Adolf Blumberg

Location 
Hauptstraße 109
District
Schöneberg
Stone was laid
04 December 2017
Born
30 March 1878 in Berlin
Dead
26 November 1941 in Berlin

Adolf Blumberg wurde als zweites Kind am 30. März 1878 in Berlin geboren.<br />
Seine Eltern waren der Textilkaufmann Lewin (später Leopold) Blumberg (1844-1905) und Emma, geb. Friedländer (1850 - 1913), Tochter des Buchdruckereibesitzers Adolf Friedländer.<br />
Nach dem Besuch des Gymnasiums "Zum Grauen Kloster" absolvierte er eine Fachausbildung an einer Webschule und leitete schließlich die Berliner Vertretung eines Spremberger Tuchhauses. Die 1915 geschlossene Ehe mit seiner Frau Dora wurde 1935 geschieden.<br />
Die Verfolgung und Entrechtung durch die nationalsozialistischen Rassegesetze führten schließlich 1938 zum Berufsverbot. Um zu überleben, musste er Schritt für Schritt sein gesamtes Hab und Gut verkaufen. <br />
Es war Politik der Nazi-Behörden, die in Berlin verbliebenen Juden zu isolieren und zu ghettoisieren. So wurde Adolf Blumberg aus seiner Wohnung in Tiergarten exmittiert und in ein Zimmer in die Wohnung der jüdischen Familien Beermann und Ekstein gesetzt.<br />
1941 wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet: Der 63jährige musste die Höfe der Munitionsfabrik reinigen.<br />
Sein langjähriger Freund, der Schriftsteller Gerd Tolzien, ließ sich trotz des Drucks der Nazis nicht davon abhalten, weiterhin so oft wie möglich, auch während seines Kriegsurlaubs Ende November 1941, Kontakt zu Adolf Blumberg zu halten. Er schildert in seinen "Autobiographischen Aufzeichnungen" des letzten Abends bei Adolf Blumberg: <br />
"Er hatte die braune Arbeitsjoppe abgelegt, trug einen dunklen Anzug, an dem der Stern (der gelbe Judenstern, F.S.) fehlte, gepflegt, mit der ihm vormals eigenen Peinlichkeit auf sein Äußeres bedacht, wie zu festlichem Ausgang bereit.<br />
"Danke, dass Du noch gekommen bist" sagte er, als er mich an den Tisch führte, ohne jedoch zu erklären, warum er mich gebeten hatte. Er setzte sich schweigend, nickte nachdenklich mit dem Kopf und schob, noch immer ohne die Stille zu unterbrechen, ein Schreiben über den Tisch. Seine Hand zitterte. <br />
Jedes Wort freilich erübrigte sich. Er war für den übernächsten Morgen in die Levetzowstraße beordert. Das bedeutete - vielleicht - den Abtransport nach Theresienstadt oder Auschwitz - vielleicht auch den sofortigen Tod. Die Hoffnung, um sein Alter verschont zu bleiben, hatte getrogen, die "Selektion", die Auswahl ihn mit herausgegriffen.<br />
"Und nun?" fragte ich entsetzt<br />
"Es ist aus - oder richtiger, nun ist es soweit" erwiderte er leise. Er zog eine Glasröhre mit Tabletten aus der Tasche, wog sie einen Augenblick in der Hand und sagte, während er sie wieder in die Tasche zurückgleiten ließ.<br />
"Deshalb mein lieber Gerd. Ich weiß wohl, es ist Dein letzter Abend aber es ist auch für mich der letzte."<br />
Adolf Blumberg wurde am nächsten Morgen bewusstlos in seinem Zimmer gefunden und starb im Jüdischen Krankenhaus. Seine Urne wurde im Grab seiner Eltern auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt.<br />
<br />
Auch seine ältere Schwester Martha und sein jüngerer Bruder Erich wurden Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung.<br />
Martha Blumberg, Sekretärin, beging am 03. April 1942 vor ihrer Deportation Selbstmord. Sie wurde wie ihr Bruder Adolf im Grab der Eltern beigesetzt.<br />
Erich Blumberg, ebenfalls Textilkaufmann und seine Frau Lucie, geb. Gattel nahmen sich am 30. August 1942 mit Schlafmitteln das Leben, um der drohenden Deportation zu entgehen. Ihr Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee.<br />
Für Martha wurde ein Stolperstein in der Duisburger Straße 17, für Erich und Lucie Blumberg, Stolpersteine in der Düsseldorfer Straße 43 verlegt.<br />

