Kurt Georg Wertheim

Location 
Nassauische Str. 53
District
Wilmersdorf
Stone was laid
24 February 2020
Born
17 September 1917 in Frankfurt
Occupation
Kaufmann
Escape
1937 - USA
Survived

Kurt Georg Wertheim wurde am 17. September 1917 in Frankfurt als Sohn von Herta und Hermann Wertheim geboren. Er hatte zwei ältere Geschwister. Sein Vater war Privatbankier, verlor aber sein Vermögen in der Weltwirtschaftskrise. Trotzdem konnte die Familie sich noch eine Köchin und zwei Hausmädchen leisten. Kurt erinnert sich an eine idyllische Kindheit im Kreise der Familie, mit zwei Hunden und großen Freiheiten. Mit seinem Fahrrad war er viel unterwegs und hatte viele Freunde. Auch wenn seine Mutter sich häufig sorgte, wo er denn wohl wieder sei, wusste sie doch immer, dass er zurückkommen würde.<br />
Kurts katholisches Kindermädchen nahm ihn regelmäßig mit in die Heilige Messe – trotz der strikt konservativ-jüdischen Erziehung im Hause Wertheim. Er liebte die Rituale und Gesänge. Erst als er um die sechs Jahre alt war, erfuhren die Eltern von diesen Kirchgängen und unterbanden sie. Kurt wurde in eine jüdische Schule geschickt. Später besuchte er ein renommiertes Gymnasium, wo er u.a. Latein, Griechisch und Französisch lernte. Zusätzlich nahm er Privatstunden in Englisch.<br />
1933 war für den 16-jährigen Jungen ein entscheidendes Jahr: Sein Vater starb, er selbst beendete das Gymnasium und trat als Lehrling in das Exportunternehmen L.S. Mayer ein – und Hitler kam an die Macht. 1935 beendet Kurt die Lehre, wurde regulär angestellt und ging für dies Unternehmen nach Berlin. Seiner Erinnerung nach war Berlin 1936 noch eine offene Stadt, vor allem wegen der Olympischen Spiele und der Absicht der Nationalsozialisten, der Welt ein positives Bild von Nazi-Deutschland vorzugaukeln. Mehrfach besuchte Kurt die Sportveranstaltungen mit Geschäftskunden, bedauert aber als über 100-Jähriger noch, dass er Jesse Owens nicht gesehen hat.<br />
Nach Ende der Olympischen Spiele änderte sich die Lage sehr schnell. Das Menetekel stand an der Wand und es wurde plötzlich sehr gefährlich, ein junger jüdischer Mann in Deutschland zu sein. Kurts Familie floh nach Belgien und ermöglichte ihm die Überfahrt nach Amerika – ein von ihm lange gehegter Traum.<br />
Der damals bereits in New York lebende Sozialpsychologe, Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm, dessen Vater ein Bruder von Kurt Wertheims Großmutter war, hatte für ihn ein Affidavit ausgestellt, das Voraussetzung für das Visum war. Es war eine Garantieerklärung, dass Fromm für den Lebensunterhalt des jungen Mannes aufkommen werde, damit dieser in Amerika nicht von staatlicher Unterstützung abhängig wäre. So kam der 20-jährige Kurt am 11. November 1937 mit dem S.S. Manhattan der America Line in New York an – seine ganze Habe in einem Koffer.<br />
Im Erich-Fromm-Archiv in der New Yorker Public Library sind Briefwechsel zwischen Erich Fromm und Kurt Wertheim erhalten, u.a. ein Brief, in dem Fromm ihm anbot, bei ihm in New York sein neues „Zuhause“ einzurichten. Tatsächlich kam Erich Fromm zur Landungsbrücke und unterzeichnete die für Kurts Einreise notwendigen Papiere. Dann aber entschuldigte er sich mit wichtigen Terminen, lud den Neuankömmling für den nächsten Tag in seine Wohnung zum Mittagessen ein und ließ ihn stehen. Das war es dann mit dem neuen „Zuhause“!<br />
