Peter Edel-Hirschweh

Location 
Sonnenallee 174
Historical name
Braunauer Str. 174
District
Neukölln
Stone was laid
23 March 2021
Born
12 July 1921 in Berlin
Occupation
Grafiker und Schriftsteller
Forced Labour
Rüstungsarbeiter (Siemens & Halske )
Verhaftet
1943 to 1944 in KZ Auschwitz
Verhaftet
01 January 1944 to 01 February 1945 in KZ Sachsenhausen
Verhaftet
01 February 1945 to 06 May 1945 in KZ Mauthausen
Survived

Der Berliner Grafiker und Schriftsteller Hans-Peter Edel-Hirschweh (12. Juli 1921 – 7. Mai 1983) war der Sohn von Anna Margarete (geb. Edel) und Erich Hirschweh.<br />
Seine Eltern und sein Großvater Edmund Edel, ein vielseitiger und bekannter Berliner Schriftsteller, Maler, Illustrator und Grafiker, erkannten und förderten früh seine Neigungen und sein künstlerisches Talent. Hervorzuheben sind die begonnene Ausbildung bei Prof. Otto Arpke und die private Förderung durch Käthe Kollwitz.<br />
Anna Margarete und Erich Hirschweh ließen sich 1940 formal scheiden, damit die „arische“ Mutter als Schneiderin für den Lebensunterhalt von Mann und Sohn sorgen konnte. Am 14. August 1942 wurde ihr geschiedener Ehemann Erich Hirschweh zunächst nach Theresienstadt, am 28. Oktober 1944 von dort in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort wurde er ermordet. An ihn erinnert ein Stolperstein in der Kurfürstenstraße 50.<br />
Hans-Peter Edel-Hirschweh musste wie seine Frau Lieselotte (geb. Reichmann) als „Halbjude“ ab 1941 Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie bei Siemens & Halske leisten. Er beteiligte sich am antifaschistischen Widerstand, woraufhin er am 13. Januar 1943 verhaftet wurde. Mit diesem Datum endete – wie aus einem autobiografischen Lebenslauf hervorgeht – die Zwangsarbeit. Zeitweilig wieder aus der Haft entlassen, wurde Hans-Peter Edel-Hirschweh am 2. Juli 1943 erneut verhaftet. Dem KZ Großbeeren, der ersten Station seines Leidensweges nach der erneuten Festnahme, folgten die Konzentrationslager Auschwitz, Sachsenhausen, Mauthausen, Redl-Zipf und Ebensee. Lebenslang trug er am linken Arm tätowiert die Auschwitz-Häftlingsnummer 164145. Seine Frau Lieselotte „Esther“ Hirschweh wurde in Auschwitz ermordet.<br />
Seine Ausbildung zum Gebrauchsgrafiker rettete Hans-Peter Edel-Hirschweh vor dem Tod in Auschwitz. In das KZ Sachsenhausen überstellt, komplettierte er im „Block 19“ das Fälschungskommando (Deckname „Operation Bernhard“) des SS-Sturmbannführers Bernhard Krüger. Im Februar 1945 erfolgte die Verlegung über die KZ Mauthausen und Redl-Zipf in das KZ Ebensee.<br />
Die US-Army befreite dieses Lager am 6. Mai 1945. Nach seiner Befreiung schrieb und publizierte Edel-Hirschweh unter dem Namen Peter Edel.<br />
Unmittelbar nach der Befreiung begann Peter Edel, sich künstlerisch mit dem Antisemitismus und dessen Fortleben nach Auschwitz zu beschäftigen. Erste Grafiken zeigte eine über 250.000 Besucher*innen zählende Ausstellung, die 1946 in Wien eröffnet wurde. Zeitgleich begann Edels literarische Arbeit, die mit dem Roman „Schwester der Nacht“ (Wien 1947) einen ersten Höhepunkt fand. Nach der Rückkehr aus seinem vorübergehenden Wohnort Bad Ischl im Herbst 1947 lebte und arbeitete Peter Edel in Berlin, der Stadt seiner Kindheit und Jugend. Dies tat er zunächst als Journalist bei der früheren „BZ am Abend“ (BZA) sowie als Autor der „Weltbühne“. Die von Carl von Ossietzky begründete und von Maud von Ossietzky und Hans Leonhard wieder herausgegebene Zeitschrift veröffentlichte im ersten Oktoberheft 1947 den Artikel „Block neunzehn“ von Peter Edel. Darin beschreibt er seine Tätigkeit im Fälschungskommando im KZ Sachsenhausen. Dieser Bericht war 1948 für den US-Ankläger Robert M. Kempner Anlass, Edel als Zeugen im Wilhelmstraßen-Prozess nach Nürnberg zu bitten. Hiernach entstand Edels „Nürnberger Tagebuch“ für die „Weltbühne“.<br />
