Max Woythaler

Location 
Raumerstr. 22
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
04 December 2019
Born
15 December 1879 in Allenstein (Ostpreußen) / Olsztyn
Occupation
Kaufmann
Verhaftet
November 1938 to 20 December 1938 in KZ Sachsenhausen
Deportation
on 17 May 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Max Woythaler kam am 15. Dezember 1879 als Sohn von Josef Woythaler und seiner Ehefrau Henriette, geb. Hoffmann, im ostpreußischen Allenstein (heute: Olsztyn / Polen) zur Welt.<br />
Sein Vater Josef Woythaler war Kaufmann und bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts in Allenstein angesiedelt. Die geschäftlichen Beziehungen zu seinem Bruder David, der in Bromberg lebte und dort 1871 eine namhafte Tabakfabrik gegründet hatte, ließen ihn zunächst einen Tabakwarenhandel betreiben. Später entwickelte sich das Geschäft zu einem Colonial- und Delikatessenladen. Josef gehörte der Allensteiner Chevra Kadisch an, die sich um rituelle Bestattungen kümmerte.<br />
Max Woythaler heiratete Elisabeth Wittkowsky, die am 29. Februar 1888 in Neutomischel (Nowy Tomyśl) als Tochter des Kaufmanns und Hopfenhändlers Heinrich Hirsch Wittkowsky und dessen Frau Hedwig (geb. Wittkowsky) geboren wurde. Mit ihr gründete er in Allenstein eine Familie und führte das mittlerweile zu einer Feinkost-, Tabak-, Wild- und Geflügelhandlung ausgebaute Geschäft seines Vaters unter der Adresse Am Markt 4 weiter. <br />
Am 18. Juni 1924 wurde der älteste Sohn Heinz Joseph geboren, dem am 27. August 1926 das zweite Kind Siegbert Georg folgte. <br />
Aufgrund der wirtschaftlichen Isolation Ostpreußens vom Deutschen Reich verschlechterte sich augenscheinlich auch die Situation des Familienunternehmens. Die bisherige Geschäftsadresse Am Markt 4 gab es bald nicht mehr. Vielmehr findet sich im Allensteiner Adressbuch Max Woythaler unter der Berufsbezeichnung „Handelsvertreter", sodass anzunehmen ist, dass er sich zunächst auf einem anderen Gebiet ein Auskommen suchte. Auch die Wohnadresse der Familie hatte sich verändert. Allerdings konnte er sich noch einmal mit einer Wild- und Geflügelhandlung etablieren. Noch im Jahr 1937 scheint sich die Familie in Allenstein aufgehalten zu haben. Der letzte Eintrag im Allensteiner Adressbuch verweist schließlich auf eine Adresse, die in der Nähe des alten jüdischen Bethauses in der Richtstraße lag. <br />
Die sich seit Mitte der 1930er-Jahre auch in Allenstein verschärfenden judenfeindlichen Maßnahmen und Übergriffe veranlassten die Familie wohl dann endgültig, Allenstein zu verlassen. Es ist davon auszugehen, dass Max Woythaler mit seiner Frau und den beiden Söhnen dann direkt nach Berlin übersiedelte, wo bereits einige Familienangehörige lebten. Ob Max mit Elisabeth und den beiden Söhnen bei ihnen unterkam oder auch in den in Berlin zunächst noch bestehenden Familienunternehmen tätig war, bleibt ungewiss. Konkrete Angaben über eine Adresse oder eine berufliche Tätigkeit lassen sich für diesen Zeitraum nicht ermitteln. <br />
Fest steht, dass Max Woythaler 1938 im Zuge der gegen die Juden gerichteten Maßnahmen der Reichspogromnacht, ebenso wie sein Schwager Georg Gross, festgenommen wurde und bis zum 20. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert blieb. Auch danach verliert sich zunächst wieder jede Spur. Lediglich seine Kennkarte, die nach der Verordnung vom 23. Juli 1939 und deren Inkrafttreten am 1. Oktober 1939 für „reichsdeutsche“ Juden verpflichtend war, weist aus, dass er sich zumindest für eine gewisse Zeit in Seelow, in der Nähe von Berlin, aufhielt. Auch dort lebten entfernte Verwandte seiner Familie. Ob diese Tatsache allerdings in einem Zusammenhang damit steht, ist fraglich. Es ist durchaus möglich, dass er bereits dort Zwangsarbeit leisten musste.<br />