Kurt Wertheim traf einen Mann am Pier, der ihn in das Hotel Belleclaire am Broadway mitnahm, wo er seine ersten Tage in New York verbrachte. Später fand er ein möbliertes Zimmer in der Upper Westside. Die Miete von 8 Dollar pro Woche konnte er von seinem Verdienst von 15 Dollar pro Woche finanzieren. Er arbeitete damals bei „S. Klein On The Square", einem großen Bekleidungs-Discount-Geschäft. So lebte er bis zum Frühjahr 1939 in New York, das er faszinierend und aufregend fand und wo er schnell viele Freunde gewann. Durch einen dieser Bekannten, der aus Hamburg stammte, traf er eine Dame, die ihm sagte: „Wann immer Sie einmal nach Memphis kommen, müssen Sie meine Nichte Mildred Haas besuchen“. Dies sollte ein schicksalhafter Rat für Kurt werden.<br />
Die Wirtschaftskrise hatte New York fest im Griff und Kurt beschloss, New York zu verlassen und woanders sein Glück zu machen. Er hatte einen Freund aus Frankfurter Zeiten, der in Memphis lebte. So fuhr er im Frühjahr 1939 von New York fünf Tage lang mit dem Bus zu Walter Bacharach nach Memphis (Tennessee). Der machte ihn mit einem Rechtsanwalt bekannt, der ihm riet, seinen Namen zu amerikanisieren. So wurde aus Kurt Georg Wertheim Curtis George Ward. Selbst nach Jahrzehnten bedauert Curt Ward diese Namensänderung noch immer, da er dadurch seine Identität verloren habe.<br />
Die Familie der Frau dieses Rechtsanwalts besaß ein Sägewerk in Lousiana und Curt Ward nahm dort kurzfristig eine Stellung im den Angestellten vorbehaltenen Laden der Firma an. Fast alle Mitarbeiter waren Schwarze. Das war für ihn ein echter Kulturschock, denn weder in Deutschland noch in New York hatte er mit farbigen Menschen zu tun gehabt und auch nie erfahren, dass die Hautfarbe einen Unterschied machen konnte. Er wusste nichts von der auf der Hautfarbe basierenden Zweiklassengesellschaft und behandelte seine Kunden unterschiedslos respektvoll. So wurde er ein bei allen beliebter Top-Verkäufer.<br />
Im Herbst 1939 erhielt er eine Aufforderung von seiner Frankfurter Ausbildungs-Firma, ein Mayer-Myers Papier-Unternehmen zu eröffnen und kehrte nach Memphis zurück. Kurz darauf allerdings – man erinnere sich an den Rat, Mildred Haas aufzusuchen – kontaktierte er Edgar Haas sr., der eine Matratzenfabrikation „Slumber Products“ gegründet hatte. Curt begann für diese Firma zu arbeiten – eine Verbindung, die bis zum Ende seiner Berufstätigkeit Bestand haben sollte.<br />
1941 wurde Curt Ward zur die US-Army einberufen, obwohl er nicht amerikanischer Staatsbürger war. Er entschied sich zum freiwilligen Dienst, was in Friedenszeiten einen kürzeren Dienst bedeutet hätte. In dieser Zeit wurde er naturalisiert. Am 7. Dezember 1941 griffen die Japaner den US-Stützpunkt Pearl Harbor an und die USA traten in den Krieg ein. Damit war Curt solange Teil der US-Army, wie man ihn dort brauchte. In einem Camp in Maryland, in dem es viele jüdische Flüchtlinge aus Deutschland gab, wurden sie darin ausgebildet, deutsche Kriegsgefangene zu verhören.<br />
Curt Ward wurde nach der Landung der Alliierten in Belgien stationiert. Im Februar 1945 machte er sich auf die Suche nach seiner Familie, die 1938 aus Berlin nach Belgien geflohen war. Seine Mutter, ein Bruder und dessen Frau waren wohlauf. Seine Schwester, deren Mann und Tochter allerdings waren kurz vor der Befreiung deportiert und in Auschwitz ermordet worden.<br />
