Johanna Kleinberger née Ney

Location 
Bundesallee 79 a
Historical name
Kaiserallee 79a
District
Schöneberg
Stone was laid
06 December 2019
Born
21 August 1893 in Kaiserslautern
Escape into death
04 March 1893 in Berlin

Johanna Ney kam am 21. August 1893 in Kaiserslautern als Tochter des Isaac Ney und seiner Frau Henriette geborene Mandel zur Welt. Sie heiratete den am 4. November 1884 in Offenbach am Glan geborenen Kaufmann Albert Kleinberger, sie hatten sich auf der Hochzeit von Alberts Cousin Simon mit einer Verwandten von Johanna kennengelernt. Sie zogen nach Berlin. Ihr Mann führte zusammen mit seinem Cousin Simon Kleinberger eine Firma, die mit Taschentüchern und Stickereien handelte. Sie arbeiteten auch für eine Firma Kleinberger & Co in Trübbach, Schweiz, mit deren Inhabern sie weitläufig verwandt waren. Simon Kleinberger wohnte 1921 in der Freisingerstraße 17, 1922 in Friedenau in der Rotdornallee, Johanna und Albert zuerst in der Eisenacherstraße 36,37, dann zogen sie 1923 wie Simon nach Friedenau, nämlich 1923 in die Rheinstraße 28 III. Albert und Johanna hatten am 16. Februar 1921 eine Tochter bekommen, sie sollte Lotte Pauline heißen, der nervöse Vater verwechselte die Reihenfolge, so dass die Geburtsurkunde lautete auf Pauline Lotte. Später wurde sie nur Lotte gerufen. Simon und Clara Kleinberger hatten 1920 den Sohn Aharon Fritz bekommen. Die beiden Kinder, Pauline Lotte und Aharon Fritz unternahmen mit ihren Eltern Ausflüge in den Grunewald, im Fotoalbum der Familie sind die beiden 1933 und 1934 jeweils zusammen im Grunewald aufgenommen. Simons Familie zog 1935 in die Ringstraße 15 (heute Dickhardtstraße), und Johanna und Albert zogen 1936 in die Kaiserallee 79a. Johannas Mutter Henriette war 1935 verwitwet und aus Kaiserlautern zugezogen, vielleicht zogen sie deswegen in eine 4 Zimmer Wohnung.1938 konnte Lotte nach England in eine au-pair-Stelle nach London gehen, Aharon Fritz emigrierte 1939 nach Palästina. Nach der Reichspogromnacht wurden sowohl Simon Kleinberger als auch Albert Kleinberger wie tausende anderer jüdischer Männer verhaftet und im KZ Sachsenhausen interniert.<br />
Simon wurde am 17. Dezember 1938 freigelassen, Albert am 23. Dezember 1938.<br />
Erneut verhaftet wurden Simon und Clara Kleinberger am 17. November 1941, dann wurden sie vom Bahnhof Grunewald nach Kowno deportiert. Sie erreichten das heutige Kaunas am 21. November 1941 und wurden dort im Fort IX am 25. November 1941 erschossen. Johannas Mutter, Henriette Ney, wurde am 14. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 23. Januar 1943 offiziell an Herzmuskelentartung starb. Weil Johanna und Albert Kleinberger von ihren Verwandten nach deren Deportation nichts mehr hörten vermuteten sie das Schlimmste und entschlossen sich, lieber die Flucht in den Tod zu wählen als in den “Osten“ gebracht zu werden. Als in Berlin die Fabrikaktion begann wurde Albert, der Zwangsarbeit leisten musste, davor gewarnt, in die Fabrik zu gehen. Am 27. Februar 1943 wurden sämtliche in der Kriegswirtschaft noch beschäftigten Juden im ganzen Reich verhaftet und in den Folgetagen nach Auschwitz deportiert. Johanna und Albert Kleinberger entschlossen sich, nicht mehr in die Fabrik zu gehen und lebten im Versteck. Nahrungsmittel erhielten sie von Freunden. Das Ehepaar sollte am Abend des 1. März 1943 von der Gestapo abgeholt werden. Daraufhin entschieden sie sich, die Flucht in den Tod anzutreten.Sie nahmen Medikamente, die jedoch nicht unmittelbar tödlich wirkten. Sie wurden am 2. März 1943 in das Jüdische Krankenhaus gebracht wo sie später verstarben. Auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee sind ihre Gräber zu finden. Ein Staatsanwalt Dr. Bruno