Ruth Jacobsohn

Location 
Dietzgenstraße 20
Historical name
Kaiser-Wilhelm-Straße 5
District
Niederschönhausen
Stone was laid
24 September 2016
Born
20 August 1912 in Berlin
Occupation
Medizinstudentin
Deportation
on 26 October 1942 to Riga
Murdered
29 October 1942 in Riga

Ruth Jacobsohn wurde am 20. August 1912 in Berlin als älteste von drei Kindern geboren. Sie wuchs mit ihren Geschwistern Arno und Gerda in Niederschönhausen, Kaiser-Wilhelm-Straße 5 (heute Dietzgenstraße 20) auf. Die Wohnung der Familie befand sich ein Stockwerk über dem Landwarenhaus der Familie. Ruth besuchte zunächst eine Privatschule und später das Elisabeth-Christinen-Lyzeum in Niederschönhausen. 1931 machte sie ihren Abschluss am Oberlyzeum in Pankow, das heute Carl-von-Ossietzky-Gymnasium heißt . <br />
Anschließend begann sie 1931 mit dem Medizinstudium an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, der heutigen Humboldt-Universität Berlin. Sie erreichte noch das Physikum, musste dann aber ihr Studium wegen der NS-Maßnahmen gegen jüdische Studierende unterbrechen. „Meine Cousine, Ruth Jacobsohn, wollte unbedingt ihr kurz vor der Machtübernahme begonnenes Medizinstudium beenden“. Mit diesen Worten beschrieb Ruth Ehrlich das Engagement ihrer Cousine für das Studium und den Beruf der Ärztin. <br />
Da Ruth Jacobsohns Vater während des Ersten Weltkrieges als freiwilliger Frontsoldat gekämpft hatte, konnte sie das Studium an der Leipziger Universität fortsetzen, an der sie noch zwei Semester lang, bis 1937, immatrikuliert war. Das Abschlussexamen des Medizinstudiums durfte Ruth letztlich dann doch nicht ablegen. Da sie weiter im Dienst an den Kranken aktiv sein wollte, arbeitete sie im Jüdischen Krankenhaus als ungelernte Krankenschwester. <br />
Im Rahmen der Ausstellung „Jüdisches Leben in Pankow“, erzählte Ruth Israelski, eine Bekannte der Familie Jacobsohn, dass Ruth Jacobsohn vor ihrer Deportation ihre medizinischen Instrumente mit einem Gürtel um die Taille band, in der Hoffnung, ihren Beruf nach der Deportation wieder ausüben zu können. Ihr Ziel, Ärztin zu werden, hat sie nicht mehr erreichen können.<br />
Mit ihrem Bruder Arno und weiteren Verwandten wurde Ruth Jacobsohn am 26. Oktober 1942 nach Riga deportiert und dort drei Tage später ermordet.<br />
Nur die mittlere der drei Geschwister, Gerda Rosenstrauch, geborene Jacobsohn, die schon 1938 nach Palästina emigriert war und dort geheiratet hatte, überlebte den Holocaust. Am 3. Juli 1942 sandte sie, übermittelt vom Internationalen Roten Kreuz, aus Tel Aviv einen Brief an Familie Jacobsohn in Berlin: „Gottseidank Rotkreuzbriefe erhalten. Warum keine Nachricht von Pappi. Sehr besorgt. Wie geht’s Augustens. Heinzjulius ausgezeichnet. Wir gesund, wie zuvor. Alles Gute! In Liebe und Sehnsucht.“ Am 8. Oktober 1942 antwortete ihr Ruth, oder auch Arno, in einem Rot-Kreuz-Brief: „Große Freude mit Nachricht. Pappile 10.7.41 verstorben. Mummilein 28.8.42 abgewandert, Euren Brief noch gelesen. Arno Maschinenarbeiter, Ruth Krankenschwester. Oberschöneweide, Julius gesund.“<br />
Als dieser Brief in Tel Aviv am 16. Januar 1943 bei Gerda Rosenstrauch ankam, lebten auch Ruth und Arno nicht mehr. Sie sind nicht „abgewandert“ oder „verstorben“, so wie es im Rot-Kreuz-Brief wegen drohender Zensur geschrieben werden musste. Sie sind, wie ihre Eltern Siegfried und Cäcilie Jacobsohn, von den Nazis verfolgt, verschleppt und ermordet worden.<br />

