Cäcilie Jacobsohn née Ehrlich

Location 
Dietzgenstraße 20
Historical name
Kaiser-Wilhelm-Straße 5
District
Niederschönhausen
Stone was laid
24 September 2016
Born
09 April 1884 in Vandsburg / Więcbork
Deportation
on 05 September 1942 to Riga
Murdered
05 September 1942 in Riga

Cäcilie Jacobsohn, geborene Ehrlich, kam am 9. April 1884 in der kleinen Stadt Vandsburg in Westpreußen (heute Więcbork / Polen) zur Welt. In Vandsburg lebten damals ungefähr 200 jüdische Einwohner, das waren 12 Prozent der überwiegend ärmlichen Bevölkerung.<br />
Über die Kindheit und Jugend von Cäcilie Ehrlich wissen wir nichts; auch nicht wann sie nach Berlin kam. Sie heiratete jedenfalls 1911 Siegfried Jacobsohn und brachte als Mitgift ein Textilkaufhaus in Niederschönhausen in der Kaiser-Wilhelm-Straße 5 (heute: Dietzgenstraße 20) mit in die Ehe. Das Geschäft war 1904 von Emil Birkholz gegründet worden und wurde nun von Siegfried Jacobsohn zum Landwarenhaus „Emil Birkholz Nachf.“ ausgebaut, das von den Bürgern Niederschönhausens gut angenommen wurde.<br />
Am 20. August 1912 wurde Tochter Ruth geboren, am 11. Dezember 1913 Tochter Gerda; der jüngste Sohn Arno kam erst zehn Jahre später, am 15. Juli 1923, zur Welt. <br />
Ihr Mann Siegfried Jacobsohn meldete sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges als Kriegsfreiwilliger und wurde in einer Fernmeldeabteilung eingesetzt. Für Cäcilie wurden die Belastungen – allein mit zwei Kindern und der Arbeit im Landwarenhaus – immer größer, hinzu kam die Sorge um ihren Mann. Glücklicherweise kam er aus dem Krieg zurück. <br />
Während des Krieges hatte Siegfried Jacobsohn den Maler und Graphiker Julius Cohn kennengelernt. Beide freundeten sich an. Julius Cohn übernahm im Dach des Hauses der Familie Jacobsohn die Räume für sein Atelier; konnte jedoch gelegentlich die Miete nicht zahlen. Deshalb half er sich mit Porträts und Zeichnungen der Familienangehörigen, die er anstatt des Geldes abgab. <br />
Am 1. April 1933 boykottierten die Nazis alle jüdischen Geschäfte in Deutschland, so auch das Landwarenhaus. Ein ehemaliger Lehrjunge in SA-Uniform, der bei Birkholz gelernt hatte, stand vor dem Geschäft. Cäcilie kam heraus und erkundigte sich, was er dort wolle. Kleinlaut antwortete er, er habe den Befehl aufzupassen. Bekannte Kunden des Warenhauses ließ er durch die Tür. <br />
Nach der Enteignung des Hauses wurde die Familie vertrieben. Sie konnte bei Verwandten, die eine Bäckerei und ein Café am Barbarossaplatz in Schöneberg besaßen, Unterkunft finden. Cäcilie arbeitete nun im Café in Schöneberg, bis der nächste Schicksalsschlag erfolgte. <br />
Am 22. Dezember 1939 wurde Cäcilie Jacobsohns Mann wegen „Vergehens gegen die Kriegswirtschaftsordnung“ verhaftet. Er wurde im Juni 1940 verurteilt und kam ins Zuchthaus. Im Juli 1941 erhielt Cäcilie die Nachricht vom Tod ihres Mannes im KZ Buchenwald. Seine Asche musste sie in einem Pappkarton bei der Polizei abholen. Zu Fuß lief Frau Jacobsohn nach Weißensee zum Jüdischen Friedhof ; zu Fuß, weil es Juden verboten war, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzten. Auf diesem Friedhof ließ Cäcilie die sterblichen Überreste ihres Ehemannes beerdigen. So bekam Siegfried Jacobsohn als einziger der Familie einen Grabstein.<br />
Cäcilie Jacobsohn wurde am Barbarossaplatz abgeholt und mit dem „19. Osttransport“ am 5. September 1942 nach Riga deportiert. Die Kinder Ruth und Arno wurden später abgeholt, und zwar am 26. Oktober 1942. Alle wurden nach Riga deportiert und dort umgebracht. <br />
Cäcilie Jacobsohn wurde am 8. September 1942 mit 58 Jahren in Riga ermordet.<br />

