Herbert Goldschmidt

Location 
Droysenstr. 18
District
Charlottenburg
Stone was laid
20 May 2014
Born
01 September 1890 in Strehlen (Schlesien) / Strzelin
Deportation
on 13 January 1942 to Riga
Murdered
in Riga

Herbert Goldschmidt kam aus einer zum Protestantismus übergetretenen Juristenfamilie mit jüdischen Wurzeln und ist am 1. September 1890 in Strehlen (Schlesien) geboren. Sein Vater Emil Goldschmidt, geboren am 28. Juni 1854, war seit 1898/99 in Magdeburg Landgerichtsdirektor und führte den Titel „Geheimer Justizrat“. Seine Mutter war Paula geb. Levy. Sie wurde am 7. Mai 1868 in Bromberg geboren und wuchs als Jüdin auf. Sie heirateten am 27. Juni 1887 in Breslau, vermutlich dabei wurde auch Paula Levy evangelisch. <br />
<br />
1894 zogt die Familie nach Halle um, wo Emil Goldschmidt Landgerichtsrat war, und 1899 nach Magdeburg, wo er Landgerichtsdirektor wurde. Herbert Goldschmidt besucht das Magdeburger Domgymnasium und legt dort 1908 sein Abitur ab. Dann folgt er dem väterlichen Beispiel und studiert Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten München, Heidelberg, Berlin, Grenoble und Halle. <br />
<br />
Doch nicht bei Gericht, sondern in der Kommunalverwaltung sah er seine berufliche Zukunft. Er übernahm zahlreiche Aufgaben im Magdeburger Rathaus. Am 30. April 1928 heiratete er Marion Mieschel, einer städtischen Behördenmitarbeiterin. <br />
<br />
1931, als Ernst Reuter (SPD) Oberbürgermeister von Magdeburg war, wurde Goldschmidt, Mitglied der liberalen Deutschen Staatspartei (DStP), Bürgermeister und damit dessen Stellvertreter. Beide Männer arbeiteten dienstlich sehr eng zusammen und waren privat befreundet. Aber beiden Amtsinhabern wehte von Anfang an ganz scharf der Wind von Rechts ins Gesicht – sie wurden verleumdet und attackiert. Goldschmidt, der zuvor das Personaldezernat innehatte, wurde beispielsweise unterstellt, er habe Bewerber um eine Anstellung im Rathaus nach dem Parteibuch ausgewählt, rechtskonservative Bewerber hätten grundsätzlich bei ihm keine Chance gehabt. Kein Wunder, dass Reuter und Goldschmidt 1933 im Magdeburger Rathaus zu den ersten gehörten, die ihr Amt verloren. Bei Goldschmidt kommen „erschwerend“ noch seine jüdischen Wurzeln hinzu.<br />
<br />
Bürgermeister Goldschmidt wurde eines Tages gezwungen, eine Hakenkreuz-Fahne zu tragen. Er wurde unter ständigen Misshandlungen zum „Braunen Haus“ getrieben. Marion Goldschmidt berichtete später, ihr Mann sei nach wenigen Stunden durch die Vermittlung von Freunden wieder frei gekommen und sie beide hätten auf die Warnung hin, sein Leben sei in Gefahr, fluchtartig Magdeburg verlassen und seien zu Freunden nach Berlin gegangen. Zunächst musste sich Goldschmidt gesundheitlich erholen. Dann wohnte das Ehepaar in einer Pension („Jagdschloss Stern“) in Neubabelsberg. Goldschmidt wurde auf Grund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 entlassen.<br />
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Er erhielt eine kleine Pension, die nicht zum Lebensunterhalt reichte, Marion Goldschmidt musste mit Handarbeiten dazu verdienen. Die Goldschmidts kehrten nicht mehr nach Magdeburg zurück. Sie wohnten zunächst bei Freunden und ab 1935 in Charlottenburg, Mommsenstraße 56. Auch die Eltern und der ältere Bruder, Regierungsrat i.R. Hans Goldschmidt gingen schließlich nach Berlin (Kaiserallee 46). Hans Goldschmidt war eine Zeitlang als Manager im Hotel Berlin tätig. Emil Goldschmidt starb 81jährig am 31. März 1936, seine Frau fünf Jahre später, am 26. September 1941. <br />
<br />
Herbert Goldschmidts Name als „Bürgermeister a.D.“ findet sich von 1936 bis 1939 im Berliner Adressbuch unter der Anschrift Mommsenstraße 56. Seine Frau, die ihn zunächst soviel wie möglich unterstützte und begleitete, ihn auch immer wieder – vergeblich – zur Emigration überreden wollte, begegnete 1936 dem 1901 geborenen jüdischen Fotografen und Journalisten Hans Zellner, der bald ihre ganz große Liebe wurde. So bat sie ihren 14 Jahre älteren Ehemann um die Scheidung. Da es ihr als nicht jüdischer Frau wegen der Nürnberger Rassengesetze in Deutschland ohnehin unmöglich gewesen wäre, mit Hans Zellner zusammen zu leben, brannte sie mit ihm 1937 nach Belgien durch. Das bewegte wohl Goldschmidt, in die Scheidung einzuwilligen, sie wurde im Januar 1939 ausgesprochen. Marion Goldschmidt und Hans Zellner heirateten am 3. Mai 1941. <br />
<br />
