Hans Neumann

Location 
Ritterstraße 19
District
Kreuzberg
Stone was laid
07 October 2020
Born
05 January 1906 in Berlin
Occupation
Kaufmann
Deportation
on 17 May 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Hans Neumann wurde am 5. Januar 1906 in Berlin geboren. Er lebte mit seinen Eltern Flora und Willy Neumann und seinem jüngeren Bruder Hermann im Brunnenviertel in der Ramlerstraße 90. Nicht unweit von seinem Zuhause führte sein Vater Willy ein Lederwarengeschäft in der Jasmunderstraße 21. Hans folgte dem Beruf seines Vaters und arbeitete anfänglich in dessen Geschäft.

Am 2. April 1932 heiratete Hans die gleichaltrige Käthe Pick. In dieser Zeit muss das Paar in die Ritterstraße 19 gezogen sein. Am 7. November 1933 kam ihr einziger Sohn Wolfgang auf die Welt. Hans eröffnete nun selbst ein Lederwarengeschäft im Haus, in dem sich auch ihre Wohnung befand und das an der Ecke Prinzenstraße/ Ritterstraße stand. In den ersten Jahren lief das Geschäft sehr gut. Nachdem sein Vater 1937 verstarb, nahmen Hans und Käthe seine Mutter Flora bei sich auf; das Geschäft in der Jasmunder Straße wurde aufgelöst.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde Hans‘ Familie Opfer der Reichspogromnacht. Seine Mutter Flora gab im später gestellten Wiedergutmachungsantrag detailliert Auskunft über die Geschehnisse: Gegen zwei Uhr wurde die Familie von Lärm auf der Straße geweckt. SA-Leute rannten durch die Straßen, schlugen Türen und Fenster jüdischer Geschäfte und Wohnungen ein. Als sie am Morgen in das Geschäft gingen, entdeckten sie, dass die Fensterscheiben zerschlagen waren, die Maschinen gestohlen und die Waren zerschnitten worden waren. Ein kurz darauf erscheinender SA-Mann teilte ihnen mit, dass sie innerhalb von 48 Stunden die Fenster reparieren müssten, sonst drohe Haft. Hans Mutter Flora gab ihre Ersparnisse dazu, so dass die Familie die erforderliche Geldsumme knapp aufbringen konnte. Im Jahre 1956 gab ein benachbarter Friseur im Wiedergutmachungsverfahren an, dass er glaube, Hans hätte seine Einrichtungsgegenstände anschließend verkauft. Er selbst habe Hans damals eine Kasse abgekauft, könne sich aber nicht mehr an den Preis erinnern.

Mit dem Einschnitt des Novemberpogroms verschärfte sich die antisemitische Ausgrenzungs- und Verfolgungspraxis der Nationalsozialisten zunehmend. Wie allen jüdischen Geschäftsinhabern wurde es Hans verboten, sein zerstörtes Geschäft wieder zu eröffnen. Bald darauf wurden er und seine Frau Käthe wie die meisten Berliner Juden und Jüdinnen zur Zwangsarbeit eingezogen. Hans Bruder Hermann versuchte nun, ihre Mutter Flora nach Argentinien nachzuholen, was im Dezember 1940 auch gelang. Hermann selbst war mit seiner Familie schon 1938 nach Argentinien geflohen. Für Käthe, Hans und den kleinen Wolfgang reichte das Geld zur Flucht nach Argentinien nicht. 

Im Frühjahr 1943 musste die Familie Neumann ihr zu Hause verlassen und wurde in ein ‚Judenhaus‘ in der Stallschreiberstraße 26 zwangseingewiesen. Von dort aus wurden sie am 17. Mai 1943 nach Auschwitz deportiert. Es ist davon auszugehen, dass Käthe, Hans und ihr Sohn Wolfgang direkt nach der Ankunft in die Gaskammern geschickt und ermordet wurden, denn sie erhielten keine Häftlingsnummern.