<br />
Zeit seines Lebens kreisten Peter Edels Arbeiten um seine Erlebnisse im Konzentrationslager. Diese Erfahrungen und das Gefühl einer ausbleibenden grundlegenden Entnazifizierung prägten seinen politischen Weg. Edel siedelte 1949 zusammen mit seiner Mutter vom Britischen Sektor Berlins (Tiergarten) in den sowjetischen Teil (Lichtenberg) über. Mit dem Roman „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ (Berlin 1969) und der zweibändigen Autobiografie „Wenn es ans Leben geht“ (Berlin 1979) arbeitete Edel seine Erinnerungen literarisch auf. Anlass für die Arbeit am Buch „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ war der Prozess vor dem Obersten Gericht der DDR gegen den Staatssekretär im Bundeskanzleramt Dr. Hans Globke 1963, in dem Edel als Zeuge geladen und angehört worden war. Globke wurde als ehemaliger Ministerialrat im Reichsinnenministerium und Kommentator der Nürnberger Gesetze wegen der Beteiligung an der antisemitischen Gesetzgebung des NS-Regimes in Abwesenheit zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt. Die rassistischen Bezeichnungen „Halb-“, „Dreiviertel-“ oder „Vierteljuden“ sowie die Anordnung zu den Zwangsnamen gingen u. a. auf Globke zurück. Er schuf damit die juristischen Voraussetzungen für den Holocaust. <br />
Peter Edel starb am 7. Mai 1983 in Ostberlin, seine Urne wurde in der „Gedenkstätte der Sozialisten“ auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt. <br />
Heute gilt Peter Edel als Schriftsteller, der sich unabhängig von seiner sozialistischen Einstellung stets zu seiner jüdischen Herkunft bekannte und diese offensiv gegen jeden Antisemitismus verteidigte. Davon zeugt auch seine Arbeit in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. 1972 wurde der Roman „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ verfilmt. Im Zuge der Filmproduktion drehte erstmals ein deutsches Filmteam in Auschwitz. Der vierteilige Film ist in seiner Bedeutung mit der US-Serie „Holocaust“ (1978) zu vergleichen.<br />
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Der Berliner Grafiker und Schriftsteller Hans-Peter Edel-Hirschweh (12. Juli 1921 – 7. Mai 1983) war der Sohn von Anna Margarete (geb. Edel) und Erich Hirschweh.
Seine Eltern und sein Großvater Edmund Edel, ein vielseitiger und bekannter Berliner Schriftsteller, Maler, Illustrator und Grafiker, erkannten und förderten früh seine Neigungen und sein künstlerisches Talent. Hervorzuheben sind die begonnene Ausbildung bei Prof. Otto Arpke und die private Förderung durch Käthe Kollwitz.
Anna Margarete und Erich Hirschweh ließen sich 1940 formal scheiden, damit die „arische“ Mutter als Schneiderin für den Lebensunterhalt von Mann und Sohn sorgen konnte. Am 14. August 1942 wurde ihr geschiedener Ehemann Erich Hirschweh zunächst nach Theresienstadt, am 28. Oktober 1944 von dort in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort wurde er ermordet. An ihn erinnert ein Stolperstein in der Kurfürstenstraße 50.
Hans-Peter Edel-Hirschweh musste wie seine Frau Lieselotte (geb. Reichmann) als „Halbjude“ ab 1941 Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie bei Siemens & Halske leisten. Er beteiligte sich am antifaschistischen Widerstand, woraufhin er am 13. Januar 1943 verhaftet wurde. Mit diesem Datum endete – wie aus einem autobiografischen Lebenslauf hervorgeht – die Zwangsarbeit. Zeitweilig wieder aus der Haft entlassen, wurde Hans-Peter Edel-Hirschweh am 2. Juli 1943 erneut verhaftet. Dem KZ Großbeeren, der ersten Station seines Leidensweges nach der erneuten Festnahme, folgten die Konzentrationslager Auschwitz, Sachsenhausen, Mauthausen, Redl-Zipf und Ebensee. Lebenslang trug er am linken Arm tätowiert die Auschwitz-Häftlingsnummer 164145. Seine Frau Lieselotte „Esther“ Hirschweh wurde in Auschwitz ermordet.
