Anna Pincus née Zacharias

Location 
Michaelkirchstr. 13
Historical name
Michaelkirchstr. 13
District
Mitte
Stone was laid
09 November 2021
Born
17 October 1878 in Berlin
Occupation
Krankenpflegerin und Hausfrau
Deportation
on 24 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt (Ghetto)
Later deported
on 12 May 1942 to Chełmno / Kulmhof
Murdered
in Chełmno / Kulmhof

Anna Pincus, geb. Zacharias, wurde am 17.10.1878 in Berlin als eine von fünf Töchtern von Jeanette (geb. Silbermann) und Kirstein Zacharias geboren. Nach dem Tod ihres Vaters 1887 lebte sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Schwestern Martha (*1873), Klara (*1875), Rosa (*1877) und Elisabeth (*1881) in einem jüdischen Witwen- und Waisenhaus in Berlin-Mitte. In einem anliegenden Krankenhaus wurde Sie zur Krankenpflegerin ausgebildet. Neben ihrer Hausfrauentätigkeit übte sie den Beruf der Krankenpflegerin auch nach ihrer Hochzeit am 28.03.1916 mit Siegfried Elkan Pincus (*1867) aus, welcher seinerseits kaufmännisch als Hersteller von Zuschneidemaschinen für industriell genutzte Stoffrollen tätig war. Das Ehepaar hatte einen gemeinsamen Sohn, Rudi Moritz Pincus (*1917). Die Familie lebte in der Michaelkirchstr. 13 in Berlin-Mitte in einer Wohnung im ersten Obergeschoss des Vorderhauses und verfügte über einen eigenen Telefonanschluss (Tel. 674675).<br />
<br />
Anfang 1939 emigrierte Rudi Pincus auf Anraten seines in Chile lebenden Cousins Bernie Pincus via England in das südamerikanische Land. Zwischen Eltern und Sohn bestand nach dessen Ankunft in Chile regelmäßiger Briefkontakt, in dessen Rahmen sie gemeinsam Emigrationsmöglichkeiten für Anna und Elkan Pincus erörterten. In einem Brief von 12. April 1939 berichtet Anna Pincus ihrem Sohn, dass sie infolge einer gesetzlichen Anordnung vom 21.02.1939 alle Silber-, Gold- und sonstigen Schmuck- und Wertgegenstände aus dem Familienbesitz weit unter Marktwert beim Pfandleiher abgeben mussten. Der dort erzielte Erlös habe nur zum Kauf einer „verchromten Nickeluhr“ gereicht. <br />
<br />
1941 wurden dem Ehepaar bereits erteilte chilenische Visa annulliert. Daraufhin besorgten Rudi und seine Cousins Bernie Pincus und Kurt Abraham für Anna und Elkan Einreisevisa für Ecuador, welche jedoch nicht mehr rechtzeitig eintrafen. Am 22.10.1941 wurden sie aufgefordert ihre Wohnung in der Michaelkirchstraße zu verlassen und sich in der Synagoge in der Lewetzowstraße Berlin-Tiergarten einzufinden. Die Gestapo hatte der Jüdischen Gemeinde Berlin angeordnet, die Synagoge als Sammellager für 1.000 Personen herzurichten. Von dort mussten Anna und Elkan Pincus zwei Tage später, am 24.Oktober 1941, mit Gepäck sieben Kilometer zu Fuß durch die Stadt zum Bahnhof Grunewald gehen. Wer nicht laufen konnte, wurde auf Lastwägen transportiert. Angekommen am Bahnhof wurde ihnen zusammen mit etwa 980 Jüdinnen und Juden befohlen, einen bewachten Passagierzug zu besteigen, mit welchem sie noch am selben Tag im Rahmen des sog. „II. Transport" bzw. „II. Osttransport" von Berlin in das Ghetto von Litzmannstadt (Łódź) deportiert wurden. Auf einer dort erstellten Liste von Personen, die in diesem Zusammenhang im Ghetto „eingesiedelt" wurden, sind hinter dem Namen von Anna Pincus der Begriff „Greisenheim II" und „Gnesener Str. 26" vermerkt. An besagter Adresse im Ghetto von Litzmannstadt befand sich eine Unterbringung für ältere Menschen sowie für Personen, die aus Gebieten außerhalb Polens deportiert worden waren. Ihr Ehemann Elkan Pincus verstarb am 07.02.1942 im Ghetto Litzmannstadt. Vermutlich am 12.05.1942 [nach anderen Angaben am 13.05.1942] wurde Anna Pincus, als eine von 11700 Personen zwischen dem 04.05. und dem 15.05.1942, in das etwa 70 km nordwestlich von Litzmannstadt entfernt liegende Vernichtungslager in Kulmhof (Chełmno nad Nerem) gebracht und dort in einem umgebauten Lastwagen vergast. Kulmhof war das erste Vernichtungslager in dem Menschen durch Giftgas ermordet wurden. Das genaue Todesdatum von Anna Pincus ist nicht bekannt. Sie wurde 64 Jahre alt.<br />
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Ihre vier Schwestern wurden ebenfalls während des Holocaust ermordet. Martha Michaelis (geb. Zacharias) wurde am 19.01.1942 von Berlin in das Ghetto von Riga deportiert. Ihr genaues Todesdatum ist nicht bekannt. Rosa und Klara Zacharias wurden am 14.09.1942 von Berlin in das Ghetto von Theresienstadt (Terezín) deportiert. Als Todesdatum für Rosa Zacharias wird der 22.11.1942, für Klara Zacharias der 10.01.1943 genannt. Elisabeth Löwy (geb. Zacharias) war vor Beginn des zweiten Weltkriegs nach Frankreich geflohen. Aufgrund der in verschiedenen Archiven zugänglichen Daten muss davon ausgegangen werden, dass sie am 04.11.1942 aus dem Sammellager im französischen Drancy nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurde. Ihre Nachfahren berichten, sie habe das Vernichtungslager nicht überlebt.

