Helene Davidson née Schlochauer

Location 
Bundesplatz 17
District
Wilmersdorf
Stone was laid
04 June 2021
Born
17 February 1888 in Alt Ukta (Ostpreußen) / Ukta
Occupation
Fremdsprachenkorrespondentin
Survived

Helene Davidson wurde als erste Tochter von Johanna und David Schlochauer am 17. Februar 1888 in Alt Ukta im ostpreußischen Kreis Sensburg geboren. Sie hatte fünf Geschwister – die Brüder Moritz und Gustav sowie die Schwestern Ella, Rosa und Frieda. <br />
Am 18. November 1906 heiratete sie in London den Kaufmann Adolf Davidson und wanderte mit ihm nach San Salvador aus. Sie gebar vier Kinder, trennte sich 1920 von ihrem Mann und kehrte mit ihren Kindern nach Deutschland zurück. Bis etwa 1933/1934 lebte sie mit ihnen in Berlin-Charlottenburg in einer Villa in der Kastanienallee 9. <br />
Da ihre Kinder wegen des NS-Regimes Deutschland wieder verließen und nach San Salvador zurückkehrten, verließ sie ihre Villa und zog in den folgenden Jahren zu verschiedenen Familien als Untermieterin, Ende der 1930er-Jahre zum Bundesplatz 17 (damals Kaiserplatz 17), in die Wohnung ihrer Cousine Gerta Lea Kaiser. Ihre Villa in der Kastanienallee 9 wurde von Nazis geplündert.<br />
Von 1928 bis 1942 arbeitete sie als spanische Korrespondentin bei der Firma Reuther & Co (Exportgeschäft) in der Meineckestraße 6 in Berlin-Charlottenburg. Im September 1939 musste die Firma sie als Jüdin in ihrem Gehalt zurückstufen, erhielt aber eine Spezialerlaubnis, sie weiter zu beschäftigen, da sie Außenstände von südamerikanischen Schuldnern eintreiben sollte. Zum 1. Oktober 1942 musste die Firma sie wegen ihrer jüdischen Herkunft aber doch entlassen.<br />
Anfang Oktober 1942 sollte Helene Davidson von der Gestapo abgeholt werden. Sie war zufällig nicht zuhause und konnte nach der Warnung durch Gerta Lea Kaiser mit Hilfe des „Stillen Helden“ Hermann Kleinjung, der ebenfalls bei Reuther & Co beschäftigt war, in einer Wohnung in der Krummen Straße in Charlottenburg untertauchen. Gerta Lea Kaiser konnte sie mit Lebensmitteln versorgen. Im August 1943 wurde das Haus durch eine Bombe zerstört. Wieder mit der Hilfe von Hermann Kleinjung konnte Helene Davidson sich im September 1943 unter falschem Namen mit einem befreundeten Ehepaar nach Süddeutschland retten. <br />
In ihrem in den 1950er-Jahren geführten Restitutionsverfahren gab sie zu Protokoll: „Da ich mich in Berlin, ohne schließlich entdeckt zu werden – ganz zu schweigen von der Frage der heimlichen Lebensmittelversorgung – nicht mehr halten konnte, schloss ich mich meinen Freunden und Leidensgenossen, [...] dem Rechtsanwalt und Notar Dr. Siegfried Bieberfeld und seiner Frau Johanna, geb. Traub, an und floh mit ihnen nach Heidelberg, bzw. der Stadt Neckargmünd. Auch dort führte ich, gemeinsam mit den Eheleuten Bieberfeld, ein geheimes Leben, Tag und Nacht von Ängsten, entdeckt und deportiert zu werden, umschwebt. [...] Im Ganzen habe ich vom 12. Oktober 1942 bis zum 1. Mai 1945 im Untergrund gelebt, also zusammen 933 Tage.“<br />
1946 wanderte Helene Davidson in die USA aus und zog Ende 1952 zu ihren Kindern nach San Salvador. Dort ist sie am 3. Dezember 1970, 82-jährig, verstorben. In ihren letzten Lebensjahren konnte sie von der Rente leben, die sie in einem aufwändigen Restitutionsverfahren von den Berliner Behörden erkämpft hatte.<br />

