Hans W. Schapira

Location 
Behrenstraße 55 -57
Historical name
Metropol Theater
District
Mitte
Stone was laid
30 January 2015
Born
17 May 1907 in Berlin
Occupation
Bibliothekar, Inspektor
Murdered
09 July 1940 in Brandenburg

Hans Walter Schapira wurde am 17. 05. 1907 in Berlin-Tiergarten geboren.<br />
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Nach einer kaufmännischen Lehre begann der junge Mann am wiedereröffneten Metropol-Theater als Sekretär und Bibliothekar. Fünf Spielzeiten - von 1929 bis 1933 so belegt es das Deutsche Bühnenjahrbuch, gehörte er zum namentlich aufgeführten Ensemble. Hans Walter Schapira war auch Kassierer und Theaterdiener; 1932 und 1933 war er als Inspektor tätig. All dies lässt zugleich auf eine große Affinität zu diesem Musentempel schließen; der junge Mann Hans Walter Schapira brauchte und liebte die Theaterluft. Doch auch sein Name ist in keinem der Bühnen-Jahrbücher nach 1934 an einem Theater im Deutschen Reich mehr vermerkt. Er war Jude und verlor seine Arbeit. Die Recherchen ergaben, dass Hans Walter Schapira seit 10.08.1939 jüdischer Patient in den Heilstätten Berlin-Wittenau war. Die Beurkundung seines Sterbedatum- und Sterbeortes, wie sie aus der historischen Einwohner-Meldekartei Berlin lautet: Sterbedatum u. -ort: 27.12.1940 in Chelm/Chelmno.<br />
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Dieser Ort bei Lublin ist eine NS-Tarn-Adresse im Rahmen der T4 „Euthanasie“-Mordaktionen gegen unwertes Leben und jüdische Patienten in Heilanstalten. Es gibt auch im Fall Hans Walter Schapira eine Differenz zwischen den offiziell-beurkundeten und den realen Todesdaten. Die absichtliche Falschbeurkundung von Sterbeort und Sterbedatum war systematischer Teil der perfiden NS-Praxis: Zum einen, um die Angehörigen über das Ausmaß des Mordes im Unklaren zu lassen und zum anderen um die jüdische Wohlfahrt mit jedem weiteren Monat angeblicher Pflege eines Juden in einer psychiatrischen Einrichtung weiter finanziell zu „schröpfen“ (im Falle von Hans Walter Schapira um 6 Monate).<br />
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Das Alte Zuchthaus Brandenburg wurde als 2. NS-„Euthanasie“-Anstalt der Aktion T4 Tötungsanstalt eingerichtet und verschleiernd als „Landes-Pflegeanstalt Brandenburg a. H.“ bezeichnet. Im Februar 1940 begannen die Nazis hier mit der planmäßigen Tötung von Menschen durch Kohlenmonoxid. Im Jahr 1940 wurden 9772 Menschen erstickt. Hans Walter Schapira ist einer von ihnen. Er wurde am 9. Juli 1940 nach Brandenburg „verlegt“ und dort am gleichen Tag ermordet.

Hans Walter Schapira wurde am 17. 05. 1907 in Berlin-Tiergarten geboren.

Nach einer kaufmännischen Lehre begann der junge Mann am wiedereröffneten Metropol-Theater als Sekretär und Bibliothekar. Fünf Spielzeiten - von 1929 bis 1933 so belegt es das Deutsche Bühnenjahrbuch, gehörte er zum namentlich aufgeführten Ensemble. Hans Walter Schapira war auch Kassierer und Theaterdiener; 1932 und 1933 war er als Inspektor tätig. All dies lässt zugleich auf eine große Affinität zu diesem Musentempel schließen; der junge Mann Hans Walter Schapira brauchte und liebte die Theaterluft. Doch auch sein Name ist in keinem der Bühnen-Jahrbücher nach 1934 an einem Theater im Deutschen Reich mehr vermerkt. Er war Jude und verlor seine Arbeit. Die Recherchen ergaben, dass Hans Walter Schapira seit 10.08.1939 jüdischer Patient in den Heilstätten Berlin-Wittenau war. Die Beurkundung seines Sterbedatum- und Sterbeortes, wie sie aus der historischen Einwohner-Meldekartei Berlin lautet: Sterbedatum u. -ort: 27.12.1940 in Chelm/Chelmno.

Dieser Ort bei Lublin ist eine NS-Tarn-Adresse im Rahmen der T4 „Euthanasie“-Mordaktionen gegen unwertes Leben und jüdische Patienten in Heilanstalten. Es gibt auch im Fall Hans Walter Schapira eine Differenz zwischen den offiziell-beurkundeten und den realen Todesdaten. Die absichtliche Falschbeurkundung von Sterbeort und Sterbedatum war systematischer Teil der perfiden NS-Praxis: Zum einen, um die Angehörigen über das Ausmaß des Mordes im Unklaren zu lassen und zum anderen um die jüdische Wohlfahrt mit jedem weiteren Monat angeblicher Pflege eines Juden in einer psychiatrischen Einrichtung weiter finanziell zu „schröpfen“ (im Falle von Hans Walter Schapira um 6 Monate).

Das Alte Zuchthaus Brandenburg wurde als 2. NS-„Euthanasie“-Anstalt der Aktion T4 Tötungsanstalt eingerichtet und verschleiernd als „Landes-Pflegeanstalt Brandenburg a. H.“ bezeichnet. Im Februar 1940 begannen die Nazis hier mit der planmäßigen Tötung von Menschen durch Kohlenmonoxid. Im Jahr 1940 wurden 9772 Menschen erstickt. Hans Walter Schapira ist einer von ihnen. Er wurde am 9. Juli 1940 nach Brandenburg „verlegt“ und dort am gleichen Tag ermordet.