Selma Kirschner

Location 
Egidystr. 51
District
Waidmannslust
Stone was laid
20 November 2021
Born
03 April 1923 in Berlin
Occupation
Hausgehilfin
Deportation
in September 1941 to Ravensbrück
Later deported
1942 to Auschwitz
Murdered
01 November 1942 in Auschwitz

Selma Kirschner wurde am 3. April 1923 in Berlin geboren. Sie war die Tochter von Wolf Kirschner und Rosa Kirschner, geb. Kolber. Selmas Vater war Schneider, beide Eltern waren jüdisch und stammten aus Polen. Es ist nicht bekannt, wann sie nach Berlin kamen und wo sich beide kennengelernt haben. Auch die Geburtsdaten und -orte von Selmas Eltern sind unbekannt. In der Geburtsanzeige von Selma Kirschner sind für ihre Eltern noch zwei verschiedene Berliner Adressen angegeben: Rosa Kirschner wohnte in der Grenadierstraße 12 (heute Almstadtstraße), Wolf Kirschner in der Hirtenstraße 18. Beide Adressen befinden sich im als Scheunenviertel bekannten Teil von Berlin-Mitte. Später war die Wohnadresse der Familie Weinbergsweg 2, ebenfalls in Berlin-Mitte. Wolf Kirschner starb bereits 1923, im Jahr von Selmas Geburt. Sein Todestag ist unbekannt, wir wissen also nicht, ob er die Geburt seiner Tochter noch erlebt hat. Auch Selmas Mutter ist später gestorben, ihr Todesdatum ist unbekannt. Selma kam als Kind zu Pflegeeltern.<br />
<br />
Der Name von Selmas Pflegevater war Julius Eichler, die Pflegefamilie wohnte am Kanalweg 90 in der Kolonie „Frühauf“. Der 1926 gegründete Kleingartenverein liegt im Stadtteil Borsigwalde im Berliner Bezirk Reinickendorf. Über Selmas Kindheit und Schulzeit gibt es leider keine weiteren Informationen. Bereits als Jugendliche begann sie zu arbeiten. Aus einem Schreiben an das Entschädigungsamt von 1954 geht hervor, dass Selma im Januar 1939 in einem Restaurant in der Tegeler Schlossstraße gearbeitet hat.<br />
Im Jahr darauf, am 1. Mai 1940, kurz nach ihrem 17. Geburtstag, fing sie beim Wittenauer Bäckermeister Karl Sauer als Hausgehilfin an. Schon vor ihrer Zeit bei Bäcker Sauer, gegen Ende 1939 oder Anfang 1940, wurde Selma schwanger. Wo und wann sie den Vater ihres Kindes kennengelernt hat, ist nicht bekannt. Der damals 20-jährige Herbert Retzlaff (*11.07.1919) war gelernter Glaser und wohnte noch bei seinen Eltern. 1940 war er als Soldat der Wehrmacht in Norwegen. Herberts Familie war nicht jüdisch.<br />
<br />
Am 18. September 1940 kam Rosemarie, die Tochter von Selma und Herbert, zur Welt. Sie wurde im Jüdischen Krankenhaus im Berliner Bezirk Wedding geboren. In der Geburtsurkunde wird als Selmas Religionszugehörigkeit „mosaisch“ angegeben, ihre Wohnadresse ist mit Grünlandweg 7 in Berlin-Wittenau angegeben, sie wohnte also bis zur Geburt bei Bäckermeister Sauer oder war zumindest dort gemeldet. Auch in Rosemaries Geburtsurkunde wird Selmas Beruf mit „Hausgehilfin“ angegeben.<br />
<br />
Über Selma Kirschners Lebensumstände vor der Geburt des Kindes ist nichts bekannt. Hatte sie Freunde, denen sie vertraute? Wie kam sie über die Runden? Wer half ihr? Wir wissen es nicht. Selma Kirschner ist 1940 minderjährig, ledig, schwanger – und noch dazu Jüdin. Auf der Grundlage der 1935 in Kraft getretenen Nürnberger Gesetze hatten Jüdinnen und Juden in Deutschland nach und nach alle bürgerlichen Grundrechte eingebüßt; ein Prozess der bereits 1938 nahezu abgeschlossen war. So fiel die Verbindung von Selma und Herbert unter das sogenannte Blutschutzgesetz und galt nach den nationalsozialistischen Normen als „Blutschande“. Eine Heirat, auf die Herberts Eltern eigentlich drängten, hätte für ihn vermutlich mindestens eine Gefängnisstrafe nach sich gezogen. Allerdings hat er die Vaterschaft für seine Tochter anerkannt, wodurch ihm als Wehrmachtsoldat einige Probleme und Bestrafungen entstanden, wie seine Tochter berichtet.<br />
<br />
Die prekäre Situation von Selma als unverheirateter, siebzehnjährige Mutter und Jüdin blieb indes nicht unentdeckt. Durch Vermittlung des sogenannten Büro Grüber konnte Selma mit der kleinen Rosemarie wenige Tage nach der Geburt umziehen: Am 1. Oktober 1940 wurden die junge Mutter und das 14 Tage alte Baby in den Hoffnungstaler Anstalten Lobetal aufgenommen. Sie wohnten fortan im Mädchenheim „Gottesschutz“ in Erkner, einer Ortschaft südöstlich von Berlin. Wie und wo es zum Kontakt mit dem Büro Grüber kam, ist nicht bekannt. Dieses „Büro“, 1938 gegründet von Heinrich Grüber, einem Berliner Pastor, war eine Organisation der Bekennenden Kirche. Das Büro setzte sich mit der sogenannten „Nichtarierhilfe“ hauptsächlich für den Schutz und die Emigration von rassistisch verfolgten evangelisch getauften Jüdinnen und Juden ein. Vermutlich in diesem Zusammenhang ist zu sehen, dass Selma Kirschner sich am 12. November 1940 in Erkner evangelisch taufen ließ.<br />