Zu der Zeit persönlicher Unruhe im Leben von Herbert Goldschmidt kamen die politischen Unruhen und antisemitischen Pogrome des 9. November 1938 hinzu. Goldschmidt, der sich immer als deutscher Patriot gefühlt hatte, wurde zusammen mit vielen jüdischen Männern am 10. oder 11. November 1938 verhaftet und ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Dort setzte man die Häftlinge unter Druck, misshandelte sie und ließ sie hungern, damit sie sich schriftlich bereit erklärten, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen. Auch Goldschmidt – Häftlingsnummer 9874 - wird dies erklärt haben. Am 16. Dezember 1938 wurde er entlassen. Seine so gut wie geschiedene Frau setzte sich sehr für ihn ein, um eine schnelle Ausreise zu erwirken. Doch alle Versuche waren vergeblich. <br />
<br />
1939 scheint Goldschmidt – vielleicht wegen der Verordnung über die jüdischen Mietverhältnisse vom Januar 1939 – seine Wohnung in der Mommsenstraße verlassen zu haben. Jedenfalls ist sein Name nach 1939 in den Adressbüchern nicht mehr zu finden. Außerdem scheint er auch eine neue berufliche Richtung eingeschlagen zu haben. Er ließ sich zum Optiker umschulen. Das war auch der Beruf, unter dem sein Name das letzte Mal auftauchte, in der Deportationsliste nach Riga. In seiner Vermögenserklärung vom Januar 1942 gab er an, dass er in der Gemeinschaftswerkstatt der Berliner Augenoptikerinnung (Wallstraße3 /4) tätig sei und 20 RM wöchentlich verdiene. Er wohnte Droysenstraße 18, zunächst als Untermieter von Abraham (Arthur) und Ruth Rahel Lecker. In diesem Haus muss er Margarete Burmeister geb. Ittmann kennen gelernt haben, die am 12. August 1894 in Frankfurt am Main geboren wurde und zu dieser Zeit wie er allein lebte. Ihre Tochter Marion Ittmann war schon 1938 emigriert und lebt in Manila auf den Philippinen, sie selbst wohnte zur Untermiete bei Liese-Lotte Kantorowitz. Bisher war nicht zu erfahren, wann, aber auf alle Fälle nach dem 17. Mai 1939, da Margarete bei der Volkszählung noch den Namen Burmeister trug, haben die beiden geheiratet. Margarete, jüdischer Religion, nur wenig jünger als Goldschmidt, wurde ihm zur letzten Weggefährtin. Wenig ist von ihr bekannt. Ihre Lebensstationen waren Frankfurt/Main, Dresden – dort lernte sie den bekannten Schauspieler Ernst Deutsch kennen und dort wurde 1917 ihre Tochter Marion geboren – und nach dem Ersten Weltkrieg Berlin, wo sie ihren Lebensunterhalt dadurch verdiente, dass sie Familien den Haushalt führte, so dass sie ihre Tochter fremden Händen anvertrauen musste.<br />
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Herbert und Margarete Goldschmidt mussten miterleben, dass aus ihrem Haus, das der jüdischen Eigentümerin F. Weiß gehörte und in dem 37 Juden wohnten, immer mehr Menschen deportiert werden. So wurden Ruth Rahel Lecker, und ihre Tochter Edith (geboren 1935) am 27. November 1941 nach Riga deportiert. Alle Menschen aus deren Transport wurden gleich nach der Ankunft am 30. November in Riga ermordet („Rigaer Blutsonntag“). <br />
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Auch Herbert und Margarete Goldschmidt wurden nach Riga deportiert. Ihr Transport ging in Berlin am 13. Januar 1942 los und war fast drei Tage unterwegs. Im Ghetto Riga wurden sie in Häusern auf der Berliner Straße einquartiert. Sie wurde so genannt, weil dort die aus Berlin Deportierten wohnten, davor hieß sie Mazu Kalna Iela und wurde von lettischen Juden bewohnt, die inzwischen ermordet worden waren. 1035 Menschen kamen mit dem Transport vom 13. Januar 1942 vom Bahnhof Grunewald – 15 überlebten. Herbert Goldschmidt lebte mindestens noch ein Jahr – das letzte Lebenszeichen von dem inzwischen 53jährigen gibt es aus dem März 1943 (Auskunft des Riga-Komitees). Was danach geschah, bleibt im Dunkeln. Im Berliner Landesarchiv gibt es eine Notiz, die davon ausgeht, dass auch Herbert Goldschmidts Bruder Hans nach Riga deportiert wurde. Weder Hans noch Herbert und Margarete Goldschmidt haben überlebt. <br />
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Auch Marion Zellner geschiedene Goldschmidt wurde – wegen ihres freundschaftlichen Umgangs mit Juden – verhaftet. Sie kam in das KZ Ravensbrück, konnte aber überleben; ihr Mann Hans Zellner wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Hilde Freund geborene Goldschmidt wurde 1944 nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte.<br />
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In Magdeburg wurde nach 1945 die Westpreußenstraße, die in der Nähe des früheren Hauses der Goldschmidts in der Heimat-Privatstraße liegt, in Goldschmidtring umbenannt. Und im Rahmen des Jubiläums „75 Jahre Wasserwerk in der Colbitz-Letzlinger Heide“ 2007 wurde der Verdienste des engagierten Kommunalpolitikers Herbert Goldschmidt um reines Trinkwasser für Magdeburg gedacht.