Adolf Blumberg wurde als zweites Kind am 30. März 1878 in Berlin geboren.
Seine Eltern waren der Textilkaufmann Lewin (später Leopold) Blumberg (1844-1905) und Emma, geb. Friedländer (1850 - 1913), Tochter des Buchdruckereibesitzers Adolf Friedländer.
Nach dem Besuch des Gymnasiums "Zum Grauen Kloster" absolvierte er eine Fachausbildung an einer Webschule und leitete schließlich die Berliner Vertretung eines Spremberger Tuchhauses. Die 1915 geschlossene Ehe mit seiner Frau Dora wurde 1935 geschieden.
Die Verfolgung und Entrechtung durch die nationalsozialistischen Rassegesetze führten schließlich 1938 zum Berufsverbot. Um zu überleben, musste er Schritt für Schritt sein gesamtes Hab und Gut verkaufen.
Es war Politik der Nazi-Behörden, die in Berlin verbliebenen Juden zu isolieren und zu ghettoisieren. So wurde Adolf Blumberg aus seiner Wohnung in Tiergarten exmittiert und in ein Zimmer in die Wohnung der jüdischen Familien Beermann und Ekstein gesetzt.
1941 wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet: Der 63jährige musste die Höfe der Munitionsfabrik reinigen.
Sein langjähriger Freund, der Schriftsteller Gerd Tolzien, ließ sich trotz des Drucks der Nazis nicht davon abhalten, weiterhin so oft wie möglich, auch während seines Kriegsurlaubs Ende November 1941, Kontakt zu Adolf Blumberg zu halten. Er schildert in seinen "Autobiographischen Aufzeichnungen" des letzten Abends bei Adolf Blumberg:
"Er hatte die braune Arbeitsjoppe abgelegt, trug einen dunklen Anzug, an dem der Stern (der gelbe Judenstern, F.S.) fehlte, gepflegt, mit der ihm vormals eigenen Peinlichkeit auf sein Äußeres bedacht, wie zu festlichem Ausgang bereit.
"Danke, dass Du noch gekommen bist" sagte er, als er mich an den Tisch führte, ohne jedoch zu erklären, warum er mich gebeten hatte. Er setzte sich schweigend, nickte nachdenklich mit dem Kopf und schob, noch immer ohne die Stille zu unterbrechen, ein Schreiben über den Tisch. Seine Hand zitterte.
Jedes Wort freilich erübrigte sich. Er war für den übernächsten Morgen in die Levetzowstraße beordert. Das bedeutete - vielleicht - den Abtransport nach Theresienstadt oder Auschwitz - vielleicht auch den sofortigen Tod. Die Hoffnung, um sein Alter verschont zu bleiben, hatte getrogen, die "Selektion", die Auswahl ihn mit herausgegriffen.
"Und nun?" fragte ich entsetzt
"Es ist aus - oder richtiger, nun ist es soweit" erwiderte er leise. Er zog eine Glasröhre mit Tabletten aus der Tasche, wog sie einen Augenblick in der Hand und sagte, während er sie wieder in die Tasche zurückgleiten ließ.
"Deshalb mein lieber Gerd. Ich weiß wohl, es ist Dein letzter Abend aber es ist auch für mich der letzte."
Adolf Blumberg wurde am nächsten Morgen bewusstlos in seinem Zimmer gefunden und starb im Jüdischen Krankenhaus. Seine Urne wurde im Grab seiner Eltern auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt.

Auch seine ältere Schwester Martha und sein jüngerer Bruder Erich wurden Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung.
Martha Blumberg, Sekretärin, beging am 03. April 1942 vor ihrer Deportation Selbstmord. Sie wurde wie ihr Bruder Adolf im Grab der Eltern beigesetzt.
Erich Blumberg, ebenfalls Textilkaufmann und seine Frau Lucie, geb. Gattel nahmen sich am 30. August 1942 mit Schlafmitteln das Leben, um der drohenden Deportation zu entgehen. Ihr Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee.
Für Martha wurde ein Stolperstein in der Duisburger Straße 17, für Erich und Lucie Blumberg, Stolpersteine in der Düsseldorfer Straße 43 verlegt.