Cäcilie Jacobsohn, geborene Ehrlich, kam am 9. April 1884 in der kleinen Stadt Vandsburg in Westpreußen (heute Więcbork / Polen) zur Welt. In Vandsburg lebten damals ungefähr 200 jüdische Einwohner, das waren 12 Prozent der überwiegend ärmlichen Bevölkerung.
Über die Kindheit und Jugend von Cäcilie Ehrlich wissen wir nichts; auch nicht wann sie nach Berlin kam. Sie heiratete jedenfalls 1911 Siegfried Jacobsohn und brachte als Mitgift ein Textilkaufhaus in Niederschönhausen in der Kaiser-Wilhelm-Straße 5 (heute: Dietzgenstraße 20) mit in die Ehe. Das Geschäft war 1904 von Emil Birkholz gegründet worden und wurde nun von Siegfried Jacobsohn zum Landwarenhaus „Emil Birkholz Nachf.“ ausgebaut, das von den Bürgern Niederschönhausens gut angenommen wurde.
Am 20. August 1912 wurde Tochter Ruth geboren, am 11. Dezember 1913 Tochter Gerda; der jüngste Sohn Arno kam erst zehn Jahre später, am 15. Juli 1923, zur Welt.
Ihr Mann Siegfried Jacobsohn meldete sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges als Kriegsfreiwilliger und wurde in einer Fernmeldeabteilung eingesetzt. Für Cäcilie wurden die Belastungen – allein mit zwei Kindern und der Arbeit im Landwarenhaus – immer größer, hinzu kam die Sorge um ihren Mann. Glücklicherweise kam er aus dem Krieg zurück.
Während des Krieges hatte Siegfried Jacobsohn den Maler und Graphiker Julius Cohn kennengelernt. Beide freundeten sich an. Julius Cohn übernahm im Dach des Hauses der Familie Jacobsohn die Räume für sein Atelier; konnte jedoch gelegentlich die Miete nicht zahlen. Deshalb half er sich mit Porträts und Zeichnungen der Familienangehörigen, die er anstatt des Geldes abgab.
Am 1. April 1933 boykottierten die Nazis alle jüdischen Geschäfte in Deutschland, so auch das Landwarenhaus. Ein ehemaliger Lehrjunge in SA-Uniform, der bei Birkholz gelernt hatte, stand vor dem Geschäft. Cäcilie kam heraus und erkundigte sich, was er dort wolle. Kleinlaut antwortete er, er habe den Befehl aufzupassen. Bekannte Kunden des Warenhauses ließ er durch die Tür.
Nach der Enteignung des Hauses wurde die Familie vertrieben. Sie konnte bei Verwandten, die eine Bäckerei und ein Café am Barbarossaplatz in Schöneberg besaßen, Unterkunft finden. Cäcilie arbeitete nun im Café in Schöneberg, bis der nächste Schicksalsschlag erfolgte.
Am 22. Dezember 1939 wurde Cäcilie Jacobsohns Mann wegen „Vergehens gegen die Kriegswirtschaftsordnung“ verhaftet. Er wurde im Juni 1940 verurteilt und kam ins Zuchthaus. Im Juli 1941 erhielt Cäcilie die Nachricht vom Tod ihres Mannes im KZ Buchenwald. Seine Asche musste sie in einem Pappkarton bei der Polizei abholen. Zu Fuß lief Frau Jacobsohn nach Weißensee zum Jüdischen Friedhof ; zu Fuß, weil es Juden verboten war, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzten. Auf diesem Friedhof ließ Cäcilie die sterblichen Überreste ihres Ehemannes beerdigen. So bekam Siegfried Jacobsohn als einziger der Familie einen Grabstein.
Cäcilie Jacobsohn wurde am Barbarossaplatz abgeholt und mit dem „19. Osttransport“ am 5. September 1942 nach Riga deportiert. Die Kinder Ruth und Arno wurden später abgeholt, und zwar am 26. Oktober 1942. Alle wurden nach Riga deportiert und dort umgebracht.
Cäcilie Jacobsohn wurde am 8. September 1942 mit 58 Jahren in Riga ermordet.