Ruth Jacobsohn wurde am 20. August 1912 in Berlin als älteste von drei Kindern geboren. Sie wuchs mit ihren Geschwistern Arno und Gerda in Niederschönhausen, Kaiser-Wilhelm-Straße 5 (heute Dietzgenstraße 20) auf. Die Wohnung der Familie befand sich ein Stockwerk über dem Landwarenhaus der Familie. Ruth besuchte zunächst eine Privatschule und später das Elisabeth-Christinen-Lyzeum in Niederschönhausen. 1931 machte sie ihren Abschluss am Oberlyzeum in Pankow, das heute Carl-von-Ossietzky-Gymnasium heißt .
Anschließend begann sie 1931 mit dem Medizinstudium an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, der heutigen Humboldt-Universität Berlin. Sie erreichte noch das Physikum, musste dann aber ihr Studium wegen der NS-Maßnahmen gegen jüdische Studierende unterbrechen. „Meine Cousine, Ruth Jacobsohn, wollte unbedingt ihr kurz vor der Machtübernahme begonnenes Medizinstudium beenden“. Mit diesen Worten beschrieb Ruth Ehrlich das Engagement ihrer Cousine für das Studium und den Beruf der Ärztin.
Da Ruth Jacobsohns Vater während des Ersten Weltkrieges als freiwilliger Frontsoldat gekämpft hatte, konnte sie das Studium an der Leipziger Universität fortsetzen, an der sie noch zwei Semester lang, bis 1937, immatrikuliert war. Das Abschlussexamen des Medizinstudiums durfte Ruth letztlich dann doch nicht ablegen. Da sie weiter im Dienst an den Kranken aktiv sein wollte, arbeitete sie im Jüdischen Krankenhaus als ungelernte Krankenschwester.
Im Rahmen der Ausstellung „Jüdisches Leben in Pankow“, erzählte Ruth Israelski, eine Bekannte der Familie Jacobsohn, dass Ruth Jacobsohn vor ihrer Deportation ihre medizinischen Instrumente mit einem Gürtel um die Taille band, in der Hoffnung, ihren Beruf nach der Deportation wieder ausüben zu können. Ihr Ziel, Ärztin zu werden, hat sie nicht mehr erreichen können.
Mit ihrem Bruder Arno und weiteren Verwandten wurde Ruth Jacobsohn am 26. Oktober 1942 nach Riga deportiert und dort drei Tage später ermordet.
Nur die mittlere der drei Geschwister, Gerda Rosenstrauch, geborene Jacobsohn, die schon 1938 nach Palästina emigriert war und dort geheiratet hatte, überlebte den Holocaust. Am 3. Juli 1942 sandte sie, übermittelt vom Internationalen Roten Kreuz, aus Tel Aviv einen Brief an Familie Jacobsohn in Berlin: „Gottseidank Rotkreuzbriefe erhalten. Warum keine Nachricht von Pappi. Sehr besorgt. Wie geht’s Augustens. Heinzjulius ausgezeichnet. Wir gesund, wie zuvor. Alles Gute! In Liebe und Sehnsucht.“ Am 8. Oktober 1942 antwortete ihr Ruth, oder auch Arno, in einem Rot-Kreuz-Brief: „Große Freude mit Nachricht. Pappile 10.7.41 verstorben. Mummilein 28.8.42 abgewandert, Euren Brief noch gelesen. Arno Maschinenarbeiter, Ruth Krankenschwester. Oberschöneweide, Julius gesund.“
Als dieser Brief in Tel Aviv am 16. Januar 1943 bei Gerda Rosenstrauch ankam, lebten auch Ruth und Arno nicht mehr. Sie sind nicht „abgewandert“ oder „verstorben“, so wie es im Rot-Kreuz-Brief wegen drohender Zensur geschrieben werden musste. Sie sind, wie ihre Eltern Siegfried und Cäcilie Jacobsohn, von den Nazis verfolgt, verschleppt und ermordet worden.