Curt überzeugte seine Mutter 1950, nach New York zu ziehen, wo sie einerseits mit der Mutter von Erich Fromm viel Zeit verbrachte, und andererseits wieder Kontakt mit den ebenfalls nach New York geflüchteten Schulenkloppers aufnahm, die in Frankfurt in demselben Haus wie die Wertheims gelebt hatten. Vater Schulenklopper besaß in Frankfurt eine Schuhfabrik und wurde 1935 nach Buchenwald deportiert, kam aber wieder frei nach der Zusage, dass er seine Schuhfabrik „arisieren“ lassen würde. Da der Familie klar war, dass dies nicht das Ende der Verfolgungen sein würde, flohen sie nach New York.<br />
An die Geburt von deren Tochter Hedi 1930 in Frankfurt erinnerte sich Curt noch gut – er war damals 13 Jahre alt. Bei seinen vielen Besuchen bei seiner Mutter in New York verliebte er sich in Hedi. Sie führten über sieben Jahre eine Fernbeziehung – Memphis - New York. Am 10. November 1957 heirateten sie und errichteten ihren Hausstand in Memphis. Hedi, die in New York Sozialarbeiterin in Harlem gewesen war, arbeitete für das Shelby County Department of Welfare und hatte dieselben Probleme wie Curt, die Rassentrennung zu akzeptieren. Sie trug ihr Herz auf der Zunge und hielt mit ihren Ansichten nicht hinter dem Berg, was sie in Schwierigkeiten bringen konnte. Curt empfahl ihr, einfach den Mund zu halten. Im Oktober 1960 wurde ihr Sohn Jeffrey Bernard Ward geboren und komplettierte die kleine Familie. Ein jährlicher Besuch in Brüssel bei Curts Bruder gehörte zu den familiären Gepflogenheiten. Hedi und Curt waren fast 50 Jahre verheiratet, als sie 2007 verstarb.<br />
Lange Zeit hat Curt Ward – wie so viele andere – über den Holocaust nicht gesprochen. Erst als er um die 80 Jahre alt war und die Zeitzeugen immer weniger wurden, entschied er sich, seine Geschichte an die jüngere Generation weiterzugeben, um die Erinnerung wach zu halten.<br />
Curt Ward ist über 102 Jahre alt und lebt heute (April 2020) mit wachem Verstand und bei guter Gesundheit in einem Seniorenheim im Memphis.<br />
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Kurt Georg Wertheim wurde am 17. September 1917 in Frankfurt als Sohn von Herta und Hermann Wertheim geboren. Er hatte zwei ältere Geschwister. Sein Vater war Privatbankier, verlor aber sein Vermögen in der Weltwirtschaftskrise. Trotzdem konnte die Familie sich noch eine Köchin und zwei Hausmädchen leisten. Kurt erinnert sich an eine idyllische Kindheit im Kreise der Familie, mit zwei Hunden und großen Freiheiten. Mit seinem Fahrrad war er viel unterwegs und hatte viele Freunde. Auch wenn seine Mutter sich häufig sorgte, wo er denn wohl wieder sei, wusste sie doch immer, dass er zurückkommen würde.
Kurts katholisches Kindermädchen nahm ihn regelmäßig mit in die Heilige Messe – trotz der strikt konservativ-jüdischen Erziehung im Hause Wertheim. Er liebte die Rituale und Gesänge. Erst als er um die sechs Jahre alt war, erfuhren die Eltern von diesen Kirchgängen und unterbanden sie. Kurt wurde in eine jüdische Schule geschickt. Später besuchte er ein renommiertes Gymnasium, wo er u.a. Latein, Griechisch und Französisch lernte. Zusätzlich nahm er Privatstunden in Englisch.
1933 war für den 16-jährigen Jungen ein entscheidendes Jahr: Sein Vater starb, er selbst beendete das Gymnasium und trat als Lehrling in das Exportunternehmen L.S. Mayer ein – und Hitler kam an die Macht. 1935 beendet Kurt die Lehre, wurde regulär angestellt und ging für dies Unternehmen nach Berlin. Seiner Erinnerung nach war Berlin 1936 noch eine offene Stadt, vor allem wegen der Olympischen Spiele und der Absicht der Nationalsozialisten, der Welt ein positives Bild von Nazi-Deutschland vorzugaukeln. Mehrfach besuchte Kurt die Sportveranstaltungen mit Geschäftskunden, bedauert aber als über 100-Jähriger noch, dass er Jesse Owens nicht gesehen hat.
