Ulrich Alexander Boschwitz

Location 
Hohenzollerndamm 81
District
Schmargendorf
Stone was laid
13 July 2019
Born
19 April 1915 in Berlin
Escape
1935 Schweden, England; 1940 Australien
Verhaftet
1939 in Isle of Man
Dead
29 October 1942 in M.V. Abosso

Ulrich Alexander Boschwitz kam am 19. April 1915 als zweites Kind des Ehepaares Sally und Martha Boschwitz, geb. Wolgast, in Berlin zur Welt. Sein Vater, ein jüdisch geborener, aber zum Protestantismus konvertierter Kaufmann, der als Soldat im Ersten Weltkrieg eingezogen war, starb am 7. Mai 1915, kurze Zeit nach Ulrichs Geburt,- an einem Hirntumor. Ob er von Ulrichs Geburt noch erfahren hat?<br />
Seine Mutter Martha stammte mütterlicherseits aus der wohlhabenden Lübecker Senatorenfamilie Pitt und erzog ihre Kinder streng protestantisch. Die Familie lebte in dem hochherrschaftlichen Haus am Hohenzollerndamm 81, das Eli Boschwitz gehörte, dem Bruder von Sally Boschwitz, der dort mit seiner Familie ebenfalls wohnte.<br />
Im Alter von 20 Jahren sollte Ulrich Alexander 1935 zur Wehrmacht eingezogen werden. Dies war für ihn und seine Mutter der letzte Anlass, Deutschland zu verlassen – die Schwester Clarissa war bereits 1933 im Alter von 22 Jahren nach Palästina ausgewandert. Gemeinsam flohen Mutter und Sohn zuerst nach Norwegen und Schweden, von dort 1936 nach Luxemburg und Frankreich. 1937/38 hielt Ulrich Boschwitz sich in Luxemburg auf, wurde ausgewiesen, floh weiter nach Belgien und schließlich – wieder gemeinsam mit der Mutter – 1939 nach England.<br />
Schon früh hatte Ulrich Alexander Boschwitz ein bemerkenswertes schriftstellerisches Talent entwickelt. Sein erster Roman „Menschen neben dem Leben“ erschien 1937 unter dem Titel „Människor utanför“ in Schweden. <br />
Bei Kriegseintritt Großbritanniens im September 1939 lebten dort etwa 80.000 „feindliche Ausländer“, vor allem Deutsche und Österreicher, denen man unterstellte, sie könnten möglicherweise als Spione für Deutschland arbeiten. Tatsächlich waren darunter aber 55.000 Menschen, die aus Nazideutschland geflohen waren – die meisten jüdischen Glaubens, aber auch Gegner des nationalsozialistischen Regimes. Ulrich Alexander Boschwitz und seine Mutter wurden – wie etwa 27.000 weitere Menschen – als „enemy aliens“ eingestuft und in einem Lager auf der Isle of Man interniert.<br />
Die britische Regierung beschloss am 16. Mai 1940, alle männlichen Internierten nach Übersee zu deportieren. Ulrich Boschwitz wurde auf der HMT Dunera am 6. Juli 1940 nach Australien verschifft. Er kam in ein Lager in Hay in New South Wales.<br />
1942 durfte er das Lager verlassen und wollte zu seiner Mutter nach England zurückkehren. Zunächst reiste er nach Südafrika und schiffte sich dort auf dem MS Abosso ein. Dieses Passagier- und Frachtschiff wurde am 29. Oktober 1942 um 22:13 Uhr von dem deutschen U-Boot U-575 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Günther Heydemann torpediert und sank. Dabei kamen 362 Menschen ums Leben – unter ihnen der erst 27-jährige deutsche Schriftsteller Ulrich Alexander Boschwitz. Sein letztes Manuskript sank mit ihm. <br />
Der zweite Roman von Ulrich Boschwitz, „Der Reisende“, den er nach dem Novemberpogrom 1938 in nur wenigen Wochen geschrieben hat, erschien unter dem Pseudonym John Grane 1939 in London unter dem Titel „The man who took trains“ und 1940 in den USA unter dem Titel „The fugitive“. Eine posthume Ausgabe in französischer Übersetzung, „Le Fugitive“, erschien 1945 in Frankreich. In deutscher Originalsprache wurde „Der Reisende“ erst 2018 bei Klett-Cotta verlegt. Boschwitz’ erster Roman: „Menschen neben dem Leben“ kam im Herbst 2019 ebenfalls bei Klett-Cotta heraus.<br />

