Ludwig Anton Salomon Fulda

Location 
Miquelstraße 86
District
Dahlem
Stone was laid
July 2010
Born
15 September 1862 in Frankfurt/Main
Escape into death
30 March 1939 in Berlin

Fulda entstammte einer seit 1639 in Frankfurt am Main ansässigen jüdischen Familie, deren Name bis 1852 Fuld lautete. Er war der Sohn des Kaufmanns Carl Hermann Fulda (1836–1917) und seiner Ehefrau Clementine, geb. Oppenheimer (1839–1916), Tochter des Kaufmanns und ersten jüdischen Stadtrats des Frankfurter Magistrats, Julius Philipp Oppenheimer (1812–1869).<br />
<br />
Fulda besuchte das Philanthropin und ab 1874 das Städtische Gymnasium, wo er Schüler von Tycho Mommsen und Theodor Creizenach war. Nach ersten Schreibversuchen als Schüler begann seine schriftstellerische Laufbahn bereits während seines Studiums der Germanistik und Philosophie in Heidelberg als Mitarbeiter einer historisch-kritischen Dichterausgabe, nachdem er zunächst eine kaufmännische Ausbildung abgebrochen hatte. Nach dem Abschluss seines Studiums an den Universitäten von Berlin, Leipzig und Heidelberg wurde er 1883 promoviert. Im selben Jahr fand die Uraufführung seines ersten Lustspiels Die Aufrichtigen am Frankfurter Stadttheater statt. Ab 1884 lebte er als freier Schriftsteller in München, 1887 wieder in Frankfurt, 1888 bis 1894 in Berlin, danach wieder in München und ab 1896 schließlich dauerhaft in Berlin.<br />
<br />
Mit seinem Freund Max Bernstein entwickelte er Vermarktungsstrategien für literarische Werke ebenso wie Möglichkeiten, die Zensur zu umgehen. 1886 organisierten die beiden die erste Aufführung von Henrik Ibsens Die Gespenster in Deutschland (in Augsburg) als offiziell nicht öffentliche Aufführung. In Anschluss daran gründete Fulda 1889 in Berlin zusammen mit Otto Brahm und Fritz Mauthner die Freie Bühne Berlin, deren Leitung er von 1898 bis zur Auflösung des Vereins 1901 innehatte.<br />
<br />
1893 heiratete er in Frankfurt die Schauspielerin Ida Theumann. Die Ehe wurde 1903 geschieden. 1908 heiratete er, ebenfalls in Frankfurt, Helene Hermann (1879–1944), Tochter des Schauspielers Carl Hermann.<br />
<br />
Ludwig Fulda schrieb vor allem Gedichte und Bühnenstücke und war auch als Übersetzer tätig. Er kämpfte unermüdlich für die Berufsinteressen der Schriftsteller, so als Mitbegründer und Leiter des Goethe-Bundes in Berlin gegen die Zensurbestrebungen der Lex Heinze und 1906 gegen die Verhaftung Maxim Gorkis nach dem Petersburger Blutsonntag. 1906 und 1913 unternahm er Vortragsreisen durch die Vereinigten Staaten auf Einladung der Germanistischen Gesellschaft. Er war 1908 Mitbegründer, langjähriger Vorsitzender (mindestens 1918–30) und zuletzt Ehrenpräsident (1930–33) des Verbands deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten.<br />
<br />
Von der nationalen Begeisterungswelle zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde auch Fulda erfasst. Zusammen mit Hermann Sudermann und Georg Reicke war er im Oktober 1914 einer der Verfasser des Aufrufs von 93 Gelehrten und Künstlern „An die Kulturwelt!“. Damit wollten Fulda und seine Kollegen ein Gegengewicht für die Pressemeldungen über die Grausamkeiten der deutschen Soldaten setzen, die sich bei der Besetzung Belgiens ereigneten. Während des Krieges arbeitete er im Aufklärungsdienst des Reichsmarineamts und verfasste zahlreiche Kriegsgedichte und -vorträge.<br />
<br />
Nach Kriegsende stand er der Weimarer Republik loyal gegenüber und trat schon früh für eine Aussöhnung mit den Kriegsgegnern ein. Sein Eintreten für die Rechte von Autoren prädestinierte ihn für die Mitarbeit in der Preußischen Akademie der Künste, zu deren Gründungsmitgliedern der Sektion für Dichtkunst er 1926 gehörte. Er setzte sich maßgeblich für die Verlängerung der urheberrechtlichen Schutzfrist von 30 auf 50 Jahre ein. Von 1925 bis 1932 war er außerdem zusammen mit Karl Federn der erste Präsident des deutschen PEN-Clubs und ab 1926 Vorsitzender des Senats der Sektion für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste.<br />
<br />
Zu seinem 70. Geburtstag im Sommer 1932 verlieh ihm Reichspräsident Paul von Hindenburg die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Die Stadt Frankfurt verlieh ihm in Anerkennung seiner Bühnenerfolge und seines Einsatzes für das Goethe-Haus und das Freie Deutsche Hochstift die Ehrenplakette. Weitere in- und ausländische Ehrungen folgten, zum Beispiel erhielt er im April 1933 als meistgespielter lebender deutschsprachiger Autor der Burgtheater-Ring.<br />
<br />
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung versuchte Fulda, die Akademie vor der Gleichschaltung zu schützen und unterzeichnete am 16. März 1933 die von Gottfried Benn verfasste Loyalitätserklärung. Am 8. Mai 1933 wurde er als Jude aus der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen und am 12. Oktober 1935 aus der Reichsschrifttumskammer, was mit einem Publikationsverbot verbunden war. Seine Stücke, die 1932 noch 429 Aufführungen in Deutschland verzeichnet hatte, durften nicht mehr gespielt werden.<br />
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Grabstätte<br />
Ab 1935 hielt er sich mit seiner Frau häufig in Frankreich und Italien auf, vor allem in seiner Sommervilla Haus Laurin am Karersee in Südtirol. 1937/38 verbrachte er den Jahreswechsel bei seinem in die USA ausgewanderten Sohn Karl Hermann Fulda in New Haven, musste jedoch nach Deutschland zurückkehren, wo man ihm am 16. September 1938 den Reisepass abnahm. Sein Vermögen wurde bereits im Frühsommer 1938 zu einem Viertel beschlagnahmt, außerdem wurde er nach den Novemberpogromen 1938 mit der Judenvermögensabgabe belegt. Trotz eines von seinem Sohn am 28. November 1938 bewirkten Affidavit und einer weiteren Bürgschaft von einem New Yorker Freund erhielt er kein Einreisevisum für die Vereinigten Staaten, weil die Aufnahmequote erschöpft war.<br />
<br />
In Deutschland erhielt er Ausgehverbot und wurde gezwungen, den Vornamen Israel zu führen. Zwei Tage, nachdem das Reichswirtschaftsministerium seine Bitte, den ihm verliehenen Burgtheater-Ring von der für alle Juden angeordneten Abgabe aller Wertgegenstände auszunehmen, am 28. März 1939 abgewiesen hatte, nahm er sich das Leben. Er starb am 30. März im Alter von 76 Jahren in Berlin und ist auf dem Waldfriedhof Dahlem bestattet. Sein Grab ist heute ein Ehrengrab der Stadt Berlin.