Nach Ende der Olympischen Spiele änderte sich die Lage sehr schnell. Das Menetekel stand an der Wand und es wurde plötzlich sehr gefährlich, ein junger jüdischer Mann in Deutschland zu sein. Kurts Familie floh nach Belgien und ermöglichte ihm die Überfahrt nach Amerika – ein von ihm lange gehegter Traum.
Der damals bereits in New York lebende Sozialpsychologe, Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm, dessen Vater ein Bruder von Kurt Wertheims Großmutter war, hatte für ihn ein Affidavit ausgestellt, das Voraussetzung für das Visum war. Es war eine Garantieerklärung, dass Fromm für den Lebensunterhalt des jungen Mannes aufkommen werde, damit dieser in Amerika nicht von staatlicher Unterstützung abhängig wäre. So kam der 20-jährige Kurt am 11. November 1937 mit dem S.S. Manhattan der America Line in New York an – seine ganze Habe in einem Koffer.
Im Erich-Fromm-Archiv in der New Yorker Public Library sind Briefwechsel zwischen Erich Fromm und Kurt Wertheim erhalten, u.a. ein Brief, in dem Fromm ihm anbot, bei ihm in New York sein neues „Zuhause“ einzurichten. Tatsächlich kam Erich Fromm zur Landungsbrücke und unterzeichnete die für Kurts Einreise notwendigen Papiere. Dann aber entschuldigte er sich mit wichtigen Terminen, lud den Neuankömmling für den nächsten Tag in seine Wohnung zum Mittagessen ein und ließ ihn stehen. Das war es dann mit dem neuen „Zuhause“!
Kurt Wertheim traf einen Mann am Pier, der ihn in das Hotel Belleclaire am Broadway mitnahm, wo er seine ersten Tage in New York verbrachte. Später fand er ein möbliertes Zimmer in der Upper Westside. Die Miete von 8 Dollar pro Woche konnte er von seinem Verdienst von 15 Dollar pro Woche finanzieren. Er arbeitete damals bei „S. Klein On The Square", einem großen Bekleidungs-Discount-Geschäft. So lebte er bis zum Frühjahr 1939 in New York, das er faszinierend und aufregend fand und wo er schnell viele Freunde gewann. Durch einen dieser Bekannten, der aus Hamburg stammte, traf er eine Dame, die ihm sagte: „Wann immer Sie einmal nach Memphis kommen, müssen Sie meine Nichte Mildred Haas besuchen“. Dies sollte ein schicksalhafter Rat für Kurt werden.
Die Wirtschaftskrise hatte New York fest im Griff und Kurt beschloss, New York zu verlassen und woanders sein Glück zu machen. Er hatte einen Freund aus Frankfurter Zeiten, der in Memphis lebte. So fuhr er im Frühjahr 1939 von New York fünf Tage lang mit dem Bus zu Walter Bacharach nach Memphis (Tennessee). Der machte ihn mit einem Rechtsanwalt bekannt, der ihm riet, seinen Namen zu amerikanisieren. So wurde aus Kurt Georg Wertheim Curtis George Ward. Selbst nach Jahrzehnten bedauert Curt Ward diese Namensänderung noch immer, da er dadurch seine Identität verloren habe.
Die Familie der Frau dieses Rechtsanwalts besaß ein Sägewerk in Lousiana und Curt Ward nahm dort kurzfristig eine Stellung im den Angestellten vorbehaltenen Laden der Firma an. Fast alle Mitarbeiter waren Schwarze. Das war für ihn ein echter Kulturschock, denn weder in Deutschland noch in New York hatte er mit farbigen Menschen zu tun gehabt und auch nie erfahren, dass die Hautfarbe einen Unterschied machen konnte. Er wusste nichts von der auf der Hautfarbe basierenden Zweiklassengesellschaft und behandelte seine Kunden unterschiedslos respektvoll. So wurde er ein bei allen beliebter Top-Verkäufer.
