Anna Goldbaum née Marien

Location 
Prinz-Friedrich-Leopold-Str. 31
District
Nikolassee
Stone was laid
15 June 2021
Born
12 December 1875 in Wriezen
Escape
1939 an Bord der "St. Louis" 1939 , dann Brüssel
Fate unknown

Als Anna Goldbaum mit 64 Jahren am 13. Mai 1939 den Ozeandampfer St. Louis mit 936 anderen Passagieren in Hamburg betrat, hoffte sie wie alle anderen, dem Nazi-Regime entronnen zu sein. Für nur 360 von ihnen erfüllte sich diese Hoffnung, Anna Goldbaum gehörte nicht dazu.<br />
Sie war als Anna Marien am 12. Dezember 1875 in Wriezen im Oderbruch geboren worden. Ihr Vater Leopold Marien war dort Lehrer und Kantor der jüdischen Gemeinde. Verheiratet war sie mit dem Bankangestellten Julian Goldbaum, der schon 1924 verstarb. Das Ehepaar lebte in Berlin und hatte einen Sohn, Erich, der später unter dem Namen Eric Godal als Karikaturist bekannt wurde. <br />
In den 1930er-Jahren übernahm Anna Goldbaum mit Hilfe des Sohns die Leitung eines kleinen Hotels in der Hohen Tatra in der heutigen Slowakei. Dort erfuhren sie und ihre Gäste, darunter auch viele mit jüdischen Wurzeln, von der Machtergreifung Hitlers. Schon im Februar 1933 musste ihr Sohn Erich Hals über Kopf Berlin verlassen, um dem Zugriff einer wilden SA-Meute zu entgehen. Er floh zu seiner Mutter in die Tschechoslowakei, von wo er über Italien in die USA emigrierte, für die er ein Immigrationsvisum erhalten hatte.<br />
Da der Hotelbetrieb immer schwieriger wurde, musste Anna Goldbaum 1936 das Haus verkaufen und ging, gegen den Rat des Sohns, nach Berlin zurück. In seinen Erinnerungen schreibt er: „Verständlich schon: Sie hatte dort viele Freunde, wohnte bei Bekannten in Nikolassee und glaubte, sie sei nicht im mindesten gefährdet. Wer würde ihr etwas anhaben wollen? Sie hatte sich nie um Politik gekümmert und nie eingesehen, warum ich sie schon vor Hitlers Machtergreifung in die ČSR gebracht hatte.“<br />
Wie Anna Goldbaum nach Berlin gekommen ist und ob sie gleich in die Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 31 in Nikolassee einzog, wissen wir nicht. Die Melderegisterkarten sind leider im Zweiten Weltkrieg verbrannt. Der Sohn sah die Gefahr klar und holte seine Mutter mit einem Besuchsvisum nach New York, doch Anna Goldbaum entschied sich dafür, nach Berlin zurückzukehren. Nicht lange nach ihrer Rückkehr wurde sie zur Gestapo vorgeladen: „Entweder Auswanderung oder Konzentrationslager.“ Der Sohn schreibt in seinen Erinnerungen dazu: „Aus ihren Briefen sprach panische Angst. Ich musste sie schleunigst herausbekommen, gleichgültig wie. Und da hörte ich, daß man ein kubanisches Visum für zwei hundertfünfzig Dollar kaufen konnte, direkt vom Immigrationskommissar Gonzales. Diese Visen waren echt, jedoch nicht sehr legal, denn das Geld ging direkt in Gonzales’ Tasche. Aber für Bedenken war keine Zeit zu verlieren. In aller Eile besorgte ich ihr das Visum, und sie ging an Bord der ‚St. Louis‘.“<br />
Die St. Louis sollte ihre Passagiere über Havanna in die Freiheit bringen. Die kubanische Regierung, die dem Druck der Nazi-Regierung nicht widerstehen konnte oder wollte, ließ sie jedoch nicht an Land. Auch die USA verweigerten den Flüchtenden die Aufnahme, das Schiff musste umkehren und landete am 17. Juni in Antwerpen. Hier endete die Fahrt auch für Anna Goldbaum. Sie lebte dann in der Nähe von Brüssel, vermutlich bei Freunden. Am 17. Februar 1940 wurde ihr Aufenthalt in Brüssel noch amtlich bestätigt, am 20. Mai 1940 schickte das „Oberkommando der Wehrmacht“ den Brief des Sohns, Eric Godal (Erich Goldbaum), an ihn zurück mit dem Vermerk. „Verstorben“. Die Deutschen hatten am 10. Mai 1940 die Niederlande und Belgien überfallen und besetzt. Seit diesem Zweitpunkt fehlt jede Spur von Anna Goldbaum.<br />
Für sie wurde schon vor Jahren ein Stolperstein in Königs Wusterhausen verlegt. Wie sich dann herausstellte, war das die falsche Adresse. Die richtige Adresse ihres letzten freigewählten Wohnsitzes war die Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 31 in Nikolassee. Dort wurde am 15. Juni 2021 der Stolperstein nun endgültig verlegt.<br />