Fest steht dagegen, dass die Familie für einige Zeit getrennt voneinander lebte. Weder für die beiden Söhne noch für die Ehefrau Elisabeth lässt sich eine längerfristige konkrete Adresse ermitteln. Ihr Verbleib ist, wie der von dem jüngsten Sohn Siegbert, nur kurzzeitig auszumachen. Über den Sohn Heinz finden sich dagegen keinerlei Hinweise.<br />
Max Woythalers gleichnamiger Cousin, der Lankwitzer Schnupftabakfabrikant Max Woythaler, konnte im Frühjahr 1939 nach dem Verkauf der Firma zusammen mit seiner Familie nach England fliehen. Für die Familie von Max Woythaler hingegen war eine Flucht nicht mehr möglich. In den folgenden Jahren musste die in Berlin verbliebene Familie die Deportation zahlreicher Familienmitglieder aus Berlin miterleben. <br />
Spätestens seit dem 1. April 1942 lebte Max Woythaler wieder mit seiner Frau und den beiden Söhnen zusammen in der Raumerstraße 22 in Prenzlauer Berg. Zur Wohnung gehörte ein Zimmer, eine Kammer, Küche und Badezimmer/Toilette. Die Wohnung wurde frei, nachdem das zuvor darin lebende Ehepaar, Leo Seeliger und seine Frau, deportiert worden war. <br />
1942 waren Max Woythalers Schwester Cäcilie und sein Schwager Georg Gross nach Riga deportiert und im Wald bei Rumbula erschossen worden. Max und seine Familie lebten hingegen noch bis zum Mai 1943 in Berlin. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass seine Ehefrau Elisabeth bei der Geschäftsstelle der Reichsvereinigung der Juden als Hausangestellte beschäftigt war. Die Auflösung dieser Geschäftsstelle wurde am 10. Juni 1943 vollzogenen. Im Vorfeld wurden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf die Deportationslisten gesetzt. In einer als „Geheime Reichssache“ deklarierten Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes heißt es dazu: „Desgleichen sind die bisher noch bei der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland bezw. ihren Bezirksstellen oder Kultusvereinigungen beschäftigten Juden gemäß Richtlinien für die Abbeförderung zu erfassen ...“ [HStA Düsseldorf, Film A 28/2]. <br />
Max Woythaler hatte kurz vor der Deportation am 10. Mai 1943 die übliche „Vermögenserklärung“ auszufüllen. Dieser lässt sich entnehmen, dass er mehrfach zur Zwangsarbeit eingesetzt worden war. Aus seiner Arbeit bei der AEG Fernmelde- und Apparatefabrik Oberspree Oberschöneweide stand ihm noch eine Zahlung von 100 RM als Lohn zu. Zwangsarbeit hatte er auch bei der Abrissfirma Heinrich Exner in Berlin-Lichtenberg geleistet, die mit einem Stundenlohn von 0,80 RM versehen war. Ebenso standen ihm aus einer wohl vorherigen Tätigkeit bei der Theaterschuhmanufaktur W. Striska in Kreuzberg noch ein Betrag in Höhe von 10,83 RM zu. Alle Beträge wurden wie das übrige geringe bare Restvermögen und das verbliebene persönliche Eigentum, ein paar Möbel sowie Kleidung, vom Deutschen Reich eingezogen. <br />
Unmittelbar nach dem 10. Mai 1943 wird sich Max Woythaler mit seiner Familie wohl bereits im Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 befunden haben, dem ehemaligen Jüdischen Altenheim. <br />
Am 17. Mai 1943 wurde die Familie nach Auschwitz deportiert. Bei diesem „38. Osttransport“ wurden ab dem Bahnhof Putlitzstraße in Moabit 406 Menschen, meist aus Berlin, in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Mit der Ankunft in Auschwitz am 19. Mai war deren Schicksal besiegelt. Zwar wurde Max Woythaler bei der Selektion nach der Ankunft ebenso wie sein ältester Sohn Heinz als arbeitsfähig (unter Berufsangabe „Gärtner“) eingestuft. Ein auf den 22. September 1943 datiertes Dokument bezeugt schließlich, dass er nicht mehr weiter als einsatzfähig betrachtet wurde. Nur fünf der Deportierten dieses Transportes überlebten den Holocaust. Max Woythaler gehörte nicht zu ihnen. Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.<br />

Max Woythaler kam am 15. Dezember 1879 als Sohn von Josef Woythaler und seiner Ehefrau Henriette, geb. Hoffmann, im ostpreußischen Allenstein (heute: Olsztyn / Polen) zur Welt.
