Hildegard Blanckenhorn née Harttung

Location 
Leydenallee 66
Historical name
Lindenstraße 36
District
Steglitz
Stone was laid
12 November 2016
Born
12 February 1902 in Berlin-Steglitz
Murdered
04 July 1940 in Brandenburg/Havel

Geboren wurde Hildegard Blanckenhorn am 12. Februar 1902 in Berlin-Steglitz als zweite Tochter von Ernst und Rosa Harttung. Sie war ein sehr herzliches und fröhliches Mädchen, der Sonnenschein ihrer Familie. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Elfriede und ihrem jüngeren Bruder Ernst-Udo wuchs sie in friedlichen Verhältnissen auf – bis ihre heile Kinderwelt schließlich vom Ausbruch des ersten großen Krieges überschattet wurde. Ihre Tante mütterlicherseits erkrankte 1917 bei der Kriegspflege an einer Infektion und erlag darauf schließlich einer Anämie. Glücklicherweise ereigneten sich im Kreise ihrer engsten Familie keine weiteren schmerzlichen Verluste während dieser Zeit.<br />
Am 12. Mai 1923 heiratete Hildegard den damals 32-jährigen Hans Blanckenhorn, einen gelernten Bauingenieur, welcher u.a. als Regierungsbauführer bei der Reichsbahndirektion gearbeitet hatte. Zudem hatte er drei Jahre des Krieges als Freiwilliger an der Front verbracht. Bereits ein Jahr nach der Eheschließung, am 19. Mai 1924, wurde der Sohn Jerg Blanckenhorn geboren. Der Familienvater Hans bekam bald darauf eine Anstellung an der Reichspostdirektion Berlin. Am 11. Juni 1927 kam der Sohn Rolf Blanckenhorn zur Welt. Bis dahin schien das idyllische Familienleben stabil und heiter. Doch es sollte schon bald eine dramatische Wendung nehmen.<br />
Es begann im Februar 1928, kaum ein halbes Jahr nach der Geburt ihres zweiten Sohnes Rolf. Die herzensgute und fröhliche Hildegard, wie sie damals all ihren Nächsten bekannt war, schien langsam zu verschwinden. Anscheinend setzte eine drastische Veränderung ihrer Persönlichkeit ein, die mit heftigen Angstzuständen einherging. Genau wird man die Quelle von Hildegards Leid jedoch nie ausfindig machen können.<br />
Am 7. Oktober 1928 wurde Hildegard auf kollektiven Beschlusses ihres Mannes sowie ihrer Eltern hin erstmals in die psychiatrische Klinik der Charité Berlin eingewiesen. Am 1. August 1929 überführte man sie in die Landesanstalt Eberswalde. Anfang 1935 wurde von Hans Blanckenhorn die Scheidung eingereicht, wodurch Hildegards Vater Ernst Harttung zu ihrem einzigen Vormund ernannt wurde. Es lässt sich annehmen, dass der eigentliche Hauptgrund für den Scheidungsprozess die Tatsache war, dass die Haushälterin der Familie, Anne-Liese, bereits zu diesem Zeitpunkt ein Kind von Hans Blankenhorn erwartete. Nach Abschluss des Prozesses intensivierte der Vater Ernst Harttung seine Bemühungen um die erhoffte Genesung seiner Tochter. Im Juli 1935 ordnete er eine Überführung Hildegards in die Nervenklinik der Charité zu Jena in Thüringen im Rahmen einer Insulinkur an, welche jedoch ohne Erfolg zu bleiben schien. Am 20. Dezember 1936 fand die Wiedereinweisung nach Eberswalde ohne sichtliche Besserung statt. Im Gegenteil; Hildegards Zustand hatte sich über die Jahre des Anstaltsaufenthaltes keineswegs im positiven Sinne geändert.<br />
Hildegard Blanckenhorn wurde am 4. Juli 1940 im Rahmen der „Aktion T4“ in der Gaskammer der Tötungsanstalt Brandenburg/Havel ermordet. Über zwei Wochen später erhielt der Vater Ernst eine briefliche Mitteilung, seine Tochter sei kurz nach einer dringlichen Überführung in die Landesanstalt Hartheim in Linz dort den Folgen einer schweren Lungenentzündung erlegen. Aus dem regen Briefaustausch ist ersichtlich, dass Ernst sich dieser offensichtlich verzerrt dargestellten Angelegenheit gegenüber äußerst skeptisch zeigte. Den tragischen Tod seiner Tochter hat er wohl nie akzeptieren können, ein Jahr später wurde er von diesem Leid erlöst, als er 1941 an Entkräftung starb.<br />
Erinnerungen an Hildegard lebten weiter in den Herzen ihrer Liebsten, wenn auch überdeckt von einem Schleier des Schweigens. Hans Blanckenhorn heiratete kurz nach der Scheidung die Haushälterin Anne-Liese, welche die Rolle der fürsorglichen Stiefmutter für die beiden Söhne Jerg und Rolf übernahm. Mit Anne-Liese bekam Hans zudem noch eine Tochter und einen Sohn. Die Schwester Elfriede Harttung schloss kurz nach Kriegsende ihre Lehre als „Reformierte Sachbearbeiterin“ ab, vom jüngeren Bruder Ernst-Udo ist nur noch festgehalten, dass er ab 1945 als verschollen galt. Die Überlebenden der Familie setzten ihr Leben fort. Gesprochen über die vermuteten wahren Umstände von Hildegards Verschwinden wurde kaum, auch später nicht. Erst über 70 Jahre später wird Hildegard Blanckenhorn ein rechtmäßiger Abschied gewidmet, welcher ihr ihre Würde und ihren Namen zurückgeben soll.<br />