Als Anna Goldbaum mit 64 Jahren am 13. Mai 1939 den Ozeandampfer St. Louis mit 936 anderen Passagieren in Hamburg betrat, hoffte sie wie alle anderen, dem Nazi-Regime entronnen zu sein. Für nur 360 von ihnen erfüllte sich diese Hoffnung, Anna Goldbaum gehörte nicht dazu.
Sie war als Anna Marien am 12. Dezember 1875 in Wriezen im Oderbruch geboren worden. Ihr Vater Leopold Marien war dort Lehrer und Kantor der jüdischen Gemeinde. Verheiratet war sie mit dem Bankangestellten Julian Goldbaum, der schon 1924 verstarb. Das Ehepaar lebte in Berlin und hatte einen Sohn, Erich, der später unter dem Namen Eric Godal als Karikaturist bekannt wurde.
In den 1930er-Jahren übernahm Anna Goldbaum mit Hilfe des Sohns die Leitung eines kleinen Hotels in der Hohen Tatra in der heutigen Slowakei. Dort erfuhren sie und ihre Gäste, darunter auch viele mit jüdischen Wurzeln, von der Machtergreifung Hitlers. Schon im Februar 1933 musste ihr Sohn Erich Hals über Kopf Berlin verlassen, um dem Zugriff einer wilden SA-Meute zu entgehen. Er floh zu seiner Mutter in die Tschechoslowakei, von wo er über Italien in die USA emigrierte, für die er ein Immigrationsvisum erhalten hatte.
Da der Hotelbetrieb immer schwieriger wurde, musste Anna Goldbaum 1936 das Haus verkaufen und ging, gegen den Rat des Sohns, nach Berlin zurück. In seinen Erinnerungen schreibt er: „Verständlich schon: Sie hatte dort viele Freunde, wohnte bei Bekannten in Nikolassee und glaubte, sie sei nicht im mindesten gefährdet. Wer würde ihr etwas anhaben wollen? Sie hatte sich nie um Politik gekümmert und nie eingesehen, warum ich sie schon vor Hitlers Machtergreifung in die ČSR gebracht hatte.“
Wie Anna Goldbaum nach Berlin gekommen ist und ob sie gleich in die Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 31 in Nikolassee einzog, wissen wir nicht. Die Melderegisterkarten sind leider im Zweiten Weltkrieg verbrannt. Der Sohn sah die Gefahr klar und holte seine Mutter mit einem Besuchsvisum nach New York, doch Anna Goldbaum entschied sich dafür, nach Berlin zurückzukehren. Nicht lange nach ihrer Rückkehr wurde sie zur Gestapo vorgeladen: „Entweder Auswanderung oder Konzentrationslager.“ Der Sohn schreibt in seinen Erinnerungen dazu: „Aus ihren Briefen sprach panische Angst. Ich musste sie schleunigst herausbekommen, gleichgültig wie. Und da hörte ich, daß man ein kubanisches Visum für zwei hundertfünfzig Dollar kaufen konnte, direkt vom Immigrationskommissar Gonzales. Diese Visen waren echt, jedoch nicht sehr legal, denn das Geld ging direkt in Gonzales’ Tasche. Aber für Bedenken war keine Zeit zu verlieren. In aller Eile besorgte ich ihr das Visum, und sie ging an Bord der ‚St. Louis‘.“
Die St. Louis sollte ihre Passagiere über Havanna in die Freiheit bringen. Die kubanische Regierung, die dem Druck der Nazi-Regierung nicht widerstehen konnte oder wollte, ließ sie jedoch nicht an Land. Auch die USA verweigerten den Flüchtenden die Aufnahme, das Schiff musste umkehren und landete am 17. Juni in Antwerpen. Hier endete die Fahrt auch für Anna Goldbaum. Sie lebte dann in der Nähe von Brüssel, vermutlich bei Freunden. Am 17. Februar 1940 wurde ihr Aufenthalt in Brüssel noch amtlich bestätigt, am 20. Mai 1940 schickte das „Oberkommando der Wehrmacht“ den Brief des Sohns, Eric Godal (Erich Goldbaum), an ihn zurück mit dem Vermerk. „Verstorben“. Die Deutschen hatten am 10. Mai 1940 die Niederlande und Belgien überfallen und besetzt. Seit diesem Zweitpunkt fehlt jede Spur von Anna Goldbaum.
Für sie wurde schon vor Jahren ein Stolperstein in Königs Wusterhausen verlegt. Wie sich dann herausstellte, war das die falsche Adresse. Die richtige Adresse ihres letzten freigewählten Wohnsitzes war die Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 31 in Nikolassee. Dort wurde am 15. Juni 2021 der Stolperstein nun endgültig verlegt.