Herbert Goldschmidt kam aus einer zum Protestantismus übergetretenen Juristenfamilie mit jüdischen Wurzeln und ist am 1. September 1890 in Strehlen (Schlesien) geboren. Sein Vater Emil Goldschmidt, geboren am 28. Juni 1854, war seit 1898/99 in Magdeburg Landgerichtsdirektor und führte den Titel „Geheimer Justizrat“. Seine Mutter war Paula geb. Levy. Sie wurde am 7. Mai 1868 in Bromberg geboren und wuchs als Jüdin auf. Sie heirateten am 27. Juni 1887 in Breslau, vermutlich dabei wurde auch Paula Levy evangelisch.

1894 zogt die Familie nach Halle um, wo Emil Goldschmidt Landgerichtsrat war, und 1899 nach Magdeburg, wo er Landgerichtsdirektor wurde. Herbert Goldschmidt besucht das Magdeburger Domgymnasium und legt dort 1908 sein Abitur ab. Dann folgt er dem väterlichen Beispiel und studiert Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten München, Heidelberg, Berlin, Grenoble und Halle.

Doch nicht bei Gericht, sondern in der Kommunalverwaltung sah er seine berufliche Zukunft. Er übernahm zahlreiche Aufgaben im Magdeburger Rathaus. Am 30. April 1928 heiratete er Marion Mieschel, einer städtischen Behördenmitarbeiterin.

