Willy Bernhard

Location 
Breite Straße 16
District
Pankow
Stone was laid
09 May 2019
Born
08 June 1899 in Tessin bei Rostock
Occupation
Kaufmann
Forced Labour
Gleisbauarbeiten (DR Bautrupp 6)
Deportation
on 04 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Willy Bernhard wurde am 8. Juni 1899 in Tessin bei Rostock geboren.<br />
Die Bernhards waren eine jüdische Kaufmannsfamilie, die schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts dort ansässig geworden waren. Willys Vater Richard (* 1867) hatte schon von seinem Vater ein gutgehendes Handelsgeschäft übernommen. Willys Mutter Caroline (Lina) Bernhard, geb. Levy (* 1875) war schon 1929 gestorben.<br />
Willy hatte einen älteren Bruder (Paul, * 1895) und eine jüngere Schwester (Lotte, * 1903). Während Paul mit Frau und Tochter 1941 von Hamburg aus nach Riga deportiert und ermordet wurde, konnte Lotte mit ihrem Sohn Ralph und ihrem Mann, dem jüdischen Zahnarzt Walter Eisenstädt, 1938 zunächst nach China, später dann in die USA emigrieren.<br />
Willy Bernhard, von Beruf Kaufmann, heiratete am 20. Februar 1934 in Marienburg Meta Blumenthal, deren Eltern dort ein Restaurant und eine Mineralwasserfabrik besaßen. Am 31. August 1935 wurde Tochter Ruth in Stralsund geboren. Wo sich die junge Familie in der Zwischenzeit aufgehalten hat, ist nicht bekannt. Erst durch die Volkszählung am 17. Mai 1939 wurde dokumentiert, dass sie – zusammen mit Willys Schwiegermutter – in Berlin-Pankow in der Breiten Straße 16 ein neues Zuhause gefunden hatten. Das Haus, in dem sie dort wohnten, gehörte David Bernhard, einem in England lebenden Bruder von Willys Vater, der Anfang der zwanziger Jahre in Pankow zwölf große Wohnhäuser gekauft hatte. Willys Vater Richard Bernhard hatte in Tessin alles aufgeben müssen und war 1937 nach Berlin gezogen; auch er wohnte in einem Haus, das seinem Bruder gehörte. Am 19. Juli 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert, zwei Monate später dort ermordet.<br />
Anders als seine Schwiegermutter, die noch vor Kriegsbeginn zu ihrer Tochter nach Südafrika emigrieren konnte, schaffte es Willy Bernhard nicht, sich vor den Verfolgungen der Nazis mit Frau und Kind in Sicherheit zu bringen. Bei der Deutschen Reichsbahn wurde er zur Zwangsarbeit mit Gleisbauarbeiten im Bautrupp 6 verpflichtet. Am 4. März 1943, zwei Tage vor seiner Frau und seiner Tochter, wurde er mit dem 34. Osttransport nach Auschwitz deportiert.<br />

Willy Bernhard wurde am 8. Juni 1899 in Tessin bei Rostock geboren.
Die Bernhards waren eine jüdische Kaufmannsfamilie, die schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts dort ansässig geworden waren. Willys Vater Richard (* 1867) hatte schon von seinem Vater ein gutgehendes Handelsgeschäft übernommen. Willys Mutter Caroline (Lina) Bernhard, geb. Levy (* 1875) war schon 1929 gestorben.
Willy hatte einen älteren Bruder (Paul, * 1895) und eine jüngere Schwester (Lotte, * 1903). Während Paul mit Frau und Tochter 1941 von Hamburg aus nach Riga deportiert und ermordet wurde, konnte Lotte mit ihrem Sohn Ralph und ihrem Mann, dem jüdischen Zahnarzt Walter Eisenstädt, 1938 zunächst nach China, später dann in die USA emigrieren.
Willy Bernhard, von Beruf Kaufmann, heiratete am 20. Februar 1934 in Marienburg Meta Blumenthal, deren Eltern dort ein Restaurant und eine Mineralwasserfabrik besaßen. Am 31. August 1935 wurde Tochter Ruth in Stralsund geboren. Wo sich die junge Familie in der Zwischenzeit aufgehalten hat, ist nicht bekannt. Erst durch die Volkszählung am 17. Mai 1939 wurde dokumentiert, dass sie – zusammen mit Willys Schwiegermutter – in Berlin-Pankow in der Breiten Straße 16 ein neues Zuhause gefunden hatten. Das Haus, in dem sie dort wohnten, gehörte David Bernhard, einem in England lebenden Bruder von Willys Vater, der Anfang der zwanziger Jahre in Pankow zwölf große Wohnhäuser gekauft hatte. Willys Vater Richard Bernhard hatte in Tessin alles aufgeben müssen und war 1937 nach Berlin gezogen; auch er wohnte in einem Haus, das seinem Bruder gehörte. Am 19. Juli 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert, zwei Monate später dort ermordet.
Anders als seine Schwiegermutter, die noch vor Kriegsbeginn zu ihrer Tochter nach Südafrika emigrieren konnte, schaffte es Willy Bernhard nicht, sich vor den Verfolgungen der Nazis mit Frau und Kind in Sicherheit zu bringen. Bei der Deutschen Reichsbahn wurde er zur Zwangsarbeit mit Gleisbauarbeiten im Bautrupp 6 verpflichtet. Am 4. März 1943, zwei Tage vor seiner Frau und seiner Tochter, wurde er mit dem 34. Osttransport nach Auschwitz deportiert.