Fulda entstammte einer seit 1639 in Frankfurt am Main ansässigen jüdischen Familie, deren Name bis 1852 Fuld lautete. Er war der Sohn des Kaufmanns Carl Hermann Fulda (1836–1917) und seiner Ehefrau Clementine, geb. Oppenheimer (1839–1916), Tochter des Kaufmanns und ersten jüdischen Stadtrats des Frankfurter Magistrats, Julius Philipp Oppenheimer (1812–1869).

Fulda besuchte das Philanthropin und ab 1874 das Städtische Gymnasium, wo er Schüler von Tycho Mommsen und Theodor Creizenach war. Nach ersten Schreibversuchen als Schüler begann seine schriftstellerische Laufbahn bereits während seines Studiums der Germanistik und Philosophie in Heidelberg als Mitarbeiter einer historisch-kritischen Dichterausgabe, nachdem er zunächst eine kaufmännische Ausbildung abgebrochen hatte. Nach dem Abschluss seines Studiums an den Universitäten von Berlin, Leipzig und Heidelberg wurde er 1883 promoviert. Im selben Jahr fand die Uraufführung seines ersten Lustspiels Die Aufrichtigen am Frankfurter Stadttheater statt. Ab 1884 lebte er als freier Schriftsteller in München, 1887 wieder in Frankfurt, 1888 bis 1894 in Berlin, danach wieder in München und ab 1896 schließlich dauerhaft in Berlin.

Mit seinem Freund Max Bernstein entwickelte er Vermarktungsstrategien für literarische Werke ebenso wie Möglichkeiten, die Zensur zu umgehen. 1886 organisierten die beiden die erste Aufführung von Henrik Ibsens Die Gespenster in Deutschland (in Augsburg) als offiziell nicht öffentliche Aufführung. In Anschluss daran gründete Fulda 1889 in Berlin zusammen mit Otto Brahm und Fritz Mauthner die Freie Bühne Berlin, deren Leitung er von 1898 bis zur Auflösung des Vereins 1901 innehatte.

1893 heiratete er in Frankfurt die Schauspielerin Ida Theumann. Die Ehe wurde 1903 geschieden. 1908 heiratete er, ebenfalls in Frankfurt, Helene Hermann (1879–1944), Tochter des Schauspielers Carl Hermann.