Geboren wurde Hildegard Blanckenhorn am 12. Februar 1902 in Berlin-Steglitz als zweite Tochter von Ernst und Rosa Harttung. Sie war ein sehr herzliches und fröhliches Mädchen, der Sonnenschein ihrer Familie. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Elfriede und ihrem jüngeren Bruder Ernst-Udo wuchs sie in friedlichen Verhältnissen auf – bis ihre heile Kinderwelt schließlich vom Ausbruch des ersten großen Krieges überschattet wurde. Ihre Tante mütterlicherseits erkrankte 1917 bei der Kriegspflege an einer Infektion und erlag darauf schließlich einer Anämie. Glücklicherweise ereigneten sich im Kreise ihrer engsten Familie keine weiteren schmerzlichen Verluste während dieser Zeit.
Am 12. Mai 1923 heiratete Hildegard den damals 32-jährigen Hans Blanckenhorn, einen gelernten Bauingenieur, welcher u.a. als Regierungsbauführer bei der Reichsbahndirektion gearbeitet hatte. Zudem hatte er drei Jahre des Krieges als Freiwilliger an der Front verbracht. Bereits ein Jahr nach der Eheschließung, am 19. Mai 1924, wurde der Sohn Jerg Blanckenhorn geboren. Der Familienvater Hans bekam bald darauf eine Anstellung an der Reichspostdirektion Berlin. Am 11. Juni 1927 kam der Sohn Rolf Blanckenhorn zur Welt. Bis dahin schien das idyllische Familienleben stabil und heiter. Doch es sollte schon bald eine dramatische Wendung nehmen.
Es begann im Februar 1928, kaum ein halbes Jahr nach der Geburt ihres zweiten Sohnes Rolf. Die herzensgute und fröhliche Hildegard, wie sie damals all ihren Nächsten bekannt war, schien langsam zu verschwinden. Anscheinend setzte eine drastische Veränderung ihrer Persönlichkeit ein, die mit heftigen Angstzuständen einherging. Genau wird man die Quelle von Hildegards Leid jedoch nie ausfindig machen können.
Am 7. Oktober 1928 wurde Hildegard auf kollektiven Beschlusses ihres Mannes sowie ihrer Eltern hin erstmals in die psychiatrische Klinik der Charité Berlin eingewiesen. Am 1. August 1929 überführte man sie in die Landesanstalt Eberswalde. Anfang 1935 wurde von Hans Blanckenhorn die Scheidung eingereicht, wodurch Hildegards Vater Ernst Harttung zu ihrem einzigen Vormund ernannt wurde. Es lässt sich annehmen, dass der eigentliche Hauptgrund für den Scheidungsprozess die Tatsache war, dass die Haushälterin der Familie, Anne-Liese, bereits zu diesem Zeitpunkt ein Kind von Hans Blankenhorn erwartete. Nach Abschluss des Prozesses intensivierte der Vater Ernst Harttung seine Bemühungen um die erhoffte Genesung seiner Tochter. Im Juli 1935 ordnete er eine Überführung Hildegards in die Nervenklinik der Charité zu Jena in Thüringen im Rahmen einer Insulinkur an, welche jedoch ohne Erfolg zu bleiben schien. Am 20. Dezember 1936 fand die Wiedereinweisung nach Eberswalde ohne sichtliche Besserung statt. Im Gegenteil; Hildegards Zustand hatte sich über die Jahre des Anstaltsaufenthaltes keineswegs im positiven Sinne geändert.
Hildegard Blanckenhorn wurde am 4. Juli 1940 im Rahmen der „Aktion T4“ in der Gaskammer der Tötungsanstalt Brandenburg/Havel ermordet. Über zwei Wochen später erhielt der Vater Ernst eine briefliche Mitteilung, seine Tochter sei kurz nach einer dringlichen Überführung in die Landesanstalt Hartheim in Linz dort den Folgen einer schweren Lungenentzündung erlegen. Aus dem regen Briefaustausch ist ersichtlich, dass Ernst sich dieser offensichtlich verzerrt dargestellten Angelegenheit gegenüber äußerst skeptisch zeigte. Den tragischen Tod seiner Tochter hat er wohl nie akzeptieren können, ein Jahr später wurde er von diesem Leid erlöst, als er 1941 an Entkräftung starb.
Erinnerungen an Hildegard lebten weiter in den Herzen ihrer Liebsten, wenn auch überdeckt von einem Schleier des Schweigens. Hans Blanckenhorn heiratete kurz nach der Scheidung die Haushälterin Anne-Liese, welche die Rolle der fürsorglichen Stiefmutter für die beiden Söhne Jerg und Rolf übernahm. Mit Anne-Liese bekam Hans zudem noch eine Tochter und einen Sohn. Die Schwester Elfriede Harttung schloss kurz nach Kriegsende ihre Lehre als „Reformierte Sachbearbeiterin“ ab, vom jüngeren Bruder Ernst-Udo ist nur noch festgehalten, dass er ab 1945 als verschollen galt. Die Überlebenden der Familie setzten ihr Leben fort. Gesprochen über die vermuteten wahren Umstände von Hildegards Verschwinden wurde kaum, auch später nicht. Erst über 70 Jahre später wird Hildegard Blanckenhorn ein rechtmäßiger Abschied gewidmet, welcher ihr ihre Würde und ihren Namen zurückgeben soll.