<br />
Zwischen Januar 1939 und Dezember 1940 ist die Vermittlung durch das Büro Grüber von 23 Menschen an die Hoffnungstaler Anstalten belegt. Unter diesen befanden sich auch Selma Kirschner und ihre Tochter Rosemarie, für die das Büro Grüber weiterhin das Pflegegeld zahlte.<br />
In den Hoffnungstaler Anstalten blieben Selma und die kleine Rosemarie rund dreieinhalb Monate, vom 1. Oktober 1940 bis zum 18. Januar 1941. Für ein paar Wochen zwischen Ende November 1940 und Mitte Januar 1941 arbeitete Selma auf Vermittlung der Anstalten als Gehilfin im Lebensmittelgeschäft Jahnke in Erkner.<br />
<br />
Am 18. Januar 1941 verließen Mutter und Tochter die Anstalten und zogen zu den Eltern von Herbert Retzlaff, die in Berlin lebten. Herbert, Rosemaries Vater, war zu dieser Zeit als Soldat der Wehrmacht in Norwegen. Seine Eltern Walter und Gertrud Retzlaff wohnten in der Siedlung Freie Scholle, einer Baugenossenschaft, die dem Berliner Stadtteil Tegel II zugeordnet war, in der Egidystraße 51. Diese Adresse sollte Selmas letzter frei gewählter Wohnort vor ihrem Tod werden.<br />
<br />
Die Tatsache, dass Selma und ihre Tochter hier aufgenommen wurden, zeugt vom Mut der Retzlaffs. Walter Retzlaff, chronisch kranker Invalide des Ersten Weltkriegs, engagierte sich in der Freien Scholle als Luftschutzwart. Er versuchte sich schützend vor Selma und seine Enkeltochter Rosemarie zu stellen.<br />
<br />
Nach einiger Zeit wollte Selma etwas Geld dazuverdienen. Sie nahm – entgegen den Warnungen von Walter Retzlaff – eine Stelle in der Kantine von Rheinmetall Borsig in Tegel an. Dort musste sie unter anderem auch die Geburtsbescheinigung ihrer Tochter vorlegen, auf der immer noch als Religionszugehörigkeit „mosaisch“ stand. Es ist nicht bekannt, wann genau Selma Kirschner ihre Stelle bei Rheinmetall Borsig im Jahr 1941 angetreten hat. Eines Tages, vermutlich im September 1941, kam sie von der Arbeit nicht nach Hause.<br />
Wie sich später herausstellte, war sie von der Gestapo auf ihrer Arbeitsstelle abgeholt und ins Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt worden. Von dort erhielt die Familie als letztes Lebenszeichen im Januar 1942 einen Postkartenvordruck des KZ, unterzeichnet von „Selma Sara Kirschner, Nr. 9049/7857“.<br />
<br />
Irgendwann nach dem Versenden dieser Postkarte wurde Selma von Ravensbrück ins Konzentrationslager Auschwitz verlegt. Es ließ sich bei der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück nicht ermitteln, wann und mit welchem Transport Selma nach Auschwitz gebracht wurde. Dort starb sie am 1. November 1942 im Alter von 19 Jahren, wie aus einem Dokumenten-Auszug des Internationalen Suchdiensts vom Roten Kreuz vom 10. Juni 1997 hervorgeht. Laut Angaben des KZ war die Todesursache ein Herz-Kreislauf-Versagen; üblicherweise steht dieser Aktenvermerk für die Ermordung in der Gaskammer.<br />
<br />
Selma Kirschners Tochter überlebte die NS-Zeit und wuchs im Haus ihrer Großeltern und ihres Vaters auf. Dass ihre Mutter in Auschwitz ermordet worden war, erfuhr sie erst Jahrzehnte nach Kriegsende durch eigene Recherchen, unter anderem beim Archiv des Internationalen Roten Kreuzes in Bad Arolsen (Arolsen Archives). Bis dahin war die Familie davon ausgegangen, dass Selma im KZ Ravensbrück gestorben war.<br />
<br />
Kurze Zeit nach Kriegsende und ungefähr bis Anfang der 1950er-Jahre, erinnerte ein Mahnmal in Alt-Tegel an die während der Nazi-Diktatur ermordeten Tegeler Mitbürgerinnen und Mitbürger. Auf ihm waren die Namen der Ermordeten verzeichnet, unter ihnen auch Selma Kirschner, und das Jahr ihrer Ermordung. Dieses Mahnmal musste um 1952 dem Neubau des Hertie-Kaufhauses an der Ecke Gorkistraße/Berliner Straße (früher: Schlossplatz) weichen und wurde an keinem anderen Ort wiedererrichtet.