1931, als Ernst Reuter (SPD) Oberbürgermeister von Magdeburg war, wurde Goldschmidt, Mitglied der liberalen Deutschen Staatspartei (DStP), Bürgermeister und damit dessen Stellvertreter. Beide Männer arbeiteten dienstlich sehr eng zusammen und waren privat befreundet. Aber beiden Amtsinhabern wehte von Anfang an ganz scharf der Wind von Rechts ins Gesicht – sie wurden verleumdet und attackiert. Goldschmidt, der zuvor das Personaldezernat innehatte, wurde beispielsweise unterstellt, er habe Bewerber um eine Anstellung im Rathaus nach dem Parteibuch ausgewählt, rechtskonservative Bewerber hätten grundsätzlich bei ihm keine Chance gehabt. Kein Wunder, dass Reuter und Goldschmidt 1933 im Magdeburger Rathaus zu den ersten gehörten, die ihr Amt verloren. Bei Goldschmidt kommen „erschwerend“ noch seine jüdischen Wurzeln hinzu.

Bürgermeister Goldschmidt wurde eines Tages gezwungen, eine Hakenkreuz-Fahne zu tragen. Er wurde unter ständigen Misshandlungen zum „Braunen Haus“ getrieben. Marion Goldschmidt berichtete später, ihr Mann sei nach wenigen Stunden durch die Vermittlung von Freunden wieder frei gekommen und sie beide hätten auf die Warnung hin, sein Leben sei in Gefahr, fluchtartig Magdeburg verlassen und seien zu Freunden nach Berlin gegangen. Zunächst musste sich Goldschmidt gesundheitlich erholen. Dann wohnte das Ehepaar in einer Pension („Jagdschloss Stern“) in Neubabelsberg. Goldschmidt wurde auf Grund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 entlassen.

Er erhielt eine kleine Pension, die nicht zum Lebensunterhalt reichte, Marion Goldschmidt musste mit Handarbeiten dazu verdienen. Die Goldschmidts kehrten nicht mehr nach Magdeburg zurück. Sie wohnten zunächst bei Freunden und ab 1935 in Charlottenburg, Mommsenstraße 56. Auch die Eltern und der ältere Bruder, Regierungsrat i.R. Hans Goldschmidt gingen schließlich nach Berlin (Kaiserallee 46). Hans Goldschmidt war eine Zeitlang als Manager im Hotel Berlin tätig. Emil Goldschmidt starb 81jährig am 31. März 1936, seine Frau fünf Jahre später, am 26. September 1941.

Herbert Goldschmidts Name als „Bürgermeister a.D.“ findet sich von 1936 bis 1939 im Berliner Adressbuch unter der Anschrift Mommsenstraße 56. Seine Frau, die ihn zunächst soviel wie möglich unterstützte und begleitete, ihn auch immer wieder – vergeblich – zur Emigration überreden wollte, begegnete 1936 dem 1901 geborenen jüdischen Fotografen und Journalisten Hans Zellner, der bald ihre ganz große Liebe wurde. So bat sie ihren 14 Jahre älteren Ehemann um die Scheidung. Da es ihr als nicht jüdischer Frau wegen der Nürnberger Rassengesetze in Deutschland ohnehin unmöglich gewesen wäre, mit Hans Zellner zusammen zu leben, brannte sie mit ihm 1937 nach Belgien durch. Das bewegte wohl Goldschmidt, in die Scheidung einzuwilligen, sie wurde im Januar 1939 ausgesprochen. Marion Goldschmidt und Hans Zellner heirateten am 3. Mai 1941.

Zu der Zeit persönlicher Unruhe im Leben von Herbert Goldschmidt kamen die politischen Unruhen und antisemitischen Pogrome des 9. November 1938 hinzu. Goldschmidt, der sich immer als deutscher Patriot gefühlt hatte, wurde zusammen mit vielen jüdischen Männern am 10. oder 11. November 1938 verhaftet und ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Dort setzte man die Häftlinge unter Druck, misshandelte sie und ließ sie hungern, damit sie sich schriftlich bereit erklärten, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen. Auch Goldschmidt – Häftlingsnummer 9874 - wird dies erklärt haben. Am 16. Dezember 1938 wurde er entlassen. Seine so gut wie geschiedene Frau setzte sich sehr für ihn ein, um eine schnelle Ausreise zu erwirken. Doch alle Versuche waren vergeblich.