Ludwig Fulda schrieb vor allem Gedichte und Bühnenstücke und war auch als Übersetzer tätig. Er kämpfte unermüdlich für die Berufsinteressen der Schriftsteller, so als Mitbegründer und Leiter des Goethe-Bundes in Berlin gegen die Zensurbestrebungen der Lex Heinze und 1906 gegen die Verhaftung Maxim Gorkis nach dem Petersburger Blutsonntag. 1906 und 1913 unternahm er Vortragsreisen durch die Vereinigten Staaten auf Einladung der Germanistischen Gesellschaft. Er war 1908 Mitbegründer, langjähriger Vorsitzender (mindestens 1918–30) und zuletzt Ehrenpräsident (1930–33) des Verbands deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten.

Von der nationalen Begeisterungswelle zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde auch Fulda erfasst. Zusammen mit Hermann Sudermann und Georg Reicke war er im Oktober 1914 einer der Verfasser des Aufrufs von 93 Gelehrten und Künstlern „An die Kulturwelt!“. Damit wollten Fulda und seine Kollegen ein Gegengewicht für die Pressemeldungen über die Grausamkeiten der deutschen Soldaten setzen, die sich bei der Besetzung Belgiens ereigneten. Während des Krieges arbeitete er im Aufklärungsdienst des Reichsmarineamts und verfasste zahlreiche Kriegsgedichte und -vorträge.

Nach Kriegsende stand er der Weimarer Republik loyal gegenüber und trat schon früh für eine Aussöhnung mit den Kriegsgegnern ein. Sein Eintreten für die Rechte von Autoren prädestinierte ihn für die Mitarbeit in der Preußischen Akademie der Künste, zu deren Gründungsmitgliedern der Sektion für Dichtkunst er 1926 gehörte. Er setzte sich maßgeblich für die Verlängerung der urheberrechtlichen Schutzfrist von 30 auf 50 Jahre ein. Von 1925 bis 1932 war er außerdem zusammen mit Karl Federn der erste Präsident des deutschen PEN-Clubs und ab 1926 Vorsitzender des Senats der Sektion für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste.

Zu seinem 70. Geburtstag im Sommer 1932 verlieh ihm Reichspräsident Paul von Hindenburg die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Die Stadt Frankfurt verlieh ihm in Anerkennung seiner Bühnenerfolge und seines Einsatzes für das Goethe-Haus und das Freie Deutsche Hochstift die Ehrenplakette. Weitere in- und ausländische Ehrungen folgten, zum Beispiel erhielt er im April 1933 als meistgespielter lebender deutschsprachiger Autor der Burgtheater-Ring.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung versuchte Fulda, die Akademie vor der Gleichschaltung zu schützen und unterzeichnete am 16. März 1933 die von Gottfried Benn verfasste Loyalitätserklärung. Am 8. Mai 1933 wurde er als Jude aus der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen und am 12. Oktober 1935 aus der Reichsschrifttumskammer, was mit einem Publikationsverbot verbunden war. Seine Stücke, die 1932 noch 429 Aufführungen in Deutschland verzeichnet hatte, durften nicht mehr gespielt werden.

Grabstätte
Ab 1935 hielt er sich mit seiner Frau häufig in Frankreich und Italien auf, vor allem in seiner Sommervilla Haus Laurin am Karersee in Südtirol. 1937/38 verbrachte er den Jahreswechsel bei seinem in die USA ausgewanderten Sohn Karl Hermann Fulda in New Haven, musste jedoch nach Deutschland zurückkehren, wo man ihm am 16. September 1938 den Reisepass abnahm. Sein Vermögen wurde bereits im Frühsommer 1938 zu einem Viertel beschlagnahmt, außerdem wurde er nach den Novemberpogromen 1938 mit der Judenvermögensabgabe belegt. Trotz eines von seinem Sohn am 28. November 1938 bewirkten Affidavit und einer weiteren Bürgschaft von einem New Yorker Freund erhielt er kein Einreisevisum für die Vereinigten Staaten, weil die Aufnahmequote erschöpft war.

In Deutschland erhielt er Ausgehverbot und wurde gezwungen, den Vornamen Israel zu führen. Zwei Tage, nachdem das Reichswirtschaftsministerium seine Bitte, den ihm verliehenen Burgtheater-Ring von der für alle Juden angeordneten Abgabe aller Wertgegenstände auszunehmen, am 28. März 1939 abgewiesen hatte, nahm er sich das Leben. Er starb am 30. März im Alter von 76 Jahren in Berlin und ist auf dem Waldfriedhof Dahlem bestattet. Sein Grab ist heute ein Ehrengrab der Stadt Berlin.