Taube Toni Zenner née Kanarek

Location 
Bernauer Straße 76
District
Wedding
Stone was laid
2019
Born
18 June 1889 in Cieszanow (Galizien)
Occupation
Krankenpflegerin
Deportation
on 19 January 1942 to Riga
Murdered

Taube Toni Zenner, geb. Kanarek, wurde am 18. Juni 1889 in Cieszanow in Galizien geboren.<br />
Sie ging 1913 von dort nach Berlin und nahm ihre Schwester Golda Kanarek, die 1914 mit ihren beiden kleinen Kindern Josef (geb. 1911) und Misha (geb. 1913) ebenfalls nach Berlin kam, in ihre Wohnung auf. Ihren Lebensunterhalt sicherte sie als Büroangestellte. Die beiden Schwestern hatten eine sehr innige Beziehung.<br />
1920 heiratete Taube Toni Kanarek den Kaufmann Michael Zenner, geboren am 22. April 1891 in Stary-Sambor (Galizien), der seit 1919 in Berlin ansässig war. Die Ehe vor dem Rabbinat wurde 1920, vor dem Standesamt am 13. Dezember 1922 geschlossen. Die Eheleute gründeten in Berlin N in der Bernauer Straße 76 ein Textilgeschäft. Am 22. Mai 1921 wurde die Tochter Judith Berta geboren. Laut Mitteilung der jüdischen Gemeinde von Groß-Berlin vom 13. März 1958 verstarb Michael Zenner am 1. März 1926 und wurde zwei Tage später auf dem jüdischen Friedhof Weißensee begraben. (Abt. A VI, Reihe 14, unter der Grabnummer 70 602). <br />
Nach dem Tod ihres Mannes führte Taube Toni Zenner das Textilgeschäft alleine weiter, das einen gehobenen Lebensstandard ermöglichte. Die Tochter Judith konnte eine höhere Schule besuchen und Klavierunterricht nehmen. Nach dem Judenboykott 1933 verringerte sich das Einkommen der Mutter um die Hälfte. Bis 1939 konnte sie das Geschäft nur im beschränkten Maße weiterführen. Die Tochter Judith hatte Zahnmedizin studieren wollen, erhielt aber als Jüdin keinen Studienplatz.<br />
Im Juni 1939 erhielt Taube Toni Zenner mit ihrer Tochter Judith als Jüdinnen polnischer Staatsangehörigkeit von der Ausländerpolizei einen Ausweisungsbefehl aus Deutschland. Judith verließ Nazi-Deutschland sofort und ging nach England, wo sie zunächst als Hausmädchen arbeitete und dann die Ausbildung zur Krankenpflegerin machte.<br />
Golda Kanarek drängte ihre Schwester Taube Toni, sich mit ihr über Italien nach Frankreich zu retten. Taube Toni Zenner aber wollte zu ihrer Tochter Judith nach England. Ende Juni 1939 schloss sie ihren kleinen Laden, der im Berliner Adressbuch von 1938 unter den Straßennamen verzeichnet ist mit Toni Zenner, Reste, N4, Bernauer Straße 76. Sie musste ihr Hab und Gut zu Schleuderpreisen verkaufen, verschiffte alles nach England, wo es auch wirklich ankam. Zugleich versuchte sie, Dokumente zur Einreise nach Großbritannien zu bekommen, was ihr jedoch nicht mehr gelang. Auch der Versuch, nach Palästina zu fliehen, misslang.<br />
Ohne Wohnung und Einkommen suchte sie immer wieder zeitweilige Unterkunftsmöglichkeiten. Ab Dezember 1940 konnte sie für einige Monate bei der Familie des Bankdirektors Benario in W 30 in der Heilbronner Straße 13 II in Schöneberg als Haushälterin mit freier Kost und Logis leben, bis die Familie nach Kuba fliehen konnte.<br />
Die letzten Monate vor der Deportation bleiben im Dunkeln …<br />
Bei den Akten im Entschädigungsamt findet sich folgender Rote-Kreuz-Brief vom 12. September 1941, noch adressiert an die Heilbronner Straße 13: „Liebe Mutti, sei nicht besorgt. Ich bin gesund. Es geht mir gut. Hoffentlich bist du wohl und sicher. Habe deinen Gruß erhalten. Gruß, Judith“" und die Antwort der Mutter: „Geliebte Tochter, bin glücklich von dir gehört zu haben. Bin wohlauf. Lebe wohl. Schreibe oft. Tausend Grüße, deine Mutti“.<br />
Dieser letzte Brief ist laut Eingangsstempel am 2. Februar 1942 bei der Tochter angekommen.<br />
Am 19. Januar 1942 ist Taube Toni Zenner mit dem „9. Transport“ nach Riga deportiert und dort ermordet worden.<br />
Ihre Tochter Judith ging 1948 von England nach Israel, heiratete dort den ebenfalls aus Berlin stammenden Alfred Schlag. Er hatte sich mit 18 Jahren nach Palästina retten können. Die beiden aus dieser Ehe hervorgegangenen Töchter Dorit und Yael leben in Israel.<br />