Seine Ausbildung zum Gebrauchsgrafiker rettete Hans-Peter Edel-Hirschweh vor dem Tod in Auschwitz. In das KZ Sachsenhausen überstellt, komplettierte er im „Block 19“ das Fälschungskommando (Deckname „Operation Bernhard“) des SS-Sturmbannführers Bernhard Krüger. Im Februar 1945 erfolgte die Verlegung über die KZ Mauthausen und Redl-Zipf in das KZ Ebensee.
Die US-Army befreite dieses Lager am 6. Mai 1945. Nach seiner Befreiung schrieb und publizierte Edel-Hirschweh unter dem Namen Peter Edel.
Unmittelbar nach der Befreiung begann Peter Edel, sich künstlerisch mit dem Antisemitismus und dessen Fortleben nach Auschwitz zu beschäftigen. Erste Grafiken zeigte eine über 250.000 Besucher*innen zählende Ausstellung, die 1946 in Wien eröffnet wurde. Zeitgleich begann Edels literarische Arbeit, die mit dem Roman „Schwester der Nacht“ (Wien 1947) einen ersten Höhepunkt fand. Nach der Rückkehr aus seinem vorübergehenden Wohnort Bad Ischl im Herbst 1947 lebte und arbeitete Peter Edel in Berlin, der Stadt seiner Kindheit und Jugend. Dies tat er zunächst als Journalist bei der früheren „BZ am Abend“ (BZA) sowie als Autor der „Weltbühne“. Die von Carl von Ossietzky begründete und von Maud von Ossietzky und Hans Leonhard wieder herausgegebene Zeitschrift veröffentlichte im ersten Oktoberheft 1947 den Artikel „Block neunzehn“ von Peter Edel. Darin beschreibt er seine Tätigkeit im Fälschungskommando im KZ Sachsenhausen. Dieser Bericht war 1948 für den US-Ankläger Robert M. Kempner Anlass, Edel als Zeugen im Wilhelmstraßen-Prozess nach Nürnberg zu bitten. Hiernach entstand Edels „Nürnberger Tagebuch“ für die „Weltbühne“.

Zeit seines Lebens kreisten Peter Edels Arbeiten um seine Erlebnisse im Konzentrationslager. Diese Erfahrungen und das Gefühl einer ausbleibenden grundlegenden Entnazifizierung prägten seinen politischen Weg. Edel siedelte 1949 zusammen mit seiner Mutter vom Britischen Sektor Berlins (Tiergarten) in den sowjetischen Teil (Lichtenberg) über. Mit dem Roman „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ (Berlin 1969) und der zweibändigen Autobiografie „Wenn es ans Leben geht“ (Berlin 1979) arbeitete Edel seine Erinnerungen literarisch auf. Anlass für die Arbeit am Buch „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ war der Prozess vor dem Obersten Gericht der DDR gegen den Staatssekretär im Bundeskanzleramt Dr. Hans Globke 1963, in dem Edel als Zeuge geladen und angehört worden war. Globke wurde als ehemaliger Ministerialrat im Reichsinnenministerium und Kommentator der Nürnberger Gesetze wegen der Beteiligung an der antisemitischen Gesetzgebung des NS-Regimes in Abwesenheit zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt. Die rassistischen Bezeichnungen „Halb-“, „Dreiviertel-“ oder „Vierteljuden“ sowie die Anordnung zu den Zwangsnamen gingen u. a. auf Globke zurück. Er schuf damit die juristischen Voraussetzungen für den Holocaust.
Peter Edel starb am 7. Mai 1983 in Ostberlin, seine Urne wurde in der „Gedenkstätte der Sozialisten“ auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.
Heute gilt Peter Edel als Schriftsteller, der sich unabhängig von seiner sozialistischen Einstellung stets zu seiner jüdischen Herkunft bekannte und diese offensiv gegen jeden Antisemitismus verteidigte. Davon zeugt auch seine Arbeit in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. 1972 wurde der Roman „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ verfilmt. Im Zuge der Filmproduktion drehte erstmals ein deutsches Filmteam in Auschwitz. Der vierteilige Film ist in seiner Bedeutung mit der US-Serie „Holocaust“ (1978) zu vergleichen.