Sein Vater Josef Woythaler war Kaufmann und bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts in Allenstein angesiedelt. Die geschäftlichen Beziehungen zu seinem Bruder David, der in Bromberg lebte und dort 1871 eine namhafte Tabakfabrik gegründet hatte, ließen ihn zunächst einen Tabakwarenhandel betreiben. Später entwickelte sich das Geschäft zu einem Colonial- und Delikatessenladen. Josef gehörte der Allensteiner Chevra Kadisch an, die sich um rituelle Bestattungen kümmerte.
Max Woythaler heiratete Elisabeth Wittkowsky, die am 29. Februar 1888 in Neutomischel (Nowy Tomyśl) als Tochter des Kaufmanns und Hopfenhändlers Heinrich Hirsch Wittkowsky und dessen Frau Hedwig (geb. Wittkowsky) geboren wurde. Mit ihr gründete er in Allenstein eine Familie und führte das mittlerweile zu einer Feinkost-, Tabak-, Wild- und Geflügelhandlung ausgebaute Geschäft seines Vaters unter der Adresse Am Markt 4 weiter.
Am 18. Juni 1924 wurde der älteste Sohn Heinz Joseph geboren, dem am 27. August 1926 das zweite Kind Siegbert Georg folgte.
Aufgrund der wirtschaftlichen Isolation Ostpreußens vom Deutschen Reich verschlechterte sich augenscheinlich auch die Situation des Familienunternehmens. Die bisherige Geschäftsadresse Am Markt 4 gab es bald nicht mehr. Vielmehr findet sich im Allensteiner Adressbuch Max Woythaler unter der Berufsbezeichnung „Handelsvertreter", sodass anzunehmen ist, dass er sich zunächst auf einem anderen Gebiet ein Auskommen suchte. Auch die Wohnadresse der Familie hatte sich verändert. Allerdings konnte er sich noch einmal mit einer Wild- und Geflügelhandlung etablieren. Noch im Jahr 1937 scheint sich die Familie in Allenstein aufgehalten zu haben. Der letzte Eintrag im Allensteiner Adressbuch verweist schließlich auf eine Adresse, die in der Nähe des alten jüdischen Bethauses in der Richtstraße lag.
Die sich seit Mitte der 1930er-Jahre auch in Allenstein verschärfenden judenfeindlichen Maßnahmen und Übergriffe veranlassten die Familie wohl dann endgültig, Allenstein zu verlassen. Es ist davon auszugehen, dass Max Woythaler mit seiner Frau und den beiden Söhnen dann direkt nach Berlin übersiedelte, wo bereits einige Familienangehörige lebten. Ob Max mit Elisabeth und den beiden Söhnen bei ihnen unterkam oder auch in den in Berlin zunächst noch bestehenden Familienunternehmen tätig war, bleibt ungewiss. Konkrete Angaben über eine Adresse oder eine berufliche Tätigkeit lassen sich für diesen Zeitraum nicht ermitteln.
Fest steht, dass Max Woythaler 1938 im Zuge der gegen die Juden gerichteten Maßnahmen der Reichspogromnacht, ebenso wie sein Schwager Georg Gross, festgenommen wurde und bis zum 20. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert blieb. Auch danach verliert sich zunächst wieder jede Spur. Lediglich seine Kennkarte, die nach der Verordnung vom 23. Juli 1939 und deren Inkrafttreten am 1. Oktober 1939 für „reichsdeutsche“ Juden verpflichtend war, weist aus, dass er sich zumindest für eine gewisse Zeit in Seelow, in der Nähe von Berlin, aufhielt. Auch dort lebten entfernte Verwandte seiner Familie. Ob diese Tatsache allerdings in einem Zusammenhang damit steht, ist fraglich. Es ist durchaus möglich, dass er bereits dort Zwangsarbeit leisten musste.