Selma Kirschner wurde am 3. April 1923 in Berlin geboren. Sie war die Tochter von Wolf Kirschner und Rosa Kirschner, geb. Kolber. Selmas Vater war Schneider, beide Eltern waren jüdisch und stammten aus Polen. Es ist nicht bekannt, wann sie nach Berlin kamen und wo sich beide kennengelernt haben. Auch die Geburtsdaten und -orte von Selmas Eltern sind unbekannt. In der Geburtsanzeige von Selma Kirschner sind für ihre Eltern noch zwei verschiedene Berliner Adressen angegeben: Rosa Kirschner wohnte in der Grenadierstraße 12 (heute Almstadtstraße), Wolf Kirschner in der Hirtenstraße 18. Beide Adressen befinden sich im als Scheunenviertel bekannten Teil von Berlin-Mitte. Später war die Wohnadresse der Familie Weinbergsweg 2, ebenfalls in Berlin-Mitte. Wolf Kirschner starb bereits 1923, im Jahr von Selmas Geburt. Sein Todestag ist unbekannt, wir wissen also nicht, ob er die Geburt seiner Tochter noch erlebt hat. Auch Selmas Mutter ist später gestorben, ihr Todesdatum ist unbekannt. Selma kam als Kind zu Pflegeeltern.