Fendler, dessen Wohnung in der Ringstraße 39 in der Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 ausgebombt wurde, erhielt von seinem Schwager, der in der Kaiserallee 79 a Hochparterre wohnte, die Information, dass wegen des Selbstmordes des Ehepaars Kleinberger dort eine Wohnung frei werde. So ging er in Begleitung eines Polizeibeamten und eines Beamten des Bezirksamtes in die inzwischen aufgebrochene Wohnung der Eheleute Kleinberger. Als Dr. Fendler erfuhr, dass sich das bewusstlose Ehepaar Kleinberger noch in der Wohnung befand, verließ er dieselbe, kehrte aber am selben Tag nach dem Abtransport der Eheleute Kleinberger zurück, um die Wohnung in Augenschein zu nehmen. Einige Möbel übernahm er gegen Zahlung von einen Möbelhändler, dem die Verwertung der Einrichtung übertragen war. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges machte Lotte, die in England Ernst Jacob geheiratet hatte und zwei Kinder bekommen hatte, Wiedergutmachungs- und Schadensersatzansprüche geltend. Im Wesentlichen erhielt sie 4000.-- DM für die Einrichtung der 4 Zimmer Wohnung in der Kaiserallee 79 a . Allein die Bewertung des Oberfinanzpräsidenten betrug im Jahr 1943 3.447,--Mark. Einen Antrag wegen der Einziehung von Gold, Silber und Schmuck musste Lotte Jacob zurücknehmen weil sie den Antrag nicht belegen konnte. Ein weiteres Verfahren bezog sich auf Wertpapiere, die Albert Kleinberger im November 1939 dem Deutschen Reich übereignen musste sowie um Wertpapiere, die nach dem Tod der Eheleute am 14. April 1943 vom kontoführenden Institut, der Commerzbank, der Deutschen Reichsbank überwiesen wurden sowie ein Guthaben in Höhe von 2.521,- RM das an die Oberfinanzkasse Berlin überwiesen wurde. <br />
Der Ausgang dieses Verfahrens lässt sich der Akte nicht entnehmen. <br />

Johanna Ney kam am 21. August 1893 in Kaiserslautern als Tochter des Isaac Ney und seiner Frau Henriette geborene Mandel zur Welt. Sie heiratete den am 4. November 1884 in Offenbach am Glan geborenen Kaufmann Albert Kleinberger, sie hatten sich auf der Hochzeit von Alberts Cousin Simon mit einer Verwandten von Johanna kennengelernt. Sie zogen nach Berlin. Ihr Mann führte zusammen mit seinem Cousin Simon Kleinberger eine Firma, die mit Taschentüchern und Stickereien handelte. Sie arbeiteten auch für eine Firma Kleinberger & Co in Trübbach, Schweiz, mit deren Inhabern sie weitläufig verwandt waren. Simon Kleinberger wohnte 1921 in der Freisingerstraße 17, 1922 in Friedenau in der Rotdornallee, Johanna und Albert zuerst in der Eisenacherstraße 36,37, dann zogen sie 1923 wie Simon nach Friedenau, nämlich 1923 in die Rheinstraße 28 III. Albert und Johanna hatten am 16. Februar 1921 eine Tochter bekommen, sie sollte Lotte Pauline heißen, der nervöse Vater verwechselte die Reihenfolge, so dass die Geburtsurkunde lautete auf Pauline Lotte. Später wurde sie nur Lotte gerufen. Simon und Clara Kleinberger hatten 1920 den Sohn Aharon Fritz bekommen. Die beiden Kinder, Pauline Lotte und Aharon Fritz unternahmen mit ihren Eltern Ausflüge in den Grunewald, im Fotoalbum der Familie sind die beiden 1933 und 1934 jeweils zusammen im Grunewald aufgenommen. Simons Familie zog 1935 in die Ringstraße 15 (heute Dickhardtstraße), und Johanna und Albert zogen 1936 in die Kaiserallee 79a. Johannas Mutter Henriette war 1935 verwitwet und aus Kaiserlautern zugezogen, vielleicht zogen sie deswegen in eine 4 Zimmer Wohnung.1938 konnte Lotte nach England in eine au-pair-Stelle nach London gehen, Aharon Fritz emigrierte 1939 nach Palästina. Nach der Reichspogromnacht wurden sowohl Simon Kleinberger als auch Albert Kleinberger wie tausende anderer jüdischer Männer verhaftet und im KZ Sachsenhausen interniert.
