Anna Elisabeth Krüger née Dehmel

Location 
Bleibtreustraße 12
District
Charlottenburg
Stone was laid
21 April 2016
Born
27 July 1892 in Jakobskirch (Schlesien) / Jakubów
Murdered
28 June 1942 in Landsberg a. d. Warthe

Elisabeth Krüger geb. Dehmel wurde am 27. Juli 1892 in Jakobskirch (Kreis Glogau, Schlesien)<br />
geboren. Sie heiratete 1917 den Schuhmacher Fritz Krüger, geboren am 3. Juni 1887 in Berlin, der seine Werkstatt jahrelang in der Bleibtreustraße 18 hatte. In diesem Haus wohnte das Ehepaar auch. Sie hatten zwei Töchter, Gertrud, geboren 1920, und Anneliese, geboren 1924.<br />
Ende der 1930er Jahre kam Elisabeth Krüger in eine Heilstätte. Es liegen keine weiteren<br />
Informationen dazu vor. Vielleicht hatte auch die NS-Zeit Einfluss auf ihren Gesundheitszustand. In der Bleibtreustraße und in den angrenzenden Straßen (Mommsen-, Schlüter- und Wielandstraße) wohnten viele jüdische Nachbarn, die zu den Kunden ihres Mannes gehörten. Sie ließen sich von Fritz Krüger Geld und Schmuck in die Sohlen und Absätze ihrer Schuhe einarbeiten, um diese Werte vor den Nazis zu retten. Die Notlage ihrer jüdischer Nachbarn hat Elisabeth mitbekommen.<br />
Nach Ausbruch ihrer Krankheit konnte sie nicht mehr allein in ihrer Wohnung bleiben, während ihr Ehemann in seiner Schuhmacherei arbeitete. Vor ihrer Erkrankung hatte sie auch in der Werkstatt geholfen.<br />
Fritz Krügers Schwiegersohn erinnert sich, dass er „ein Linker“ war. Jeden Morgen um 7 Uhr trafen sich einige Männer, die Nazi-Gegner waren, bei einem benachbarten Bäcker, um Nachrichten und Informationen auszutauschen. Krüger hängte die Hakenkreuzfahne so eingerollt aus dem Fenster, dass nur die rote Farbe zu sehen war. 1941/42 wurde das Gebäude jedoch Ziel eines Luftangriffs, die Ausgebombten mussten in die Bleibtreustraße 12 umziehen.<br />
Elisabeth Krüger wurde aus den Heilstätten Berlin-Buch in das Heil- und Pflegeheim<br />
Landsberg/Warthe (heute in Polen) gebracht. Dort wurde sie am 28. Juni 1942 ermordet. Sie war<br />
eines der Opfer des Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten.<br />
Fritz Krügers zweite Werkstatt wurde noch im April 1945 getroffen. Nach Kriegsende machte er<br />
seine Werkstatt in der Bleibtreustraße wieder auf und arbeitete dort bis Ende der 1950er Jahre. Fritz Krüger war nicht nur ein guter Schuhmacher. Er liebte Musik. Er hatte eine Konzertzither, auf der er in der Freizeit und bei Familientreffen spielte. Er lehnte Kirche und staatliche Willkür ab. Wie seine Frau Elisabeth war auch er „religionslos“. Sein Vorbild war Giordano Bruno, der 1600 in Rom als Ketzer verbrannt wurde.<br />
Fritz Krüger hat die Nazizeit überlebt, heiratete wieder und starb 1964 in Berlin.

Elisabeth Krüger geb. Dehmel wurde am 27. Juli 1892 in Jakobskirch (Kreis Glogau, Schlesien)
geboren. Sie heiratete 1917 den Schuhmacher Fritz Krüger, geboren am 3. Juni 1887 in Berlin, der seine Werkstatt jahrelang in der Bleibtreustraße 18 hatte. In diesem Haus wohnte das Ehepaar auch. Sie hatten zwei Töchter, Gertrud, geboren 1920, und Anneliese, geboren 1924.
Ende der 1930er Jahre kam Elisabeth Krüger in eine Heilstätte. Es liegen keine weiteren
Informationen dazu vor. Vielleicht hatte auch die NS-Zeit Einfluss auf ihren Gesundheitszustand. In der Bleibtreustraße und in den angrenzenden Straßen (Mommsen-, Schlüter- und Wielandstraße) wohnten viele jüdische Nachbarn, die zu den Kunden ihres Mannes gehörten. Sie ließen sich von Fritz Krüger Geld und Schmuck in die Sohlen und Absätze ihrer Schuhe einarbeiten, um diese Werte vor den Nazis zu retten. Die Notlage ihrer jüdischer Nachbarn hat Elisabeth mitbekommen.
Nach Ausbruch ihrer Krankheit konnte sie nicht mehr allein in ihrer Wohnung bleiben, während ihr Ehemann in seiner Schuhmacherei arbeitete. Vor ihrer Erkrankung hatte sie auch in der Werkstatt geholfen.
Fritz Krügers Schwiegersohn erinnert sich, dass er „ein Linker“ war. Jeden Morgen um 7 Uhr trafen sich einige Männer, die Nazi-Gegner waren, bei einem benachbarten Bäcker, um Nachrichten und Informationen auszutauschen. Krüger hängte die Hakenkreuzfahne so eingerollt aus dem Fenster, dass nur die rote Farbe zu sehen war. 1941/42 wurde das Gebäude jedoch Ziel eines Luftangriffs, die Ausgebombten mussten in die Bleibtreustraße 12 umziehen.
Elisabeth Krüger wurde aus den Heilstätten Berlin-Buch in das Heil- und Pflegeheim
Landsberg/Warthe (heute in Polen) gebracht. Dort wurde sie am 28. Juni 1942 ermordet. Sie war
eines der Opfer des Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten.
Fritz Krügers zweite Werkstatt wurde noch im April 1945 getroffen. Nach Kriegsende machte er
seine Werkstatt in der Bleibtreustraße wieder auf und arbeitete dort bis Ende der 1950er Jahre. Fritz Krüger war nicht nur ein guter Schuhmacher. Er liebte Musik. Er hatte eine Konzertzither, auf der er in der Freizeit und bei Familientreffen spielte. Er lehnte Kirche und staatliche Willkür ab. Wie seine Frau Elisabeth war auch er „religionslos“. Sein Vorbild war Giordano Bruno, der 1600 in Rom als Ketzer verbrannt wurde.
Fritz Krüger hat die Nazizeit überlebt, heiratete wieder und starb 1964 in Berlin.