Anna Pincus, geb. Zacharias, wurde am 17.10.1878 in Berlin als eine von fünf Töchtern von Jeanette (geb. Silbermann) und Kirstein Zacharias geboren. Nach dem Tod ihres Vaters 1887 lebte sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Schwestern Martha (*1873), Klara (*1875), Rosa (*1877) und Elisabeth (*1881) in einem jüdischen Witwen- und Waisenhaus in Berlin-Mitte. In einem anliegenden Krankenhaus wurde Sie zur Krankenpflegerin ausgebildet. Neben ihrer Hausfrauentätigkeit übte sie den Beruf der Krankenpflegerin auch nach ihrer Hochzeit am 28.03.1916 mit Siegfried Elkan Pincus (*1867) aus, welcher seinerseits kaufmännisch als Hersteller von Zuschneidemaschinen für industriell genutzte Stoffrollen tätig war. Das Ehepaar hatte einen gemeinsamen Sohn, Rudi Moritz Pincus (*1917). Die Familie lebte in der Michaelkirchstr. 13 in Berlin-Mitte in einer Wohnung im ersten Obergeschoss des Vorderhauses und verfügte über einen eigenen Telefonanschluss (Tel. 674675).

Anfang 1939 emigrierte Rudi Pincus auf Anraten seines in Chile lebenden Cousins Bernie Pincus via England in das südamerikanische Land. Zwischen Eltern und Sohn bestand nach dessen Ankunft in Chile regelmäßiger Briefkontakt, in dessen Rahmen sie gemeinsam Emigrationsmöglichkeiten für Anna und Elkan Pincus erörterten. In einem Brief von 12. April 1939 berichtet Anna Pincus ihrem Sohn, dass sie infolge einer gesetzlichen Anordnung vom 21.02.1939 alle Silber-, Gold- und sonstigen Schmuck- und Wertgegenstände aus dem Familienbesitz weit unter Marktwert beim Pfandleiher abgeben mussten. Der dort erzielte Erlös habe nur zum Kauf einer „verchromten Nickeluhr“ gereicht.

1941 wurden dem Ehepaar bereits erteilte chilenische Visa annulliert. Daraufhin besorgten Rudi und seine Cousins Bernie Pincus und Kurt Abraham für Anna und Elkan Einreisevisa für Ecuador, welche jedoch nicht mehr rechtzeitig eintrafen. Am 22.10.1941 wurden sie aufgefordert ihre Wohnung in der Michaelkirchstraße zu verlassen und sich in der Synagoge in der Lewetzowstraße Berlin-Tiergarten einzufinden. Die Gestapo hatte der Jüdischen Gemeinde Berlin angeordnet, die Synagoge als Sammellager für 1.000 Personen herzurichten. Von dort mussten Anna und Elkan Pincus zwei Tage später, am 24.Oktober 1941, mit Gepäck sieben Kilometer zu Fuß durch die Stadt zum Bahnhof Grunewald gehen. Wer nicht laufen konnte, wurde auf Lastwägen transportiert. Angekommen am Bahnhof wurde ihnen zusammen mit etwa 980 Jüdinnen und Juden befohlen, einen bewachten Passagierzug zu besteigen, mit welchem sie noch am selben Tag im Rahmen des sog. „II. Transport" bzw. „II. Osttransport" von Berlin in das Ghetto von Litzmannstadt (Łódź) deportiert wurden. Auf einer dort erstellten Liste von Personen, die in diesem Zusammenhang im Ghetto „eingesiedelt" wurden, sind hinter dem Namen von Anna Pincus der Begriff „Greisenheim II" und „Gnesener Str. 26" vermerkt. An besagter Adresse im Ghetto von Litzmannstadt befand sich eine Unterbringung für ältere Menschen sowie für Personen, die aus Gebieten außerhalb Polens deportiert worden waren. Ihr Ehemann Elkan Pincus verstarb am 07.02.1942 im Ghetto Litzmannstadt. Vermutlich am 12.05.1942 [nach anderen Angaben am 13.05.1942] wurde Anna Pincus, als eine von 11700 Personen zwischen dem 04.05. und dem 15.05.1942, in das etwa 70 km nordwestlich von Litzmannstadt entfernt liegende Vernichtungslager in Kulmhof (Chełmno nad Nerem) gebracht und dort in einem umgebauten Lastwagen vergast. Kulmhof war das erste Vernichtungslager in dem Menschen durch Giftgas ermordet wurden. Das genaue Todesdatum von Anna Pincus ist nicht bekannt. Sie wurde 64 Jahre alt.

Ihre vier Schwestern wurden ebenfalls während des Holocaust ermordet. Martha Michaelis (geb. Zacharias) wurde am 19.01.1942 von Berlin in das Ghetto von Riga deportiert. Ihr genaues Todesdatum ist nicht bekannt. Rosa und Klara Zacharias wurden am 14.09.1942 von Berlin in das Ghetto von Theresienstadt (Terezín) deportiert. Als Todesdatum für Rosa Zacharias wird der 22.11.1942, für Klara Zacharias der 10.01.1943 genannt. Elisabeth Löwy (geb. Zacharias) war vor Beginn des zweiten Weltkriegs nach Frankreich geflohen. Aufgrund der in verschiedenen Archiven zugänglichen Daten muss davon ausgegangen werden, dass sie am 04.11.1942 aus dem Sammellager im französischen Drancy nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurde. Ihre Nachfahren berichten, sie habe das Vernichtungslager nicht überlebt.