Simon wurde am 17. Dezember 1938 freigelassen, Albert am 23. Dezember 1938.
Erneut verhaftet wurden Simon und Clara Kleinberger am 17. November 1941, dann wurden sie vom Bahnhof Grunewald nach Kowno deportiert. Sie erreichten das heutige Kaunas am 21. November 1941 und wurden dort im Fort IX am 25. November 1941 erschossen. Johannas Mutter, Henriette Ney, wurde am 14. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 23. Januar 1943 offiziell an Herzmuskelentartung starb. Weil Johanna und Albert Kleinberger von ihren Verwandten nach deren Deportation nichts mehr hörten vermuteten sie das Schlimmste und entschlossen sich, lieber die Flucht in den Tod zu wählen als in den “Osten“ gebracht zu werden. Als in Berlin die Fabrikaktion begann wurde Albert, der Zwangsarbeit leisten musste, davor gewarnt, in die Fabrik zu gehen. Am 27. Februar 1943 wurden sämtliche in der Kriegswirtschaft noch beschäftigten Juden im ganzen Reich verhaftet und in den Folgetagen nach Auschwitz deportiert. Johanna und Albert Kleinberger entschlossen sich, nicht mehr in die Fabrik zu gehen und lebten im Versteck. Nahrungsmittel erhielten sie von Freunden. Das Ehepaar sollte am Abend des 1. März 1943 von der Gestapo abgeholt werden. Daraufhin entschieden sie sich, die Flucht in den Tod anzutreten.Sie nahmen Medikamente, die jedoch nicht unmittelbar tödlich wirkten. Sie wurden am 2. März 1943 in das Jüdische Krankenhaus gebracht wo sie später verstarben. Auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee sind ihre Gräber zu finden. Ein Staatsanwalt Dr. Bruno Fendler, dessen Wohnung in der Ringstraße 39 in der Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 ausgebombt wurde, erhielt von seinem Schwager, der in der Kaiserallee 79 a Hochparterre wohnte, die Information, dass wegen des Selbstmordes des Ehepaars Kleinberger dort eine Wohnung frei werde. So ging er in Begleitung eines Polizeibeamten und eines Beamten des Bezirksamtes in die inzwischen aufgebrochene Wohnung der Eheleute Kleinberger. Als Dr. Fendler erfuhr, dass sich das bewusstlose Ehepaar Kleinberger noch in der Wohnung befand, verließ er dieselbe, kehrte aber am selben Tag nach dem Abtransport der Eheleute Kleinberger zurück, um die Wohnung in Augenschein zu nehmen. Einige Möbel übernahm er gegen Zahlung von einen Möbelhändler, dem die Verwertung der Einrichtung übertragen war. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges machte Lotte, die in England Ernst Jacob geheiratet hatte und zwei Kinder bekommen hatte, Wiedergutmachungs- und Schadensersatzansprüche geltend. Im Wesentlichen erhielt sie 4000.-- DM für die Einrichtung der 4 Zimmer Wohnung in der Kaiserallee 79 a . Allein die Bewertung des Oberfinanzpräsidenten betrug im Jahr 1943 3.447,--Mark. Einen Antrag wegen der Einziehung von Gold, Silber und Schmuck musste Lotte Jacob zurücknehmen weil sie den Antrag nicht belegen konnte. Ein weiteres Verfahren bezog sich auf Wertpapiere, die Albert Kleinberger im November 1939 dem Deutschen Reich übereignen musste sowie um Wertpapiere, die nach dem Tod der Eheleute am 14. April 1943 vom kontoführenden Institut, der Commerzbank, der Deutschen Reichsbank überwiesen wurden sowie ein Guthaben in Höhe von 2.521,- RM das an die Oberfinanzkasse Berlin überwiesen wurde.
Der Ausgang dieses Verfahrens lässt sich der Akte nicht entnehmen.