Fest steht dagegen, dass die Familie für einige Zeit getrennt voneinander lebte. Weder für die beiden Söhne noch für die Ehefrau Elisabeth lässt sich eine längerfristige konkrete Adresse ermitteln. Ihr Verbleib ist, wie der von dem jüngsten Sohn Siegbert, nur kurzzeitig auszumachen. Über den Sohn Heinz finden sich dagegen keinerlei Hinweise.
Max Woythalers gleichnamiger Cousin, der Lankwitzer Schnupftabakfabrikant Max Woythaler, konnte im Frühjahr 1939 nach dem Verkauf der Firma zusammen mit seiner Familie nach England fliehen. Für die Familie von Max Woythaler hingegen war eine Flucht nicht mehr möglich. In den folgenden Jahren musste die in Berlin verbliebene Familie die Deportation zahlreicher Familienmitglieder aus Berlin miterleben.
Spätestens seit dem 1. April 1942 lebte Max Woythaler wieder mit seiner Frau und den beiden Söhnen zusammen in der Raumerstraße 22 in Prenzlauer Berg. Zur Wohnung gehörte ein Zimmer, eine Kammer, Küche und Badezimmer/Toilette. Die Wohnung wurde frei, nachdem das zuvor darin lebende Ehepaar, Leo Seeliger und seine Frau, deportiert worden war.
1942 waren Max Woythalers Schwester Cäcilie und sein Schwager Georg Gross nach Riga deportiert und im Wald bei Rumbula erschossen worden. Max und seine Familie lebten hingegen noch bis zum Mai 1943 in Berlin. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass seine Ehefrau Elisabeth bei der Geschäftsstelle der Reichsvereinigung der Juden als Hausangestellte beschäftigt war. Die Auflösung dieser Geschäftsstelle wurde am 10. Juni 1943 vollzogenen. Im Vorfeld wurden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf die Deportationslisten gesetzt. In einer als „Geheime Reichssache“ deklarierten Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes heißt es dazu: „Desgleichen sind die bisher noch bei der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland bezw. ihren Bezirksstellen oder Kultusvereinigungen beschäftigten Juden gemäß Richtlinien für die Abbeförderung zu erfassen ...“ [HStA Düsseldorf, Film A 28/2].
Max Woythaler hatte kurz vor der Deportation am 10. Mai 1943 die übliche „Vermögenserklärung“ auszufüllen. Dieser lässt sich entnehmen, dass er mehrfach zur Zwangsarbeit eingesetzt worden war. Aus seiner Arbeit bei der AEG Fernmelde- und Apparatefabrik Oberspree Oberschöneweide stand ihm noch eine Zahlung von 100 RM als Lohn zu. Zwangsarbeit hatte er auch bei der Abrissfirma Heinrich Exner in Berlin-Lichtenberg geleistet, die mit einem Stundenlohn von 0,80 RM versehen war. Ebenso standen ihm aus einer wohl vorherigen Tätigkeit bei der Theaterschuhmanufaktur W. Striska in Kreuzberg noch ein Betrag in Höhe von 10,83 RM zu. Alle Beträge wurden wie das übrige geringe bare Restvermögen und das verbliebene persönliche Eigentum, ein paar Möbel sowie Kleidung, vom Deutschen Reich eingezogen.
Unmittelbar nach dem 10. Mai 1943 wird sich Max Woythaler mit seiner Familie wohl bereits im Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 befunden haben, dem ehemaligen Jüdischen Altenheim.
Am 17. Mai 1943 wurde die Familie nach Auschwitz deportiert. Bei diesem „38. Osttransport“ wurden ab dem Bahnhof Putlitzstraße in Moabit 406 Menschen, meist aus Berlin, in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Mit der Ankunft in Auschwitz am 19. Mai war deren Schicksal besiegelt. Zwar wurde Max Woythaler bei der Selektion nach der Ankunft ebenso wie sein ältester Sohn Heinz als arbeitsfähig (unter Berufsangabe „Gärtner“) eingestuft. Ein auf den 22. September 1943 datiertes Dokument bezeugt schließlich, dass er nicht mehr weiter als einsatzfähig betrachtet wurde. Nur fünf der Deportierten dieses Transportes überlebten den Holocaust. Max Woythaler gehörte nicht zu ihnen. Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.