1939 scheint Goldschmidt – vielleicht wegen der Verordnung über die jüdischen Mietverhältnisse vom Januar 1939 – seine Wohnung in der Mommsenstraße verlassen zu haben. Jedenfalls ist sein Name nach 1939 in den Adressbüchern nicht mehr zu finden. Außerdem scheint er auch eine neue berufliche Richtung eingeschlagen zu haben. Er ließ sich zum Optiker umschulen. Das war auch der Beruf, unter dem sein Name das letzte Mal auftauchte, in der Deportationsliste nach Riga. In seiner Vermögenserklärung vom Januar 1942 gab er an, dass er in der Gemeinschaftswerkstatt der Berliner Augenoptikerinnung (Wallstraße3 /4) tätig sei und 20 RM wöchentlich verdiene. Er wohnte Droysenstraße 18, zunächst als Untermieter von Abraham (Arthur) und Ruth Rahel Lecker. In diesem Haus muss er Margarete Burmeister geb. Ittmann kennen gelernt haben, die am 12. August 1894 in Frankfurt am Main geboren wurde und zu dieser Zeit wie er allein lebte. Ihre Tochter Marion Ittmann war schon 1938 emigriert und lebt in Manila auf den Philippinen, sie selbst wohnte zur Untermiete bei Liese-Lotte Kantorowitz. Bisher war nicht zu erfahren, wann, aber auf alle Fälle nach dem 17. Mai 1939, da Margarete bei der Volkszählung noch den Namen Burmeister trug, haben die beiden geheiratet. Margarete, jüdischer Religion, nur wenig jünger als Goldschmidt, wurde ihm zur letzten Weggefährtin. Wenig ist von ihr bekannt. Ihre Lebensstationen waren Frankfurt/Main, Dresden – dort lernte sie den bekannten Schauspieler Ernst Deutsch kennen und dort wurde 1917 ihre Tochter Marion geboren – und nach dem Ersten Weltkrieg Berlin, wo sie ihren Lebensunterhalt dadurch verdiente, dass sie Familien den Haushalt führte, so dass sie ihre Tochter fremden Händen anvertrauen musste.

Herbert und Margarete Goldschmidt mussten miterleben, dass aus ihrem Haus, das der jüdischen Eigentümerin F. Weiß gehörte und in dem 37 Juden wohnten, immer mehr Menschen deportiert werden. So wurden Ruth Rahel Lecker, und ihre Tochter Edith (geboren 1935) am 27. November 1941 nach Riga deportiert. Alle Menschen aus deren Transport wurden gleich nach der Ankunft am 30. November in Riga ermordet („Rigaer Blutsonntag“).

Auch Herbert und Margarete Goldschmidt wurden nach Riga deportiert. Ihr Transport ging in Berlin am 13. Januar 1942 los und war fast drei Tage unterwegs. Im Ghetto Riga wurden sie in Häusern auf der Berliner Straße einquartiert. Sie wurde so genannt, weil dort die aus Berlin Deportierten wohnten, davor hieß sie Mazu Kalna Iela und wurde von lettischen Juden bewohnt, die inzwischen ermordet worden waren. 1035 Menschen kamen mit dem Transport vom 13. Januar 1942 vom Bahnhof Grunewald – 15 überlebten. Herbert Goldschmidt lebte mindestens noch ein Jahr – das letzte Lebenszeichen von dem inzwischen 53jährigen gibt es aus dem März 1943 (Auskunft des Riga-Komitees). Was danach geschah, bleibt im Dunkeln. Im Berliner Landesarchiv gibt es eine Notiz, die davon ausgeht, dass auch Herbert Goldschmidts Bruder Hans nach Riga deportiert wurde. Weder Hans noch Herbert und Margarete Goldschmidt haben überlebt.

Auch Marion Zellner geschiedene Goldschmidt wurde – wegen ihres freundschaftlichen Umgangs mit Juden – verhaftet. Sie kam in das KZ Ravensbrück, konnte aber überleben; ihr Mann Hans Zellner wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Hilde Freund geborene Goldschmidt wurde 1944 nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte.

In Magdeburg wurde nach 1945 die Westpreußenstraße, die in der Nähe des früheren Hauses der Goldschmidts in der Heimat-Privatstraße liegt, in Goldschmidtring umbenannt. Und im Rahmen des Jubiläums „75 Jahre Wasserwerk in der Colbitz-Letzlinger Heide“ 2007 wurde der Verdienste des engagierten Kommunalpolitikers Herbert Goldschmidt um reines Trinkwasser für Magdeburg gedacht.