Der Name von Selmas Pflegevater war Julius Eichler, die Pflegefamilie wohnte am Kanalweg 90 in der Kolonie „Frühauf“. Der 1926 gegründete Kleingartenverein liegt im Stadtteil Borsigwalde im Berliner Bezirk Reinickendorf. Über Selmas Kindheit und Schulzeit gibt es leider keine weiteren Informationen. Bereits als Jugendliche begann sie zu arbeiten. Aus einem Schreiben an das Entschädigungsamt von 1954 geht hervor, dass Selma im Januar 1939 in einem Restaurant in der Tegeler Schlossstraße gearbeitet hat.
Im Jahr darauf, am 1. Mai 1940, kurz nach ihrem 17. Geburtstag, fing sie beim Wittenauer Bäckermeister Karl Sauer als Hausgehilfin an. Schon vor ihrer Zeit bei Bäcker Sauer, gegen Ende 1939 oder Anfang 1940, wurde Selma schwanger. Wo und wann sie den Vater ihres Kindes kennengelernt hat, ist nicht bekannt. Der damals 20-jährige Herbert Retzlaff (*11.07.1919) war gelernter Glaser und wohnte noch bei seinen Eltern. 1940 war er als Soldat der Wehrmacht in Norwegen. Herberts Familie war nicht jüdisch.

Am 18. September 1940 kam Rosemarie, die Tochter von Selma und Herbert, zur Welt. Sie wurde im Jüdischen Krankenhaus im Berliner Bezirk Wedding geboren. In der Geburtsurkunde wird als Selmas Religionszugehörigkeit „mosaisch“ angegeben, ihre Wohnadresse ist mit Grünlandweg 7 in Berlin-Wittenau angegeben, sie wohnte also bis zur Geburt bei Bäckermeister Sauer oder war zumindest dort gemeldet. Auch in Rosemaries Geburtsurkunde wird Selmas Beruf mit „Hausgehilfin“ angegeben.

Über Selma Kirschners Lebensumstände vor der Geburt des Kindes ist nichts bekannt. Hatte sie Freunde, denen sie vertraute? Wie kam sie über die Runden? Wer half ihr? Wir wissen es nicht. Selma Kirschner ist 1940 minderjährig, ledig, schwanger – und noch dazu Jüdin. Auf der Grundlage der 1935 in Kraft getretenen Nürnberger Gesetze hatten Jüdinnen und Juden in Deutschland nach und nach alle bürgerlichen Grundrechte eingebüßt; ein Prozess der bereits 1938 nahezu abgeschlossen war. So fiel die Verbindung von Selma und Herbert unter das sogenannte Blutschutzgesetz und galt nach den nationalsozialistischen Normen als „Blutschande“. Eine Heirat, auf die Herberts Eltern eigentlich drängten, hätte für ihn vermutlich mindestens eine Gefängnisstrafe nach sich gezogen. Allerdings hat er die Vaterschaft für seine Tochter anerkannt, wodurch ihm als Wehrmachtsoldat einige Probleme und Bestrafungen entstanden, wie seine Tochter berichtet.

Die prekäre Situation von Selma als unverheirateter, siebzehnjährige Mutter und Jüdin blieb indes nicht unentdeckt. Durch Vermittlung des sogenannten Büro Grüber konnte Selma mit der kleinen Rosemarie wenige Tage nach der Geburt umziehen: Am 1. Oktober 1940 wurden die junge Mutter und das 14 Tage alte Baby in den Hoffnungstaler Anstalten Lobetal aufgenommen. Sie wohnten fortan im Mädchenheim „Gottesschutz“ in Erkner, einer Ortschaft südöstlich von Berlin. Wie und wo es zum Kontakt mit dem Büro Grüber kam, ist nicht bekannt. Dieses „Büro“, 1938 gegründet von Heinrich Grüber, einem Berliner Pastor, war eine Organisation der Bekennenden Kirche. Das Büro setzte sich mit der sogenannten „Nichtarierhilfe“ hauptsächlich für den Schutz und die Emigration von rassistisch verfolgten evangelisch getauften Jüdinnen und Juden ein. Vermutlich in diesem Zusammenhang ist zu sehen, dass Selma Kirschner sich am 12. November 1940 in Erkner evangelisch taufen ließ.

Zwischen Januar 1939 und Dezember 1940 ist die Vermittlung durch das Büro Grüber von 23 Menschen an die Hoffnungstaler Anstalten belegt. Unter diesen befanden sich auch Selma Kirschner und ihre Tochter Rosemarie, für die das Büro Grüber weiterhin das Pflegegeld zahlte.
In den Hoffnungstaler Anstalten blieben Selma und die kleine Rosemarie rund dreieinhalb Monate, vom 1. Oktober 1940 bis zum 18. Januar 1941. Für ein paar Wochen zwischen Ende November 1940 und Mitte Januar 1941 arbeitete Selma auf Vermittlung der Anstalten als Gehilfin im Lebensmittelgeschäft Jahnke in Erkner.