Ulrich Alexander Boschwitz kam am 19. April 1915 als zweites Kind des Ehepaares Sally und Martha Boschwitz, geb. Wolgast, in Berlin zur Welt. Sein Vater, ein jüdisch geborener, aber zum Protestantismus konvertierter Kaufmann, der als Soldat im Ersten Weltkrieg eingezogen war, starb am 7. Mai 1915, kurze Zeit nach Ulrichs Geburt,- an einem Hirntumor. Ob er von Ulrichs Geburt noch erfahren hat?
Seine Mutter Martha stammte mütterlicherseits aus der wohlhabenden Lübecker Senatorenfamilie Pitt und erzog ihre Kinder streng protestantisch. Die Familie lebte in dem hochherrschaftlichen Haus am Hohenzollerndamm 81, das Eli Boschwitz gehörte, dem Bruder von Sally Boschwitz, der dort mit seiner Familie ebenfalls wohnte.
Im Alter von 20 Jahren sollte Ulrich Alexander 1935 zur Wehrmacht eingezogen werden. Dies war für ihn und seine Mutter der letzte Anlass, Deutschland zu verlassen – die Schwester Clarissa war bereits 1933 im Alter von 22 Jahren nach Palästina ausgewandert. Gemeinsam flohen Mutter und Sohn zuerst nach Norwegen und Schweden, von dort 1936 nach Luxemburg und Frankreich. 1937/38 hielt Ulrich Boschwitz sich in Luxemburg auf, wurde ausgewiesen, floh weiter nach Belgien und schließlich – wieder gemeinsam mit der Mutter – 1939 nach England.
Schon früh hatte Ulrich Alexander Boschwitz ein bemerkenswertes schriftstellerisches Talent entwickelt. Sein erster Roman „Menschen neben dem Leben“ erschien 1937 unter dem Titel „Människor utanför“ in Schweden.
Bei Kriegseintritt Großbritanniens im September 1939 lebten dort etwa 80.000 „feindliche Ausländer“, vor allem Deutsche und Österreicher, denen man unterstellte, sie könnten möglicherweise als Spione für Deutschland arbeiten. Tatsächlich waren darunter aber 55.000 Menschen, die aus Nazideutschland geflohen waren – die meisten jüdischen Glaubens, aber auch Gegner des nationalsozialistischen Regimes. Ulrich Alexander Boschwitz und seine Mutter wurden – wie etwa 27.000 weitere Menschen – als „enemy aliens“ eingestuft und in einem Lager auf der Isle of Man interniert.
Die britische Regierung beschloss am 16. Mai 1940, alle männlichen Internierten nach Übersee zu deportieren. Ulrich Boschwitz wurde auf der HMT Dunera am 6. Juli 1940 nach Australien verschifft. Er kam in ein Lager in Hay in New South Wales.
1942 durfte er das Lager verlassen und wollte zu seiner Mutter nach England zurückkehren. Zunächst reiste er nach Südafrika und schiffte sich dort auf dem MS Abosso ein. Dieses Passagier- und Frachtschiff wurde am 29. Oktober 1942 um 22:13 Uhr von dem deutschen U-Boot U-575 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Günther Heydemann torpediert und sank. Dabei kamen 362 Menschen ums Leben – unter ihnen der erst 27-jährige deutsche Schriftsteller Ulrich Alexander Boschwitz. Sein letztes Manuskript sank mit ihm.
Der zweite Roman von Ulrich Boschwitz, „Der Reisende“, den er nach dem Novemberpogrom 1938 in nur wenigen Wochen geschrieben hat, erschien unter dem Pseudonym John Grane 1939 in London unter dem Titel „The man who took trains“ und 1940 in den USA unter dem Titel „The fugitive“. Eine posthume Ausgabe in französischer Übersetzung, „Le Fugitive“, erschien 1945 in Frankreich. In deutscher Originalsprache wurde „Der Reisende“ erst 2018 bei Klett-Cotta verlegt. Boschwitz’ erster Roman: „Menschen neben dem Leben“ kam im Herbst 2019 ebenfalls bei Klett-Cotta heraus.