohn Gerd, der bis zum Ausbruch des Krieges die Jüdische Privatschule Dr. Leonore Goldschmidt besucht hatte, musste nun täglich zwölf Stunden Zwangsarbeit leisten. Als im Juni 1942 die letzten verbliebenen jüdischen Schulen geschlossen wurden, traf auch seine Schwester Marion dieses Los. Sie wurde ebenfalls zwangsverpflichtet und musste auf dem Jüdischen Friedhof im Weißensee arbeiten.

Im November 1942 ging dann alles, wie Gerd Ehrlich berichtete, sehr schnell: Auf einer Sitzung der Jüdischen Gemeinde am 19. November weigerte sich Benno Walter, ebenso wie andere Vorstandsmitglieder, an der Organisation der Deportationen mitzuwirken. Noch am selben Tag wurde er verhaftet und für den nächsten Transport nach Osten eingeteilt. Im Sammellager Große Hamburger Straße traf er seine Frau Gertrud und die Stieftochter Marion, denen man sofort den Deportationsbeschluss zugestellt hatte. Gerd Ehrlich blieb ein paar Tage in der elterlichen Wohnung, verkaufte die verbliebenen Wertsachen und bereitete so sein Leben als „U-Boot“, wie die untergetauchten Juden sich nannten, vor. (Aimée und Jaguar, S. 27–28)

Nach zehn Tagen im Sammellager wurden die Eheleute Walter zusammen mit der 14-jährigen Marion mit dem „23. Osttransport“ vom 29. November 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Gerd Ehrlich lebte knapp ein Jahr lang als „U-Boot“ in Berlin. Erst als er auf seine ehemalige Mitschülerin Stella stieß, die für die Gestapo als „Greiferin“ arbeitete, und der Verhaftung knapp entging, entschloss er sich zur Flucht ins Ausland. Im Oktober 1943 passierte er in Singen die grüne Grenze zur Schweiz. Er wanderte 1946 in die USA aus, wo er 18 Jahre lang an der Towson State University in Maryland unterrichtete. Er starb 1998.