Taube Toni Zenner, geb. Kanarek, wurde am 18. Juni 1889 in Cieszanow in Galizien geboren.
Sie ging 1913 von dort nach Berlin und nahm ihre Schwester Golda Kanarek, die 1914 mit ihren beiden kleinen Kindern Josef (geb. 1911) und Misha (geb. 1913) ebenfalls nach Berlin kam, in ihre Wohnung auf. Ihren Lebensunterhalt sicherte sie als Büroangestellte. Die beiden Schwestern hatten eine sehr innige Beziehung.
1920 heiratete Taube Toni Kanarek den Kaufmann Michael Zenner, geboren am 22. April 1891 in Stary-Sambor (Galizien), der seit 1919 in Berlin ansässig war. Die Ehe vor dem Rabbinat wurde 1920, vor dem Standesamt am 13. Dezember 1922 geschlossen. Die Eheleute gründeten in Berlin N in der Bernauer Straße 76 ein Textilgeschäft. Am 22. Mai 1921 wurde die Tochter Judith Berta geboren. Laut Mitteilung der jüdischen Gemeinde von Groß-Berlin vom 13. März 1958 verstarb Michael Zenner am 1. März 1926 und wurde zwei Tage später auf dem jüdischen Friedhof Weißensee begraben. (Abt. A VI, Reihe 14, unter der Grabnummer 70 602).
Nach dem Tod ihres Mannes führte Taube Toni Zenner das Textilgeschäft alleine weiter, das einen gehobenen Lebensstandard ermöglichte. Die Tochter Judith konnte eine höhere Schule besuchen und Klavierunterricht nehmen. Nach dem Judenboykott 1933 verringerte sich das Einkommen der Mutter um die Hälfte. Bis 1939 konnte sie das Geschäft nur im beschränkten Maße weiterführen. Die Tochter Judith hatte Zahnmedizin studieren wollen, erhielt aber als Jüdin keinen Studienplatz.
Im Juni 1939 erhielt Taube Toni Zenner mit ihrer Tochter Judith als Jüdinnen polnischer Staatsangehörigkeit von der Ausländerpolizei einen Ausweisungsbefehl aus Deutschland. Judith verließ Nazi-Deutschland sofort und ging nach England, wo sie zunächst als Hausmädchen arbeitete und dann die Ausbildung zur Krankenpflegerin machte.
Golda Kanarek drängte ihre Schwester Taube Toni, sich mit ihr über Italien nach Frankreich zu retten. Taube Toni Zenner aber wollte zu ihrer Tochter Judith nach England. Ende Juni 1939 schloss sie ihren kleinen Laden, der im Berliner Adressbuch von 1938 unter den Straßennamen verzeichnet ist mit Toni Zenner, Reste, N4, Bernauer Straße 76. Sie musste ihr Hab und Gut zu Schleuderpreisen verkaufen, verschiffte alles nach England, wo es auch wirklich ankam. Zugleich versuchte sie, Dokumente zur Einreise nach Großbritannien zu bekommen, was ihr jedoch nicht mehr gelang. Auch der Versuch, nach Palästina zu fliehen, misslang.
Ohne Wohnung und Einkommen suchte sie immer wieder zeitweilige Unterkunftsmöglichkeiten. Ab Dezember 1940 konnte sie für einige Monate bei der Familie des Bankdirektors Benario in W 30 in der Heilbronner Straße 13 II in Schöneberg als Haushälterin mit freier Kost und Logis leben, bis die Familie nach Kuba fliehen konnte.
Die letzten Monate vor der Deportation bleiben im Dunkeln …
Bei den Akten im Entschädigungsamt findet sich folgender Rote-Kreuz-Brief vom 12. September 1941, noch adressiert an die Heilbronner Straße 13: „Liebe Mutti, sei nicht besorgt. Ich bin gesund. Es geht mir gut. Hoffentlich bist du wohl und sicher. Habe deinen Gruß erhalten. Gruß, Judith“" und die Antwort der Mutter: „Geliebte Tochter, bin glücklich von dir gehört zu haben. Bin wohlauf. Lebe wohl. Schreibe oft. Tausend Grüße, deine Mutti“.
Dieser letzte Brief ist laut Eingangsstempel am 2. Februar 1942 bei der Tochter angekommen.
Am 19. Januar 1942 ist Taube Toni Zenner mit dem „9. Transport“ nach Riga deportiert und dort ermordet worden.
Ihre Tochter Judith ging 1948 von England nach Israel, heiratete dort den ebenfalls aus Berlin stammenden Alfred Schlag. Er hatte sich mit 18 Jahren nach Palästina retten können. Die beiden aus dieser Ehe hervorgegangenen Töchter Dorit und Yael leben in Israel.