Marie Rittler née Hirsch

Location 
Thomasiusstraße 7
District
Moabit
Stone was laid
13 November 2015
Born
15 November 1868 in Cymberg / Cymbark
Deportation
on 14 September 1942 to the KZ Theresienstadt
Murdered
15 February 1942 in Theresienstadt

Marie Rittler, geborene Hirsch, kommt 1868 in Cymberg, einem kleinen Ort in Westpreußen, zur Welt. Sie heiratet den Kaufmann Julius Rittler und lebt fortan in Berlin.<br />
<br />
Am 29. Juli 1892 bringt Maries ihren Sohn Richard zur Welt. Die Wohnung der Rittlers in der Kreuzberger Adalbertstrasse 53 ist jetzt zu klein, und die Familie zieht in die Prenzlauer Allee 239.<br />
1919 erfolgt der Umzug in die dreizimmrige Wohnung in der Thomasiusstrasse 7 im Vorderhaus Hochparterre.<br />
<br />
Sohn Richard Rittler hat inzwischen die aus Breslau stammende Luise Israel geheiratet, die Lucie genannt wird. Das junge Paar lebt gemeinsam mit Mutter Marie und ihrem Mann Julius in der elterlichen Wohnung.<br />
<br />
Dem Berliner Adressbuch entnehmen wir, dass Maries Ehemann Julius, inzwischen Rentier, dort letztmals 1933 genannt wird. Vermutlich ist Julius Rittler in diesem Jahr verstorben. <br />
<br />
Ab 1934 ist Sohn Richard Rittler als „Vertreter“ dort eingetragen. Im Jahr 1940 finden wir den letzten Eintrag „Richard ‚Israel’, Vertret.“, inzwischen ohne Telefon.<br />
<br />
Im November 1941 feiert Marie ein letztes Mal mit Schwiegertochter Luise ihre nur vier Tage auseinander liegenden Geburtstage.<br />
<br />
Marie Rittler wird im August 1942 abgeholt und ins „Altersheim Gerlachstrasse“ eingewiesen - zu diesem Zeitpunkt bereits Sammellager als letzte Station vor der Deportation.<br />
<br />
Maria Rittler, jetzt fast 73 Jahre alt, unterschreibt am 2. September ihre Vermögenserklärung.<br />
<br />
Am 14. September verläßt der Zug Da514 als „Zweiter grosser Alterstransport“ den Güterbahnhof Moabit. Von den 1001 Insassen werden nur 54 das Kriegsende erleben.<br />
<br />
Sechs ältere Damen im Transport heissen Rittler - eine von ihnen ist Maria. Um den Hals trägt sie ein Pappschild mit ihrer Transportnummer „I/65-6839“ - diese wird sie bis zu ihrem Tode begleiten.<br />
<br />
Die „Welle 30“ - neben „I/65“ eine weitere Bezeichnung dieser Verschleppungsaktion, erreicht am 15. September nach neunstündiger Fahrt um 6 Uhr morgens den gerade im Bau befindlichen Bahnhof Bauschowitz (jetzt Bohusovice).<br />
Nach dem sehr mühsamem Marsch von der Bahnstation zum Lager Theresienstadt erfolgt die viele Stunden, teils Tage dauernde „Schleusung“, d.h.: Registrierung, Zuweisung der Unterkunft, Desinfektion und Gepäckausgabe (sofern noch vorhanden). Die Wartenden können sich nur auf dem nackten Steinfußboden niederlassen.<br />
Theresienstadt hat zu dieser Zeit fast 58.500 Menschen, das sind weniger als 2 qm Wohnfläche pro Person, den höchsten Gefangenenstand seiner Geschichte.<br />
<br />
Marie Rittler wird im Erdgeschoss des Hauses Q406 („Neue Gasse 6“) unterkommen.<br />
<br />
Nur zwei Monate später, am 15. November - ihrem Geburtstag - stirbt Maria Rittler um 7 Uhr.<br />
Als Todesursache notiert man: Marasmus Senilis: also Altersschwäche - die übliche Umschreibung für die Ermordung alter Menschen durch Mangelernährung, Kälte und Vernachlässigung.<br />
Um 16 Uhr erfolgt die Totenbeschau, am 17.November wird sie beigesetzt.<br />
In diesem Monat sterben in Theresienstadt 2.205 Menschen, am 15. November sind es 96.<br />
<br />
Spätestens im August 1943 müssen auch Maries Sohn Richard und seine Frau Luise die Wohnung verlassen, die hinter ihnen versiegelt wird. Sie leben weiter im selben Hause, vermutlich bei der ebenfalls jüdischen Familie Wiener, denn Alfons Wiener stellt nach 1953 einen Nachforschungsantrag.<br />
<br />
Richard und Lucie Rittler stehen nun auf der „Warteliste“ und werden schließlich als „Ersatz“ für die 19-jährige Ingeborg Jacobi und für Thessy Cohn, die bereits nach Auschwitz verschleppt worden war, auf die Transportliste des 8. Osttransports ( der so gen. „Welle 62“) gesetzt.<br />
<br />
Am 20. Januar 1944, Luise ist jetzt 44, Richard 51 Jahre alt, wird das Ehepaar von der Sammelstelle Große Hamburger Strasse über die Grunewaldrampe zusammen mit 46 anderen Opfern nach Auschwitz transportiert - nur zwei Menschen werden diesen Transport überleben. Das Ehepaar Rittler hat nicht überlebt.