Helene Davidson wurde als erste Tochter von Johanna und David Schlochauer am 17. Februar 1888 in Alt Ukta im ostpreußischen Kreis Sensburg geboren. Sie hatte fünf Geschwister – die Brüder Moritz und Gustav sowie die Schwestern Ella, Rosa und Frieda.
Am 18. November 1906 heiratete sie in London den Kaufmann Adolf Davidson und wanderte mit ihm nach San Salvador aus. Sie gebar vier Kinder, trennte sich 1920 von ihrem Mann und kehrte mit ihren Kindern nach Deutschland zurück. Bis etwa 1933/1934 lebte sie mit ihnen in Berlin-Charlottenburg in einer Villa in der Kastanienallee 9.
Da ihre Kinder wegen des NS-Regimes Deutschland wieder verließen und nach San Salvador zurückkehrten, verließ sie ihre Villa und zog in den folgenden Jahren zu verschiedenen Familien als Untermieterin, Ende der 1930er-Jahre zum Bundesplatz 17 (damals Kaiserplatz 17), in die Wohnung ihrer Cousine Gerta Lea Kaiser. Ihre Villa in der Kastanienallee 9 wurde von Nazis geplündert.
Von 1928 bis 1942 arbeitete sie als spanische Korrespondentin bei der Firma Reuther & Co (Exportgeschäft) in der Meineckestraße 6 in Berlin-Charlottenburg. Im September 1939 musste die Firma sie als Jüdin in ihrem Gehalt zurückstufen, erhielt aber eine Spezialerlaubnis, sie weiter zu beschäftigen, da sie Außenstände von südamerikanischen Schuldnern eintreiben sollte. Zum 1. Oktober 1942 musste die Firma sie wegen ihrer jüdischen Herkunft aber doch entlassen.
Anfang Oktober 1942 sollte Helene Davidson von der Gestapo abgeholt werden. Sie war zufällig nicht zuhause und konnte nach der Warnung durch Gerta Lea Kaiser mit Hilfe des „Stillen Helden“ Hermann Kleinjung, der ebenfalls bei Reuther & Co beschäftigt war, in einer Wohnung in der Krummen Straße in Charlottenburg untertauchen. Gerta Lea Kaiser konnte sie mit Lebensmitteln versorgen. Im August 1943 wurde das Haus durch eine Bombe zerstört. Wieder mit der Hilfe von Hermann Kleinjung konnte Helene Davidson sich im September 1943 unter falschem Namen mit einem befreundeten Ehepaar nach Süddeutschland retten.
In ihrem in den 1950er-Jahren geführten Restitutionsverfahren gab sie zu Protokoll: „Da ich mich in Berlin, ohne schließlich entdeckt zu werden – ganz zu schweigen von der Frage der heimlichen Lebensmittelversorgung – nicht mehr halten konnte, schloss ich mich meinen Freunden und Leidensgenossen, [...] dem Rechtsanwalt und Notar Dr. Siegfried Bieberfeld und seiner Frau Johanna, geb. Traub, an und floh mit ihnen nach Heidelberg, bzw. der Stadt Neckargmünd. Auch dort führte ich, gemeinsam mit den Eheleuten Bieberfeld, ein geheimes Leben, Tag und Nacht von Ängsten, entdeckt und deportiert zu werden, umschwebt. [...] Im Ganzen habe ich vom 12. Oktober 1942 bis zum 1. Mai 1945 im Untergrund gelebt, also zusammen 933 Tage.“
1946 wanderte Helene Davidson in die USA aus und zog Ende 1952 zu ihren Kindern nach San Salvador. Dort ist sie am 3. Dezember 1970, 82-jährig, verstorben. In ihren letzten Lebensjahren konnte sie von der Rente leben, die sie in einem aufwändigen Restitutionsverfahren von den Berliner Behörden erkämpft hatte.