Im Herbst 1939 erhielt er eine Aufforderung von seiner Frankfurter Ausbildungs-Firma, ein Mayer-Myers Papier-Unternehmen zu eröffnen und kehrte nach Memphis zurück. Kurz darauf allerdings – man erinnere sich an den Rat, Mildred Haas aufzusuchen – kontaktierte er Edgar Haas sr., der eine Matratzenfabrikation „Slumber Products“ gegründet hatte. Curt begann für diese Firma zu arbeiten – eine Verbindung, die bis zum Ende seiner Berufstätigkeit Bestand haben sollte.
1941 wurde Curt Ward zur die US-Army einberufen, obwohl er nicht amerikanischer Staatsbürger war. Er entschied sich zum freiwilligen Dienst, was in Friedenszeiten einen kürzeren Dienst bedeutet hätte. In dieser Zeit wurde er naturalisiert. Am 7. Dezember 1941 griffen die Japaner den US-Stützpunkt Pearl Harbor an und die USA traten in den Krieg ein. Damit war Curt solange Teil der US-Army, wie man ihn dort brauchte. In einem Camp in Maryland, in dem es viele jüdische Flüchtlinge aus Deutschland gab, wurden sie darin ausgebildet, deutsche Kriegsgefangene zu verhören.
Curt Ward wurde nach der Landung der Alliierten in Belgien stationiert. Im Februar 1945 machte er sich auf die Suche nach seiner Familie, die 1938 aus Berlin nach Belgien geflohen war. Seine Mutter, ein Bruder und dessen Frau waren wohlauf. Seine Schwester, deren Mann und Tochter allerdings waren kurz vor der Befreiung deportiert und in Auschwitz ermordet worden.
Curt überzeugte seine Mutter 1950, nach New York zu ziehen, wo sie einerseits mit der Mutter von Erich Fromm viel Zeit verbrachte, und andererseits wieder Kontakt mit den ebenfalls nach New York geflüchteten Schulenkloppers aufnahm, die in Frankfurt in demselben Haus wie die Wertheims gelebt hatten. Vater Schulenklopper besaß in Frankfurt eine Schuhfabrik und wurde 1935 nach Buchenwald deportiert, kam aber wieder frei nach der Zusage, dass er seine Schuhfabrik „arisieren“ lassen würde. Da der Familie klar war, dass dies nicht das Ende der Verfolgungen sein würde, flohen sie nach New York.
An die Geburt von deren Tochter Hedi 1930 in Frankfurt erinnerte sich Curt noch gut – er war damals 13 Jahre alt. Bei seinen vielen Besuchen bei seiner Mutter in New York verliebte er sich in Hedi. Sie führten über sieben Jahre eine Fernbeziehung – Memphis - New York. Am 10. November 1957 heirateten sie und errichteten ihren Hausstand in Memphis. Hedi, die in New York Sozialarbeiterin in Harlem gewesen war, arbeitete für das Shelby County Department of Welfare und hatte dieselben Probleme wie Curt, die Rassentrennung zu akzeptieren. Sie trug ihr Herz auf der Zunge und hielt mit ihren Ansichten nicht hinter dem Berg, was sie in Schwierigkeiten bringen konnte. Curt empfahl ihr, einfach den Mund zu halten. Im Oktober 1960 wurde ihr Sohn Jeffrey Bernard Ward geboren und komplettierte die kleine Familie. Ein jährlicher Besuch in Brüssel bei Curts Bruder gehörte zu den familiären Gepflogenheiten. Hedi und Curt waren fast 50 Jahre verheiratet, als sie 2007 verstarb.
Lange Zeit hat Curt Ward – wie so viele andere – über den Holocaust nicht gesprochen. Erst als er um die 80 Jahre alt war und die Zeitzeugen immer weniger wurden, entschied er sich, seine Geschichte an die jüngere Generation weiterzugeben, um die Erinnerung wach zu halten.
Curt Ward ist über 102 Jahre alt und lebt heute (April 2020) mit wachem Verstand und bei guter Gesundheit in einem Seniorenheim im Memphis.