Marie Rittler, geborene Hirsch, kommt 1868 in Cymberg, einem kleinen Ort in Westpreußen, zur Welt. Sie heiratet den Kaufmann Julius Rittler und lebt fortan in Berlin.

Am 29. Juli 1892 bringt Maries ihren Sohn Richard zur Welt. Die Wohnung der Rittlers in der Kreuzberger Adalbertstrasse 53 ist jetzt zu klein, und die Familie zieht in die Prenzlauer Allee 239.
1919 erfolgt der Umzug in die dreizimmrige Wohnung in der Thomasiusstrasse 7 im Vorderhaus Hochparterre.

Sohn Richard Rittler hat inzwischen die aus Breslau stammende Luise Israel geheiratet, die Lucie genannt wird. Das junge Paar lebt gemeinsam mit Mutter Marie und ihrem Mann Julius in der elterlichen Wohnung.

Dem Berliner Adressbuch entnehmen wir, dass Maries Ehemann Julius, inzwischen Rentier, dort letztmals 1933 genannt wird. Vermutlich ist Julius Rittler in diesem Jahr verstorben.

Ab 1934 ist Sohn Richard Rittler als „Vertreter“ dort eingetragen. Im Jahr 1940 finden wir den letzten Eintrag „Richard ‚Israel’, Vertret.“, inzwischen ohne Telefon.

Im November 1941 feiert Marie ein letztes Mal mit Schwiegertochter Luise ihre nur vier Tage auseinander liegenden Geburtstage.

Marie Rittler wird im August 1942 abgeholt und ins „Altersheim Gerlachstrasse“ eingewiesen - zu diesem Zeitpunkt bereits Sammellager als letzte Station vor der Deportation.

Maria Rittler, jetzt fast 73 Jahre alt, unterschreibt am 2. September ihre Vermögenserklärung.

Am 14. September verläßt der Zug Da514 als „Zweiter grosser Alterstransport“ den Güterbahnhof Moabit. Von den 1001 Insassen werden nur 54 das Kriegsende erleben.

Sechs ältere Damen im Transport heissen Rittler - eine von ihnen ist Maria. Um den Hals trägt sie ein Pappschild mit ihrer Transportnummer „I/65-6839“ - diese wird sie bis zu ihrem Tode begleiten.

Die „Welle 30“ - neben „I/65“ eine weitere Bezeichnung dieser Verschleppungsaktion, erreicht am 15. September nach neunstündiger Fahrt um 6 Uhr morgens den gerade im Bau befindlichen Bahnhof Bauschowitz (jetzt Bohusovice).
Nach dem sehr mühsamem Marsch von der Bahnstation zum Lager Theresienstadt erfolgt die viele Stunden, teils Tage dauernde „Schleusung“, d.h.: Registrierung, Zuweisung der Unterkunft, Desinfektion und Gepäckausgabe (sofern noch vorhanden). Die Wartenden können sich nur auf dem nackten Steinfußboden niederlassen.
Theresienstadt hat zu dieser Zeit fast 58.500 Menschen, das sind weniger als 2 qm Wohnfläche pro Person, den höchsten Gefangenenstand seiner Geschichte.

Marie Rittler wird im Erdgeschoss des Hauses Q406 („Neue Gasse 6“) unterkommen.

Nur zwei Monate später, am 15. November - ihrem Geburtstag - stirbt Maria Rittler um 7 Uhr.
Als Todesursache notiert man: Marasmus Senilis: also Altersschwäche - die übliche Umschreibung für die Ermordung alter Menschen durch Mangelernährung, Kälte und Vernachlässigung.
Um 16 Uhr erfolgt die Totenbeschau, am 17.November wird sie beigesetzt.
In diesem Monat sterben in Theresienstadt 2.205 Menschen, am 15. November sind es 96.

Spätestens im August 1943 müssen auch Maries Sohn Richard und seine Frau Luise die Wohnung verlassen, die hinter ihnen versiegelt wird. Sie leben weiter im selben Hause, vermutlich bei der ebenfalls jüdischen Familie Wiener, denn Alfons Wiener stellt nach 1953 einen Nachforschungsantrag.

Richard und Lucie Rittler stehen nun auf der „Warteliste“ und werden schließlich als „Ersatz“ für die 19-jährige Ingeborg Jacobi und für Thessy Cohn, die bereits nach Auschwitz verschleppt worden war, auf die Transportliste des 8. Osttransports ( der so gen. „Welle 62“) gesetzt.

Am 20. Januar 1944, Luise ist jetzt 44, Richard 51 Jahre alt, wird das Ehepaar von der Sammelstelle Große Hamburger Strasse über die Grunewaldrampe zusammen mit 46 anderen Opfern nach Auschwitz transportiert - nur zwei Menschen werden diesen Transport überleben. Das Ehepaar Rittler hat nicht überlebt.