Am 18. Januar 1941 verließen Mutter und Tochter die Anstalten und zogen zu den Eltern von Herbert Retzlaff, die in Berlin lebten. Herbert, Rosemaries Vater, war zu dieser Zeit als Soldat der Wehrmacht in Norwegen. Seine Eltern Walter und Gertrud Retzlaff wohnten in der Siedlung Freie Scholle, einer Baugenossenschaft, die dem Berliner Stadtteil Tegel II zugeordnet war, in der Egidystraße 51. Diese Adresse sollte Selmas letzter frei gewählter Wohnort vor ihrem Tod werden.

Die Tatsache, dass Selma und ihre Tochter hier aufgenommen wurden, zeugt vom Mut der Retzlaffs. Walter Retzlaff, chronisch kranker Invalide des Ersten Weltkriegs, engagierte sich in der Freien Scholle als Luftschutzwart. Er versuchte sich schützend vor Selma und seine Enkeltochter Rosemarie zu stellen.

Nach einiger Zeit wollte Selma etwas Geld dazuverdienen. Sie nahm – entgegen den Warnungen von Walter Retzlaff – eine Stelle in der Kantine von Rheinmetall Borsig in Tegel an. Dort musste sie unter anderem auch die Geburtsbescheinigung ihrer Tochter vorlegen, auf der immer noch als Religionszugehörigkeit „mosaisch“ stand. Es ist nicht bekannt, wann genau Selma Kirschner ihre Stelle bei Rheinmetall Borsig im Jahr 1941 angetreten hat. Eines Tages, vermutlich im September 1941, kam sie von der Arbeit nicht nach Hause.
Wie sich später herausstellte, war sie von der Gestapo auf ihrer Arbeitsstelle abgeholt und ins Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt worden. Von dort erhielt die Familie als letztes Lebenszeichen im Januar 1942 einen Postkartenvordruck des KZ, unterzeichnet von „Selma Sara Kirschner, Nr. 9049/7857“.

Irgendwann nach dem Versenden dieser Postkarte wurde Selma von Ravensbrück ins Konzentrationslager Auschwitz verlegt. Es ließ sich bei der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück nicht ermitteln, wann und mit welchem Transport Selma nach Auschwitz gebracht wurde. Dort starb sie am 1. November 1942 im Alter von 19 Jahren, wie aus einem Dokumenten-Auszug des Internationalen Suchdiensts vom Roten Kreuz vom 10. Juni 1997 hervorgeht. Laut Angaben des KZ war die Todesursache ein Herz-Kreislauf-Versagen; üblicherweise steht dieser Aktenvermerk für die Ermordung in der Gaskammer.

Selma Kirschners Tochter überlebte die NS-Zeit und wuchs im Haus ihrer Großeltern und ihres Vaters auf. Dass ihre Mutter in Auschwitz ermordet worden war, erfuhr sie erst Jahrzehnte nach Kriegsende durch eigene Recherchen, unter anderem beim Archiv des Internationalen Roten Kreuzes in Bad Arolsen (Arolsen Archives). Bis dahin war die Familie davon ausgegangen, dass Selma im KZ Ravensbrück gestorben war.

Kurze Zeit nach Kriegsende und ungefähr bis Anfang der 1950er-Jahre, erinnerte ein Mahnmal in Alt-Tegel an die während der Nazi-Diktatur ermordeten Tegeler Mitbürgerinnen und Mitbürger. Auf ihm waren die Namen der Ermordeten verzeichnet, unter ihnen auch Selma Kirschner, und das Jahr ihrer Ermordung. Dieses Mahnmal musste um 1952 dem Neubau des Hertie-Kaufhauses an der Ecke Gorkistraße/Berliner Straße (früher: Schlossplatz) weichen und wurde an keinem anderen Ort wiedererrichtet.